Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

7. November 1908.

[blocks in formation]

gefüllt aufgezogene Wagen gelangt über verschiedene Kurven auf einen dem Kohlenlagerplatz parallel verlegten Strang, von wo er auf die fahrbare Verladebrücke übergeht, um hier selbsttätig entleert zu werden und dann, ohne seine Fahrtrichtung zu ändern, zur Beladestelle zurückzukehren. Zur Wiederaufnahme vom Lagerplatz werden die Wagen an beliebiger Stelle auf der Brücke angehalten, die Kasten abgelassen, gefüllt und dann zum Brecher befördert. Das Beladegleis läßt sich durch Weichen abschalten, so daß die Wagen bei dieser Förderung auf der Ringbahn am Lagerplatz bleiben und einen kürzeren Weg zurückzulegen haben. Selbstverständlich kann auch unmittelbar vom Kahne nach dem Brecher und von da zum Ofenhause gefördert werden. Außerdem ist die Möglichkeit vorgesehen, aus Eisenbahnwagen, die auf einem Gleise senkrecht unter dem parallel zum Lagerplatz geführten Strang stehen, zu entladen, sowie den langgestreckten bedeckten Kohlenschuppen zu bedienen. Die Anlage leistet jetzt, wo vier Hängebahnwagen von je 850 kg Fassung im Betriebe sind, 20 t stündlich.

Für das Gaswerk Stuttgart befindet sich gegenwärtig eine Kohlenförderanlage mit Hängebahnlaufkatzen im Bau, Fig. 60 und 61, die in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert ist. Die Eisenbahnwagen, welche die Kohle zuführen, werden durch einen Wagenkipper, Fig. 62 bis 64, entladen, der abweichend von den bekannten Bauarten so ausgeführt ist, daß die Wagen nach beiden Seiten gekippt werden können, so daß

[blocks in formation]
[blocks in formation]

und die Beförderung zur Verwendungsstelle mit einem und demselben Fördermittel ohne Umladung geschehen können. Ein Beispiel hierfür ist die Anlage des Städtischen Gaswerkes Bromberg. Wie die Figuren 56 bis 59 erkennen lassen, ist am Fluß ein eisernes Gerüst so aufgestellt, daß der Treidelpfad frei bleibt. Das Gerüst ist mit einem aufklappbaren Ausbau versehen, der sich bis über die Mitte der Kohlenkähne erstreckt und derart gebaut ist, daß die an ihm befestigte Hängebahnschiene auf eine Länge von 15 m über dem Schiff herläuft, so daß dieses während der Entladung nicht allzuhäufig verholt zu werden braucht.

Der

Wagen mit Bremserhäuschen, die nur eine aufklappbare Stirnwand haben, nicht erst gedreht zu werden brauchen. Diese Aufgabe läßt sich technisch in ziemlich einfacher Weise lösen, wenn man auf jeder Seite des Kippers einen Füllrumpf anlegt. Um aber die hiermit verbundenen sehr erheblichen Unkosten zu sparen, hat die Firma Bleichert eine neue Bauart ausgebildet '), deren Eigentümlichkeit darin besteht, daß die Kipperplattform während des Kippens nach rechts oder nach links zurückgezogen wird, so daß der gesamte

1) D. R. P. angemeldet.

Fig. 60 und 61.

Kohlenförderanlage im Gaswerk Stuttgart.

Wageninhalt in einen unterhalb des Kippergerüstes ausgeschachteten Füllrumpf fällt. Das Zurückziehen geschieht, wie Fig. 62 bis 64 zeigen, in der Weise, daß das eine der beiden die Plattform stützenden Laufräderpaare an einer geneigten Führung hinaufgezogen wird, während das andere auf der wagerechten Schiene verbleibt. Die Bewegung geht von einer auf dem Gerüst angeordneten Winde aus, deren eines Seil in Arbeit ist, während das andre schlaff mitläuft.

Von den Ausläufen des Wagenkipperrumpfes gelangt das Fördergut in den Kübel eines Schrägaufzuges, der es zum Kohlenbrecher führt. Aus einem unterhalb des Brechers angeordneten Behälter wird die Kohle dann in Gefäße abgezogen, die von zwei Führerlaufkatzen aufgenommen werden.

