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et des gens pour pancer ceux-ci, que le montant alloit à une somme excessive et qu'on n'eut point de peine à y faire renoncer l'Impératrice."

4. Fürst Kauniß. Die öftreichische Diplomatie und die Post - Inter ceptionen. Das Bündniß mit Frankreich. Der siebenjährige Krieg und die Theilung Polens.

Der größte Mann in Wien zu Maria Therefia's Zeit war der Fürst Kauniz. Er wurde der Richelieu Oestreichs in seiner Art, die friedlicher war, als die Art des Mordcardinals. Er machte Alles mit der Diplomatie und war das Orakel der intriguanten Diplomatie des achtzehnten Jahrhunderts vom slebenjährigen bis zum französischen Revolutionsfrieg. Man nannte ihn nur den europäischen Kutscher. Und doch hat dieser Minister des Aeus Bern fast noch mehr im Innern von Oestreich geleistet. Er war, wie die beiden Minister des Innern Haugwig und Choteck, seiner Abstammung nach ein Slave, er stammte aus einem altslavischen Geschlechte in Mähren. Kauniz, das Stammschloß der Grafen Kaunit, liegt zwei Meilen von Brünn. Die Perle des frühern Landbesizes des Geschlechts war Nikolsburg in Mähren, das König Ottokar an die Liech= tensteine gab und das jezt den Dietrichsteinen gehört. Für Nikolsburg sollen die Kaunize damals von Ottokar Austerlig erhalten haben. Ihr Wappen zeigt Nesselstengeln und Rosen. Für das Haus Dest= reich waren sie lange Unkraut, der Fürst aber ward die angenehmste Rose, die der Dynastie unter dem Blumenwalde ihrer Aristocratie jemalen aufgewachsen ist.

Die Vorfahren des Fürsten waren Nessein, fie waren eifrige Protestanten. Wie viele Adelsgeschlechter in Destreich, namentlich die Roggendorfe, die Jorger, die Starhemberge, die Kuffstein ... die schwärmerische flucianische Secte hegten und pflegten, wie die Liechtenstein in Mähren auf der Nikolsburg die Wiedertäufer hegten und pflegten, hegten und pflegten auch die Kauniße die Schwärmer: Austerlig wurde der Siz von nicht weniger als vierzehn verschiedenen Sekten. Ulrich von kaunis, der ein Jahr vor Ausbruch des dreißigjährigen Kriegs starb, war gewissermaßen der Mittelpunkt der Opposition in Mähren gegen Oestreich. In seinem Hause am großen Plage zu Brünn, das ein Hauptberathungsort für die Conföderation der Malcontenten Mährens mit den Malcontenten Böhmens war, ward gegen Ferdinand II. der böhmische Winterfönig feierlich auch als Herr von Mähren ausge= rufen. Nach der unglücklichen Schlacht auf dem weisen Berge bei Prag wurden Ulrich's Söhne dem allgemeinen Blut- und Rauburtheil mit unterworfen; Friedrich, der eine, war zum Schwerte verurtheilt, wurde aber begnadigt. Deffen Sohn Rudolf heira= thete des Friedländers einzige Tochter Elisabeth. Dieses Rudolf's Oheim Leo Wilhelm erhob 1642 Kaiser Ferdinand III. zum Reichsgrafen. Dessen Sohn Dominic Andreas war des Staatskanzlers Großvater und schon ein ausgezeichneter Diplomat: als Gesandter in München bestimmte er den Kurfürften Mar Emanuel zu dem thätigen Antheil am Tür

kenfriege, der den Entsag von Wien und die Eroberung Belgrads zur Folge hatte; er war dann 1688 Wahlcommissar des Kaisers in Cöln, wo er sich der Wahl des von Ludwig XIV. vorgeschobenen Cardinals Fürstenberg entgegenseßte; 1694 war er Minister im Haag und in Brüssel; 1697 schloß er den Frieden von Nyswick und starb 1705 als erster Minister des Reichs, als Reichsvicekanzler. Durch das von ihm gestiftete Familienfideicommiß machte er das Kleeblatt der mächtigsten Herren in Mähren voll, das der Liechtensteine, Dietrichsteine und Kaunize. Dominic's, des Reichsvicekanzlers Sohn, des Staatskanzlers Vater Mar Ulrich, war Gesandter an mehreren Kurhöfen, in Madrid, wo sieben Kaunige Botschafter gewesen sind und Schule gemacht haben, dann war er Gesandter in Rom und starb 1746 als Landeshauptmann in Mähren. Seine Gemahlin, des Staatskanzlers Mutter, war eine Gräfin Nittberg, die 1699 diese westphälische Reichsgrafschaft deren Besit jedoch das Haus Liechtenstein bestritt — an das Haus Kaunit brachte, wo sie zulegt unter preußischer Landeshoheit bis 1823 blieb, in welchem Jahre der bürgerliche Gutsbesizer Tenge im Fürstenthum Lippe diese hochreichsgräfliche Bestzung käuflich an sich gebracht hat.

