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auf den Kohlenverbrauch annähernd gleich wirtschaftlich. Anhand von Zeichnungen werde ich im Folgenden eine Uebersicht über verschiedene Pumpwerke geben, die von der Hannoverschen Maschinenbau-A.-G. während der letzten Jahre ausgeführt worden sind.

Das Wasserwerk der Stadt Lobberich stellt eine Ausführungsform dar, wie sie für kleinere Fördermengen häufig zur Anwendung kommt. Die Pumpen sind als Differential-Tauchkolbenpumpen gebaut, weil diese bei gedrängter Anordnung und guten Wasserwegen nur 2 Ventile nötig

haben, also einfach sind.

Die Differential-Tauchkolbenpumpe, Fig. 1 bis 3, ist inbezug auf die Saugperiode eine einfach wirkende Pumpe, indem sie während der halben Umdrehung die Wassermenge, die dem Hubvolumen entspricht, ansaugt. Inbezug auf die Druckperiode ist sie doppelt wirkend, denn sie befördert sowohl beim Hin- als auch beim Rückgange des Tauchkolbens je die Hälfte des Hubvolumens in das Druckrohr. Beim Rückgange des Kolbens wird zwar die gesamte Wassermenge durch das Druckventil gepresst, nur die Hälfte davon strömt jedoch in das Druckrohr, während die andere Hälfte den durch Rückgang des Differentialkolbens frei werdenden Raum ausfüllt und erst bei der nun folgenden Saugperiode in das Druckrohr gelangt.

Gegenüber einer einfach wirkenden Tauchkolbenpumpe hat eine derartige Pumpe den Vorzug, dass bei ihr die Arbeitsleistung beim Hin- und Hergange des Kolbens gleich grofs gehalten werden kann, und dass dadurch eine gleichförmige Belastung der Antriebmaschine, also auch bei geringen Schwungmassen ein gleichförmiger Gang derselben erzielt wird. Die Dampfmaschine, Fig. 4 bis 7, ist eine Zwillingsmaschine mit Rundschiebersteuerung und Kondensation. Der Kondensator liegt über Flur und wird von der Kurbel der rechten Maschinenseite aus angetrieben. Jede Seite der Maschine lässt sich, nachdem entsprechend angeordnete Ventile geschlossen sind und die eine Pleuelstange abgekuppelt ist, für sich allein betreiben. Ein zwischen Cylinder und Kondensator eingeschalteter Röhrenvorwärmer nutzt den Abdampf

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zur Erwärmung des Speisewassers aus. Eine Speise- und eine Luftkompressionspumpe werden durch ein gemeinsames Exzenter von der Schwungradwelle aus angetrieben.

Die Differential-Tauchkolbenpumpen liegen unmittelbar hinter den Dampfcylindern, von deren verlängerten Kolbenstangen sie angetrieben werden. Ein starker gusseiserner Fundamentrahmen verbindet die Pumpen mit der Geradführung. Auf das Auffangen des Oeles und des Tropfwassers ist besonderer Wert gelegt; überall, wo dies erforderlich, sind gusseiserne Oelfangschalen angeordnet. Die Maschine hat bei 230 mm Dampfcylinder Dir. und 186 bezw. 132 mm Pumpenkolben-Dmr. 500 mm Hub, macht normal 60 Min.-Umdr. und fördert dabei 1500 ltr/min Wasser auf rd 52 m Höhe. Die Umdrehungszahl lässt sich auf 80 bis 90 i. d. Min. steigern.

Das angesaugte Wasser tritt durch eine 250 mm weite Leitung zunächst in einen grofsen stehenden Saugwindkessel und von dort durch die kleineren, unmittelbar unter den Saugventilen liegenden Windkessel in die Pumpen. Auch in der Druckleitung ist aufser den Windhauben, die über jedem Ventil sitzen, ein gemeinsamer stehender Windkessel angeordnet, an den sich das Druckrohr von 200 mm 1. W. anschliefst.

Bei der Anlage des Maschinenhauses war zu berücksichtigen, dass das Grundwasser unmittelbar unter Maschinenhausflur steht; der geringeren Baukosten wegen mussten deshalb die Fundamente ganz flach gehalten werden; sie sind in der That nicht viel stärker als 1 m.

Das bei Ricklingen in den Jahren 1876 bis 1878 erbaute Wasserwerk der Stadt Hannover genügt infolge des raschen Wachstumes sowohl der Einwohnerzahl wie der Industrie den Anforderungen nicht mehr. Da die Brunnen auf gröfsere Leistungsfähigkeit nicht gebracht werden können,

Fig. 19.

ist der Bau einer neuen Wasserversorgungsanlage im Leinethale bei Grasdorf, etwa 7 km von Hannover entfernt, ins Auge gefasst und schon in Angriff genommen worden. Diese Anlage wird der Stadt im ausgebauten Zustande täglich etwa 24000 cbm Trinkwasser zuführen. Vorläufig ist an der genannten Stelle eine Aushülfsanlage aufgestellt, die täglich etwa 6000 cbm liefert.

