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auch sie die Thürme der Kaiserstadt, die man segar durch einen bairischen Trompeter zur Uebergabe auffordern ließ. Am 14. September zog die bairischfranzösische Heeresmacht in Linz ein, der Kurfürft Carl Albrecht von Baiern ward als Erzherzog von Destreich ausgerufen, kraft des Ferdinandeischen Letaments, das auch den Frauen nach dem Abgange männlicher Leibeserben ihr Erbrecht sicherte. Der Kurfürst leitete sein Recht von seiner Ahnherrin Anna her, der ältesten Tochter Kaiser Ferdinand's I., die 1546 Gemahlin Albrechts V. von Baiern ge= werden war. Dieses Ferdinandeische Testament, das nach alter Sitte vor zwei Jahrhunderten gleichlautend von den Höfen Oestreich und Baiern gegeneinander ausgewechselt worden war, hatte man aber in Wien verfälscht. Als der Staatssecretair Bartenstein und der bairische Gesandte Graf la Peyrouse die Originale verglichen, hieß es im östreichischen zu aller anwesenden Minister Erstaunen statt männ=\ liche eheliche Leibeserben." Nach Hormar's Mittheilung in den Anemonen haben Männer, die die Cabinets geheimnisse Carl's VI. und Maria Theresia's gar wohl kannten, behauptet, Bar= tenstein und Bessel, der große Abt von Göttweih, Der gelehrte Verfasser des Chronicon Gottwicense, hätten dieses Werk der Verfälschung mit Zuziehung en vier gelehrten Benedictinern zu Mölk und S. Blaien, der Gebrüder Peg, Herrgott und Heer zu Stande gebracht.

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Wien, obgleich schon von den Baiern zur Ueber

gabe aufgefordert, ward aber dennoch gerettet, weil der Kurfürst von Baiern vor allen Dingen zum König von Böhmen gekrönt sein wollte: am 4. Novbr. zog er von Krems an der Donau, statt auf Wien loszugehn, nach Prag, das erobert ward. Am 7. Dec. wurde Carl Albrecht als böhmischer König ausgerufen. Am 11. Dec. kehrte Maria Theresia aus Ungarn nach Wien zurück.

In Ungarn bei ihren Magnaten hatte Maria Theresia in ihrer bittern Noth Troft und Hülfe gefunden. Am 11. Sept. 1741 war die denkwürdige Scene gewesen, wo die Königin, abermals in gesegneter Hoffnung, im Trauergewand, aber in ungarischer Tracht mit der H. Stephansfrone auf dem Haupte und mit dem königlichen Schwerte umgürtet, in Presburg vor den Reichstag hintrat, von,, ihrem Rechte sprach, von der Treulosigkeit ihrer Widersacher, wie ste von Allen verlassen sei und wie sie gar keinen Schirm mehr habe, als in der Treue und Tapferkeit ihrer hochherzigen Ungarn, denen sie sich und ihre Kinder anvertraue.“ Bei dem Worte Kinder brach die Königin in Thränen aus und vermochte kaum ihre kurze Nede zu enden, sie schloß sie mit dem Aufruf, das Schwert zu ergreifen. Noch im October schrieb sie an ihre Schwiegermutter, die Herzogin von Orleans, Wittwe Leopold's von Lothringen, aus Presburg,, sie wisse nirgends einen sichern Zufluchtsort, ihre Wochen zu halten." Zwei Monate darauf war fte gerettet, es erhob sich für sie die ungarische Infurrection: 30,000 Mann Fußvolk und 15,000 Reiter,

überdies 20,000 Recruten für das regulaire Militair, mit den Freicorps von Trend, Menzel u. s. w. gegen 100,000 Mann. Diese Insurrection der erst seit kaum dreißig Jahren nach den großen östreichischen Tyranneien unter Leopold durch den Szathmarer Frieden 1711 pacificirten Ungarn und der Widerstand Brünns, deffelben Brünns, das schon 1645 einmal Wien ge= rettet hatte, rettete Maria Theresia, Wien und die Monarchie.

