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nen verunglückten Unterthanen wiederum aufzuhelfen; dafür bin ich da!" Die pommersche Ritterschaft wünschte schon längst, das Kreditsystem bei sich einzuführen. Im Jahre 1779 endlich wurden die Anstalten dazu getroffen. Der Generalmajor von Borck außer Diensten, Baron von Eichstädt und die Landräthe von Winterfeldt und von Puttkammer wurden abgeordnet, den König um Genehmigung und um Unterstüßung ihres Vorhabens zu bitten. Friedrich empfing sie außerordentlich gnädig und redete sie so an: „Kommen Sie näher, meine Herrn, ich will mit Ihnen als Ihr bester Freund sprechen. Sie haben bei mir um die Einführung einer Kreditsozietät angehalten. Ich will Ihnen gern helfen; denn ich liebe die Pommern wie meine Brüder und man kann sie nicht mehr lieben, als ich sie liebe; denn sie sind brave Leute, die mir jederzeit in Bertheidigung des Vaterlandes, sowohl im Felde als zu Hause, mit Gut und Blut beigestanden haben, und ich müsste kein Mensch sein, oder kein menschliches Herz haben, wenn ich Ihnen bei dieser Gelegenheit nicht meine Dankbarkeit bezeigen wollte. Allein Sie müssen mir zuvörderst einen Hypothekenschein aus dem Landbuche wegen Ihrer Schulden beibringen; auch hiernächst aus allen Kreisen, wozu auch der Lauenburgische und Bütowsche gehört, schaffen, denn diese Kreise werden nunmehr mit zu Pommern gerechnet, und je mehr ih rer in diese Assotiazion treten, desto besser ist es. Ich werde als. dann den Ministern von Carmer und von Görne auftragen, die Sache mit Ihnen zu reguliren. Es sind selbige bereits in Schle fien und der Mark zu diesem Geschäfte gebraucht worden und folglich dabei routinirt. Sie müssen aber die Deputirten nach Berlin senden, und solche dazu wählen, die sowohl von der Sache, als auch von den Umständen des Landes und der Kreise informirt sind. Die Nußbarkeit dieser Einrichtung ist im Anfange nicht sogleich merk. lich: allein in zwei bis drei Jahren wird sich selbige unfehlbar zu ihrem Vortheile und Vergnügen offenbaren. Auch ich werde an meinem Theil Alles anwenden, was die Sache erleichtern kann. An Gelde soll es nicht fehlen. Ich kann zwar jest nicht viele hundert. tausend Thaler dazu hergeben, weil allerlei Ausgaben in Kriegeszei. ten vorfallen und besonders die vielen Wasserschäden nun vieles absorbiret haben. In Berlin allein liegen 12 Tonnen Goldes, die nicht untergebracht werden können und die man Ihnen gern geben

wird, sobald nur Ihr Kreditwesen in Ordnung gebracht ist. Sowohl dem Kapitalisten, der sein Geld placiren will, als auch Ihnen ist dadurch geholfen. In Schlesien, wo der Adel ganz durch den Krieg ruinirt war, habe ich selbigen durch diese Einrichtung wieder aufgeholfen, und hernach auch in der Mark. Im Anfange habe ich vielen Widerstand gefunden, weil manche ein Hinderniss dabei zu bemerken glaubten, ihre Güter nach Gefallen verthun und das Ihrige durchbringen zu können. Allein hat jemand bares Geld, so kann er solches nach Gefallen depensiren und wird ihm niemand durch diese Einrichtung daran hinderlich sein. Allein in Ansehung der Güter rigilirt nunmehr ein Landstand auf den andern, daß er sein Gut nicht deteriorire oder devastire: und das ist nüßlich; denn dadurch wird der Adel conserviret, woran mir gar viel liegt, da mir der Adel bei der Armee ganz unentbehrlich ist. Freilich dürfen und können sie nicht alle in Kriegesdienste gehen: es müssen auch einige zu Hause bleiben, um die Angelegenheiten ihrer Familie und Berwandten zu besorgen. Imgleichen brauche ich den Adel, um Präsidenten und Ministres daraus zu wählen. Und ich sehe niemals darauf, ob jemand reich oder arm ist, wenn er nur Verdienste hat. Alsdann kann ein Armer auch reich werden, wie z. E. der von Tauenzien, der von Hause nichts gehabt und zu einem Vermögen wenigstens von 150,000 Thlr. gelangt ist. Der selige Feldmarschall Schwerin hat mir mehr als einmal erzält, wie ihn sein Vater von Hause nach Breslau geschickt, um sein Glück da zu versuchen, derselbe ihm nur Einen Thaler und eine Ohrfeige gegeben, mit dem Ausdruck:,, dieses leide von Keinem weiter!" Und in was für glückliche Umstände war dieser Mann nicht durch den Dienst gerathen? Viele sind auch durch gute Wirthschaft zu einem ansehnlichen Vermögen gekommen, wie besonders in Schlesien geschehen. Und in Pommern würde Manches nach der schlesischen Methode mit Vortheil eingeführt werden können, besonders durch bessere Einrichtung mit den Schäfereien und dem Viehstande. Auch will ich gern fernerhin, und jährlich, solange ich lebe, dem Lande Meliorazionsgelder geben; und diejenigen, welche die für sie schon ausgesetzten Gelder noch nicht ausbezahlt erhalten haben, sollen sie noch bekommen; denn der Tod des von Brenkenhoff soll darin keine Änderung machen. Ich laffe eine oder anderthalb Millionen mehr im Tresor,

