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fen worden. Aus denen Erb-Ländern mit Zurücklaffung ihrer Vermögen, Weib und Kinder theils ge= gen einen Jurament de non revertendo' theils ohne Jurament seynd folgende verwiesen worden: die verwittibte Obrist-Canzlerin Gräfin Kinskin, gebohrne Gräfin Palfin, Johann Wenzl, Graf von Kayferstein), Graf Paradeis, Martin Michna, Freiherr von Weißenau, Wenzlund Johann Gebrüdern Grafen Laczanski, Casimir und Franz Gebrüdern Grafen von Bubna, Franz Novohradzky', Graf von Kollowrath, Carl Baron von Wunschwig, Wenzl Baron von Bossy, Dr. Therer von Therenheimb, Balthasar und Heinrich Kostelezki von Slado, wa u., und nun folgen noch gegen vierzig Namen, Raths - Verwandte, Handelsleute, Professionisten und Bürger welche scharfe Inquisition immerfort ge= dauert, bis daß die Preußen in Böhmen eingerücket (1744), denen übrigen Arrestanten herausgeholffen und die Inquisition aufgehoben. Ingleichen haben auch die Exulanten selbst durch Geistlichkeit, Gesandte und andere Wege, ihre Begnadigung gesucht; wie denn zur Zeit der Krönung in Prag als Ihre Ma= jestät die Königin in der Residenz ausgegangen, hat ein gewisser Priester mehr als funfzig kleine Kinder und schwangere Weiber derer jenigen, die da in die Kerker von dieser Hof-Commission eingesetzet worden,

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1) Das war der zweite Hauptverbrecher, den Earl VII. die Direction der Geschäfte der böhmischen Kanzlei übertragen hatte.

aufgeführet, welche mit Heulen und Weinen, durch die Barmherzigkeit Gottes, durch die Allerhöchst angebohrne Clemenz und Gemüths - Mäßigung um Gnade ihrer Watter gebetten, daß vielen Umstehenden vor HerzenLeid über diese zu Füßen liegende unschuldige Kinder und Weiber die Augen übergangen, als ihnen die Gnade abgeschlagen worden."

3. Maria Theresia's Regierungssystem: Germanisirung der ungarischen Aristocratie. Beugung der erbländischen durch die Büreaukratie. Erstes stehendes Heer und stehende Steuern. Vollzug der inneren Reformen durch Haugwis, Choteck und Hagfeld.

Während der acht Friedensjahre 1748-1756, die den acht Kriegsjahren 1740-1749 folgten, suchte Maria Theresia das im Innern ihrer Staaten wieder zu gewinnen, was sie an Schlesien verloren hatte. Eine östreichische Monarchie, einen Gesammtstaat Deftreich gab es vor Maria Theresia nicht, es gab nur einen öftreichischen Staatenbund. Sie erst brachte eine Art von Einheit in das Reich.

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Maria Theresia war entschieden abfolutistisch, aber sie war es anders, als später ihr Sohn Joseph. Sie beging keine Härte, sie machte kein Aufsehen, sie ging nur immer mit der steigenden Aufklärung Schritt vor Schritt vor. Sie meinte gewiß nie contra, höchRens hie und da praeter legem zu handeln. Großen waren ihre Maaßregeln gegen die Verfassung, jafie waren zuweilen gegen die Nationalfreiheiten. Aber gegen die Individuen, gegen die einzelnen Familien bezeugte sie sich wahrhaft mütterlich, als gütigste und liebevollste Vertreterin ihrer Bedürfnisse und Wünsche.

