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macht, die man aber doch nie hat beweisen können." Um den Einfluß und die Gunft der Caroline Hieronymus und der Josephe Guttenberg fanden Niedere wie Hohe sich zu bewerben für gerathen, sie waren, was Anastasia bei der russischen Kaiserin Catharina II.

war.

Die einflußreichste Frau, namentlich in früherer Zeit, bei Maria Theresia, war Maria Charlotte, verwittwete Gräfin Fuchs, geborne Gräfin Mollart, die Schwiegermutter des Feldmarschalls Daun. Sie starb noch vor dem siebenjährigen Kriege. Ihr Haus ersezte das der Gräfin Bussy-Rabutin unter Carl VI.: fie sah jeden Abend Gesellschaft bei fich. Die Kaiserin ehrte sie noch im Tode so hoch, daß fie sie in der kaiserlichen Gruft beiseßen ließ.

Ueber das Verhältniß der Favoriten Maria Theresia's berichtet Graf Podewi18 in seiner Depesche vom 18. Januar 1747:

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Gewiß ist, daß die Herrschaft ihrer Favoriten in der Regel nicht lange dauert. Wahr ist, daß die Gräfin Fuchs und ihre Töchter, die Gräfinnen Daun und Logier sich erhalten haben, aber fle find mehr als einmal und namentlich die Mutter auf dem Punkte gestanden, ihre Gunft gänzlich schwinden zu sehen, wenn nicht der Kaiser Sorge getragen hätte, sie wieder mit seiner Gemahlin zu versöhnen. Sehr groß ist übrigens ihr Credit nicht. Sie wagen fich in keinem Geschäft anders eine Einmischung, als in= direct und auf krummen Wegen.'

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,Die Person, die am Sichtbarsten in der Gunst

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ausgezeichnet worden ist, ist eine ihrer Kammerfrauen, die Frisen, die fie an einen ungarischen Edelmann jezt verheirathet hat, Namens Petrasch; sie gab ihr 12,000 Gulden zur Aussteuer und machte den Mann zum Hatschier - Lieutenant mit Obristlieutenants Nang. Man behauptet, daß diese Frau, die fortfährt, un ihre Person zu bleiben, viel Gewalt über ihren Geist hat und daß die Kaiserin sie selbst über die Geschäfte befragt. Es wird mir aber schwer, dem lehteren Umstande Glauben beizumeffen, da er gar nicht mit dem Chrgeiz dieser Prinzessin zu vereinbaren ist und mit ihrem Verlangen, alles für sich selbst zu regieren, zu sehen und zu machen und mit der großen Mühe, die fie fich giebt, den geringsten Schein zu vermeiden, als ob sie sich leiten ließe."

Großen Einfluß hatten bei der Kaiserin auch männliche Subalterne bis zu den Stubenheizern herunter; so ein einflußreicher Mann war z. B. der täg= liche Almosenaustheiler Kammerheizer Stockel.

8. Die Favoritin des Kaisers, Fürstin Auersperg - Neipperg.

Die zur Zeit Maria Theresia's neben ihr ge= feiertste Dame in Wien war die schöne Fürstin Auersperg, die Favoritin des Kaisers Franz, von der der Tourist Wrarall seinen für derlei Damen ein Auge und ein Ohr habenden Landsleuten ziemlich umständlich nähere Nachricht gab..

Maria Wilhelmine von Neipperg war die Tochter des unglücklich berühmten Marschalls Graf Neipperg, der aus der Geschichte Carl's VI. und

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dem Anfang der Regierung Maria Theresta's bekannt ist, dem der Pascha von Bosnien_in's Gesicht spie, der dann den Belgrader Frieden schloß und die Schlacht bei Mollwig verlor. Seine holdselige Tochter war ge= boren am 30. April 1738. „Ihr Vater war damals Gouverneur von Luremburg, ste kam deshalb in früher Jugend öfters nach Brüssel und Spaa, wo sie bei der gemischten Gesellschaft, die man an diesen Orten findet, eine Leichtigkeit und Eleganz der Manieren sich aneignete, welche die förmlichere und eingezogenere weibliche Erziehungsweise in Oestreich nicht damals in der Regel gewährte. Sie war kaum sechszehn Jahre alt, als Marschall Neipperg sie an den kaiserlichen Hof brachte, dessen Wunder und Entzücken sie sofort ward. Alle haben mich einmüthig versichert, die ste gekannt haben, daß keine Beschreibung im Stande sei, eine angemessene Vorstellung von ihrer Schönheit zu geben. Sie war von mittlerer Gestalt, ihr Teint ein Hellbrauner*), ihre Augen grau, ihr Haar castanienbraun, üppig und glänzend. Ihr Gesicht aber und die Art und Weise ihrer Haltung waren von der Art, daß kein Maler im Stande war, ihnen Gerech tigkeit widerfahren zu lassen; weil, wenn sie sprach, eine Fülle von Grazie und Anmuth in ihr aufleuchtete und ihr eine Beseelung verlieh, die die Kunst nicht wiedergeben konnte. Ihr Charakter war so sanft und einnehmend, daß es schien, als sei sie gar nicht im Stande, jemanden beleidigen oder weh thun zu kön

