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12. Februar 1910.

Fig. 60 bis 62.

Neue Malzbehälter für die Löwenbrauerei in München, ausgeführt von der Tiefbau- und Eisenbetongesellschaft in München-Stuttgart.

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schnecken, die unter den Spitzen der sechs Mischbehälter von 3360 hl Inhalt angebracht sind, und ein Becherwerk schaffen das Malz nach der im obersten Stockwerk aufgestellten Poliermaschine, deren Staub zu einem Druckschlauchfilter geleitet wird. Das polierte Malz fällt in einen Rumpf über der in dem nächst unteren Stockwerk aufgestellten Schrotmühle. Das Malzschrot sammelt sich in einem auf der Decke des Sudhauses stehenden Gefäß mit Wage. Von hier aus erfolgt das Einmaischen in die Pfanne.

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Die Regelung der Wärme der Gärkeller ist eines der größten Geheimnisse des Brauereibetriebes. Bekanntlich sind alle Versuche, ein dem oberbayerischen Bier völlig gleiches Erzeugnis mit der in Oberbayern verwendeten Gerste, mit oberbayerischem Wasser und oberbayerischen Braumeistern anderwärts zu erzielen, fehlgeschlagen. Es wird

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Auslese auf den Böden gelagert wird. Eingeweicht wird die Gerste in vier Gefäßen aus Eisenbeton und in einer darüber liegenden Vorweiche aus Eisen. Jede Weiche faßt 110 hl Gerste. In den Förderschnecken wird die Gerste auf dem Wege von der Vorweiche zu den Weichen gewaschen. Die geweichte Gerste wird mittels Handwagen auf die beiden übereinander angeordneten Tennen von zusammen 1350 qm Bodenfläche geschafft und dort verteilt. Säulen und Decken sind hier aus Eisenbeton hergestellt, der Bodenbelag besteht aus Solnhofer Platten mit einer untergelegten 40 cm starken Lehmschicht. Die Decken der Tennen sind so ausgeführt, daß die Balken möglichst wenig vorstehen, um die Lüftung der Decken zu befördern und die Bildung von Feuchtigkeit und Schimmel zu verhindern.

Das Grünmalz wird mittels eines Doppelaufzuges in Handwagen auf die beiden Darren befördert. Der Schacht des Aufzuges ist über das Dach hinaus geführt, damit die verbrauchte Luft durch den Auftrieb abzieht. Die frische Luft wird durch Klappfenster und Kanäle in den Ecken zugeführt. Das Darrmalz wird durch ein Becherwerk gehoben, entkeimt und geputzt und dann in einem von früher her vorhandenen Holzbehälter aufgespeichert. Zum Gebrauch wird es in die über dem Sudhaus liegenden neuen, aus Eisenbeton hergestellen Malzbehälter, Fig. 59, verteilt. Förder

a Malzbehälter

b Malzaufzug

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c Malzpoliermaschinc

d Schrotmühle

e Maischbottich

f Braupfanne

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behauptet, daß das Klima hier von ausschlaggebendem Einfluß ist, indem die kühlen Nächte den Gärungsvorgang verlangsamen oder sonstwie günstig beeinflussen. Hiermit stimmt gut überein, daß sich die kleinen ländlichen Brauereien in Oberbayern durchweg durch ein ganz vorzügliches und schr gleichmäßig gutes Erzeugnis auszeichnen, während sich nicht gerade selten in München blitzschnell die Schreckenskunde verbreitet: Da und da ist das Bier schlecht und, nach bayerischen Begriffen, nicht zu genießen«. Der geschlagene Wirt sieht sich plötzlich verlassen in den gastlichen Hallen, bis der Bann gebrochen ist. Zweifellos hat man es bei künstlicher Kühlung der Gärkeller, wie sie in den großen Brauereien schon allgemein üblich ist, in der Hand, den Einfluß des Klimas nachzuahmen und vielleicht zu steigern, vor allem ganz gleich nachzubilden wenn man das Geheimnis der Mutter Natur kennt. Wer aber immer das Geheimnis kennt, weiß, daß es sich damit verhält wie mit der Büchse der Pandora, und daß unverbrüchliches Schweigen hier am Platze

deutscher Ingenieure.

Sudwerk für 60 Zentner Malzschüttung, das aus einem Bottich von 4,1 m Dmr. und 1,5 m Höhe zum Maischen und Läutern und aus einer kupfernen Pfanne von 220 hl Inhalt mit doppeltem Boden besteht. Die Heizfläche ist so bemessen, daß mit Abdampf von 1 at Ueberdruck gearbeitet werden kann. Unter den Sudhausgefäßen, vollständig vom Arbeitsraum getrennt, liegen die Antriebe für die Pfanne und den Bottich. Ebenfalls sind dort die Pumpen und der Hopfenseiher aufgestellt. Ein Vorwärmer von 190 hl Inhalt in dem zwischen dem Sudhaus und dem Maschinenhause liegenden Treppenhause dient zur Bereitung des in der Brauerei erforderlichen heißen Wassers.

