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15. Februar 1908.

dienen, weil dann das im andern Falle notwendige besondere Gleis für die Schlackenabfuhrwagen entbehrt werden kann, und weil nicht beständig ein Eisenbahnwagen zur Aufnahme der Asche bereit stehen muß.

Die kleine Laufkatze am Portalgerüst wird in verschiedener Weise ausgeführt; es wird aber empfohlen, sie in Form eines Zylinders, Fig. 46, herzustellen, in dem ein Kolben durch Druckluft oder Preßwasser angetrieben wird. Die in der Arbeitgrube laufenden Hunde werden zweckmäßig so ausgeführt, daß sich die Wagenkasten nach Fig. 46 selbsttätig durch Aufklappen entleeren.

nur

7,00

5,78

Diese Anlagen mit Hebung der Schlackenwagenkasten, mit denen man in Amerika gute Erfahrungen gemacht hat, und die sich auch zur Verwendung in Deutschland an vielen Plätzen eignen dürften, sind im allgemeinen denen vorzu

Fig. 50.

Schlackenförderanlage der Pittsburg and Lake Erie-Bahn auf dem Verschiebebahnhof Mc Kees Rock.

Eine nach diesen Grundsätzen ausgeführte umfangreiche Anlage findet sich auf dem Verschiebebahnhof Mc Kees Rock der Pittsburg and Lake Erie-Bahn bei Pittsburg. Hier sind vier Gleise nebeneinander angeordnet, die in einer Länge von etwa 35 m in der in Fig. 50 dargestellten Weise mit Löschgruben ausgerüstet sind. Es sind nicht eigentlich vier getrennte Gruben vorhanden, vielmehr eine rd. 15 m breite und etwa 1,4 m unter S.O. tiefe, in Beton ausgeführte Grube, über die die vier Gleise mit Hülfe von Steinpfeilern und eisernen Trägern geführt sind. So entsteht ein großer freier Raum, der die Möglichkeit gewährt, von allen Seiten bequem an die Untergestelle der Lokomotiven heranzukommen. Die ganze Anlage wird von einem Portalgerüst beherrscht, durch das die Aschwagenkasten unmittelbar in einen daneben angeordneten Hochbehälter gehoben werden. Die Kasten entleeren sich nicht durch Aufklappen, sondern durch selbsttätiges Kippen; der Antrieb ist elektrisch. Auf dieser Anlage können gleichzeitig acht Lokomotiven Schlacken ziehen.

-2,384,56

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-9,22

-10,03

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ziehen, wo die Asche den Lokomotiven entweder aus unmittelbar oder unter Zwischenschaltung von kleinen Schlackenwagen, die in den Löschgruben laufen, in eine unterirdische Aschgrube fällt, von der aus sie durch ein Becherwerk ähnlich wie bei den entsprechenden Bekohlanlagen nach einem Hochbehälter geführt wird.

(Schluß folgt.)

Ladevorgang und Regelung

der Körtingschen Zweitaktmaschine.')

Der Zusammenhang des Lade- und Regelvorganges bei der Körtingschen Zweitaktmaschine ist zwar schon wiederholt in Zeitschriften veröffentlicht worden, so daß er in den Grundzügen als bekannt vorausgesetzt werden darf; aber es finden sich meist keine so eingehenden Darlegungen, daß die genaue Wirkung der bestmöglichen Regeleinrichtungen in augenfälliger Weise erklärt ist. Es scheint mir daher angebracht, im folgenden an Hand von schematischen Zeichnungen einen vollen Einblick in den Zusammenhang des Lade- und Regelvorganges zu geben.

Fig. 1 stellt schematisch den Kraftzylinder einer doppelt wirkenden Zweitaktmaschine mit Ladepumpen dar. Die Kurbel ist nach rechts liegend gedacht, der Hauptkolben a hat auf seinem Hub nach rechts kurz vor dem Todpunkt bereits die Auslaßschlitze geöffnet und befindet sich ungefähr in der Stellung, wo das Einlaßventil e zu öffnen beginnt, also die Ladezeit anfängt. In dem Schema Fig. 2 ist diese Stellung eingezeichnet und durch das darüber befindliche Indikatordiagramm der Vorgang im Zylinder bangedeutet. Die Auspuffspannung ist bereits auf nahezu atmosphärischen Druck gesunken. Die gleichläufig bewegten Ladepumpen

