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England längst ausgeschafft hat, troß der infignen Jag leidenschaft der hohen Lords der Insel.

Noch saßen, um sich dieser hohen mittelalterliche Rechte zu erfreuen, manche der östreichischen hoher Adelsgeschlechter und noch saß der größte Theil de ungarischen Adels welchen erst Maria There sia an die Hofstatt zu fesseln begann - auf ihre alten Burgen und Schlössern. Diese alten Burge und Schlösser, mit dem großen natürlichen Lacte un serer Vorfahren auf den schönsten, die Umgegend wei und breit beherrschenden Höhen angelegt, waren miş Geschüß, Kriegs- und Mundvorrath wohlversehen und gegen augenblickliche Gewaltstreiche gefestet und gesichert. Viele dieser Burgen waren zwar im dreißigjährigen Kriege zerstört worden und die Bestzer hatten sie verlassen, aber in den noch gedeckten, bewohnbaren majestätischen Trümmern waren die Kanzleien, die Gerichtsdiener, die Beamten, die Forstmeister und Jäger zurückgeblieben, der Adel konnte sie wenigstens von Zeit zu Zeit, wenn er zur Jagd kam, bewohnen.

meisten Schlösser wurden bis auf Leopold noch immer in gutem baulichen, zum Theil selbst im Verthei= digungszustande erhalten und sie mußten so erhalten werden, weil man noch immer nicht vor den Einfällen der Türken, der Tataren, der polnischen Cosacken sicher war.

Leopold aber liebte diese Burgen und Schlösser gar nicht und er sah es sehr gern, wenn ihre Besiger ste verließen oder brachen. Noch immer gaben diese Burgen und Schlösser Stüßpunkte ab, durch die hie

und da noch unter Leopold in der Laune des alten Fauftrechts beschlossene Thaten des Adels unternommen oder abgewehrt wurden.

Eine solche That versuchte in der Steiermark im Jahre 1660 eine heroische Dame protestantischer Religion, Catharine, Freiin Gallerin. Sie war mit ihrem Gemahl der Religion wegen ausgewandert und kam zurück, um das Schloß Arnfels gegen eine Freiin Zehentner zu erstreiten, welcher die steirische Regierung es zugesprochen hatte. Die Remigrantin zog ganz nach Art des alten Faustrechts mit einigen hundert Bauern, welche mit Säbeln, Doppelhaken und anderm Feuergewehr bewaffnet waren und die sie und ein gewesener Amtsschreiber anführte, vor das Schloß und ließ es beschießen, um ihre Feindin in ihre Gewalt zu bekommen. Diese entfloh aber glücklich und führte einen Entsag von Soldaten herbei. Die unternehmende Dame ward in einem hißigen Gefechte geschlagen und mußte sich durch die Flucht retten. Der Hofkammerprocurator machte ihr den Landfriedensbruchprozeß, in welchem die Protestantin abgeurtheilt wurde.

Manche, wie gesagt, der Adelsgenossen zogen noch, der alten Unabhängigkeit eingedenk, vor, auf ihren Herrschaften in altpatriarchalischer Freiheit unter ihren eignen Unterthanen zu wohnen, als in der Antichambre zu Wien zu dienen. Viele Herrschaften zogen auch vorerst in die Landstädte, in die Hauptstädte der Provinzen, fie blieben noch Landadel, sie waren lange noch nicht alle bleibend diensteigner, in der Hauptstadt zusammengeschaarter Hofadel geworden, um, wie Hor

mayr sich komisch ausdrückt,,,dort in der Antichambre in potenzirter und reich gallonirter Lakaienschaft nicht gemüthlich und selbstbewußt zu sthen, sondern gleich den Kaninchen bald auf einem, bald auf zwei Füßen, doch fast nie auf eignen Füßen zu stehen.“

8. Bauern und Bürgerzustände. Die Wiener Zünfte, die Wiener Juden, die Wiener Studenten, die Wiener Bedienten. Erste Casernen und erste Garnison in der Residenz. Straßen-Meuchelmorde und Straßen Duelle. Leztes Räubernest bei Wien. Straßenpasquille und

Carricaturen.

