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Die Leinwand fand einen reichen Absatz ') nach Amerika, besonders die aus dem schlesischen Gebirge, auf dem Wege von Hamburg über Cadir. Preußen seßte von dieser Ware 1756 ab für 3,771,175 Thlr. und im Jahre 1780 für 4,382,951 Thlr.; 1756 waren 21,977 und 1780 24,576 Weberstühle vorhanden. Die Versendung nahm indess immer noch zu und es fällt die blühendste Zeit des schlesischen Leinwandhandels erst zwischen die Jahre 1795 bis 1798 mit sechs Millionen Thaler Absatz 2), rein durch des Kö, nigs Bemühen 3), wie wir das auch schon berührt haben und noch weiter unten wieder besprechen müssen.

Wollenwaren wurden für 4 Millionen Thaler ausgeführt. Die Tuche gingen über Kiächta nach China. Um den Tuchma

1) Der König foll, in den späteren Jahren seines Lebens, einen geheimen Bund der Vaterlandsfreunde" zu politisch- merkantilischen Zwecken geftiftet haben, von welchem er selbst Meister vom Stuhl war. Der Oberst Gotthard Hans Christoph v. Schöning war Mitglied des Ordens und machte ganz geheime Reisen nach. Spanien, Portugal, Holland, um den Handel, z. B. in Leinwand zu befördern, die preußischen Gesandten zu beobachten, mit den Höfen zu unterhandeln und dergl.; s. Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlechte v. Schöning. S. 75.

2) Leinwand - Debit in's Ausland, zu Landeshut:

1763, 35,396 Schock

1764, 69,105 E

1770, 101,576 a

1786, 186,804

Dies ist die höchste Summe geblieben; 1806 sank das Gewerbe sehr; 1813 wurden nur 24,234 Schock abgescht, die niedrigste Summe; 1825 erhob sich der Absatz wieder bis auf 130,541 Schock.

In den 44 Jahren v. 1763 bis 1806 incl. wurden abgescht 5,829,384 Schock, d. h. durchschnittlich 132,48652 Schock; in den 21 Jahren v. 1807 bis 1827 incl. 1,571,936, d. h. durchschnittlich 74,854, Schock. Perschke Geschichte v. Landeshut. Landeshut 1829. S. 33.

3) Das Königl. Preußische Reglement wegen Vermehrung und Verbesserung der Leinengarnspinnerei auf dem Lande, in Schlesien und in der Grafschaft Glatz, durch anzulegende Spinnschulen. D. D. Pots dam, den 7. Jul 1765, ist Glogau 1828 auf's Neue in Druck erschienen.

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chern') die Wolle wohlfeil zuzuwenden und den sächsischen Tuch. machern in der Lausitz Abbruch zu thun, welche bis dahin viele schlesische Wolle verbraucht, wurden 1766 die alten Verbote der Bollausfuhr erneuert 2); ja den 3. April 1774 wurde, Wolle und Bollfelle auszuführen, bei Lebens strafe untersagt 3). Verboten hatte, im Sinne des Merkantilsystems, schon der große Kurfürst, wie 1650 die Ausfuhr des Flachses und Hanses, 1632 die des Leders, der Felle, besonders der Schaffelle, 1659 die des Hopfens, 1662 des Getraides, 1685 auch die der Lumpen, nach Anlegung der Waviermühlen so auch 1644 die Ausfuhr und das Aufkaufen der Wolle ). Das Hauptgeseß über die Wolle, vom 24. Mai 1719 '), wurde von allen Kanzeln zur Warnung verlesen. Aber Friedrich schärfte alle diese Verbote, fügte auch noch das hinzu, die Schafe vor der Schur zu verkaufen; er untersagte die Ausfuhr der rohen Felle und dehnte dies Verbot auf Landestheile aus, in welichen es noch nicht Statt gefunden hatte ®). Alle diese Geseße schadeten den Schäfereien sehr, und, obgleich der König auch, dieselben eingehen zu lassen, bei 1000 Dukaten Strafe verbot; so konnte er ihren Berfall doch nicht hindern. Systemsucht schließt immer und überall den Blick vor der unbefangenen Geschichte; sonst hätte es an belehrenden Beispielen nicht fehlen können: das englische Parlament, unter andern, verbot einmal die Ausfuhr der Wolle, welche häufig nach Antwerpen ging; der Landmann verlor dadurch die Hoffnung zum guten Verkaufe seiner Ware, verminderte seine Heerden; und das Berbot -wurde stillschweigend wieder aufgehoben. Das that nun Friedrich nicht. Dagegen war er, wie wir wissen, der erste

1) Auch das königliche Lagerhaus in Berlin fuhr fort, eine großartige Tuchmanufaktur zu betreiben.