Von der Braupfanne aus wird die kochende Würze in das vierte Stockwerk auf die beiden dort befindlichen Kühlschiffe mit zusammen 150 qm Kühlfläche gefördert. Das über diesen angeordnete hohe Spitzgewölbe aus Eisenbeton befördert den Dunstabzug durch den mit Jalousien versehenen Dachreiter.

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Fig. 65.

Schnitt durch die Torfbehälter.

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ist.

a Malzbehälter

b Räume für Malzpolier

maschine und Schrotmühle

c Malzraum

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d Braupfanne

e Maischbottich

f Speisewasservorwärmer

g Schürraum für die Braupfanne

Glücklicherweise scheint die Akademie Weihenstephan, von der aus sich bayerische Brauerkunst in der ganzen Welt verbreitet, im Besitze des Geheimnisses dieser Kunstgriffe zu sein. Das Bier, das hier gebraut wird, steht in dem Rufe besonderer Gleichmäßigkeit der Güte und stets tadelloser Bekömmlichkeit.

In Fig. 60 bis 62 sind zum Vergleich die in Entwurf ebenfalls ausgestellten, im Bau begriffenen Malzbehälter der Löwenbrauerei in München wiedergegeben, welche von der Tiefbau- und Eisenbetongesellschaft in MünchenStuttgart ausgeführt werden.

Die Brauerei Bischofshof, Tafel 3, hat ein einfaches

h Aschenraum

¿ Torfbehälter

k Aschenkanal Saugluftbehälier

Die vierundfünfzig Gärbottiche sind in gerader Linie aufgestellt, wodurch die Anordnung der Laufstege zur Beaufsichtigung und inneren Reinigung der Gärbottiche erleichtert ist.

Der Gärkeller wird durch Luftumtrieb mittels eines elektrisch betätigten Ventilators und eines mit kaltem Salzwasser gefüllten Luftkühlers gelüftet und kühl gehalten; die Luft wird dabei von dem Ventilator durch die hohlen Eisenbetonsäulen hindurch an der Decke abgesaugt und in einen Raum gedrückt, in dem der Luftkühler aufgestellt ist. Die gekühlte und entfeuchtete Luft wird dann von hier aus durch Kanäle unter dem Boden des Gärkellers wieder in diesen eingeführt. Der Luftkühler besteht aus Rippenrohren von 75 mm Dmr., in denen die Kühlflüssigkeit umläuft. Zur Ableitung der stark kohlensäurehaltigen Luft des Gärkellers nach außen und zur Zuleitung gekühlter frischer Außenluft sind Umschaltklappen vorgesehen.

Neben dem Gärkeller befindet sich der durch Salzwasserrohre gekühlte Hefenraum. Das »fässige« Bier wird aus den Gärbottichen nach den unter dem Gärkeller befindlichen Lagerkellern geleitet, die durch eine unter der Decke ange

ordnete, mit kaltem Salzwasser gefüllte Rohrleitung kühl gehalten werden. Die Lagerung der Fässer im »Schuß« statt in Längsreihen ist durch die Gewölbeform der früher, wie erwähnt, als Malztennen verwendeten Lagerkeller bedingt. Mittels eines Druckreglers wird das Bier schließlich in einen im Erdgeschoß liegenden gekühlten Raum gedrückt, in dem das Filter und die Abfüllanlage für Versandfässer mit einer Leistung von 60 hl/st aufgestellt sind. An diesen Raum stößt einerseits die Flaschenfüllerei, anderseits die Schwenkhalle zur Reinigung der Versandfässer mit einer Faßwaschmaschine der Unionwerke in Mannheim und den Einrichtungen zum Einweichen und Reinigen der Flaschen, der Filtermasse und der Filtertücher. An der Außenseite sind diese drei Räume durch eine mit einem Eisenbetondach überdeckte Laderampe verbunden, so daß die ankommenden Fuhrwerke an der gleichen Rampe die leeren Flaschen und Fässer für die Schwenkhalle abgeben und die gefüllten Flaschen und Fässer bei der Abfüllhalle in Empfang nehmen, sowie in nächster

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keller die Fremdenstallung (für fremde Pferde) eingerichtet. Die Dächer sind sämtlich mit Kolbschen Dachplatten doppelt gedeckt.

Die Dampf- und Kühlmaschinenanlage ist von der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, die elektrische Einrichtung von den Siemens-Schuckert-Werken geliefert. Die Bauausführung leiteten, für Haupt- und Nebengebäude und für das Kesselhaus getrennt, die Baumeister K. Frank, H. Hauberisser und H. Hifinger in Regensburg unter der Oberleitung von Prof. Th. Ganzenmüller (Weihenstephan).

