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8. Juli 1911,

chung wie im Ingenieurwesen selbst so auch schon im Unterricht durch den wissenschaftlichen Versuch zu Hülfe zu kommen, und so entstanden, wiederum unter maßgebender Mitwirkung des Vereines deutscher Ingenieure, gegen die Wende des vorigen Jahrhunderts die Ingenieurlaboratorien an allen Technischen Hochschulen Deutschlands.

15 Jahre etwa war die Berliner Technische Hochschule alt, als man ihr in der Mitte der 90er Jahre ein Ingenieuraboratorium angliederte und zugleich die bisherigen Studienpläne umgestaltete und ausbaute. Heute, nach wiederum etwa 15 Jahren, macht sich in weiten Kreisen die Auffassung geltend, daß es geboten sei, von neuem Wege und Ziele des Unterrichtes an den Technischen Hochschulen daraufhin zu prifen, ob sie mit den Forderungen der Zeit im Einklang sehen. Einzelne haben schon früher ihre Stimmen erhoben; ch denke hier an die Schrift von Riedler »Unsere Hochschulen und die Anforderungen des zwanzigsten Jahrhunderts«< aus dem Jahre 1898, in der gesagt wird:

>Gegenüber den Aufgaben des kommenden Jahrhunderts, die auch für den Staat in einem höheren Maße technischer und wirtschaftlicher Natur sein werden, brauehen die Technischen Hochschulen ihre Grundlagen und Ziele nicht zu ändern, müssen aber immer weiter ausgestaltet werden: sie müssen die Fachwissenschaften einander näher bringen, vollständige mathematisch-naturwissenschaftliche Ausbildung gewähren, durch allgemeine Fächer eine im vollsten Sinne des Wortes allgemeine Bildung vermitteln und der Erziehung zu wirtschaftlichem Schaffen dienen.<<

Heute ist dieser Ruf nach Weiterentwicklung der Hochschulen so laut und allgemein geworden, daß er nicht mehr gehört verhallen kann.

Die zuvor kurz gekennzeichnete Entwicklung der Techschen Hochschule aus der Fachschule, unabhängig von der versität, ist ohne Frage für ihr kräftiges selbständiges Gedeihen ersprießlich gewesen. Anderseits dürfen wir uns ht verhehlen, daß gerade auch dieser Werdegang dazu igetragen hat, daß heute das Verlangen nach einem weiren Ausbau unabweisbar ist. Neue Fachschulen, die heuTechnischen Mittelschulen, sind der Hochschule nachachsen und befriedigen vielfach diejenigen Bedürfnisse h technischen Arbeitskräften, denen vor kaum mehr als m Menschenalter die polytechnischen Lehranstalten zu gen hatten. Daraus können Reibungen und Unzufriedenel entstehen, und sie sind auch schon entstanden. Ihnen zu gnen, gibt es nur einen Weg: Nicht die Technischen elschulen dürfen beschränkt oder in ihrer Entwicklung mt werden, sondern die Technischen Hochschulen sen sich nach den eben gekennzeichneten Richtlinien er ausbauen und vervollkommnen und dadurch die Grenzen en alle andern technischen Lehranstalten unverwischbar af ziehen. Wenn ich hierauf jetzt näher eingehe, so ehme ich die Berechtigung dazu dem Bewußtsein, mit Ausführungen die Ansichten sachkundiger Männer nicht geringer Zahl zu vertreten.

Im Sinne der Weiter- und Vorwärtsentwicklung unserer
nischen Hochschulen liegt es, wenn sie nicht das ganze
e Heer der technischen Angestellten, sondern im wesent-
die zu selbständigem Schaffen berufenen Ingenieure,
Fahrenden Männer der Industrie ausbilden.

Ich berück-
ze hier in erster Linie die Verhältnisse der Indu-
* und da kann ich die Bemerkung nicht unterdrücken,
auch heute noch, obschon vieles gegen früher ge-
ist, die Bedürfnisse des Staates einen zu starken
auf das Hochschulstudium üben. Das zeigt sich u. a.
daß Zweige der Technik, die im Staatsdienst keine
endung finden, an den Hochschulen teils gar nicht,
mangelhaft vertreten sind;
ist die Textilindustrie.
ein schlagendes Beispiel