Wagenkipper

Diese sind ebenfalls nach einem neuen Typ gebaut. Der Wagen läuft nicht wie bei den bisherigen Konstruktionen dieser Art auf dem Unterflansch eines I-Trägers, sondern, wie es bei Elektrohängebahnwagen ohne Führer meistens geschieht, auf dem Kopf einer Hängebahnschiene. Der Grund für diese Anordnung war der, daß man die Laufkatze auf eine fahrbare Brücke überleiten wollte, was mit I-Schienen nicht möglichist. An die Schiene der Brücke schließen sich in bekannter Weise zugespitzte Schleppzungen an, die auf den an den Längsseitendes Gebäudes verlegten Schienen gleiten und in jeder Stellung der Brücke den Uebergang der Laufkatze gestatten. Diese kann daher an beliebiger Stelle die Kohle ablegen und sie auch mit dem Greifer an jedem Punkte wieder aufnehmen. Dadurch wird die Verteuerung der Speicheranlage durch Untertunneln des Bodens oder Höherlegen des ganzen Bauwerkes vermieden, und man kommt mit einfachen geschlossenen Behältern aus.

In Stuttgart ist auch zum erstenmal ein neues Löschund Transportverfahren für Koks nach Bauart Illig1) zur Anwendung gekommen, Fig. 65 und 66. Die glühenden Koks fallen aus der Retorte in ein durchlöchertes Gefäß,

1) D. R. P. 189954.

Fig. 62 bis 64.

Bleichertscher Wagenkipper im Gaswerk Stuttgart für Entleerung

nach zwei Seiten.

[blocks in formation]

7. November 1908.

[blocks in formation]

strecken A oder B die Koks aufgenommen und über Strang C und D zur Aufbereitung befördert. Hier entleeren sich die Wagen, um über E, F, G zum Retortenhause zurückzukehren. Ist die Aufbereitung außer Betrieb, so findet die Entleerung erst auf dem Gleis F der fahrbaren Lagerplatzbrücke statt, die sich mit Schleppschienen an die Längsgleise H und Janschließt. Beim Rücktransport vom Lagerplatz zur Aufbereitung, dem ebenfalls die Windenwagen der Elektrohängebahn benutzt werden, wird zwischen Gleis F und C das Verbindungsstück K eingeschaltet, so daß die Wagen nicht durch das Retortenhaus zu fahren brauchen.

zu

Wir

M. H., ich hoffe Ihnen, wenn auch kein vollständiges, so doch ein ziemlich ausführliches Bild davon gegeben zu haben, was der junge deutsche Transportmaschinenbau in einem seiner wichtigsten Zweige zu leisten vermag. wollen gern zugeben, daß wir von Amerika gelernt haben, wie ja überhaupt stets eine Nation von der andern lernen muß, wenn sie nicht zurückgehen will; aber wir dürfen uns rühmen, nicht auf den alten Bahnen geblieben zu sein, sondern wirklich Neues geschaffen zu haben auf diesem Gebiete, das zu den schwierigsten des ganzen Maschinenbaues gehört. Namentlich verweise ich auf die in Deutschland in musterhafter Weise ausgeführte Verbindung von Kranen mit andern Fördermitteln, insbesondere Drahtseilbahnen, die ja eine rein deutsche Erfindung darstellen, und die auch heute noch kein andres Land der Welt in ähnlicher Vollkommenheit zu bauen versteht.

mit

[blocks in formation]

1807

Sitzungsberichte der Bezirksvereine.

Eingegangen 14. Oktober 1908.

Breslauer Bezirksverein.

Sitzung vom 18. September 1908.

Vorsitzender: Hr. Munckelt. Schriftführer: Hr. Pahde.

Anwesend 31 Mitglieder und 3 Gäste.

Der Vorsitzende gedenkt des verstorbenen Mitgliedes Th. Richter. Die Versammelten ehren den Verstorbenen durch Erheben von ihren Plätzen.

Hr. Debusmann berichtet über die 49. Hauptversammlung in Dresden 1).

Hr. Munckelt spricht über das autogene Schweißverfahren).

Eingegangen 19. Oktober 1908. Hamburger Bezirksverein. Sitzung vom 22. September 1908. Vorsitzender: Hr. Hartmann. Schriftführer: Hr. Kroebel. Anwesend 36 Mitglieder und 5 Gäste.