Die Hintersaffen des Adels, die Bauern, blie= ben, Tyrol ausgenommen, wie sie es, aber erst kurz vor der Reformation geworden waren, immer noch mehr Unterthanen der adeligen Gutsherren als des Kaisers. Den Gutsherren waren sie noch leibeigen, sie waren ohne Eigenthnm, von einem auf den andern Grund versezbar; es war noch ganz gut möglich fie der persönlichen Freiheit Jahre lang zu berauben, sie grau= samen körperlichen Strafen zu unterziehen, ohne daß Jemand den geringsten Einspruch dagegen that und mit Erfolg thun konnte. Die Bauern konnten der Willkür und Laune ihrer Grundherren in der Besteue= rung und namentlich in der Auflage von ungemessenen Hand- und Spannrobothen sich nur mit allergrößter Mühe entziehen. Sie wurden von der rohen und nicht zu ersättigenden Jagdluft ihrer Herrschaften sowohl durch Treiberdienste, die man ihnen auferlegte, als auch durch vielfache Verkümmerung der Früchte ihres Fleißes auf den Feldern durch den hohen Wildstand gedrückt. Und dabei waren die Grausamkeiten, mit denen man den

Wildschüßen zn begegnen suchte, schrecklich: die Wildschüßen konnte man auf der Stelle niederhauen, todt= schießen, ihnen die Hände abhauen, die Augen ausstechen, ja, wie man noch auf alten Bildern und Rupferstichen steht, sie auf eingefangene Hirsche geschmiedet, in die Wälder auslassen, um dort zerrissen zu werden.

Wie im ganzen übrigen Deutschland die unge= messene Leibeigenschaft der Bauern erst seit dem Ausgang des funfzehnten und dem Anfang des sechszehnten Jahrhunderts datirt, von jenen Tagen, wo die großen Bauernaufstände sich gegen dieses neue Verderben erhoben, so war es auch in den östreichischen Staaten der Fall. In Böhmen ist die Leibeigenschaft, als allgemeine Laft der Bauern nicht älter, als aus den Lagen Wladislav's Jagello, der 1471 nach den Schreckniffen der Hussiten kriege und nach dem großen Podiebrad auf den Thron kam. Im dreiBigjährigen Kriege ward der alte böhmische Adel bis auf ein anderthalb Dußend Familien ausgerottet, verjagt, gerieth in Armuth die neuen an ihre Stelle tretenden Emporkömmlinge, Italiener (und Deutsche, drückten furchtbar. Noch waren viele protestantische Bauern im Lande, die Geistlichkeit that Alles, um fie katholisch zu machen, wie die Regierung es wollte. Haben sich, berichten die Frankfurter Relationen zum Jahre 1651, die Bauern in Böhmen (weil ihnen alle exercitia religionis abgeschnitten, um sie dadurch auf die katholische Seite zu bringen) sehr aufrührerisch ge= zeigt und ist der Fürst von Lobkowiß darum in

Person zu seinen Unterthanen verreiset, weil selbig ganz schwierig geworden, um sie zu stillen." Unte Leopold entstand in Böhmen ein blutiger Aufstan wegen der Robothen, der Frohnen. Wie in Pole mußten die Unterhanen in Böhmen fünf Tage in de Woche für ihre Herren arbeiten, pflügen, säen, schnei den, Getreide einführen, dreschen, Holz einfahren un andere Frohnarbeiten verrichten, der sechste Tag wa ihnen frei, der siebente Sonntag. Der Kaiser gab ein Gesez, das verordnete:,,daß hinfort die Grundholden ihren Grundherrn künftig nicht mehr als drei Tage in der Woche frohnen sollten." Die aufrührerischen Bauern wurden aber durch die Generale Piccolomini und Baron Harrant, einen gebornen Böhmen, blutig niedergemehelt. Den ty= rannischen böhmischen Grundherrn, namentlich den Grafen Gallas, Martiniz, Nostiz, Bredau gingen zwar scharfe Monitorien zu fie halfen aber wenig, nur um so schlimmer erging es den armen Leibeignen. Das Landvolk gerieth in förmliche Verdumpfung. So blieb das Verhältniß bis zu Maria Theresa's Zei= ten. Als Schlesien in die Hände des preußischen groBen Königs gekommen war, als die englischen Louristen schrieben, daß in keinem Lande Deutschlands verhältnißmäßig der Bauer so gut es habe, als in Preußen, als Friedrich mit den schärfsten Cabinetsordres, wie mit der an den Grafen Frankenberg auf Grödigberg in Schlesien, die ehemals östreichischen Gutsherrn zwang, ihre Unterthanen menschlicher zu behandeln, sie nicht mehr altöstreichisch in den eisernen Stock

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