Der König von Frankreich, dessen warmer, ehrlicher Wunsch es war, daß jedweder Bauer in seinem Reiche zum wenigsten des Sonntags ein Huhn im Topfe haben möge, hatte nach Beendigung des Kriegs mit der Ligue und dem Frieden mit Spanien zu Vervins 1598 an seinen hohen und niedern Adel einen Befehl ausgehen lassen, daß er sich auf seine Güter begeben, seine Länder bebauen und ein jeglicher den Frieden in seinen Gegenden zu erhalten suchen möge. Eben so weiß man von dem Erben der großen Elisabeth, daß er es in der Gewohnheit gehabt habe, den englischen Landedelleuten ernstlich zu rathen, die Hofstatt in London zu verlassen und auf ihre Güter zurückzukehren. Er pflegte zu sagen, schreibt Baco: ,,Meine Herren, in London sind Sie Flußschiffe auf der See, die nach nichts aussehen; in Ihren Dörfern sind Sie Seeschiffe auf einem Flusse, die ungeheuer groß aussehen!" Die lezten Herren des Hauses Habsburg dachten anders als diese Herren von Frankreich) und England und auch die legte große Frau des Hauses dachte anders. Sie liebte den Adel in Wien am Hofe aber sie haßte ihn in der Provinz, auf seinen Herrschaften und Schlössern. Sie zog ihn daher auf alle Weise an die Hofstatt und es gelang ihr. Namentlich gelang es ihr mit dem ungarischen Adel, ihn von seinen Schlössern in die Städte zu locken, die alte Nationalität, namentlich die rauhe, wilde Selbstbewaffnung bei ihm zu verwischen, deutschen Lon und deutsche Sitte durch Heirathen möglichst zu fördern, die Erziehungsanstalt des Theresianums zur Ausbeizung

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der nationalen Selbstständigkeit schon in recht früher Jugend zu benuzen.

"Maria Theresia's Absolutismus, sagt Hormayr, war idylisch-absolutistisch, der Joseph's doctrinär-marcaurelisch."

Was frühere Könige Männer nicht wagen durften oder theuer bezahlen mußten, führte fie, die liebenswürdige Frau, mit freundlichem Lächeln fast ungestört aus. Die Aristokraten, die die Aufklärung ehrenhalber öffentlich respektiren mußten, jubelten selbst mit, wenn ein Niß nach dem andern in die Selbstständigkeit geschah eine Furcht, wohin das am Ende führen müßte, kam nicht auf.

Gemäß der großen östreichischen Regierungsmatime: Theile und herrsche" blieben die Nationalitäten streng von einander geschieden, der Deutsche, der Ungar, der Böhme, der Wälsche verstanden sich nicht, liebten sich daher auch nicht und ließen sich von der Regierung mit Freuden einer gegen den andern. gebrauchen. Gemäß dem ungarischen Krönungseide, die Avulsen wieder zur Krone zurückzubringen, hätten die 1772 in der ersten polnischen Theilung erworbenen Provinzen Galizien und Lodomirien, die als Halicz und Wladimir in Titel und Wappen figurirten, incorporirt werden müssen, es ward aber ein eignes Königreich daraus gemacht. Eben so bekam das sla311yrien, bekam die Militairgrenze unter dem Ban von Croatien seine eigene Verwaltung. Auch Siebenbürgen ward ein eignes Großfürstenthum. Bährend in Jayrien slavische Sprache und Sitte sehr

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aufgemuntert wurde man hielt damit Ungarn im Schach -ward dieselbe slavischel Sprache in Böhmen sehr erschwert und verfolgt. Ungarn sollte durchaus germanisirt werden. Alle Erinnerungen an nationale Namen in Ungarn waren hart verpönt: Maria Theresia machte da gar nicht viel Umstände, nach Kuffstein, Spielberg oder Munkats zu schicken. Noch zu Kaiser Leopold's Zeiten hatte einer aus dem lothringischen Geschlecht Aspermont, das 1819 ausstarb, der General Ferdinand Gobert von Aspermont, die bei Munkats gefangene, nachher ins UrselinerinnenKloster zu Wien eingesperrte Tochter des älteren Franz Ragoczy auf eine merkwürdige Weise ge= Heirathet. Der General hatte eben 1690 Belgrad an die Türken verloren, er befand sich in Wien, wo man ihm einen Prozeß deshalb machte, in Arrest, zuleht erlaubte man ihm ohne Degen auszugehen. Er besuchte die Prinzessin häufig in ihrem Kloster und sein Kammerdiener fand Gelegenheit, das Sprachzimmer durch einen Nachschlüssel zu öffnen, so daß die Unterhaltung bequemer geführt werden konnte. Einst fam der Fürst-Bischof Trautson von Wien zu einer solchen Unterredung und da er beide wohl kannte, scherzte er mit ihnen, daß er zwei Verliebte an einem so heiligen Orte treffe, es fehle nichts als sein priesterlicher Segen. Aspermont und die Prinzessin hielten ihn beim Wort und erbaten sich seine Benediction, als die ste jederzeit gegen das bevorstehende Unglück bewährt erfunden hätten. Trautson ertheilte fte mit einem groBen Kreuze förmlich. Noch in derselben Nacht entführte

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