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zig Jahre lang an die Fürstin Franz Liechten= stein (geb. Gräfin Sternberg) attachirt ist, ist gewöhnlich zu dieser auserlesenen Gesellschaft zugelassen. und der Graf Rosenberg, der Oberkammerherr, ist gleichergestalt manchmal von der Partie. Rosenberg ist einer der angenehmsten Edelleute des kaiserlichen Hofs, der unter einem kühlen Aeußeren Eigenschaften verbirgt, die eben so tüchtig als einnehmend find. Gewandt in seinen Manieren, gebildet in seinem Geist und in höchster Gunst bei seinem Herrn, würde er, wenn er eben so viel Ehrgeiz als Talente besäße, in nächster Zeit eine bedeutende Rolle auf dem politischen Theater spielen. Aber seine Liebe zum Vergnügen verbunden mit der Indolenz seines Temperaments, wird ihn immer im Schatten zurückhalten. Weder Fürst Carl, noch sein Bruder Fürst Franz Liechten= stein machen jemals Anspruch in diese Coterie fich einzudrängen, obgleich ihre Frauen die interessantesten Mitglieder derselben sind. Der französische Ge= sandte, Herr von Breteuil, ward auf sein ausdrückliches Ersuchen ein oder zweimal zugelassen. Man fand aber, daß seine Gegenwart dem Kaiser nicht behagte und daß sie eine Art von Zwang den Vergnügungen der Gesellschaften auferlegte, er zog sich daher wieder zurück.“

,,Die obengenannten Personen kommen abwechselnd in ihren Häusern zusammen und Joseph erscheint in größter Heimlichkeit unerwartet und allein. Ich weiß, daß er selbst die Hauptunterhaltung macht. Er spricht, während die Damen zuhören und bewundern. Lasch

und Rosenberg sind wahrscheinlich zu wohlerfahrene Hofleute, als daß sie so ein geheiligtes Vorrecht stören sollten. Karten werden nie gebracht, denn der Kaiser liebt sie nicht, das leztemal, daß er gespielt hat, ist nach seiner Krönung in Frankfurt 1764 ge= wesen. Es ist wahr, daß die Damen, die der Abends unterhaltung eine Abwechselung geben wollten, vor einiger Zeit einmal ein Buch einführen wollten, aber der Versuch glückte nicht. Joseph zieht Unterhaltung vor. An den drei Abenden, die er nicht in der oben erwähnten Gesellschaft zübringt, geht er, wenn nicht Staatsgeschäfte ihn abhalten, für eine kurze Zeit zu Fürst Esterhazy's oder Frau von Burckhausen. Während des jezigen Winters hat er sich, sehr vers schieden von dem vorigen, selten beim Fürst Kaunis oder in irgend einer zahlreichen Gesellschaft eingefunden.“

„Zu keiner Periode seines Lebens war der Kaiser ein Libertin oder zu Exceffen mit Frauen geneigt, wie Franz, sein Vater, es war, und, wie man wohl weiß, sein Bruder Leopold es noch ist. Seine Liebschaften, wenn er dergleichen gehabt hat, sind immer von kurzer Dauer gewesen, heimlich gepflogen und nie mit Scandal oder Aufwand verbunden. Ich fragte eine Dame, die ihn gut kennt, ob man wohl glaube, daß er natürliche Kinder habe?,,Ich kann es nicht genau sagen, erwiederte sie, aber das kann ich verfichern, daß, wenn er deren hat, ste dem Staate nicht zur Last fallen werden. Funfzig Ducaten jährlich werden ihre ganze Apanage ausmachen." Der Kaiser liebte es (bei den Harun al Raschtd-Umgängen) unter

ven Volksmassen, unter dem Schatten der Nacht, wo er wußte, daß er weder erkannt noch beobachtet war, Frauen anzusprechen und er nahm sich da wohl einige harmlose Freiheiten mit ihrer Person, welches das Aeußerste seiner Galanterie ift.".

