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dominus Ulricus et fratres de Fucqeri seu eorum institor mit 200 und der banchus et societas Wilhelmi Petri mit 50 Dukaten; vier deutsche Bruderschaften gaben zusammen 125 Dukaten und 100 ein Gesandter. Zum Teil waren diese Summen allerdings nur geliehen. Das Verzeichnis trägt das Jahr 1509; allein, Joannes episcopus Revaliensis orator . . . Joachimi marchionis Brandeburgensis . . . et procurator ordinis b. Mariae Theutonicorum mit 100 Dukaten ist Blankenfeld; dieser Posten kann erst 1516 geschrieben sein. Auch von auswärts kam Geld, z. T. durch die Fugger. 1512 kamen 60 flor. Rhen. ex questu Maguntin., quos questus collectores per banchum de Weltzeri miserunt; 1513 kamen von derselben Stelle durch Wechsel an die Fugger 70 rh. fl. Sollte in Mainz eine besondere Kollekte betrieben worden sein für eine Kapelle? eben für jene, die man nun die Brandenburger Kapelle zu nennen beginnt? Zeitlich stimmt das ausgezeichnet, denn der Schlufsstein trägt die Jahreszahl 1514. Ich schlage daher vor, die Kapelle Mainzer Kapelle zu nennen.

Der Zugang der Gelder war unregelmässig, und so war es sehr verständig, dafs die Verwalter der Stiftung die Gelder bei den Fuggern deponierten; schon bei dem Beschlusse des Neubaus hatten sie ein solches Depositum; ja, schon August 1498 waren aus einer Hinterlassenschaft 126 Dukaten in der Bank von Ulrich Fugger und Gebrüdern hinterlegt. Sehr viel häufiger aber war der Bau bei den Fuggern oder bei den Petri im Vorschufs! So viele einzelne Zahlen sich auch im Archive der Anima finden, so ergeben sie doch nicht eine ganz glatte Abrechnung 2.

Die Fugger und Welser waren so eng mit der deutschen römischen Kolonie verwachsen, dafs sie für die hauptsächlichsten Mitglieder auch dort Exequien abhalten liefsen: Am 5. Mai 1510 wurden die Exequien für Ulrich Fugger, am 11. Juli 1511 für einen Welser gehalten.

1 Recepta VIII fol. 275.

2 Recepta von den Fuggern Darlehen (Miscell. X. f. 225): 1499 Nov.: 455 Dukaten. 1500 März: 200, Mai: 300. Juni: 300. September: 200. Oktober: 200. 1501 Jan.: 400. März: 557. Juni: 29. Alles für den Bau der Kirche. Recepta VIII. f. 298 v. Apr. 1504 von der Bank der Fugger für einen Lübecker Jubiläumspilger 50 Dukaten f. 310. Für den Kirchenbau geliehen von den Fuggern 100 Dukaten, ebenso Nov. (f. 314 v). f. 337 v Einnahme von den Fuggern 100 Dukaten. Dagegen findet sich nur folgender Ausgabeposten: Expensae IX f. 121. 1507 März an Fugger 50 Dukaten von der Schuld von 100 Dukaten, 1507 Juni 4: „Engelhardo et Bartholo factoribus Ulrici Fucher et fratrum 522 duc." für den Rest der Schuld. In der Fuggerschen Bilanz von 1527 steht das Spital mit 100 Dukaten unter den Schuldnern. Vgl. Urkunden Nr. 137.

Das Inventar von 1528 führt bereits eine „casula Fugkerum cum insigniis Fugkerum" an. Das Mefsgewand findet sich auch in jüngeren Inventaren mit noch anderen Gewändern wieder.

Die wiederholte Tätigkeit der Fugger in der päpstlichen Münze hat sie mit deren Graveuren in Berührung gebracht, doch ist über diese später zu handeln. Friedländer hat die schönsten der päpstlichen Münzen dieser Zeit aber mit einem Meister in Verbindung gebracht, dem sie doch nicht angehören werden: dem alten Mailänder hochberühmten Graveur Cristoforo Foppa detto Caradosso, der, um 1445 geboren, gegen 1500 nach Rom übersiedelte, wo er im Winter 1526/27 starb. Er hat am Hof der Sforza auch Münzstempel geschnitten, nicht allein Medaillen, doch in Rom hat er höchstens nebenbei Verwendung finden können. Doch auch er war den Fuggern näher bekannt; ihre Bilanz von Ende 1527 enthält unter den debitori den Eintrag: Caradosso di Foppa 100 Dukaten. Dafs der grofse Medailleur nicht mehr lebte, wufste Anton Fugger nicht; sonst hätte er ihm die Bezeichnung ,,seliger" gegeben.

