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tochter Habsburgs am 12. Februar 1736. Aber die Mächte, die die pragmatische Sanction garantirten, brachen dennoch an Carl's VI. verlassener Tochter die feierlich eingegangenen Tractate, man wollte Destreich theilen, wie man später Polen getheilt hat. Maria Theresia nannte man nur die Großherzogin von Toscana. Halb Europa stand gegen sie auf, nur die Londoner Damen eröffneten für ihre aufs Höchste bedrängte er lauchte Schwester eine Subscription; sie zeichneten den Verpflichtungen des Cabinets von S. James zuvoreilend anderthalb Millionen Gulden, die Herzogin von Marlborough allein 50,000 Pfund. Maria Theresia schlug die Gelder aus, auf die Hülfe, die der König und das Parlament ihr gewähren würden, hinweisend, die denn auch nicht ausblieb: Georg II., Friedrich's des Großen Schwager und Todfeind, war ein enthusiastischer Freund der lezten Habsburgerin, bis ihn Pitt andre Staatsraison vernehmen ließ.

Der alte Eugen hatte wohl gefürchtet, daß es so mit dem Bruch der Garantieen kommen werde. Kurz vor seinem Tode, acht Tage nach der Vermählung Maria Theresia's, hatte er am 20. Februar 1736 die Worte an den Grafen von Waldstein geschrieben: „Ich fühle, daß die Natur an meiner Erhaltung ein Mißvergnügen hat. An die Stelle der Arbeitsluft tritt schon eine Art von Zwang ein, der mir lästiger ist, als die Arbeit selbst. Indessen scheint mir der Himmel noch gewogen zu sein, da er mir dieser Lage durch die Vermählung unserer ersten Erzherzogin noch die einzige wahre Freude verschafft hat, die ich

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in meinem Leben genossen habe. Der 12. Febr. war derjenige Tag, wo ich doch einige Früchte meiner langen Verwendung gesehen habe der Frieden mit Frankreich; -die Garantie der pragmatischen Sanktion faft von allen Mächten Europa's und die Vereinigung des habsburgischen und lothringischen Hau jea; -die Vorsehung wirkt in die Kette der menschlichen Begebenheiten. Mit einem Worte: ich sah an einem und demselben Tage Lothringen in seinem Falle sich erhöhen. Diese Betrachtung allein stärkt mich, die Furcht wegen allen fünftigen traurigen Be gebenheiten ganz abzulegen. Der spanische Succeffionsfrieg, die vielen Wendungen des Schicksals unter drei, ich darf sagen, allerdings mehr unglücklichen als glücklichen Regierungen und die täglich mehr zunehmende Realisirung der franzöfischen Staatsplane sollte doch unsern Hof auf den ernstlichen Ges danken bringen, die militairische Macht des Hauses auf einen festeren Fuß zu sehen, und sich zu überzeugen, daß der Grund des Fis nanzsystems nur in der Vorsichtigkeit, Ordnung und Sparsamkeit bestehen könne, Wie viele Stunden habe ich mit dem Grafen Wratislaw zugebracht; aber weder ich nach Graf Sinzendorf waren so glücklich, eine Ueberzeugung zu bewirken - immer sehe ich mich noch mit Mansfeldern und Portia's umgeben, die dem Souverain Alles von de leichten oder vielmehr von der schiefen Seite darfellen, immer von seiner Größe sprechen, um das Reine ihrer Unwissenheit und Unerfahrenheit zu vers

bergen. Gott gebe, daß diesem erhabenen Ehepaar die Annehmlichkeit ihres gegenwärtigen Zustande nicht durch frühzeitige Trübsale gestört werde. Di pragmatische Sanktion erhält nur dann ihre Wirkung wenn der Staat sowohl die politische als militairisch Kraft hat, fte zu handhaben. Die Vorsehung läß uns immer einige frohe Augenblicke erleben, hingeger die Drangsale ganzer Jahrhunderte desto stärker fühlen da im Grunde dennoch, wie bei einzelnen Menschen, alles Unglück immer von den Fehlern der Staatsverwaltung herrührt."

In demselben vorahnenden Geiste schrieb Eugen am 23. März 1736 an den Gesandten in Paris Baron von Wassenaer: „Ich wünsche dem Erzhause nur, daß es nicht durch neue Unglücksfälle in dem Genusse der Früchte meiner dreißigjährigen Arbeit gestört werde. Der feste Entschluß, seine dermalige Armee auf einen respektablen Fuß in Friedenszeit zu erhalten und Ordnung in den Finanzen einzuführen, find die einzigen Mittel, wodurch unter göttlicher Obhut der Zweck der pragmatischen Sanktion kann erhalten werden. Aber, Sie kennen unsere schwankenden Verhältnisse 2c. man fragte mich, wo denn jest wohl noch ein Krieg so leicht sich ergeben könnte? Ich wußte aus Mitleid nichts anderes zu sagen, als: „in dem weiten Felde der pragmatischen Sanktion."

Ein Hauptplan Eugen's war es nach Hormayr's Zeugniß gewesen, die Tochter seines Kaisers Maria Theresia gerade mit dem nachherigen Tod

feind, mit dem nur fünf Jahre älteren Kronprinzen von Preußen, Friedrich dem Großen, zu vermählen. „Dieses Heirathsproject scheiterte aber an den Familienzwiftigkeiten, die von Berlin her laut wurden und am meisten durch die Gerüchte, die von den unheilbaren Rückwirkungen der jugendlichen Ausschweifungen Friedrich's auf seine Gesundheit und Mannesfraft ausgesprengt wurden. Der Religionsunterschied wurde in Wien nicht als ein unüberSteigliches Hinderniß angesehen, ja von einigen im Rathe des Kaisers sogar als eine Brücke betrachtet zur allmäligen Annähe rung des katholischen und protestantische n Reichstheils und einer engeren Verbindung gegen Frankreich, mitunter auch gegen verschiedene unbequeme Pläne des englischen Cabinets. Maria Theresia selbst konnte Friedrich aber nicht ausstehen, bei einem späteren Gespräch über Schleftens Verlust durch Friedrich rief sie aus:,, Alles besser, als ihn heirathen!"

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