oder nicht; das ist gleichviel und besser, wenn ich noch in meinem Leben Gutes damit stifte" ").

Wir haben uns nicht entschließen können, auch nur Eine Äußerung des Königs in dieser Unterredung mit den pommerschen Abgeordneten auszulassen. Eigentlich hätten wir an dieser Stelle nur den Anfang gebraucht; so bequem es nun sein wird, weiter unten auf manches Andere in dieser königlichen Zusprache und Herzensäußerung zurückweisen zu können. Es kam hier eben nur darauf an, zu zeigen, wie freundlich, wie gnädig Friedrich allen Denen mit sei nem Troste, mit seiner Einsicht, mit seinem Gelde zu Hülfe gekom. men, die er als thätige, als treue, als würdige Bürger, gleichviel aus welcher Ordnung des äußern Berufes, erkannt hatte.

Ja, väterlich wachte König Friedrich für das Wohl seiner Kinder aller. Gesezt auch, er habe das Merkantilsystem etwas hochge. trieben: schuf er nicht auch den rohen Naturfrüchten des Ackerbaues einen vorher unbekannten und nie geahneten Absaß durch die Schöpfung zahlreicher Manufakturen und Fabriken? ermunterte er nicht zu immer größerer Betriebsamkeit auch den Landmann, indem er die Ein. wohnerzahl mehrte, den Stat mit Gewerbfleißigen aller Art füllte — also mehr Verzehrer hervorrief? Auch das mit Weisheit in allen Bezirken vertheilte Heer, die vielen Bauten, die überallhin gespendeten Unterstüßungen förderten einen schnellen, heilsamen Geldum. lauf. Durch jene unmittelbare Begünstigung des Manufakturfleißes also half der König eigentlich für alle Zeiten jeglichem Zweige der geselligen Thätigkeit ebenmäßig auf und insofern wären die Klagen der Physiokraten gegen ihn, besonders in dem Mauvillon - Mirabeauschen Werke, wenigstens sehr unstatthaft. Man glaube ja nicht, daß dieser wichtige Gegenstand von dem Könige nicht auch nach seiner Schattenseite sei erwogen worden. de Launay erzält in der „Wider. legung der falschen Behauptungen des Grafen Mirabeau", wie er 1779 dem Könige über deffen „Prohibizionen“ Vorstellungen ge

1) Eine ähnliche Anrede des Königs an die auf seinen Befehl v. d. Ständen der Kurmark, d. 18. Januar 1776, nach Potsdam geschickten Deputirten: Domdechant v. Arnim, Landesdirektor v. Werdeck, Landrath v. Luck und Kriegesrath Dietrich, findet man in den Anckdoten und Karakterzügen. Berlin, bei Unger, 1787. Ste Sammlung. S. 108-118.

macht und wie Friedrich umständlich ihm seine Gründe und seine Vertheidigung aus einander gesezt. Wir überlassen es dem Leser, die eigenen Worte selbst nachzusehen. Was der König that, muss aus seiner Zeit und aus seinen Verhältnissen; dann aber auch als · Grundlegung für die Zukunft, d. h. für unsere freieren Zeiten angesehen werden; denn, nur nachdem Friedrichs Fabrikschöpfung gedieheu, war es möglich, wie Ferbers Beiträge das so erfreulich aus einander sehen, die Gränzen des preußischen States zu freiem Handel zu öffnen und doch die Bewerbung mit England zu bestehen. Auf Friedrich's Schöpfungen weiter bauend, konnte Preusen durch seine neue Gesetzgebung aller Welt die Lehre geben, daß rche und verarbeitete Stoffe in Hinsicht des Handelsvortheiles keinen Unterschied machen.