2) Mylius N. C. C. M. Bd. 4. Nr. 14. p. 77.

3) Mylius N. C. C. M. Bd. 5 d. Nr. 25. p. 271.

4) Alle diese Edikte findet man beisammen in Mylius C. C. M. Thl. 5. Abtheil. 2. Cap. 2. Nr. 18. 19. 22, 23. 36. und das wegen der Wolle Thl. 5. Abtheil. 2. Cap. 4. Nr. 10.

5) Mylius C. C. M. Thl. 5. Abtheil. 2. Cap. 4. Nr. 64.

6) Diese Verordnungen findet man im Mylius 1763 Nr. 88; 1776 Nr. 26; 1777 Nr. 25.

deutsche Regent, welcher spanische Böcke zur Veredlung der Schafzucht kommen ließ '). Doch gedich die sächsische Schafzucht zufällig eher, als bei uns, nachdem 1765 den 23. Jul die ersten hundert spanische Schafe und 100 Widder, als Geschenk König Karls : des 3. von Spanien, bei Dresden eingetroffen waren, welche nach Hohnstein gebracht wurden; der zweite Transport kam 1779 daselbst an. Dies der Anfang der sogenannten Elektoralschafe 2). Friedrich : begrüßte noch auf dem Sterbelager eine Sendung spanisches Wol. : lenvieh in Sans Souci; aber er sah auch hier die Morgenröthe einer ganz neuen Thätigkeit in diesem Gebiete nicht; er konnte es nicht ahnen, daß in Spanien Kriege und Umwälzungen die Schaf. zucht zu Grunde richten, und dieselbe nöthigen würde, unter den neuen Grundsäßen vom Statshaushalte in Deutschland ein neues Vaterland zu suchen, daß namentlich Preußen mit seiner Wolle an dem Welthandel Theil nehmen würde. Nachdem, zur Erreichung höherer Zwecke, die Unterthänigkeit abgeschafft, die Gewerbe. freiheit ausgesprochen war; so trat bei der neuen Finanzgeseßgebung vom Jahre 1810, auch eine wohlthätigere Zoll- und Ak. ziseordnung ins Leben und es wurde unter Andern auch die Wollausfuhr freigegeben '); dann ermäßigte das königliche Edikt vom 6. Jun 1811 das Ausgangsgefälle für den Stein Wolle von 2 Thlr. bis auf 4 Gr. Kurant und erhob selbst diese nur, um von dem Gange dieses Handels eine Übersicht zu behalten. Was Wunder, wenn Menge und Güte der Wolle nun fast bis ins Unendliche getrieben wurden, um sich die Prämien anzueignen, welche die stets wachsende Nachfrage bot! So erlebten wir es im Jahre 1828, daß England über 23 Millionen Pfund Wolle aus Deutschland nahm, welche, durchschnittlich mit 1 Sh. 6 P. für das Pfund (etwa 56 Thlr. für den preußischen Zentner) bezahlt, 1,733,311 Pfund Sterling 13 Sh.,d. h. ungefähr 11,600,000 Thlr. eintrugen. Halb soviel Wolle ging noch nach Frankreich, den Niederkanden, Russland, Polen, der Schweiz. Auf den innern Verbrauch kann man die Hälfte der ganzen Woll

1) S. Bd. 1. S. 288 unsers Werks.

2) S. Pilih Die Regirung Friedrich August's Königs von Sachsen. Leipzig 1830. Thl. 1, S. 39.

3) Den 26. Mai 1810.

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rerzeugung rechnen; sodaß die jährliche Einnahme für die gesammte deutsche Wolle ungefähr 34,800,000 Thlr. betragen dürfte. Bloß auf den Wollmärkten Berlin, Breslau, Landsberg, Königsberg, Stettin wurden im Frühjahr 1828 verkauft 121,588 Zentner Wolle 1 für 9,402,184 Thlr. Also, Preußen nimmt an diesem großen Gewerbszweige wesentlichen Antheil, seßt viel in die Fremde ab ! und unsere Tuchmacher bestehen doch. Ja, wir fangen an, um den Absatz unsrer Wolle besorgt zu werden; denn, wir erzeugen eine immer schönere und reichlichere Wolle und wir finden auf den Märkten, deren Zahl und Bedeutung jährlich steigt, immer mehr Mitbewerber; sodaß schon die Hoffnung tröstlich ist, bei größerem Wohlstande der unteren Klassen des Volkes im Vaterlande unsre Wolle selbst verbrauchen zu können, wenn England aus Neu-Süd Bales, Bandiemensland oder vom Vorgebirge der guten Hoffnung den eigenen Bedarf ganz holen sollte. — Welche Veränderungen von 1766 bis 1828! Aber, auch welcher Unterschied zwischen einem State, welcher erst Manufakturen schaffen muss, und zwi. schen einem, der (dank sei es Friedrichs Mühen und Sorgen!) blühende Manufakturen nicht nur, sondern auch ein wohlhabenderes Bolk hat! Anderen Grundsäßen folget Russland in der Wiege des Gewerbes, anderen Großbritannien man könnte sagen, im Übermase desselben!