Naturlich wird niemals der Besuch der Hochschule eine schaft auf eine leitende Stelle in der Industrie geben Sen doch mehr als jetzt auf diesen Endzweck zugeschnitaber Plan und Richtung des ganzen Studiums as Gebot, die Frequenz der Hochschulen durch scharfe Aus dieser Beschränkung des Zieles erwächst na:ür

Auslese zu verringern. Daß das den Hochschulen zugute kommen würde, dürfte keine Frage sein. Wie häufig sind nicht die Klagen, daß sich bei den heutigen Besucherzahlen der Professor mit dem einzelnen Hörer gar nicht genügend abgeben kann! Also, wohlgemerkt, nicht weniger Hochschulen müßten wir haben, aber geringere Besucherzahl an der einzelnen Hochschule! Das ist natürlich wieder eine Geldfrage. Aber daran darf die Sache nicht scheitern; sind doch auch die nicht unerheblichen Mittel für die Ingenieurlaboratorien von den Regierungen zur Verfügung gestellt worden, als man sich von deren Notwendigkeit für einen gedeihlichen Unterricht überzeugt hatte.

Das Ziel der Hochschule, sich auf die Ausbildung führender Männer zu beschränken, bedingt eine Ausgestaltung des Unterrichtes nach der wirtschaftlichen und staatsbürgerlichen Seite hin. Niemand von uns wird der naturwissenschaftlich-technischen Ausbildung, die die Technischen Hochschulen heute gewähren, seine Anerkennung versagen oder sie der geisteswissenschaftlichen Kultur, welche die Universitäten vertreten, nachsetzen wollen; das schließt aber nicht aus, daß die Technischen Hochschulen ihre Unterrichtstätigkeit auch in die Gebiete hinein erstrecken, die heute im wesentlichen den Universitäten vorbehalten sind. In der Tat ist ja auch schon ein reiches Maß von Kollegien über volkswirtschaftliche und Verwaltungsfächer an Technischen Hochschulen vorhanden. Nur müßten sie fester in den Lehrplan eingegliedert werden, und das beste Mittel dazu ist, diese Fächer zu Pflichtgegenständen in den Prüfungen zu machen. Eine weitere Frage ist, ob die Wirtschaftsfächer an den Technischen Hochschulen überall in der richtigen Form vorgetragen werden. Eine Uebertragung der an der Universität herrschenden Verhältnisse auf die Technische Hochschule würde jedenfalls nicht richtig sein. Die Technische Hochschule dient der angewandten Wissenschaft; Vorträge über theoretische Nationalökonomie würden an ihr wenig am Platze sein, auf die Anwendung der Wirtschaftslehre ist vielmehr das Schwergewicht zu legen. Den Studierenden muß von vornherein klar gemacht werden, daß Technik und Wirtschaft nicht von einander zu trennen sind. Das bedingt, daß die wirtschaftlichen Fächer in engem Zusammenhange mit den technischen, möglichst frei von Theorien und Abstraktionen, vorgetragen werden. Es wird also ein von der Universität abweichender Lehrgang erforderlich. Die Vorträge auf den Wirtschaftsgebieten müßten dementsprechend nach Möglichkeit an Männer mit technischer Bildung übertragen werden.

Es erhebt sich nun ferner die Frage, wie der Raum für diese Ausdehnung des Studiums geschaffen werden soll. Eine Verlängerung des Studiums ist unter allen Umständen ausgeschlossen, also nur eine Entlastung nach anderer Seite hin ins Auge zu fassen. Da darf nun der Hoffnung Raum gegeben werden, daß die zunehmende Umgestaltung der Vorbildung in realistischem Sinne, die stärkere Betonung des naturwissenschaftlich-mathematischen Gebietes in der Allgemeinschule, wovon ich vorher gesprochen habe, in absehbarer Zeit die Möglichkeit schaffen wird, an den Technischen Hochschulen die Fächer aus dem normalen Studiengange auszuschalten, die heute lediglich zur Ergänzung der Lücken in der Vorbildung dienen. Verkürzt doch heute schon die Technische Hochschule Stuttgart in ihrer Maschinenbauabteilung den Studienplan für die Abiturienten der württem bergischen Oberrealschulen und Realgymnasien wegen ihrer geeigneteren Vorbildung um zwei Semester gegenüber den Abiturienten der Gymnasien 7 Semester gegen 9 Semester! Warum soll diese Maßnahme nicht verallgemeinert werden können, wenn einmal die Vorbildung auf naturwissenschaftlicher statt auf geisteswissenschaftlicher Grundlage die Regel sein wird?