Neben diesem Neubau zur Vergröfserung der Leistungsfähigkeit wurde gleichzeitig eine Entlastung der bestehenden Wasserwerke geplant und zu diesem Zwecke in den Jahren 1896 bis 1898 ein Flusswasserwerk gebaut. Das Werk fördert Leinewasser in ungereinigtem Zustande, von dem es ausgebaut 21000 cbm täglich liefern soll. Diese Wassermengen finden zur Spülung der Kanäle, Sprengung der Strafsen, Bewässerung der öffentlichen Anlagen, für gewerblichen und technischen Bedarf, kurzum für alle jene Zwecke Verwendung, welche Anspruch auf ein hygienisch einwandfreies Wasser nicht machen.

Das Flusswasserwerk kam neben der sogen. Klickmühle zur Aufstellung, wo schon seit dem Jahre 1535 ein Hebewerk zur Versorgung der Strafsen Hannovers mit Nutzwasser in Thätigkeit war. Der Entwurf der Anlage stammt vom Stadtbaumeister Bock, während das Gebäude nach den Plänen des Professors Stier errichtet ist.

Die Betriebskraft für das Flusswasserwerk wird der Leine selbst entnommen, die an jener Stelle je nach den Umständen 1 bis 2,02 m Gefälle hat. Für die ausgebaute Pumpenanlage, Fig. 8 und 9, sind 4 doppeltwirkende Pumpen vorgesehen, von denen vorerst 3 aufgestellt und in Betrieb genommen sind. Jede Pumpe wird von einer liegenden Doppelkranz-Turbine mit stehender Welle, gebaut von H. Queva & Co. in Erfurt, getrieben. Die Pumpen, Fig. 10 bis 14, sind liegende doppeltwirkende Tauchkolbenpumpen, deren gekröpfte Wellen durch Kegelradübersetzung angetrieben werden.

Das reich ausgebildete Pumpengebäude, Fig. 15, ist in dem Flusslauf der Leine eingebaut und deshalb möglichst

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das Gebäudefundament eingebaute Leitung von 900 mm Dmr. den in den Pumpenfundamenten angeordneten Saugschächten zu, in welche die Saugrohre eingehängt sind. Jede Pumpenseite hat ihr besonderes (Saugrohr. Der grofse, unter den beiden Pumpenkörpern liegende Saugwindkessel ist als Rahmen ausgebildet, auf welchem die gesamte Pumpe ruht. Die Saugventile sind in den Saugwindkessel eingebaut. Jede Pumpe hat ferner einen stehenden Hauptdruckwindkessel.

Die gemeinschaftliche Druckleitung hat 750 mm Dmr. und führt das Wasser durch einen in den Turm eingebauten Wasserbehälter von 250 cm Nutzinhalt dem Stadtrohrnetze zu.

Die Kosten der Anlage einschliefslich des Stadtrohrnetzes stellen sich auf rd. 11/2 Mill. M.

Die Wasserversorgung der Stadt Berlin1) gehört unstreitig zu dem Grofsartigsten, was auf diesem Gebiete

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Die Pumpen haben 240 mm Dmr., 470 mm Hub und fördern bei 60 Min.-Umdr. je 4800 ltr auf 32 m Höhe. Das Flusswasser fliefst vom Oberwasser durch eine in

geleistet worden ist.

Ursprünglich wurde Berlin von Tegel aus mit Wasser versorgt. Die dortigen Werke förderten das Wasser nach Charlottenburg, von wo aus es durch weitere Pumpwerke in das Stadtrohrnetz gedrückt wurde. Ende der 80er Jahre

1) Vergl. hierzu Festschrift zur 35. Hauptversammlung des Ver. deutsch. Ing. Berlin 1894.

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deutscher Ingenieure.

betrieben werden können. Nur bei der Leitung, die beide. Werke mit einander verbindet, ist man der Kosten wegen von dem Grundsatz der Vierteilung abgewichen und hat nur 2 Rohrstränge verlegt.

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Fig. 20 bis 23.

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Pumpmaschinen des Wasserwerkes Lichtenberg.

sichern, sind die neuen Anlagen beider Werke in 4 yon einander unabhängige Abteilungen zerlegt, die sowohl als Ganzes zusammenarbeiten, wie auch jede für sich mit eigener Reserve unabhängig von einander oder in beliebigem Zusammenhange

Das Rohwasser wird dem Müggelsee in etwa 120 m Entfernung vom Ufer entnommen.