Hr. A. Böttcher spricht über einen neuen Apparat zur genauen Bestimmung der indizierten Leistung von Maschinen mit veränderlicher Belastung.

[blocks in formation]
[ocr errors][merged small][merged small]

Eingegangen 20. Oktober 1908. Karlsruher Bezirksverein.

Sitzung vom 12. Oktober 1908.

Vorsitzender: Hr. Bielefeld. Schriftführer: Hr. Eglinger. Anwesend 24 Mitglieder und 6 Gäste.

Der Vorsitzende bringt das Ableben der Mitglieder H. Beeg) und J. Gugler zur Kenntnis. Zum Andenken an die Verstorbenen erheben sich die Versammelten.

Hr. Junker jun. spricht über die Fabrikation von Nähmaschinen.

Hr. Dinessen berichtet über eine neue Kohlenfadenlampe und über eine Probefahrt S. M. S. »Drache«, dessen Maschinen mit überhitztem Dampf arbeiten und Ventilsteuerung haben.

[blocks in formation]

Eingegangen 13. Oktober 1908.
Magdeburger Bezirksverein.
Sitzung vom 17. September 1908.
Vorsitzender: Hr. Lange. Schriftführer: Hr. Heilmann.
Anwesend 36 Mitglieder und 4 Gäste.

Hr. Dr. Pfeiffer hält einen Vortrag:

Studien über Beschaffenheit

und Bewegungserscheinungen des Elbwassers.

Von altersher hat Magdeburg sein Trinkwasser aus der Elbe geschöpft, seit Ende der 70er Jahre mit nachfolgender Sandfilterung. Aus der näheren Umgebung ist Grundwasser nicht zu beschaffen, auch zur Versorgung aus Talsperren müßte man schon bis zum Harz gehen. Anderseits schreitet die Verschmutzung des Flußlaufes durch die verschiedenartigen Abwässer einer dichtgedrängten Industrie unaufhaltsam weiter. Die Stadt läßt daher seit Jahren planmäßige Untersuchungen des Elbwassers auf seine Bestandteile, Veränderungen und Herkunft der Verunreinigungen anstellen, deren Ergebnisse zu manchen wichtigen und für die Filtertechnik wertvollen Aufschlüssen geführt haben.

Die auffälligste Verunreinigung der Elbe läßt sich auf die Schichtwässer der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gesellschaft zurückführen, die durch den 14 km langen Schlüsselstollen der Schlenze und der Saale täglich bis zu 264 000 Zentner Salze (mit 95 vH Kochsalz) zuführen. Die Entstehung dieser Salzwässer wird leicht verständlich, wenn man die reichlichen Salzablagerungen in Betracht zieht, die dem Erdschichtenbau fast des gesamten Mansfelder Seekreises zu eigen sind. Immerhin ist der Hauptgrund der Versalzung dieser Stollenwässer auf den Einbruch des Salzigen Sees bei Oberröblingen Ende der 80er Jahre zurückzuführen. Nachdem das an sich nicht besonders salzige Wasser seinen Weg durch die salzführenden Schlotten bis zu den Kupfergruben gefunden hatte (auf eine Entfernung von 14 km hin), war das gewaltige Becken trotz der noch rechtzeitig eingesetzten Gegenarbeit durch eine kräftige Pumpanlage bald vollständig leergelaufen, und heute deckt fruchtbares Wiesenund Ackerland den einstigen Seeboden. Die aus dem Schlüsselstollen kommenden Salzmengen haben sich inzwischen auf 1/3 ihres Höchstgehaltes verringert. Im Elbwasser bedingen sie etwa 8/10 des vorhandenen Salzgehaltes, der im Winter 1893 bis auf 2,95 g/ltr stieg (Gesamtrückstand 3,65 g/ltr). Der Winter 1902 brachte noch 1,53 g/ltr Kochsalz bei einem Gesamtrückstand von 2,12 g/ltr). Im allgemeinen steigt und fällt der Salzgehalt im Elbwasser mit dem Fallen und Steigen der Pegelstände so regelmäßig, daß man für den Salzgehalt für 1 ltr und 1 sk bei den verschiedensten Pegelständen annähernd dieselbe Zahl bekommt. Wohl scheinbar findet eine Ausnahme von dieser Regel statt, wenn der Salzgehalt über das bei gewöhnlichem Niedrigwasser beobachtete Maß hinaus in die Höhe schnellt. Diese Uebelstände fallen stets nur mit Winterfrösten zusammen, was darauf hinweist, daß die Eisbildung dabei von maßgebendem Einfluß ist. Das geringfügige Ausfrieren von salzfreiem Wasser im Flußlaufe selbst kann dabei nicht in Betracht kommen, wenn man an die erheblichen Wassermassen der Elbe von etwa 100 cbm/sk, auch bei Niedrigwasser, denkt. Erklärlicher erscheint die Ursache durch das plötzliche Versagen der zu Eis erstarrten kleineren und kleinsten Zuflüsse, deren Ausbleiben einen Wassermangel der Elbe verursacht, über dessen Größe wir nicht unterrichtet sind; denn die Pegelanzeigen geben bei Vereisung des Stromes keinen Anhalt mehr zur Berechnung der absoluten Wasserführung, weil man die Strömgeschwindigkeit des im freien Lauf gehemmten Wassers nicht kennt. Verschiedene Beobachtungen belegen dies. So erreichte der gesamte Versalzungsgrad des Elbwassers in dem trocknen Sommer 1904 trotz des ungewöhnlich niedrigen Pegelstandes von 0,07 m nur den Höchstwert von 1,68 g/ltr; dagegen erhob er sich in den Frostperioden des Winters 1902 bei 1,22 m Pegelstand auf 2,12 g/ltr, und 1893 bei 1 m Pegel sogar auf 3,65 g/ltr.