Ein weiterer Schritt, der zur Gewinnung von Raum und Zeit in den Lehrplänen wird getan werden müssen, ist die Einschränkung des Konstruktionsunterrichtes, der an vielen Stellen über alles Maß hinausgewachsen ist. Die Studierenden müssen von den vielen zeichnerischen Einzelentwürfen entlastet werden, die sie heute anzufertigen haben. Sie brauchen an der Hochschule keineswegs in alle möglichen Sonderfächer eingeführt zu werden. Niemand weiß von vorn

wenn

herein, an welche Stelle ihn das Schicksal stellen wird. Die Hochschule tut das ihrige, wenn sie dem Einzelnen die gute wissenschaftliche Grundlage gibt, die ihn befähigt, sich aus eigener Kraft später nach der Richtung hin auszubilden, wie das die ihm gewiesene Tätigkeit bedingt. Hier wird für den er aus dem jungen Ingenieur viel gewonnen sein, Studienbetrieb der Hochschule die Befähigung mitbringt, Lücken in seinem Wissen und Können selbständig auszufüllen, sich in Sondergebiete zu vertiefen oder neu einzuarbeiten. Es wird erwünscht sein, wenn zur Förderung dieser Aufgaben die Technischen Hochschulen in Zukunft dem Seminarunterricht erhöhte Beachtung schenken, den Diese Art des die Universitäten ja schon lange pflegen. Unterrichtes in Rede und Gegenrede würde zugleich ein vorzügliches Mittel zur Schulung im freien Vortrage sein, dessen Beherrschung für den Mann in leitender Stelle später so unentbehrlich ist.

was

Es könnte mir nun entgegengehalten werden, das, ich hier ausgeführt habe, sei alles ganz gut; aber die Hochdie nur schulen würden damit junge Leute ausbilden, Die Industrie werde schwierig ein Unterkommen fänden. nach wie vor ihre jungen Hülfskräfte über einen Kamm scheren, der Absolvent der Hochschule werde daher mit einem schweren Ballast von Wissen beladen sein, von dem er vorerst gar keinen Gebrauch machen könne, ja er werde für einen Wettkampf mit seinen Konkurrenten sogar gegenüber dem heutigen Zustande benachteiligt sein. Ich bin aber der festen Ueberzeugung, daß dem nicht so sein wird. Gerade aus der Industrie heraus, von führenden Männern mit weitem Blick, von den Leitern großer Werke sind die Gedanken, die ich hier verfochten habe, nachdrücklich geäußert und vertreten worden. Gerade von dieser Seite ist erklärt worden, daß die Industrie nach derartig ausgebildeten Ingenieuren rufe und sie nicht bekommen könne, während im allgemeinen ein reichliches Angebot an Hochschulingenieuren für konstruktive Tätigkeit vorliege, wozu dann noch der Wettbewerb der Absolventen der Technischen Mittelschulen komme.

Die Hochschule möge also, wie schon vorher betont, in scharfer Auslese allgemein, technisch-wissenschaftlich und wirtschaftlich geschulte Ingenieure heranbilden, die Industrie wird sie dankbar aufnehmen; ganz abgesehen davon, daß die allgemein und wirtschaftlich vertiefte Ausbildung dem Ingenieur auch durch die vermehrte Möglichkeit seines Eintretens in die öffentlichen Verwaltungen ein erweitertes Tätigkeitsgebiet darbieten würde.

Allerdings ist hier gleich auch eine Forderung an die Industrie selbst zu stellen. Die Technische Hochschule kann keine fertigen Ingenieure liefern, die Ausbildung nach dem Studium hat sich vielmehr dem Studium selbst gleichwertig anzugliedern. Während diese Ausbildung im Staatsdienst geregelt ist, liegt sie im Privatdienst noch völlig im Argen. Hier harren also noch die bedeutungsvollsten Aufgaben ihrer Lösung, und die Industrie wird reiche Gelegenheit haben, den Hochschulen ihren Dank für ein Entgegenkommen auf ihre Wünsche abzustatten, indem sie Organisationen für Weiterbildung schaffen hilft, die am letzten Ende ihr selbst wieder zugute kommen.