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c und c für Gas und Luft sind ebenfalls schematisch, und zwar nach Art des Körtingschen Patentes Nr. 156092, angenommen; beide Pumpen haben je einen Grundschieber k und k1, die fest miteinander verbunden und für volle Füllung konstruiert sind. Innerhalb dieser Kolbenschieber sind Rücklaufschieber und l fest miteinander verbunden angebracht, welche, nachdem die Grundschieber k und k1 im Todpunkt der Kolben die Ansaugöffnung abgeschlossen haben, noch je nach ihrer Stellung dem angesaugten Gase beim Druckhub zurückzuströmen gestatten Die Abschlußkanten dieser Rücklaufschieber sind schräg angeordnet, so daß die Schieber je nach der Verdrehung, ähnlich wie die bekannten RiderSchieber bei Dampfmaschinen, früher oder später abschließen. Die Schieber sind in entsprechender Weise zwangläufig gesteuert, was schematisch durch die Stangen n und o angedeutet ist.

Bei der gezeichneten Stellung der Pumpenkolben auf ungefähr Mitte Hub, die bei einer Annahme von 110° Voreilung der Pumpenkurbel gegenüber der Hauptkurbel der dargestellten Lage des Hauptkolbens entspricht, und bei der Bewegung nach links drücken beide Pumpenkolben die zuvor links angesaugte Gas- bezw. Luftmenge vor sich her. Die Grundschieber k und k1 haben links die Verbindung mit dem Druckkanal, rechts die mit dem Saugraum freigelegt. Der Rücklaufschieber l der Gaspumpe hat noch nicht abgeschlossen; mithin kann das vom Kolben vorgeschobene Gas in den Saugraum zurückgelangen. Die Rückschlagventile m bleiben geschlossen und verhindern, daß aus dem Gaskanal d Gas vom vorigen Spiele zurücktreten kann. Der Rücklaufschieber l der Luftpumpe hat bereits abgeschlossen; mithin ist die vom Kolben seit diesem Abschluß vorgeschobene Luft (Fege

luft) durch die Rückschlagventile m1 in den Luftkanal f gefördert worden.

Da nun bis zu der gezeichneten Stellung das Einlaßventil e noch geschlossen ist, der Kanal d vom vorigen Spiel mit Gas, der Kanal f mit Luft gefüllt ist und beide Kanäle unmittelbar über dem Einlaßventil e in Verbindung miteinander stehen, so staut sich die bereits geförderte Luft nicht in dem Kanal f allein auf, sondern schiebt einen Teil der im Kanal vorhandenen Luft nach Maßgabe des Druckausgleiches in beiden Kanälen in den Gaskanal d über, so daß sich die Grenze zwischen Luft und Gas nicht mehr unmittelbar am Einlaßventil e befindet, sondern sich etwas in den Gaskanal hinein verschiebt. Hierdurch ist erreicht, daß beim Oeffnen des Einlaßventiles e zuerst stets nur reine Luft

deutscher Ingenieure.

genau zwangläufig, sondern sondern es muß bei jedem Pumpenhub unbedingt das von der Steuerung eingestellte Fördervolumen am Ende des Hubes durch das Einlaßventil in den Hauptzylinder eingescho

ben sein.

Vorausgesetzt ist hierbei natürlich, daß der Druck im Gas- und im Luftkanal nach Schluß des Einlaßventiles am Ende des Druckhubes der Pumpen stets derselbe ist. Da für gegebene Verhältnisse der Auspuffdruck stets der gleiche ist, auch für jede bestimmte Belastung die Fördergeschwindigkeit der Gas- und der Luftpumpe stets genau dieselbe bleibt, so ist kein Grund vorhanden, daß der Kanaldruck schwanken könnte; Indikatordiagramme der Kanäle bestätigen dies ohne weiteres.

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(Fegeluft) in den Hauptzylinder einströmt. Wenn nun bei weiterer Drehung der Kurbel der Rücklaufschieber auch abgeschlossen hat, wird das von der Pumpe geförderte Gas nicht mehr in den Saugraum zurück, sondern durch die Rückschlagventile m in den Gaskanal d geschoben und tritt nun mit der Luft zusammen am Einlaßventil e, mit ihr sich innig mischend, in den Hauptzylinder der Maschine, und zwar Gas und Luft genau im Verhältnis der Kolbenquerschnitte der Pumpen.