Mit dem, was Agostino Chigi oder Bindo Altoviti im Kunstleben Roms schufen, mit der Farnesina etwa und den Chigi-Kapellen, können sich die Kunstwerke, die die Fugger veranlafsten, nicht vergleichen. Doch lebten jene ja auch in Rom, obwohl es nicht ihre Heimat war; die Fugger liefsen sich durch Faktoren vertreten. So stark ward damals von Kaufleuten doch die Verpflichtung zur Pflege der Kunst gefühlt! Das ist doch ein schönes Zeichen des Geistes der Kaufmannschaft jener Zeit, dafs sie mit den Mitteln für die Pflege der Kunst nicht kargte.

1 Vgl. das Kapitel über die Münzen. Friedländer, Die italienischen Schaumünzen des 15. Jahrhunderts. Jahrb. d. k. pr. Kunstsammlungen 3, 142 ff., rechnete ihm alle ausgezeichneten römischen Stücke 1500-1526 zu; dagegen wendete sich Milanesi, dem Armand, Les médailleurs italiens 3, 38 ff., zustimmt. Nach den Akten, die Müntz, Atelier de Rome, gibt, dürfte Milanesi recht haben.

Achtes Kapitel.

Die Fugger und die päpstliche Münze 1508-1527.

Es ist eigentümlich, dafs die reizvolle Aufgabe, eine Geschichte des päpstlichen Münzwesens zu schreiben, noch immer der Erfüllung harrt. Am meisten ist natürlich auch in diesem Falle die Prägung und von den geprägten Stücken wiederum die grofse Reihe der Medaillen behandelt worden; worauf es uns hier ankommt, auf eine Geschichte der Münzstätte und ihrer Pächter, hat sich das Interesse der Bearbeiter am wenigsten geworfen. Auch da seit der Eröffnung des vatikanischen Archives die reichen Quellen des Kameralarchives zugänglich wurden, hat der leider jüngst verstorbene Eug. Müntz der kunstgeschichtlichen Seite sein Augenmerk geschenkt; der Münzpächter gedenkt er nur beiläufig 1.

Ich mufs also in diesem dunkeln Walde den Weg mir selbst suchen. Den festen Ausgangspunkt geben zwei Urkunden Papst Leos X., die beide wohl im Januar 1515 ausgestellt sind. In ihnen wird deutlich gesagt, dafs Julius II. die Münze in Rom (zecha seu facultas cudendi monetas in alma Urbe) auf 15 Jahre der Firma Ulrich Fugger und Brüder übergeben habe. Leo hatte keine Lust, diese Konzession anzuerkennen; die Fugger prägten zwar weiter, aber dann wurde ihnen auf zwei Gründe hin gekündigt: erstens sei die Konzession durch den Tod Papst Julius' II. hinfällig, zweitens heifse die Firma ja nicht mehr Ulrich Fugger und Brüder, sondern Jacob Fugger und Neffen. Übrigens scheinen die Fugger zugestimmt zu haben. Aus der anderen, datierten Urkunde erfahren wir, dafs die Fugger für die „reparatio zeccae Urbis" 1000 Dukaten ausgegeben

1 L'atelier monétaire de Rome. Revue numismatique. 3e série. te 2. (Paris 1884) S. 220-251. 313-332.

2 Urkunden Nr. 72 u. 76.

haben; dafür erhalten sie einen Schadenersatz von 800 Dukaten zugesprochen, der ihnen auf Annaten und Servitia communia aus Deutschland, Ungarn und Polen zugewiesen wurde.

Da Ulrich Fugger 1510 starb, mufs die Münze vor diesem Termin an die Fugger gekommen sein. Wie mir aus den von Müntz mitgeteilten Notizen zu folgen scheint, waren die eigentlichen Münzunternehmer, die „cecherii oder magistri zecchae" 1486 der Florentiner Antonius Altoviti und Genossen, 1505 Antonius Segni von Florenz und Genossen; diese erscheinen zum letzten Male am 19. September 15081; ihr Vertrag lief allerdings bis zum 30. April 15092. Zwischen September 1508 und bald nach dem 19. April 1510 liegt also der Abschlufs der Capitula auf 15 Jahre. Die Fugger haben also die Münzprägung auf der römischen Münze in den letzten Jahren Julius' II. und in den beiden ersten Leos X.,geleitet. Auch nachdem die Fugger die Münze abgegeben hatten, haben sie noch das vorhandene Gold ausprägen müssen, da ihre Nachfolger die Geräte nicht zur Stelle hatten 3.

Die Päpste beauftragten direkt die Künstler, die Stempel zu schneiden. Immerhin kamen die Fugger mit Medailleuren von dem Ruhme eines Caradosso, eines Camelio (Vittore Gambello) und eines Tagliacarne (Pier Maria da Pescia, 1499-1522) in Berührung. Der letzte hat wohl die meisten Stempel geschnitten.