Schon am 9. Oct. 1741 hatte man mit Friedrich zu Oberschnellendorf im Fürstenthum Oppeln einen Vertrag abgeschlossen, der ihm Schlesien überließ, die Belagerung von Neisse und der fleine Krieg war seitdem nur Scheinwerk. Die östreichische Macht warf sich nun ganz auf die bairisch-französische in Böhmen und von der andern Seite ward Baiern überschwemmt. Die Truppen, mit benen Destreich sich hauptsächlich furchtbar machte, was ren gerade die von dem ungarischen Reichstag bewilligten Truppen, die Freicorps der Croaten, die von der Türkengrenze her verschriebenen furchtbaren Panburen namentlich, unter den Parteigängern Bären= lau, Menzel, Trips und ganz besonders Franz von der Trend.

Franz Freiherr von der Trend war eines der abentheuerlichsten Kraftgenies des daran so reichen atzehnten Jahrhunderts. Er war ein Verwandter des von Friedrich II. neunzehn Jahre lang eingekerkerin Rönigsberger Friedrich von der Trend. Er flammte aus einem alten pommerschen Geschlechte, von

dem schon im dreißigjährigen Kriege fich einer auf der Seite der Protestirenden als wackre Kriegsgurgel hervorthat: in dem nach der Schlacht auf dem wei ßen Berge erbeuteten Tagebuch des tungen Prinzen Anhalt heißt es kurz vor der Schlacht: ,,Le Conte de Mansfeld a envoyé ici (à Rockezan) de Pilsen le Colonel Trenck." Franz Trenck ward 1711 zu Reggio in Calabrien, wo sein Vater als östreichischer Oberstlieutenant stand, geboren. Als er aufwuchs, ward er gar bald ein Wunder von Schönheit und Riesenstärke, von unglaublicher Kühnheit und Geistesgegenwart, von Zornwuth, Habsucht und Wollust. Er redete fertig fleben Sprachen. Von (den Jesuiten in Dedenburg erzogen, trat er, noch nicht siebzehn Jahre alt, in Ungarn in öftreichische Dienste, hatte Händel über Händel und Liebesabentheuer über Liebesabentheuer, auch nachdem er zweiundzwanzigjährig fich mit einer Fräulein von Tellier verheirathet hatte. Er verlor fie und vier mit ihr erzeugte Kinder im Jahre 1737 und verheirathete sich nicht wieder. We= gen Beschimpfung einer der ersten Damen Wiens und ihres Champions, eines Gesandten, mußte er Destreich verlassen. Er trat nun 1737, als der Krieg der Pforte mit Rußland und Oestreich ausgebrochen war, in russische Kriegsdienste unter dem dem Marschall Münnich, den er gleichfalls zu bezaubern wußte; wegen seiner Händel und Dienst-Ercesse ward er aber auch in Rußland wieder cassirt und des Landes verwiesen. Als der Krieg mit den Feinden der prag= matischen Sanction 1740 ausbrach, erbot sich Trend,

für Maria Theresia ein Regiment Panduren zu errichten, er befehligte es als Obrist bis 1746. Er bildete mit diesen wilden Panduren mit ihren Bärten und Zopfflechten, blutrothen Mänteln und rothen weiten Hosen, ihren Czakos und Topanken jederzeit die Avantgarde, warf Alles vor sich nieder und beging, in der Geographie gänzlich unbewandert, in der Gegend des befreundeten Prag und Linz eben solche Unmenschlichkeiten, wie in dem feindlichen Baiern. Die Freicorps," berichtete Khevenhüller, „übten vielfältig Mordbrennerei aus bloßer Luft. Sie haben Unschuldige nach Belieben an die Stadthore oder an die nächsten Bäume gehangen, Kirchen beraubt und heilige Gefäße verunreinigt, zertrümmert und Gold und Silber und Edelsteine der Kirchen an Juden verschachert

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haben die Bauern der bairischen Landfahnen mit abgeschnittenen Nasen und Ohren nach Hause geschickt, ehrbaren Frauen und Mädchen auf dem Rücken der gebundenen Hausväter Gewalt angethan und alsdann noch in die Flammen geschleudert, Säuglinge aufgespießt und den Hunden vorgeworfen. Diese in Wien angebrachten Klagen wirkten hier aber nicht, weil man Trend für einen zu nothwendigen Mann hielt. Noch im Jahre 1744, als er sich bei einem Empfang bei Matia Thersia erbot, mit 20,000 Mann den Rhein m gefährlichsten Punkte zu überschreiten und sich so lange zu behaupten, bis die andern Truppen den Uebergang bewerkstelligt haben würden, sprach sich Ma= a Theresia's Erkenntlichkeit gegen so viel Wid= ng in den ehrendsten Ausdrücken gegen ihn aus.

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