Die möglichst kurzen Kanäle d und f sind nun so bemessen, daß die Bewegungswiderstände bei normalem Gang der Maschine dieselben sind; die Druckwiderstände sind deshalb und wegen der dauernden Verbindung beider am Einlaßventil auch in beiden dieselben.

Daher ist nicht nur

das Mischungsverhältnis

An der Stange der Rücklaufschieber und ist ein Hebel angebracht, der durch ein Gestänge p mit dem Regler in Verbindung steht. Eine Bewegung des Punktes p aus der Zeichnungsebene heraus nach vorn würde eine Verdrehung der Schieber und l zur Folge haben, und infolgedessen würden die Steuerkanten später abschließen. Es würde daher der Gaspumpenkolben über die Mitte seines Druckhubes noch hinausgehen können, ohne zu fördern; erst nach Schluß der Steuerkanten setzt die Förderung, und zwar der jeweiligen Kolbengeschwindigkeit entsprechend, wieder ein, indem das Gas durch die Rückschlagventile m in den Gaskanal d geschoben wird. Ein Gleiches tritt bei der Luftpumpe ein, die entsprechend der gewünschten möglichst geringen Fegeluftmenge auch etwas später zu fördern beginnt. Wie schon angeführt, und wie dies auch aus dem für den letzten Hubteil unveränderlich bleibenden Druck der über den Pumpen

L-5T

innerer

Todpunkt

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dargestellten Pumpendiagramme klar ersichtlich ist, fördern die Pumpen jedoch in ihrem letzten Druckhubteil stets genau in gleicher Art, und es ist dies, wie nochmals hervorgehoben werden mag, sehr wichtig, weil auf diese Weise nicht nur das Gemisch stets gleichartig zusammengesetzt ist, sondern vor allem der Kanaldruck am Ende des Hubes bei jedem Spiel stets die gleiche Höhe hat. Hieraus geht hervor, daß der Regler während des Druckhubes der Pumpe noch eingreifen kann, und daß die für diesen Druckhub dadurch festgelegte Fördermenge unbedingt am Ende des Druckhubes bezw. der Ladezeit durch das Einlaẞventil in den Hauptzylinder eingeschoben werden muß, da ja zu Fig. 2 und 3.

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Schluss des Einlassventils Auspuffschlitze

Pumpenkurbel

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Beginn des Pumpenhubes derselbe Kanaldruck herscht wie am Ende der Förderung vom vorigen Spiel her; es ist daher bei dieser Regelart der Zweitaktmaschine ohne jeden Einfluß, daß eine gewisse Entfernung zwischen dem Einlaßventil und dem Regelorgan vorhanden ist.

Wichtig für die Beurteilung jeder Regelanordnung ist die Zeit, die vom letztmöglichen Eingriff des Reglers bis zur Zündung und Kraftäußerung der vom Regler festgelegten Gemischmenge vergeht. Da die Kurbelwelle nahezu gleichförmig umläuft, so genügt es für die Beurteilung der Zeit, die Winkelverdrehung der Kurbel, in Graden gemessen, zu kennen, welche zwischen dem letztmöglichen Eingriff des Reglers und dem Todpunkt der Kurbel liegt, bei dem die vom Regler abgemessene Gemischmenge gezündet wird. Je kleiner diese Zahl ist, desto besser ist die Regelung.