M. H., ich habe versucht, in kurzen Zügen ein Bild der Entwicklung zu geben, die Erziehung und Unterricht unserer gesamten höheren Jugend und im Anschluß daran die Ausbildung des Ingenieurs in der jüngsten Vergangenheit genommen haben, und daran einen Ausblick auf die zu wünWenn ich mir dabei schende Weiterentwicklung geknüpft. bewußt bin, den meisten von Ihnen im einzelnen kaum neue Gesichtspunkte vorgeführt zu haben, so hoffe ich doch auf der andern Seite, durch eine Zusammenfassung dessen, was auf dem großen Gebiete des Unterrichtes von vielen einsichtigen Männern angestrebt wird, manchem eine Anregung geboten zu haben, diesen Fragen sein Interesse noch mehr als bisher zuzuwenden und SO von seiner Stelle aus zur Erreichung eines Zieles, das uns allen am Herzen liegt, mitzuwirken: des Zieles, unsere Jugend zum Wettkampf des Lebens innerhalb der Grenzen unseres Vaterlandes und darüber hinaus stark und kräftig zu machen.

Die elektrischen Anlagen auf den Zechen des Eschweiler-Bergwerkvereines.')

Einleitung.

Von Dr.-Ing. E. Hellmann in Aachen.

Der Eschweiler-Bergwerkverein, der auf ein 75jähriges Bestehen zurückblicken kann, hat sich aus kleinen Anfängen durch die wechselvollen wirtschaftlichen Bewegungen dieses Zeitraumes hindurchgerungen bis zu der beherrschenden Stellung, die er gegenwärtig im Aachener Steinkohlenbergbau einnimmt. Es gibt kaum einen Industriezweig, dessen Lebensnerv so sehr von dem Auf und Ab der andern Industrien berührt wird, wie dies beim Bergbau zutrifft. Um so anerkennenswerter sind die Leistungen einzelner hervorragender Männer, die es verstanden haben, das Schiff durch die Fährnisse der hochgehenden Wogen politisch und wirtschaftlich stark bewegter Zeiten erfolgreich hindurchzusteuern.

Die Geschichte des Vereines") weist eine stattliche Zahl dieser Männer der zielbewußten und von Erfolg gekrönten Arbeit auf. Einige wichtige Marksteine aus der Entwicklungsgeschichte des Eschweiler-Bergwerkvereines sollen hervorgehoben werden.

Aus dem Besitzstand an Kohlengruben der Familien Wültgens-Englerth in Eschweiler wurde im Jahr 1834 der Grundstein zu dem heutigen Eschweiler-Bergwerkverein gelegt, dessen Betätigungsbereich sich damals nur auf das Indegebiet beschränkte. Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Köln-Aachen 1841 wirkte belebend auf die wirtschaftliche

1) Sonderabdrücke dieses Aufsatzes (Fachgebiet: Elektrotechnik) werden abgegeben. Der Preis wird mit der Veröffentlichung des Schlusses bekannt gemacht werden.

2) Die Daten sind entnommen aus »Der Eschweiler-Bergwerkverein 1834 bis 1910 von Prof. Steegemann.

Entwicklung des jungen Unternehmens. Dagegen begann mit der Inbetriebnahme der Kölner Rheinbrücke im Jahr 1859 Um das Jahr 1863 der Wettbewerb der westfälischen Kohle. erwirbt der Verein die Grube Anna nebst Merkstein im Wurmrevier und faßt damit festen Fuß in dem Kohlenrevier, das heute das Rückgrat des Vereines bildet. Durch die Verschmelzung der Concordia, eines 1853 gegründeten Vereines für Bergbau und Hüttenbetrieb in Eschweiler, mit dem Eschweiler-Bergwerkverein im Jahr 1873 tritt dieser in den Kreis der gemischten Betriebe ein und schafft sich hierdurch einen gewissen stetigen Absatz an Koks, gerät damit aber auch in unmittelbare Abhängigkeit von den Bewegungen des Roheisenmarktes.

Nach glücklicher Ueberwindung der schweren wirtschaftlichen Krisis in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts beginnt mit der Tätigkeit des neuen Vorstandes um das Jahr 1878 eine zielbewußte Umgestaltung der Abbauverhältnisse, die zur allmählichen Stillegung der wenig ertragreichen Gruben im Indegebiet führt. Nur die Grube Eschweiler-Reserve bei Nothberg wird beibehalten und ihre Ausgestaltung trotz der großen Schwierigkeiten bei der Bekämpfung des ungewöhnlich starken Wasserzuflusses mit der Zeit soweit gebracht, daß die Förderung um das Jahr 1900 bereits 250 000 t Kohle beträgt. Gleichzeitig wird der Schwerpunkt der Kohlenförderung noch mehr in das Wurmrevier verlegt, wo der AusTrotz des bau der Grube Anna energisch betrieben wird. starken Wettbewerbes des rheinisch-westfälischen, des belgischen und später auch des holländischen Kohlenmarktes ist der Geschäftsgang im allgemeinen befriedigend, um so mehr, als auch 1894/95 größere Abschlüsse über Kohlen

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lieterungen mit der preußischen Eisenbahnverwaltung zuStande kommen.