*) Aehnlichen Teint hatte die bekannte Gräfin Cosel.

nen. Ohne alle Verstellung gab sie sich nie Mühe, zu gefallen, denn die Natur hatte alles für ste gethan und sie brauchte blos zu erscheinen, um bewundert und geliebt zu werden. Die Ueberlegenheit ihrer Schönheit war so groß, daß niemand mit ihr in die Schranken fich stellte, und die Liebenswürdigkeit ihres Charakters so einschmeichelnd, daß ihr niemand widerstehen konnte. Sie erweckte. Liebe, ohne bei ihrem eignen Geschlecht zu Neid oder Eifersucht zu reizen, und sie machte sich keine Feinde, weil sie nie zu spotten und lächerlich zu machen versuchte. Ihre Unterhaltung war heiter, leicht und angenehm, aber sie besaß weder ungewöhnliche geistige Ausbildung, noch einen sehr ausgebildeten Verstund. Verschwenderisch von angeborner Neigung, nicht achtend des Gelds und mehr ihre Verwandten als sich selbst zu bereichern liebend, kannte sie keine Grenzen der Vergeudung. Eine Leidenschaft zum Spiel, der sie nach ihrer Verheirathung ohne Zügel sich überließ, brachte sie zum Verluste ungeheurer Summen. Ihr Herz, von Natur uneigennügig und großmüthig, war eben so zärtlich als hingebend. Unbeständig und wunderlich, hielt sie selten lange bei ihren Bevorzugungen aus, aber ihre großen Schwächen hierbei hatten etwas Heldseliges und man sagte, es sei unmöglich gewesen, e zu kennen, ohne sie zu lieben."

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So eine ausgezeichnete Person konnte nicht lange ohne Anerbietungen und Bewerbungen der schmeichelhaftesten Art bleiben. Unter ihre Verehrer rechnete sie den jeßigen Marschall Lascy und andere Männer aus der ersten Gesellschaft und vom ersten Vermögen. Destreich. VIII,

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Sie wählte den Prinzen Johann Adam Joseph Auersperg (zweiten Sohn des regierenden Fürsten) und ward mit ihm im April 1755 *) vermählt, als ste gerade ihr siebzehntes Jahr vollendet hatte. Der Prinz war bereits ein Wittwer und damals vierunddreißig Jahre alt. Sie brachte ihm ein Vermögen von vollen 12,000 Pfund Sterling zu, eine für Wien ungeheure Summe, da Frauen vom höchsten Range selten über 6-800 Pfund Aussteuer erhalten. Aber ihre Spielwuth war so groß, daß sie im ersten Sommer ihrer Verheirathung, wo sie auf einem Schloffe des Prinzen lebte, diese ganze Summe am Spieltische verlor, hauptsächlich an ihren Bruder, den Grafen Neipperg. Sie soll in einem Abend 12,000 Ducaten beim Kartenspiel verloren haben und ihre Verschwendung war auch in anderer Beziehung diesem Beispiele gleichkommend.

Nur ein kaiserlicher Liebhaber und ein so großmüthiger, wie Franz konnte solchen Begehrlichkeiten Genüge leisten. Er fand wenig Schwierigkeiten, fich ihr annehmbar zu machen; sein Nang, seine Aufmerksamkeiten, seine Geschenke räumten die ersten Schwierigkeiten weg, aber ihre Unbeständigkeit schloß ihn von dem alleinigen Befiz ihres Herzens aus. Nichtsdestoweniger blieb Franz ihr fortwährend zugethan. Er pflegte mit ihr und in einer ausgewählten Gesellschaft von beiden Geschlechtern viele seiner Abende zuzubrin

*) Nach Leupold's östreichischem Adelsarchiv am 19. April 1756.

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