Läßt man für volle Leistung der Maschine die Gaspumpe

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bei der in Fig. 2 gezeichneten Stellung anfangen zu fördern, so steht die Hauptzylinderkurbel rd. 30° vor dem Todpunkt der Ladezeit. Für diese Annahme erfolgt die Kraftäußerung der eingestellten Gemischmenge 180° 30° = 210° später, nämlich im nächsten inneren Todpunkt der Hauptkurbel. Für die absolute Nullfüllung, Diagramm Fig. 3, d. h. nicht für Leerlauf, wofür immer noch eine gewisse Gemischmenge notwendig ist, würde die Kurbel 70° hinter dem Todpunkt, also 110° vor dem Todpunkt der Zündung liegen. Der letztmögliche Eingriff des Reglers kann also stets noch während der Ladezeit erfolgen, und zwar für geringere Belastungen dem Zündungszeitpunkte näher, was sehr vorteilhaft ist. Die Schieber sind vollkommen entlastet, so daß weder ein Rückdruck noch eine Hemmung des Stellzeuges auftritt. Diese Regelzeit kann natürlich auch für solche Zweitaktmaschinen zutreffen, die am Einlaßventil regeln und aus Vorratbehältern laden; der Regler kann auch hier während der Ladezeit eingreifen, wenn die Steuerung derartig konstruiert ist, daß während der Oeffnung des betreffenden Zulaßorganes das Stellzeug des Reglers nicht gehemmt ist, so daß der Schluß des Organes noch beeinflußt werden kann. Betrachtet man nun die Regelzeit einer Viertaktmaschine, so ist es klar, daß bei Verwendung von Abschnappsteuerungen oder solchen Einrichtungen, die veränderlichen Schluß des Einlaßorganes ohne Hemmung des Stellzeuges während der Oeffnung gestatten, die Vollfüllung höchstens bis zum Todpunkt der Kurbel am Ende des Ansaugehubes reichen kann, während die absolute Nullfüllung am Todpunkt der Kurbel zu Anfang des Saughubes liegt; man hätte also die Regelzeit zwischen 180° und 360° vor dem Todpunkt der Zündung. Bei Regelungen, die veränderliche Hubhöhe des Einlaẞventiles bedingen, und bei denen während des Anhubes des Ventiles das Stellzeug gehemmt ist, kann der Regler nur vor dem Anhub des Ventiles, also stets nur 360° vor dem Zündzeitpunkt eingreifen. Bei Drosselregelungen ohne Hemmung des Stellzeuges (z. B. von Gebr. Körting) oder bei solchen Steuerungen für veränderliche Hubhöhe des Einlaßorganes, die dem Regler noch während der Oeffnung die Einwirkung gestatten, reicht die Regelzeit stets bis 180° vor dem Zündzeitpunkt.

Aus dem Vorstehenden folgt, daß die Regelfähigkeit einer doppelt wirkenden Zweitaktmaschine derjenigen einer gut regelnden doppelt wirkenden Viertakt-Tandemmaschine ungefähr gleichkommt und die Zweitaktmaschine sogar nach dem Leergang zu der bestmöglichen Regelung der Viertaktmaschine überlegen sein kann.

Bei den Vergleichen ist vorausgesetzt, daß alle Maschinenarten die gleiche Umlaufzahl der Kurbelwelle haben, der Gleichförmigkeitsgrad des Reglers demjenigen des Schwungrades angepaßt und der Regler so gewählt ist, daß er zum Durchziehen des Stellzeuges die gleiche prozentuale Aenderung der Umlaufzahl braucht.

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Stärke dem Menschen dienstbar wurde, verwandelten sich die Werkzeuge aus einfachen Handgeräten in Maschinen: Spinnmaschine und Maschinenwebstuhl, Dampfhammer und Walzwerk gaben der Welt abermals ein neues Antlitz.

In Deutschland begann das Maschinenzeitalter, als das Es gab erste Drittel des 19 ten Jahrhunderts verflossen war. damals in Deutschland wohl einen in mehrhundertjähriger Entwicklung herangewachsenen Bergbau und Mühlenbetriebe einfachster Art; aber diese Gewerbe wurden in enger Abgeschlossenheit und nur handwerksmäßig betrieben, beschäftigten nur einen verschwindend kleinen Teil der Bevölkerung und beeinflußten das Wirtschaftsleben nur wenig. In dieser Zeit hatten die französischen Ingenieure bereits ein planmäßiges Netz von Wasserstraßen angelegt, und in England regten schon allenthalben die Dampfmaschinen von Boulton Nach dem Fall der und Watt ihre wuchtigen Glieder. Kontinentalsperre hatte England den deutschen Markt mit seinen Gewerbeerzeugnissen überflutet und die deutsche Hausindustrie ihrem Untergang entgegengeführt. Eine Zeit größten wirtschaftlichen Tiefstandes war eingetreten. Da traten zwei Ereignisse ein, die wie ein Wirbelwind die veralteten Zustände hinwegfegten: die Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn im Jahre 1835 und die Gründung des Zollvereins im Jahre 1834. Beide wirkten im gleichen Sinn: sie durchbrachen unaufhaltsam die Enge der kleinstaatlichen Verhältnisse und schufen freie Bahn für die heraufblühende Zeit technischer Arbeit und volkswirtschaftlicher Entwicklung. Mit den Eisenbahnen enstand zugleich das Bedürfnis nach Kohle, Eisen und Maschinen.