Aber erst mit dem Abschluß langfristiger Verträge im Jahre 1902 über große Kokslieferungen tritt eine großzügige Entwicklung ein, sowohl in bezug auf den Umfang der Förderung, als auch in der Ausgestaltung der technischen Einrichtungen auf den einzelnen Gruben. Wenn auch die Koksieferverträge eine Staffelung der Kokspreise nach dem Stande der jeweiligen Roheisenpreise vorsehen, so ist immerhin der Vorteil der Stetigkeit des ganzen Förderbetriebes gegeben and damit eine sichere Grundlage geschaffen, mit der bei Neuanlagen und Neueinrichtungen gerechnet werden kann.

Zur Bewältigung der gesteigerten Förderung werden sodann im Wurmrevier zwei neue Schächte auf Grube Anna bei Alsdorf angelegt: 1899 der Adolfschacht bei Streiffeld, der jedoch infolge der Durchdringung von 150 m wasserreichen Deckgebirges noch nicht fertiggestellt werden konnte, und 1904 der Eduardschacht, der heute mit seiner elektrischen Förderanlage vorläufig die Hauptförderung übernimmt und ine Entlastung für die älteren Schächte darstellt.

Der Koksofenbetrieb nimmt infolge der Verträge einen tächtigen Aufschwung. Im Jahre 1903 wird die erste Koksofenbatterie auf Grube Anna in Betrieb genommen, heute ist daselbst die Zahl auf sieben gestiegen, mit einer Gesamtfenzahl von 402 bei einer jährlichen Erzeugung von 660000 t Koks. In den überschüssigen Gasen dieser Oefen ist ein Energievorrat vorhanden, der nicht nur den Kraftbedarf der egenen Betriebe, sondern auch noch einen nicht unbeträchthen Teil desjenigen der entfernter liegenden Zechen deckt. Als noch im Juli 1906 eine Verschmelzung der im Jahr gegründeten, also gleichaltrigen und zu einem bedeuenden Betriebe angewachsenen Vereinigungsgesellschaft für Meinkohlenbau im Wurmrevier zu Kohlscheidt zustande kam, urde die Bahn frei für einen großzügigen und einheitlichen Ausbau der bergmännischen und betriebstechnischen Einrichingen eines großen Teiles des Aachener Kohlenbergbaues; denn in dem so erweiterten Eschweiler-Bergwerkverein waren anmehr des gesamten Steinkohlenbergbaues des geannten Revieres vereinigt.

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Die Vorteile der Verschmelzung dieser beiden Gesellaften zu einer einzigen Produktionsgemeinschaft sind nigfacher Art. Neben der Aufstellung und Durchführung es einheitlichen Planes im Abbau kommt die wirtschafthere Ausnutzung der vorhandenen Betriebsmittel und die sgiebige Versorgung mit Energie in Betracht. Der schä

attes.

de Wettbewerb in der Beschaffung von Material und Arbeitskräften fällt fort. Ganz besonders wertvoll ist aber gegenseitige Ergänzung auf dem Gebiete des AußenProduziert der Eschweiler-Bergwerkverein in er Linie Industriekohle und Koks, so ist die frühere Vergungsgesellschaft vorwiegend Produzent von HausbrandLiegen nun die jeweiligen Marktverhältnisse nur eh der einen oder der andern Seite hin günstig, so kann dem Falle die Gemeinschaft davon Nutzen ziehen. Die benachbarte Lage der Köln-Eschweiler-Eisenwerke dem Hochofenwerk Concordia hatte seit jeher rege Gesbeziehungen zwischen beiden Werken gezeitigt, die besonderer Bedeutung wurden, als die erstgenannte Unterng den Plan der Erbauung eines Stahlwerkes faßte, as sie das flüssige Roheisen unmittelbar vom HochofenDeziehen konnte. Da die Verhandlungen in dieser Annheit zu keiner für beide Teile günstigen, die sonstige angigkeit wahrenden Lösung führten, so entschloß man zir Fusionierung, die am 1. April 1910 mit rückwirkender a bis zum 1. Juli 1909 zustande kam. Beiläufig sei beda auch die Köln-Eschweiler-Eisenwerke eine Gründer Familie Wültgens-Englerth ist.