Die 4 Maschinenhäuser der Filteranlagen, deren jedes mit besonderem Zuführkanal versehen ist, enthalten je

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wassers für jede Abteilung 3 Reservebecken unentbehrlich sind, um nach Bedürfnis die Filter ohne Störung des gleichmäfsigen Ganges der Filtrirung entleeren, reinigen, wieder auffüllen und in Betrieb setzen zu können, so enthält jede

der 4 Abteilungen 11 Filterbecken mit einer Gesamtsandfläche von 25641 qm. Aufserdem gehört zu jeder Abteilung ein Reinwasserbehälter von 2500 cbm Inhalt als Vermittler zwischen Filter- und Fördermaschinen.

Die vier Maschinenhäuser für die Förderpumpen enthalten je 3 liegende Verbundmaschinen mit doppeltwirkenden Tauchkolbenpumpen von 1100 mm Hub. Auch hier steht die dritte Maschine in Reserve. Jedes der vier Kesselhäuser umschliefst 9 Wellrohrkessel von 54 qm Heizfläche für 6 Atm Ueberdruck.

Das Zwischenwerk Lichtenberg liegt von den Werken am Müggelsee 16,2 km entfernt, und der Druckunterschied zwischen beiden Werken beträgt ungefähr 40 m. Es enthält ebenfalls 4 von einander völlig getrennte Maschinenhäuser. Entsprechend den Höhenlagen der Strafsen ist das Rohrnetz zur Ver teilung des Wassers in Berlin in eine untere und eine obere Zone zerlegt. Die in Lichtenberg aufgestellten Förderpumpen sind dem verschiedenen Bedarfe dieser Zonen entsprechend in ihrer Ausführung etwas von einander verschieden. Die für die obere Zone bestimmte Anlage A zur Speisung des Werkes in der Belforter Strafse umfasst 3 liegende Zweicylindermaschinen mit liegenden, doppeltwirkenden Kolbenpumpen von 700 mm Hub. Die Anlagen B, C und D zur Speisung des Rohrsystems der unteren Stadt enthalten je 3 liegende Zweicylindermaschinen mit doppeltwirkenden Tauchkolbenpumpen von 900 mm

Hub.

Zusammen mit den Tegel-Charlottenburger Werken werden die Müggelsee-Lichtenberger Werke nach ihrer Vollendung in 24 Stunden 259200 cbm Wasser nach Berlin liefern können, ausreichend für 21, Millionen Einwohner bei einem täglichen Verbrauche von 103 ltr für den Kopf der Bevölkerung.

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Das Werk D, der Anlage Lichtenberg, Fig. 16 bis 19, wurde, ebenso wie die Werke B und C der Müggelsee-Anlage, von der Hannoverschen Maschinenbau-A.-G. gebaut und im Frühjahr 1899 fertiggestellt, während die Müggelsee Anlagen schon im Jahre 1894 errichtet worden sind.

Das von den Müggelsee-Werken kommende Wasser wird in Lichtenberg von 4 von einander unabhängigen Behältern mit je rd. 15000 cbm Nutzinhalt aufgenommen, von WO aus es den Saugkammern zufliesst, welche vor jedem Maschinenhause gelagert sind. Jede der 3 Pumpmaschinen ist durch besondere Saugrohrleitungen mit dieser Kammer verbunden. Ein Druckstrang von 800 mm 1. W., der senkrecht zur Längsachse der Pumpen durch das Maschinenhaus läuft, vereinigt die 3 einzelnen Druckstränge und führt das Druckwasser zwei Hauptwindkesseln zu; von hier wird es nach den beiden Hauptdruckleitungen von

je 1200 mm 1. W. geleitet. Die Hochdruckcylinder der liegenden Verbundpumpmaschinen, Fig. 20 bis 24, sind mit zwangläufiger Ventilsteuerung von Radovanovic, die Niederdruckcylinder mit RundschieberDie Maschinen haben 430 mm Hochsteuerung versehen. druck-, 694 mm Niederdruckcyl.-Dmr. und treiben mit den verlängerten Kolbenstangen die doppeltwirkenden Pumpen. von je 425 mm Kolbendurchmesser unmittelbar an. Der ge

meinsame Hub beträgt 900 mm, die Umdrehungszahl schwankt zwischen den Grenzen 65 und 15 i. d. Min. Bei 50 Min.-Umdr. fördert jede Maschine 25000 ltr Wasser auf etwa 241/2 m Höhe. Die Umdrehungszahl wird durch Einstellen der Hochdrucksteuerung von Hand auf verschiedene Füllungen verändert. Ein einfacher Schwungkugelregulator, der von der Steuerwelle der Hochdruckseite aus angetrieben wird und auf eine Drosselklappe in der Dampfzuleitung wirkt dient

deutscher Ingenieure.

auf der Niederdruckseite jeden beliebigen Expansionsgrad und, was von besonderer Wichtigkeit ist, jeden beliebigen Kompressionsgrad leicht einstellen zu können.

Der Kondensator ist unter Flur angeorduet und wird zugleich mit einer Kesselspeisepumpe und einer Luftkompressionspumpe von der Kurbel der Niederdruckseite aus angetrieben. Die doppeltwirkenden Tauchkolbenpumpen sind durch

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