Einsichtige Männer in Deutschland erkannten, daß der gewaltige Vorsprung, den Englands Reichtum an Kohle und Eisen, seine potitische Freiheit und der unter ihr erwachte Wagemut ihm verschafft hatte, nur ausgeglichen werden konnten durch Verbreitung technischer Bildung. Nach dem Vorbild der in den Stürmen der französischen Revolution 1794 erstandenen Ecole polytechnique in Paris und nach dem Vorbild der polytechnischen Schulen in Prag und Wien aus den Jahren 1806 und 1815 wurden mit höchst bescheidenen Mitteln die ersten deutschen Schulen dieser Art in Berlin 1821 und in Karlsruhe 1825 errichtet.

Eine Maschinenbauwissenschaft gab es damals nicht, wohl aber waren drei Strömungen vorhanden, aus deren ZuIn Deutschland sammenfluß sie geschaffen werden konnte.

war eine gute handwerksmäßige Ueberlieferung durch die >>Kunstmeister gepflegt worden, die seit alter Zeit hölzerne Wasserräder, Pochwerke und Pumpen für Mühlenbetriebe und Bergwerke nach allmählich verbesserten Erfahrungsmaßregeln herstellten. Von Frankreich herüber kam die theoretische Mechanik, die zu glänzender wissenschaftlicher Höhe geführt worden war, aber eine lebenskräftige Vereinigung mit dem Maschinenbau nicht gewinnen konnte, weil die Forscher der Mechanik damals völlig außerhalb des praktischen Lebens standen. Als dritte Strömung traten die Erfahrungen des emporwachsenden englischen Maschinenbaues hinzu, die aus den planmäßigen Versuchen hervorragender Ingenieure gewonnen waren und durch persönliche Ueberlieferung von den Ingenieuren auf ihre Jünger übertragen und erweitert wurden.

Sollten diese drei Quellen zu einem lebenskräftigen Strom zusammenfließen, sollte aus dem Maschinenbauhandwerk eine Maschinenbaukunst erwachsen, so mußten die wissenschaftlichen Methoden gefunden werden, die eine sichere Vorausberechnung der Abmessungen und der Wirtschaftlichkeit der Maschinen zuließen.

Die Führung übernahm zuerst die polytechnische Schule zu Karlsruhe. Dort begann im Jahre 1840 Ferdinand Redtenbacher seine Lehrtätigkeit, der aus eigener Erfahrung den Maschinenbetrieb kennen gelernt hatte und zugleich die wissenschaftliche Mechanik beherrschte. An die Stelle der planlosen Regeln setzte er eine auf Erfahrung aufgebaute Theorie und versuchte zuerst die sichere Vorausberechnung von Turbinen und Lokomotiven. Mit Fug und Recht darf er als der Gründer der Maschinenbauwissenschaft in Deutschland geehrt werden.

Als das 19 te Jahrhundert seine Mitte überschritten hatte und das Leben Redtenbachers seinem Ende sich zuneigte, da

deutscher Ingenieure.

war der deutsche Maschinenbau bereits zu ansehnlicher Entwicklung gelangt. In Preußen waren im Jahre 1860 bereits 7000 Dampfmaschinen in Betrieb gegen 615 im Jahre 1840; das preußische Eisenbahnnetz war in diesen zwei Jahrzehnten von 214 Kilometern auf 5390 gewachsen; die Steinkohlenförderung der preußischen Gruben war in dem gleichen Zeitraum von jährlich 22 Millionen Tonnen auf 10 Millionen gestiegen.

In diese Zeit der Entwicklungsreife der deutschen Industrie fällt die Gründung des Polytechnikums in Zürich 1855, nachdem vorher bereits die polytechnischen Schulen in München, Dresden, Hannover, Darmstadt und Stuttgart entaus kleinen Anstanden waren. Während sich letztere fängen heraus in aller Stille entwickelten, war die Gründung Die bedrückenvon Zürich von festlichem Glanz umstrahlt. den politischen Verhältnisse in den deutschen Staaten jener Zeit trieben gerade die aufrechten Charaktere und die lebhaften Temperamente in das Ausland und ließen ihnen das Leben auf der freien Erde des eidgenössischen Bundes als begehrenswert erscheinen. So kam es, daß eine Fülle der glänzendsten Namen um die neue Hochschule sich scharte: keine geringeren als Semper, Culmann, Clausius, Burckhardt und Vischer waren die ersten Lehrer; zu ihnen gesellten sich die damals noch unbekannten Zeuner und Reuleaux, die durch ihre theoretischen Arbeiten auf dem Gebiet der Wärmetechnik und der Systematik bald in weiten Kreisen bekannt wurden.