>> ist dadurch außerordentlich gewachsen. Die OrgaDer Umfang des Geschäftsbetriebes des so erweiterten on der einzelnen Betriebzweige und das Bestreben, die be auf die Höhe der technischen Errungenschaften der zu bringen und darauf zu erhalten, stellen an die Einder die heute ermöglichte wirtschaftliche Ausnutzung der und die Arbeitskraft der Leitung hohe Ansprüche. Berg- und Hüttenwerken zur Verfügung stehenden Energieen und die unschätzbaren Vorteile der elektrischen Kraft

übertragung sind für den modernen Ingenieur wirksame Hülfsmittel, mit denen er selbst recht schwierigen Verhältnissen begegnen kann. Nicht unerwähnt bleibe der Umstand, daß neben den Energiequellen des Eschweiler-Bergwerkvereines noch das Wasserkraftwerk der Urfttalsperre1) mit rd. 15000 PS und das Dampfkraftwerk der Stadt Aachen mit rd. 10000 PS Quellpunkte darstellen, zwischen denen eine ausgiebige elektrische Kanalisierung wie im rheinisch-westfälischen Industriegebiet zum Nutzen der ansässigen Industrie und im Sinne einer gegenseitigen Reserve der drei genannten Werke ausgeführt werden kann und zum Teil schon ausgeführt worden ist.

Die Anlagen des gegenwärtigen Eschweiler-Bergwerkvereines gliedern sich in solche

1) des Steinkohlenbergbaues,

1

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Kokerei mit Nebengewinnung.

Förderung 1908/09 750000 t. Belegschaft 2800 Mann.
Zur Betriebsdirektion II gehören:

a) die Grube Gouley bei Würselen auf der rechten Wurmseite mit dem Doppelförderschacht von Goerschen;

Förderung 302000 t. Belegschaft 1023 Mann.

b) Die Grube Maria bei Höngen, bestehend aus Maria Hauptschacht, Maria Reserveschacht;

Kokerei mit Nebengewinnung und Brikettfabrik.
Förderung 500 000 t. Belegschaft 2216 Mann.

Zur Betriebsdirektion III gehören:

die links der Wurm liegenden Gruben Laurweg, Langenberg, Kämpchen und Voceart;

Förderung 441000 t. Belegschaft 1516 Mann.

Insgesamt wurden im Geschäftsjahr 1908/09 gewonnen an

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1100

Hellmann: Die elektrischen Anlagen auf den Zechen des Eschweiler-Bergwerkvereines.

Steigerung des Kokereibetriebes, der 1903 seinen Anfang nahm. In diesem Jahre wurden die ersten beiden Gasmaschinen zu je 500 PS. aufgestellt, denen bald darauf zwei zu je 1000 PS. und eine von 1200 PS. folgten. Diese fünf Maschinen sind als Einzelmaschinen in Tandemanordnung ausgeführt, während die beiden im Jahre 1907 mit je 2400 PS und endlich die im Juni 1909 mit 2600 PS. in Betrieb genommene Maschine als Zwillingsmaschinen in Tandemanordnung gebaut sind.

Das Kraftwerk stellt ein gutes Spiegelbild der Entwicklung des Großgasmaschinenbaues während des oben angeAuf die bekannte Wirkungsweise führten Zeitraumes dar.

und Regelung sowie auf die Konstruktionseinzelheiten der Großgasmaschinen der MAN braucht hier nicht näher eingegangen zu werden, zumal ausführliche Abhandlungen darüber vorliegen). Im nachstehenden sollen die besondern Einrichtungen des Gaskraftwerkes behandelt werden.

deutscher Ingenieure.

Toluol, Naphthalin usw., zugeführt. Ein Teil des so verarbeiteten Gases kehrt zum Zwecke der Beheizung nach den Koksöfen zurück, während der Rest den Gasmaschinen zugeleitet wird.