Die Fugger haben der päpstlichen Münze ein Heim eingerichtet, wo sie ein halbes Jahrhundert blieb. Die alte Zecca hatte in der Pfarrei So Stefano in Piscinula in der Nähe von den Banchi vecchi und des Campo di Fiore gelegen 5. Für die neue ward der Platz, wo die Banchi vecchi mit den Banchi nuovi zusammenstiefsen, gewählt. Einen Teil der Kosten des Neubaues bei der Kirche San Celso hat der Papst getragen, einen anderen, wie wir sahen, zunächst die Fugger. Der baulustige Papst soll auch diesen Bau Bramante übertragen

1 Vgl. Müntz 236.

2 Die capitula Zeche Urbis vom 30. April 1504 zwischen der Kammer einerseits, Antonio und den Erben des Petrus Pauli de la zecca Romani civis anderseits galten während fünf Jahre, konnten aber von der Kammer suspendiert werden. Lib. divers. 62 fol. 41 ff.

3 Urkunden Nr. 88.

4 Über die Lage der Münze vgl. Müntz S. 223. 231. Das entscheidende Zeugnis: „Non longe ab ecclesia S. Celsi tua Sanctitas (Julius II.) officinam pecuniae cudendae construxit“ aus Albertini, Opusculum de mirabilibus novae et veteris urbis Romae ed. Schmarsow S. 49. Vgl. auch Müntz, Les arts à la cour des Papes 1, 154-156.

5 Burchardi Diarium 3, 204.

haben, doch habe ich dafür keinen alten Beweis finden können. Der Neubau scheint nur sehr kurze Zeit gestanden zu haben, oder es ist der Bau, der unter Clemens VII. ausgeführt wurde, nichts mehr als eine Reparatur oder Erweiterung! Dieser Umbau gilt als ein Werk des Antonio da San Gallo 1. Die Münze lag in der heutigen Via del Banco di S. Spirito, also gerade in jener Gegend, wo damals die Bankiers wohnten. Seit der Rückkehr von Avignon ward durchaus der Vatikan der Sitz der Kurie, nicht mehr der Lateran; das dem Vatikan nächstgelegene Viertel des Borgo wurde wohl verschönert, aber es wurde darum doch nicht der Sitz des Geldhandels oder des Warenhandels. Der Verkehr des Vatikan mit dem rechten Ufer beruhte ausschliesslich auf der Engelsbrücke, die durch die Engelsburg beherrscht ward. Schon in früheren Jahrhunderten als die Kurie noch nicht so an die Città Leonina gebunden war waren die Wege zur Brücke Geschäftsstrafsen gewesen; denn dort kamen alle die Pilger vorbei, dort war der Verkehr nach der nordwestlichen Campagna zusammengefasst. Nicht umsonst hat das verarmte, geschrumpfte mittelalterliche Rom sich an die wenigen Tiberbrücken gehängt, von denen die bedeutendste schon sehr früh eben die Engelsbrücke wurde. Seitdem die Kurie aber im Vatikan sich niedergelassen hatte, war die Gegend für die Bankiers noch mehr geeignet. Am alten Pilgerwege lagen die älteren Bänke - die Via dei banchi vecchi-, in der Richtung auf die Piazza Navona die neuen; noch heute erinnert daran der Strafsenname Via de' banchi nuovi. In diesen heute noch zum Teil erhaltenen Häusern waren also die Banken der Florentiner, Sienesen, aber auch der Augsburger Fugger und Welser untergebracht. Die Florentiner dominierten in diesen Gassen, und in nächster Nähe errichteten sie gerade in jener Zeit ihre Nationalkirche S. Giovanni dei Fiorentini 2.

zusammen

Leo X. hatte die Münze seinen Landsleuten übergeben; bei seinem Tode bestand ein Privileg zugunsten der Konsuln der Gemeinschaft der in Rom weilenden Florentiner, das sein Nachfolger, der letzte deutsche Papst, Hadrian VI., wieder aufhob. Aber dabei hat doch auch Leo wieder die Fugger an der Münze zugelassen. Am 3. März 1518 haben haben sie mit der päpstlichen Kammer „Capitula" abgeschlossen, und dieser Vertrag fand die päpstliche Zustimmung am

1 Clausse, Les San Gallo 2, 151. Vasari 5, 458. Auf Clemens VII. geht die Inschrift: „cudendis nummis destinatus".

2 Erlaubnis zum Bau der Kirche mit den Privilegien. 1519. Reg. Vat. 1200 fol. 408.

Schulte, Die Fugger in Rom. I.

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