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Inhalt.

Carl VI. 1711-1740.

(Fortsegung.)

5. Wiener Hofzustände unter den leßten Habs: burgern. Die Hofvorschüsse. Die Armuth der Kaiser und der Reichthum des Adels. Der Hofjude Oppenheimer. Anleihen und Lotterien. Der Hofbettel. Alchemie und Magie. Sittenlicenz. Französische Debauchen. Das Wiener Cicisbeat. P. Abraham a Sancta Clara und Stranizki

6. Tagesordnung am Hofe des Kaisers nach Pöllniß. Lady Montague über den Wiener Hof und das Wiener Leben

7. Ausbildung der neuen Aristocratie,

ihre

Brivilegien und ihre Stellung zum Hofe 8. Bauern und Bürgerzustände. Die Wiener Zünfte, die Wiener Juden, die Wiener Studenten, die Wiener Bedienten. Erfte Casernen und erste Garnison in der Residenz. Straßen-Meuchelmorde und StraßenDuelle. Leztes Räubernest bei Wien. Straßenpasquille und Carricaturen

9. Neue Einwanderung spanischer und italienischer Familien : Larouca und Realp

10. Hof-, Civil- und Militairetat und diplomatisches Corps unter Carl VI.

11. Carl's VI. Tod und seine Familie

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Maria Theresia 1740–1780.

1. Die beiden ersten schlesischen Kriege und der östreichische
Erbfolgekrieg

2. Strafgericht über die böhmische Aristocratie
3. Maria Theresia's Regierungssystem: Germa-
nifirung der ungarischen Aristocratie, Beugung der erb-
ländischen durch die Büreaukratie. Erstes stehendes Heer
und stehende Steuern. Vollzug der inneren Reformen
durch Haugwiß, Choteck und Haßfeld
4. Fürst Kauniz. Die öftreichische Diplomatie und die
Post - Interceptionen. Das Bündniß mit Frankreich.

Der siebenjährige Krieg, die Aufhebung des Jesuitenor:
dens und die Theilung Polens

3. Personalien Maria Theresia's. Die Hofverschwendungen
und Hoffeste

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(Fortseßung folgt.)

5. Wiener Hofzustände unter den lezten Habsburgern.

(Fortschung.)

Das Geld für die laufende Hofwirthschaft am Wiener Hofe ward dem Kaiser durch Vorschüsse beschafft. Das schrieb sich schon von den Tagen Ferdinand's I. her. Der venetianische Gesandte Navagiero berichtete, wie oben *) angeführt worden ist, seiner Signoria im Jahre 1547:,,Ferdinand ist freigebig, was hinreichend die Lage seiner Diener zeigt, denn sie sind mehrentheils reich und er arm; er hat weder solche Paläste und Gebäude, wie sie einem Fürsten zukommen, noch ist bei ihm Pracht im Hausrath und dergleichen. Alles das kommt daher, daß S. Maj. nie anders Geld hat, als auf Vorschüsse." Ganz gleichlautend mit diesem Zeugniß über das Reichwerden der Diener und das Armsein des Herrn lautete der ebenfalls oben angeführte Bericht **) des Raths und Nequetenmeisters Cornelius Scepper, Ba= ren von Eck über die erste protestantische Adelskette der Hoffmann, Roggendorf, Dietrichstein, der Grafen Ortenburg u.s. w.,,, Leuten, die es

*) Band 2. S. 205. **) Band 2. S. 209 ff. Destreich. VII.

darauf anlegten, in ihren Händen und denen ihres Anhangs alle guten Stellen zu haben." Stephan Gerlach, Gesandtschaftsprediger bei David Ungnad, der im Jahre 1576 von Kaiser Max II. an die Pforte geschickt wurde, erfuhr im Hause seines Herrn in Conftantinopel im vertraulichen Gespräche von Wissenden ganz daffelbe. *) ,,Die weltlichen Herren saugen den Kaiser ganz aus. Wenn einer ein Jahr, zwei, drei gedient hat, bittet er diese oder jene Gnade, dieses Schloß oder jenes Gut aus: man gebe es ihm, wenn es schon 10, 20,000 Gulden und mehr werth ist, daß sie reich, der Kaiser arm werde. Mancher hat 50, 60, 70,000 Gulden auf Zinsen und viele 1000 Gulden baares Geld, als Herr Weber, Kanz= ler **) und der Herr von Harrach ***), welche alles vom Kaiser erhalten. Wenn aber dem Kaiser eine Noth anstößt, so leihen sie ihm nicht 2, 300 Gulden ohne Zinsen, auch wohl gar nichts, sondern weisen ihn an die reichen Kaufleute. Dr. Weber, Kanzler, ist über die 100,000 Gulden bei seinem Dienst reich geworden, hat zwei Herrschaf= ten in Destreich gekauft, oder zum Theil von Ihrer Majestät aus Gnaden bekommen, Bisemberg und Rög,

*) Stephan Gerlach, türkisches Tagebuch, Frankfurt a. M. 1674. S. 232 u. 327.

**) Siehe oben den Hofstaat von Kaiser Mar 11. Band 2. S. 292. u. S. 268. u. 269.

***) Leonhard von Harrach, Freiherr zu Rohrau, Oberhofmeister Mar' II., der Ahnherr und Gründer des Wohlstands des Harrach'schen Geschlechts. Band 2. S. 277.

ohne seine so viele 1000 Gulden auf Renten. Also macht es auch der Cobenz1*), Erzherzog Carlin's**) Kanzler. Der hat alle Jahr bei die 12,000 Gulden Einkommens, kein Weib noch Kinder und wenn der Erzherzog Geld bedarf, leiht er ihm nicht 100 Gulden, schreibt nur andern und vermahnt, sie sollen helfen."

Unter Rudolf II., unter den Ferdinanden blieb das Verhältniß dasselbe. Der der katholischen Religion treu gebliebene oder sich wieder convertirende Adel erhielt im dreißigjährigen Kriege aus dem confiscirten protestantischen Rebellengute nächst den Jesuiten das Meiste. Noch unter Leopold fiel die Krondomaine Wittingau an das Schwarzenberg'sche Haus. Zwei Grafen Destreichs, Khevenhüller und Königseck, waren die ersten - Pächter des Tabacksmonopols in Destreich und der Hofkammerpräsident Sinzendorf der erste Betrüger des Landes.

Seit Leopold I. kamen die Hofvorschüsse aus den Händen der durch Sinzendorf heimlich wieder eingebrachten Wiener Juden. Man kann sich denken, wie diese Menschenclasse die kaiserliche Majestät be= rupfte und auszog. Hoffaktor war der reiche Sa= muel Oppenheimer, derselbe, wegen deffen in den Jahren 1700 und 1706 ein paar furchtbare Tumulte in Wien ausbrachen, auf die ich zurückkomme. Op

*) Hans Cobenzl, Deutschordenscomthur, Gesandter nach Moskau. Band 4. S. 131.

**) Der Vater Kaiser Ferdinand's II. von der Linie Steiermark.

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