Ebenfalls von der kgl. bayerischen Akademie Weihenstephan ausgestellt waren die von der Bauunternehmung Gebr. Rank in München gelieferten Pläne des an Stelle der durch eine Feuersbrunst zerstörten Bayer. Löwenbrauerei A.-G. vorm. F. Stockbauer in Passau errichteten Neubaues, Fig. 63, und des neuen Sudhauses nebst darüber liegendem Malzbehälter der kleinen, aber gut eingerichteten Ferstlbrauerei in Erding, Fig. 64.

Fig. 67.

Querschnitt durch das Sudhaus und die Malzbehälter.

Nähe Eis erhalten können. Durch einen elektrisch betriebenen Aufzug im Eckturm können die Lagerfässer und die Gärbottiche in die Schwenkhalle zur Reinigung, in den Abfüllraum oder in die Faßhalle befördert werden.

Die Faßhalle mit 800 qm Grundfläche bedeckt die Schwenkhalle, den Abfüllraum, den Heferaum und einen Teil des Gärkellers. Ueber dem andern Teil des Gärkellers befindet sich ein Raum zur Aufbewahrung des Hopfens, der, ähnlich wie der Gärkeller, durch Luftumlauf gekühlt wird. Wände und Decken sind durch Korkplatten in Asphalt isoliert. Die große Höhe des Gebäudes ist durch die Lage der Kühlschiffe bedingt.

Die Schlaf-, Wasch- und Baderäume für ledige Gehülfen und die Wohnungen für verheiratete Obergehülfen haben Niederdruckdampfheizung, Wasserleitung und eigene Treppe und sind im Hauptgebäude untergebracht, während in dem im Abstand von 16 m vom Hauptgebäude aufgeführten Nebengebäude Wohnungs- und Arbeitsräume für den Braumeister, cine Pförtnerwohnung und das Betriebslaboratorium enthalten sind. Außerdem sind eine Wagenhalle und Stallungen für die eigenen Pferde mit Heulager und Knechtezimmer vorgesehen und im Erdgeschoß über dem neugebauten Lager

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Das erstere Bauwerk ist vollständig feuersicher in Eisenbeton ausgeführt. Sämtliche Maschinen beider Brauereien werden elektrisch angetrieben. Die jährliche Leistung der Passauer Löwenbrauerei beträgt 80000 bis 100 000 hl, der Fassungsraum der über dem Sudhaus liegenden Malzbehälter 3000 hl, das Sudwerk ist für eine Leistung von 60 hl Malzschüttung auf einen Sud eingerichtet. Zum Schutze des Malzes ge

gen Feuchtigkeit sind rund um die Behälter gelüftete Zwischenräume gegen die Außenwände des Gebäudes und gegen die Decke des Sudhauses angeordnet. Das Malz wird vollständig mechanisch

mit Hülfe von Becherwerken und und endlosen Bändern in die einzelnen Behälter und von dort zu den nebenan aufgestellten Schrotmühlen befördert. Bei der Ferstlbraue

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rei in Erding, Fig. 65 bis 70, beträgt die jährliche Erzeugung 15 bis 20000 hl Bier, entsprechend einer Malzschüttung von 15 hl für jeden Sud. Die Malzbehälter fassen in ihren vier Abteilungen zusammen 3000 bl. Für Torf, mit dem hier auch die Braupfanne geheizt wird, ist ein Behälter von etwa 300 cbm Fassungsraum mit Auslauf unmittelbar neben der Feuerung angeordnet. Die Bodenverhältnisse ließen sich hier für eine bequeme Zufuhr der Roh- und Brennstoffe gut ausnutzen. Die Torfbehälter werden von der hochgelegenen Zufuhrstraße aus gefüllt. Die Asche wird in Wagen entleert, die unter den Feuerungsraum gefahren werden.

Die Abgase der Braupfannenfeuerung werden zum Vorwärmen des Betriebswassers benutzt in der Art, daß damit geschlossene durch die Warmwasserbehälter hindurchgeleitete Rohrschlangen erwärmt werden, in denen stets dasselbe Wasser umläuft, so daß die Bildung von Kesselstein in den engen Rohren vermieden wird.

Das Malz wird in Erding mittels Saugluft befördert. Die Anlage mit einer Leistung von 60 Ztr./st ist von der Maschinenfabrik vorm. F. A. Hartmann & Co. in Offenbach geliefert. Malz- und Torfbehälter sowie sämtliche Decken und Säulen des Neubaues sind in Eisenbeton hergestellt.

Fig. 68 bis 70.

deutscher Ingenieure.

Neubau der Brauerei von M. Ferst in Erding (Oberbayern), entworfen und ausgeführt von Gebr. Rank, München.

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C. Guillery: Von der Brauereiausstellung in München 1909. Anlagen der neuen Brauerei Bischofshof bei Regensburg,
entworfen und ausgeführt von Jng. Th. Ganzenmüller, Professor a. d. Kgl. bayer. Akademie Weihenstephan bei Freising (O.-B.)

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D

B

a-Luftkühler für Gärkeller

b = Luftkühler für Hopfenraum

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Photolithographie der techn. - art. Anstalt von Alfred Müller in Leipzig.

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