Wenige Jahre nachher begann in Karlsruhe die Lehrtätigkeit von Grashof, der in kurzem als ein Meister der rein theoretischen Ausgestaltung der Maschinenbauwissenschaften gelten konnte.

Die Zeit der fünfziger und sechziger Jahre wird zumeist als eine des Stillstandes in Deutschland betrachtet; mit Unrecht: denn waren auch die politischen Verhältnisse verfahren, so vollzog sich doch in aller Stille eine industrielle Entwicklung und waffentechnische Rüstung, die höchst folgenreich für die großen Kämpfe am Ausgang der sechziger Jahre werden sollte.

Die Wirkung der errungenen politischen und wirtschaftlichen Einheit kam erst zu Anfang der achtziger Jahre zur Geltung. Die Eisenindustrie, die bis dahin darunter zu leiden hatte, daß das Bessemerverfahren für die phosphorreichen deutschen Erze nicht anwendbar war, war durch den Schutzzoll zwar unterstützt worden; die Wettbewerbfähigkeit auf dem Weltmarkt aber gewann sie erst durch das Stahlbereitungsverfahren von Thomas und Gilchrist.

Zur gleichen Zeit

trat in zunächst sehr bescheidenen Anfängen die Elektrotechnik auf, die in den nächsten zwei Jahrzehnten entscheidend für die ganze Entwicklung des Maschinenbaues werden sollte. Auch die Einführung der Gasmaschine und der Kühlmaschine fällt in diese Zeit. All das zusammengenommen bildete den Antrieb zu einer sprunghaften Entwicklung des deutschen Maschinenbaues.

Zur selben Zeit geriet die wissenschaftliche Ausgestaltung des Maschinenbaues in eine neue Strömung. Die Festigkeitslehre war in theoretischer Richtung sehr vollkommen durchgebildet worden. Aber der feingefügte Bau ruhte auf einem

schwankenden Fundament: es fehlten Wöhlerschen Versuchen

abgesehen von den durchaus die experimentellen Grundlagen. Es ist das Verdienst Bauschingers, diesen ManIm Jahr 1868 gel zuerst erkannt und beseitigt zu haben. nach München berufen, schuf er dort die erste Materialprüfungsanstalt und brachte sie durch Verfeinerung der Versuchsmethoden und wissenschaftliche Forschungen bald zu hoher Blüte. Diese Anstalt wurde mit ihren Einrichtungen das Vorbild für weitere Laboratorien dieser Art. In das Jahr 1871 fiel der höchst bescheidene Anfang des heutigen Materialprüfungsamtes der Technischen Hochschule zu Berlin. Von Tetmajer wurde 1879 die eidgenössische Materialprüfungsanstalt in Zürich gegründet. In Stuttgart wurden die grundlegenden Forschungen über Materialprüfung im Jahr 1884 begonnen.

Die Elektrotechnik fand unmittelbar, nachdem sie mit ihrem strahlenden Erscheinen die Welt überrascht hatte, an den Technischen Hochschulen sorgsame Pflege. Fast zur gleichen Zeit im Jahr 1883 wurden die elektrotechni

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schen Laboratorien in Darmstadt und Berlin gegründet, beide zunächst in kleinem Umfang; um so größer wurde aber bald ihre Bedeutung für die Ausbildung der Elektroingenieure.

In diese Zeit fällt auch der Ausbau einer wissenschaftlichen Methode, die sich für den praktischen Maschinenbau als höchst fruchtbringend erwies. Der Versuch an ausgeführten Maschinen, gleichviel ob er im Laboratorium oder am Betriebsort vorgenommen wird, gibt wohl Aufschluß über Leistung und Wirtschaftlichkeit der Maschine, nicht aber über ihre Zweckmäßigkeit für den Dauerbetrieb. Nur die wissenschaftliche Vergleichung einer großen Zahl von Maschinen, die unter verschiedenen Lebensbedingungen arbeiten, kann hier den Führerdienst leisten. Die wissenschaftliche Statistik in diesem Sinn ist zuerst von Radinger in Wien planmäßig eingeführt worden und hat sich für die Vorausberechnung als außerordentlich wertvoll erwiesen.