Zu

Vor Eintritt in das Gaskraftwerk ist das Gas noch mittels Raseneisenerzes von Schwefel und Cyan zu reinigen. diesem Behufe wird es durch je zwei Rohrleitungen, Fig. 2, von 400 mm 1. W. den beiden Längshallen der Reinigungsanlage zugeführt, wo es durch eine Batterie von Reinigungskasten, die mit Raseneisenerz gefüllt sind, hindurchstreichen muß. Von den sechs Kasten einer Batterie sind immer fünf Sie in Betrieb, während der sechste neu beschickt wird. sind untereinander durch 3 Röhrennetze verbunden und werden von einer an der Längswand befindlichen Schalttafel aus durch besondere Absperrorgane mit Wasserverschluß in beliebiger Weise hintereinander geschaltet. Eine Verbindungsleitung von 450 mm 1. W. zwischen den beiden Kasten

Fig. 1.

Gaskraftwerk des Eschweiler-Bergwerkvereines in Alsdorf im Rheinland.

9 Nürnberger Gasmaschinen von zusammen 14600 PSc, mit Drehstromdynamos gekuppelt. Brennstoff: Koksofengas.

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Wie schon erwähnt, erzeugen die 7 Ofenbatterien jährlich 660 000 t Koks, wozu rd. 845 000 t Kohle notwendig sind. Wird auf 1 t Kohle eine Entwicklung von 250 cbm Koksofengas und der nach Abzug der zur Beheizung der Oefen nötigen Gasmenge übrig bleibende Rest mit 40 vH angenommen, so stehen den Gasmaschinen rd. 84 Mill. cbm Gas jährlich zur Verfügung. Von diesem Gasvorrate können im Gaskraftwerk ungefähr 50 Mill. cbm verbraucht werden, so daß zur anderweitigen Verwertung noch rd. 34 Mill. cbm verfügbar bleiben. Bei einem Verbrauch von 1 cbm Gas für 1 KW-st kann daher das Gaskraftwerk 50 Mill. KW-st liefern. Das Koksofengas enthält 3500 bis 4000 WE und zeigt ungefähr folgende Zusammensetzung in Volumprozenten:

CO 2,8, CN (HN) 1,6, 0, 0,8, CO 3,5, H2 49,7,
CH, 27,3 und N 14,3.

Das den Koksöfen entweichende Gas wird nach einer gründlichen Reinigung und Abkühlung der Anlage zur Gewinnung der Nebenerzeugnisse: Ammoniak, Teer, Benzol,

1) s. Z. 1905 S. 299; 1906 S. 1249; 1908 S. 1914.

batterien ermöglicht eine beliebige Schaltung von Zuleitungen und Reinigungsbatterien.

Zwischen den beiden Hallen ist der gut gelüftete Regenerierraum vorgesehen, wo das ausgebreitete Raseneisenerz durch Sauerstoffaufnahme wieder gebrauchfähig gemacht wird.

Durch elektrisch betriebene Exhaustoren wird das Gas angesaugt und durch Kondensationseinrichtungen hindurch in die Reinigungskasten gedrückt. Hier tritt es in der Mitte ein und teilt sich dann in zwei Ströme, von denen der eine nach oben, der andre nach unten durch je eine Horde mit Raseneisenerz streicht. In einem besondern Kanale vereinigen sich beide Gasströme, um in gleicher Weise durch den nächsten Kasten hindurchzuströmen. An jeder Längsseite des Reinigerhauses führt ein Sammelrohr das gereinigte Gas über einen Sammeltopf zu der Verteilleitung im Kraftwerke. Parallel zu den Sammeltöpfen sind zwei Gasbehälter von 500 und 1000 cbm Inhalt angeschlossen, welche die Aufgabe eines Bei einer Betriebstörung in der Druckreglers übernehmen. Reinigungsanlage kann das Gas durch ein besonderes Rohr unmittelbar den Sammeltöpfen zugeführt werden.

8. Juli 1911,

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Die gesamte Rohrleitungsanlage ist in der Zentrale in eht übersichtlicher Weise angeordnet.

zur Langsseite des Gebäudes laufenden 3 m breiten und 3 m In einem parallel

Bohen Kanal im Kellergeschoß liegt die Gasverteilung, die der Betriebsicherheit halber aus zwei übereinander ange

Rechtwinklig zu dem erwähnten Längskanal zweigen die Kanäle ab, aus denen die Maschinen die Verbrennungsluft ansaugen. Die Auspuffleitung führt über einen Wasserabscheider und einen aus Steinschlag bestehenden Schalldämpfer ins Freie.

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