Wenn nur in des Königs Ansichten vom Statshaushalte nicht auch das Sperren der Landesgränzen für die rohen Landesfrüchte gelegen hätte! Aber wie die Wolle dem Fabrikanten; so sollte das Getraide für die Armuth, für den Soldaten, und für den Fall der Noth zurückgehalten werden. Indem also die Ausfuhr des Getraides sehr bedingt war, musste es zu festen Preisen in die königlichen Speicher und für den Kriegesstand geliefert werden. Noch anderweitig griff der König in das freie Gewerbe des Ackerbauers. Da er bei seiner Thronbesteigung Brodmangel fand; so gebot er alsbald, alles Getraide zu messen: Wollten die Eigenthümer ihre Vorräthe nicht verkaufen; so sollte es mit Gewalt versteigert werden '). In demselben Jahre wurde untersagt, Korn aus denjenigen Ländern. einzuführen, mit denen Preußen nicht in wechselseitigen Handelsverträgen stehe. Und, ganz in dem Geiste der damaligen besonderen Freiheiten und Vorrechte, den 5. und 8. Februar 1770, begünstigte der König zwei Handelsgesellschaften2) zur Ausfuhr des Getraides auf Elbe und Öder. Das Kapital einer jeden derselben sollte aus 200,000 Thlr. bestehen, welche durch 1000 Akzien zusammengebracht werden sollten, zu denen der Adel das Näherrecht hatte. Die „Ge

1) Mylius C. C. M. Cont. I. Nr. 15. p. 337 und Nr. 73. p. 425 findet man die beiden darüber sprechenden Edikte vom 19. Mai und 30. November 1740.

2) Mylius N. C. C. M. Bd. 4. Nr. 13. 16. 22.

Friedr. d. Gr. III.

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traidehandlungskompagnie auf der Elbe", wie die ,,auf der Oder" sollte ausschließlich mit fremdem Getraide handeln dürfen; auch mit inländischem, ohne indess den übrigen Unterthanen dabei Zwang anzulegen. Diese aber durften anders kein Getraide ausführen, als wenn der Scheffel Roggen in Berlin 1 Thlr. und in Pommern oder in Magdeburg 18 Gr. kostete. Überstieg das Getraide diesen Preis; so gehörte eine besondere königliche Erlaubniff zur Ausfuhr. Überdies durften die beiden Handelsgesellschaften auch kein fremdes Getraide im Lande verkaufen.

Noch beherrschte Friedrich dadurch die Getraidepreise, daß er seine Kornspeicher immer gefüllt hielt. In den Hinterlassenen Werken, wo von der Theurung in den Jahren 1771 und 72 die Rede ist, sagt er: „Der König hatte große Magazine, sowohl in Schlesien, als in seinen Erbländern angelegt; 76,000 Wispel waren aufgeschüttet, um die Armee ein Jahr zu unterhalten, 9000 Wispel bloß für Berlin. Diese Anstalten retteten das Volk vor der Hungersnoth. Das Heer wurde aus den Magazinen ernährt und außer dem unter das Volk vertheilten Korne, ward noch zur Sat aus denselben geliefert. Auch im folgenden Jahre war die Ernte schlecht; wenn aber der Scheffel Roggen in den preußischen Staten 2 Thlr. galt; so war das Elend benachbarter Staten noch weit drückender. In Sachsen und Böhmen galt der Scheffel 5 Thlr. Sachsen verlor, in der erzgebirgischen Hungersnoth 1772, an 100,000 Einwohner, Böhmen 180,000, und 40,000 Bauern fanden Aufnahme in den Staten des Königs" "). Die Kornspeicherwirthschaft, welche Anfangs nur auf die wohlfeilere Verpflegung des Kriegesheeres berechnet war, gewann, eben nach jenen beiden Hungerjahren, in Friedrich's Augen einen so allgemeinen Werth, daß er 1781 in der Abhandlung „Über die Regirungsformen" gradezu sagt: „Welcher Souverain der öffentlichen Wohlfahrt hold ist, der wird wohlgefüllte Magazine unterhalten, um einer schlechten Ernte zu Hülfe zu kommen und einer Hungersnoth vorzubeu

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1) Oeuvres posthumes T. 5. p. 148. Nach Berlin kamen so viele Arme, daß die Stadt ein Kapital von 63,000 Thalern aufnehmen musste, welche aber der König sogleich über sich nahm, s. Nicolai Beschreibung von Berlin Bd. 2. S. 643.

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