Radinger hat zugleich einen tiefen Einfluß von unvergänglichem Wert dadurch ausgeübt, daß er wie kein andrer zuvor den tiefinnerlichen Zusammenhang zwischen konstruktiver und künstlerischer Tätigkeit im eigenen Können gezeigt und durch sein lebendiges Wort in Rede und Schrift die Ingenieure zur Wertschätzung des konstruktiven Könnens erzogen hat. Er zuerst hat gezeigt, daß der Entwurf einer Maschine nicht in ihrer Berechnung besteht, daß vielmehr nur der mit Raumphantasie und Gestaltungskraft begabte Erfinder ihr Schöpfer sein kann. Wie Redtenbacher den Grund zur Maschinenbau wissenschaft gelegt hat, so darf Radinger als der Begründer der Maschinenbau kunst mit Fug und Recht gelten.

In den letzten beiden Jahrzehnten des 19 ten Jahrhunderts übte die Elektrotechnik einen starken Einfluß auf den Maschinenbau aus: die Wirtschaftlichkeit und Regelbarkeit der Kraftmaschinen wurde verbessert, die Geschwindigkeit der Arbeitsmaschinen erhöht. Dementsprechend mußten die wissenschaftlichen Untersuchungen verfeinert und vermehrt werden. Gelegentliche Versuche an ausgeführten Maschinen genügten nicht zur Klarstellung schwieriger Fragen. Eine Erweiterung und Vertiefung der Forschung war nur möglich durch ausgedehnte Versuchsreihen an Laboratoriumsmaschinen. Das erste Maschinenlaboratorium war in kleinem Umfang bereits 1875 in München gegründet worden. 1886 folgte der bescheidene Anfang des Laboratoriums in Stuttgart. Die Anlage von Maschinenbaulaboratorien in großem Umfang und in moderner Ausgestaltung wurde 1895 in Berlin und Darmstadt begonnen. Im Anfang des darauffolgenden Jahrzehntes wurden gleichartige Einrichtungen an allen Technischen Hochschulen geschaffen. Von den Maschinenlaboratorien ging im Zeitraum von wenigen Jahren eine Fülle neuer Forschungen aus, die zu einer weitgehenden Verfeinerung und Vervollkommnung des Maschinenbaues den Anstoß gaben.

Der Rückblick hat uns gezeigt, daß es nicht an Mühe und Arbeit gefehlt hat, um die wissenschaftlichen Grundlagen für den Maschinenbau zu schaffen. Und der Erfolg war der Mühe Lohn: Aus den kleinen Anfängen der dreißiger Jahre heraus hat der deutsche Maschinenbau dank der wissenschaftlichen Arbeit seiner Ingenieure sich eine Stellung geschaffen, die die rückhaltlose Anerkennung auch des Auslandes gefunden hat.

Aber all das umfaßte nur den Bau der Maschinen, nur die Erfindung und Ausgestaltung der Werkzeuge in der weitesten Bedeutung des Wortes. Das Werkzeug für sich allein kann im besten Fall nur einen materiellen Fortschritt, nur eine Hebung der Zivilisation herbeiführen. Die Gesamtheit kann auf eine höhere Stufe durch die Erfindung von Werkzeugen erst dann gehoben werden, wenn diese als Grundmauern für den Aufbau einer wirtschaftlich höherwertigen und gerechteren Arbeitsteilung verwertet werden. Lassen Sie uns darum nunmehr eine flüchtige Umschau halten über die Entwicklung der Arbeitsteilung.

Solange die Werkzeuge so einfach waren, daß jeder sie handhaben konnte, war eine Arbeitsteilung nicht notwendig. Noch heute finden wir in abgelegenen Alpentälern diesen Zustand teilweise vor. Jedes Bauerngut umfaßt abgesehen von Metallverarbeitung und Weberei Erzeugung und Ver

brauch aller Arbeitstoffe innerhalb seiner Grenzen. Das sprühende Bergwasser fällt auf das hölzerne Wasserrad des primitiven Pochwerkes und Mahlganges, die das auf eigener Scholle gebaute Getreide dreschen und mahlen. Eine gleichfalls durch Wasserrad betriebene Säge verarbeitet das im eigenen Walde gewachsene Holz, das Spinnrad den selbstgezogenen Flachs. Trotz der Nutzbarmachung der Natur

kraft, also trotz Einführung verhältnismäßig vollkommener Werkzeuge findet nahezu alle Arbeitsteilung nur innerhalb der Angehörigen des Haushaltes statt. Erzeugung und Verbrauch gleichen sich fortwährend aus, eine Ueberproduktion kann nie entstehen. Es muß zugestanden werden, daß der Gesamteindruck einer solchen Hauswirtschaft mit seiner gleichmäßigen Verteilung von Arbeit und Entgelt an alle Insassen des Hofes und mit seiner Stetigkeit in der Erzeugung ein durchaus harmonischer ist. Der Ausgeglichenheit des Ganzen entspricht die malerische Erscheinung der Behausungen und Ansiedelungen.