Wie der Kaiser keine Maitresse hatte, so hatte er auch in Wahrheit keinen Favoriten.,,Verschiedene Personen, fagt Wrarall, von denen es einige Zeit lang so geschienen hat und die geglaubt haben, daß fte im Best seiner persönlichen Zuneigung seien, find getäuscht worden. General (Friedrich) Nostiz (-Rhineck), den er während einer gewiffen Periode außerordentlich auszeichnete, hat die Wahrheit des Angeführten bewiesen. Die beiden Gräfen (Philipp) Cobenz und Joseph Colloredo, die ihn im Jahre 1777 nach Paris begleiteten, befizen allerdings in hohem Grade seine Achtung und sein Vertrauen, aber fie find nicht Favoriten. Graf Dietrichstein (der Oberstallmeister), der von lange her mit dem Kaiser vertraut ist und den im eminenten Grade sein Sinn für Unabhängigkeit, seine Freimüthig= feit und seine heitre Laune auszeichnen, genießt vor allen andern Edelleuten des Hofs das Privilegium, seinem Herrn die Wahrheit zu sagen und übt es aus. Unzweifelhaft ist, daß der Kaiser Loudon ehrt und achtet und ihn bei allen wichtigen militärischen Fragen zu Rathe zieht. Für Lasch reservirt er seine Freundschaft, besucht ihn zu allen Stunden, spricht mit ihm ohne allen Rückhalt und theilt ihm seine geheimften Gedanken mit."

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Die Tochter des Oberstallmeisters Grafen Dietrichstein, Therese, war eine der legten Damen, die Joseph auszeichnete. Die himmlische Thes rese, sagt Hormayr in dem nach gelassenen Fragment über Metternich, Schwester des achtzigjährigen, noch lebenden geistreichen Fürsten Franz Dietrichstein, die innigste Liebe des edeln Kaisers Joseph, ward von ihm 1787, wo er in den Türkenkrieg zog, seinem vertrauten Reisebegleiter und Kammerherrn Grafen Philipp Kinsky vermählt.*) Philipp Kinsky war ein stolzer, finsterer Mann. Er glaubte sich verlegt, wähnte sich zum Deckmantel (oder wie die Wiener sagen zum Elephanten) mißbraucht, glaubte an ein mehr als platonisches Verhältniß zwischen Theresen und dem Kaiser, schied gleich nach der Trauung von ihr, eilte nach Venedig und Rom und hat sie niemals_berührt. Die vornehmsten, edelsten Männer warben um die Herrliche, die, so wie Kinský, auch ihrerseits alsogleich an Scheidung dachte aber der Katholizismus beider stand unerbittlich im Wege. Endlich nach Jahren gab der Nuntius Severoli in Wien den Rath, sie möchte constatiren, die Trauung sei unter den heftigsten, von Theresen überhaupt ungeheuer ge=

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*) Philipp war der jüngere Bruder von Franz Kinsky, der einer der Lieblinge des Kaisers, sein Reisebegleiter, General und Vorstand der Cadettenakademie in Wienerisch Neustadt war, die er mit herbstem Pedantismus dirigirte Joseph hatte ihn in die Carlsakademie des Würtembergischen Herzogs, die in dieser Beziehung Ruf hatte, ausdrücklich reisen laffen.

fürchteten Gewitterschlägen geschehen und sie sei dabei ftets halb ohnmächtig und fast ganz bewußtlos gewe= sen. Der Copulant, der in der Nicolsburger Schloßkirche die Trauung verrichtet hatte, der Bruder der Mutter Theresens, Graf Leopold von Thun, legter Fürstbischof von Passau, gab das nicht sehr pflichtgemäße Attest: er habe gar nicht gehört, „daß die Ohnmächtige das Ja ausgesprochen habe." Damit ließen die anderweit mit klingenden Gründen mächtig bearbeiteten Römlinge fich genügen: Kinsky's Che, ward als we= sentlich defect, ja null erklärt und nun vermählte sich Therese mit dem General Graf Mar Meerveldt, der 1797 den ersten Waffenstillstand mit Napoleon vor dem Frieden von Campo Formio zu Leoben schloß und zulezt noch in der Schlacht bei Leipzig, wo er gefangen wurde, von Napoleon an Kaiser Franz zum Behuf einer Unterhandlung abgeschickt wurde. Er starb, in verschiedenen Missionen gebraucht, als Gesandter in London."

21. Hof, Civil- und Militair-Etat und diplomatisches Corps unter Joseph II.

Der Bestand des Hof-, Civil- und Militairftaats beim Antritt der Selbstregierung Joseph's II. in Deftreich, 1780, in welchem Jahre erst zum ersten Male der Hof- und Staats-Schematismus" auf 494 S. gr. 8. erschien, und bei Joseph's Tode, 1790, war folgender:

I. Der Hofstaat Maria Theresia's wurde von Joseph fast auf die Hälfte vermindert. Die sechs

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