nur

[ocr errors]

Vor ihrer Vereinigung mit der Saale führt die Elbe salzarmes und weiches Wasser, wie jeder normale Fluß (150 mg/ltr Rückstand, 25 mg/ltr Kochsalz). Es ist daher nicht auffällig, daß sich das linksseitig in die Elbe fließende Saalewasser auf seinem Wege bis Magdeburg, 30 km stromabwärts, noch nicht vollkommen über die ganze Flußbreite verteilt hat. Die Ermittlung des Chlor- bezw. Kochsalzgehaltes gibt das deutlich zu erkennen. Je nach den Wasserverhältnissen ist jedoch die Durchmischung verschieden; bei Hochwasser ist sie geringer als bei Niedrigwasser. Im allgemeinen findet man linksseitig doppelt soviel Salz wie am rechten Ufer. Bei den niedrigen

Wasserständen des Sommers 1904 erreichte das Durchmischungsverhältnis den Wert 1,8: 1. Vollkommen oder doch nahezu vollkommen wird die Verteilung der Salze über die ganze Flußbreite bei Eisverstopfungen; also wieder unter den denselben Bedingungen, unter denen die Versalzung des Flusses ihren höchsten Wert erreicht. Es ist dann natürlich gleichgültig, von welcher Seite des Flusses man das Wasser für die Versorgung schöpft.

Die Benachteiligung des Leitungswassers durch Salze beruht in erster Linie auf der Geschmackverschlechterung. Dem Dampfkesselbetrieb schadet der Kochsalzgehalt durch zu frühzeitige Konzentration des Speisewassers, die ein häufiges Abblasen erfordert. Es sind auch schon zentnerschwere Ausscheidungen von harten Salzkrusten im Dampfkessel beobAn den Armaturen achtet worden (»falscher Kesselstein). zeigen sich nicht selten lange Salzzapfen aus durchsickerndem Wasser, das leicht durch die Packungen zu dringen scheint.

Eine zweite Hauptquelle von salzartigen Verunreinigungen der Elbe kommt von der gleichfalls im Saalegebiet ansässigen Kaliindustrie, deren Abwässer, die sogenannten Endlaugen, als wesentlichsten Bestandteil Magnesiumchlorid, daneben Magnesiumsulfat und noch etwas Alkalichloride enthalten. In diesem Zuflußgebiet der Elbe sind zurzeit 26 Werke im Betriebe, deren Tagesverarbeitung mit durchschnittlich je 250 t Rohsalz (Karnallit) nicht zu hoch gegriffen scheint, woraus sich dann eine sekundliche Abflußmenge von 16 kg Chlormagnesium berechnet. Der gleiche Bestandteil findet sich auch in den Schachtwässern der Kaligruben. Insgesamt gelangen damit 20 bis 25 kg/sk Chlormagnesium in die Elbe, was auch mit den analytischen Nachweisen übereinstimmt. Eine Ausscheidung des Chlormagnesiums im Flußlauf, wie mehrfach behauptet worden ist, findet nicht statt.