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Neben den Wollenzeugmanufakturen hoben sich besonders auch die Gerbereien; die Glas- und Spiegelhütten vermehrten sich: die Spiegelfabrik in Neustadt an der Dosse, welche Friedrich der 3., 1694, sammt dem Amte Neustadt von dem Landgrafen von HessenHomburg kaufte, und welche, unter Friedrich Wilhelm I., die Regirung sammt dem aus Kopenhagen eingewanderten französischen Flüchtlinge du Moor gemeinschaftlich verwaltete, brachte 1769 das Berliner Banquierhaus Splitgerber, zu größeren Erfolgen, an sich. Die in Magdeburg, Rheinsberg und an andern Orten entstehenden Fayencefabriken verdrängten allmälig das Zinngeräthe; englisches Steingut wurde verboten.

Johann Friedrich Böttger '), aus Schleiz im Vogtlande, hatte in Berlin bei Zorn die Apothekerkunst erlernt; er entwich von hier

1) Ersch und Gruber Encyclopädie. Thl. 11. S. 289.

im J. 1700 nach Sachsen, weil er durch seine chemischen Versuche in den Ruf der Goldmacherei gekommen war und die brandenbur gische Regirung fürchtete. Bei fortgeseßten Versuchen erfand er die Verfertigung des Porzellans, dieses kostbaren Geräthes der Chine. : sen), und es kam in der Leipziger Ostermesse desselben Jahres zum ersten Male sächsisches Porzellan öffentlich zum Verkaufe. Seitdem wurde ausschließlich in Sachsen Porzellan gemacht 2). In Berlin fing endlich 1751 der Kaufmann Wegeli an, auf eigene Kosten eine Porzellanmanufaktur anzulegen; ließ aber das Werk nach einigen Jahren wieder liegen. Da fügte es sich, daß Goßkowsky, den wir schon kennen ), Ende November 1760, zum Könige nach Meißen kam. Friedrich hatte einige Proben sächsisches Porzellan im Zimmer, zeigte es dem Goßkowsky und äußerte, daß, wenn er irgend etwas wünschte, so wäre es, eine Porzellanfabrik in seinen Landen zu haben, wozu er alles Mögliche anwenden würde, sobald nur Friede sei." So Goßkowsky in der „Geschichte eines Patriotischen Kaufmanns." Weiter erzählt er dann, wie er des Königs Wunsch sogleich erfüllt, und daß er dem Könige bereits im Januar 1762 in Leipzig einige Stücke Porzellan aus der neuen Berliner Fabrik überreicht, welche damals schon 150 Menschen beschäftigte. Der König hatte große Freude und übernahm die Fabrik, zwei Jahre später *), selbst für 225,000 Thlr., welche, indem sie einige hun.

1) China hat schon Jahrhunderte vor Chriftus Porzellan, Tse-ki genannt. Unser Name kommt von dem Portugiesischen Porcellana, Schale, da die Portugiesen die ersten Porzellanschalen aus China nach Europa brachten.

2) Die Porzellanmanufaktur des Ministers von Girne in Plauen an der Havel, welche ein Gehülfe von Böttger angelegt, hat nur von 1708 bis 1730 bestanden; f. Sybels Nachrichten von dem Städtchen Plauen. Berlin 1811.

3) S. oben Bd. 2. S. 257.

4) Im August 1763. Seitdem stand J. G. Grieninger der königl. Porzellanmanufaktur vor; nach ihm Klipfel. Aus dem Novemberheft 1810 der Hartlebenschen Justiz- und Polizeiblätter ift ein Sehr merkwürdiger Kriminalprozess" in Bezug auf die Berliner Porzellanmanufaktur von dem Freimüthigen" 1811 Nr. 17-21 aufgenommen, aber von Klipfel (dem Sohne) ebendaselbst Nr. 25 und 26 widerlegt worden.

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