Wenzel Anton Fürst von Kaunis wurde am 2. Febr. 1711 zu Wien noch während der Dauer des Kriegs um das spanische Erbe geboren. Als ei= ner der jüngeren Söhne von nicht weniger als zwanzig Kindern wurd er zum geistlichen Stande

bestimmt: er wurde nach dem bequemen Versorgungsbrauche des damaligen Reichsadels fast noch in der Wiege Domherr zu Münster. Als mehrere Söhne starben, änderte sich sein Loos und er wurde nun, indem ihn die Mutter bis in's Lächerliche aus Aengstlichkeit für sein Leben verzärtelte, zum Staatsdienste zogen. Er studirte erst in Wien, dann bezog er die Universität Leipzig und zulezt die von Leiden. Fr bereifte sodann die Niederlande, England, Frankreich und Italien. Zurückgekehrt von der europäischen Tour vermählte er sich 1736 mit der Gräfin Marie Ernestine von Starhemberg, einer Enkelin Ernst Rüdiger's, des Retters von Wien in der großen Türtenbelagerung und dee Finanzministers Gundacker: He starb schon nach dreizehnjähriger Ehe 1749 und englische Tourist Swinburne berichtet, daß fie eine alina gewesen sein soll.

Kaunis machte die gewöhnliche Diplomatencarriere der öftreichischen Cavaliere. Sechsundzwanzigjährig ward er zuerst 1737 Reichshofrath und darauf 1739 zweiter Concommissar auf dem Reichstage zu Regensburg. Als der öftreichische Erbfolgekrieg ausbrach, übernahm er, von Maria Theresia frühzeitig bemerkt und hervorgezogen, den Auftrag, die italieni= den Höfe ihr geneigt zu machen und Toscana gegen eine französisch-spanische Landung, die man befürchtete, in Sicherheit zu sehen. Von begab Kaumis nach Rom und von da nach Turin. Nachdem er die Aufträge seiner Monarchin in Italien nach Wunsch angerichtet hatte, begab er sich nach dem Hof von

Brüssel zu Theresia's, Schwester, der Statthalteri Maria Anna. Kurz vor dem Aachener Frieden der dem Krieg um das östreichische Erbe ein End machte, vom December 1747 bis zum Februar 1748 stand Kauniz als Gesandter in London. Er war es der den Aachener Frieden für Destreich abschloß. Darauf war er 1751-53 zwei Jahre lang Gesandter in Paris.

Schon die erste Depesche, die Kaunig aus Turin nach Wien abgeschickt hatte, war so meisterhaft gefaßt gewesen, daß der Minister Uhlefeld sie der Kaiserin mit den prophetischen Worten auf den Tisch gelegt hatte: Hier ist der erste Minister!" 1753 ward Kaunig von Paris nach Wien zurückberufen und kurz darauf ward er wirklich erster Minister, er war damals zweiundvierzig Jahre alt. 1756 brachte er die berühmte Allianz mit Frankreich zum steben= jährigen Kriege zu Stande, 1764, ein Jahr nach dem Hubertsburger Frieden, ward er in den Fürstenstand erhoben.

Kauniß war einer der eigenthümlichsten Menschen, die jemals gelebt haben. In Destreich ging dieser Herr altslavischen Stammes wie ein Meteor auf: so, wie er, war noch kein einziger Machthaber aufgetre ten. Höchstens der böhmische Lobkowiß hatte einigermaßen das vorgebildet, was bei ihm in vollendetem Glanze fich darstellte. Kaunig war es, in dem die ganz eigenthümliche und höchst originelle Verschmelzung und Vermählung des schwerfälligen, aber gründlichen und soliden Destreichisch - Deutschthums mit dem fran

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