Aber die primitiven Werkzeuge lassen nur eine unvollkommene Ausnutzung der Naturerzeugnisse zu; nur eine dünne Bevölkerung kann daher bestehen; nur der Erstgeborene erbt das Gut, die andern sind zum Verzicht auf eigenen Hausstand oder zur Auswanderung gezwungen. Dem Freiheitsbedürfnis des einzelnen kann daher diese Form der Arbeitsteilung nicht gerecht werden.

Die Vervollkommnung der Werkzeuge zwingt zu weitergehender Arbeitsteilung; als erstes Handwerk entsteht das des kunstreichen Schmiedes, der als sagenhafte Gestalt in der Vorgeschichte aller Kulturvölker erscheint. Ihm folgen der Erzgießer, der Steinmetz, der Holzschnitzer. Wandern wir durch Nürnbergs alte Gassen und schauen wir auf das, was aus seiner mittelalterlichen Zeit an Hausrat und Kunstwerk erhalten geblieben ist, dann steht die Blütezeit des Handwerks vor unsern Augen wieder auf. Bauherr und Handwerker standen damals in unmittelbarem Verkehr, die fertige Arbeit trug darum von der Eigenart beider etwas an sich und konnte eben deswegen eine seltsame Form zeigen, ohne als sachwidrig zu erscheinen. Solange unentwickelte Verkehrsmittel eine nennenswerte Ausfuhr nicht zuließen, war einer Ueberproduktion auch dann noch vorgebeugt, als Arbeiten im Vorrat ausgeführt wurden. Innerhalb dieser Grenzen bot darum die Stadtwirtschaft einen einheitlichen Gesamteindruck, der in den reizvollen Städtebildern des Mittelalters seinen äußeren Ausdruck fand, deren Reste heute noch den Zauber des bürgerlichen Behagens und des tief empfundenen Kunstlebens damaliger Zeit dem schauenden Auge erkennen lassen.

Mit zunehmender Entwicklung der Verkehrsmittel wurde der Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch immer schwieriger und ließ sich nur durch den Zunftzwang mühsam aufrecht erhalten, der die Erzeugung durch Beschränkung der Zahl und des Umfanges der Einzelbetriebe regelte. Darum wurde auch hier der Verzicht auf eigenen Hausstand für viele zur Notwendigkeit, und darum konnte auch diese Arbeitsteilung keine gerechte sein.

Die gewaltige Vervollkommnnung der Werkzeuge, die mit dem Einbruch des Maschinenzeitalters einsetzte, zwang zu einer Arbeitsteilung, die in der Fabrik einen weit größeren Kreis von Arbeitnehmern umfaßte als dies im Handwerk geschehen konnte. Die gleichzeitige Entwicklung der Verkehrsmittel führte einen so umfangreichen Austausch der Arbeitserzeugnisse herbei, daß eine gleichmäßige Regelung zwischen Erzeugung und Verbrauch nicht mehr möglich war.

Die infolgedessen periodisch entstehende Ueberproduktion führte notwendigerweise zu wiederkehrenden wirtschaftlichen Krisen und zu periodischer Arbeitslosigkeit großer Massen. Die wirtschaftliche Freiheit des einzelnen war daher auch bei dieser Form der Arbeitsteilung nur eine bedingte, die Gerechtigkeit eine begrenzte. Der wirtschaftlichen Regellosigkeit entspricht die trostlose äußere Erscheinung der Wohnungen und Arbeitstätten aus dieser Zeit.

Dazu kam noch ein anderes. Die ersten Abenteurer, die ein noch unberührtes Land betreten, sind Eroberernaturen, die nehmen, ohne zu bringen; lange Zeit nach ihnen kommen die Kolonisatoren, die dem Land Ruhe und Hülfe bringen müssen, um seine Nährkraft zu steigern. Und nicht anders

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