Der Geschmack des Clormagnesiums übertrifft den des Kochsalzes um ein beträchtliches in Stärke und Art. Nach vielseitigen einwandfreien Beobachtungen von Rubner und Schmidtmann verursacht Kaliendlauge noch in 1000 facher Verdünnung, entsprechend einem Gehalt von 390 mg/ltr Chlormagnesium, einen bitteren, kratzigen Nachgeschmack, der noch nach Stunden wahrgenommen wird. Ja selbst bei 30 bis 60 mg/ltr, die man als äußerste Geschmackschwelle bezeichnen kann, ist noch eine Veränderung des Trinkwassers durch den Nachgeschmack zu erkennen, und es wird diese Grenze als diejenige bezeichnet, deren Ueberschreitung gesundheitlich nicht mehr zulässig erscheint. Im Elbwasser wird diese Menge unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht erreicht. Sie erhebt sich aber bei Niedrigwasser, so während des Winters 1902, bis auf 110 mg/ltr Magnesiumchlorid, wobei die andern, für den Geschmack belanglosen Magnesiaverbindungen (Karbonate) nicht mit in Rechnung gezogen sind.

Im Gegensatz zu den Kochsalzmengen nimmt die der Elbe zugeführte Magnesia mit der rasch fortschreitenden EntAls Maßstab wicklung der Kaliindustrie immer mehr zu. diene der Wert der geförderten Kalisalze, der heute schon die Höhe von 100 Mill. M erreicht hat, nachdem er sich im Verlauf der letzten fünf Jahre verdoppelt hat.

Andersartige Salzabflüsse kommen aus der Solvay-Soda.fabrik zu Bernburg (mit täglich rd. 150 t Kochsalz und 200 t Chlorkalium), ferner aus den Salinen zu Dürrenberg, Kösen, Schönebeck und schließlich aus den Schachtwässern Diese zusammen machen aber des Braunkohlenbergbaues. nur 1/10 von der ganzen Versalzung des Elbwassers aus. Bei den Verunreinigungen organischer Art muß man zwischen den gelösten und den ungelösten (festen) Stoffen schon deshalb einen Unterschied machen, weil die letzteren durch Klärung und Filterung vollkommen zurückgehalten werden. Bei den gelösten organischen Verunreinigungen ist dies nur zum Teil der Fall, indem sie durch biologische Vorgänge während der Filterung vernichtet werden. Auch im Flußlaufe selbst findet eine kräftige Aufzehrung dieser Stoffe bis zu dem Grade statt, daß von den ungeheueren Mengen Abfällen der Städte (z. B. Dresden, Leipzig, Dessau), Dörfer und Viehhaltungen im Elbwasser bei Magdeburg höchstens noch die letzten Abbauerzeugnisse anzutreffen sind.

Weit träger scheint sich der Zerfall der organischen Stoffe aus gewissen Industrieabwässern, namentlich denen der Zuckerfabriken, zu vollziehen. In Böhmen liegen 144 derartige Fabriken, im Saalegebiet, das wegen seiner Nähe besonders in Betracht kommt, weitere 123. Doch wird der Strom bei guten Wasserverhältnissen auch mit der Verdauung dieser Abwässer soweit fertig, daß die chemische Analyse kaum einen Unterschied im Gehalt des Wassers an organischen Bestandteilen feststellen kann, einerseits in der Saalemündung, anderseits in der Elbe vor Aufnahme der Saale, sowie in der Elbe vor Magdeburg. Daß diese Stoffe nicht ganz verschwun

7. November 1908.

[blocks in formation]

den, sondern nur zu widerstandfähigeren, der Fäulnis nicht mehr zugänglichen Bestandteilen aufgespalten worden sind, beweist die hohe Oxydierbarkeit des Wassers, welche die von gewöhnlichem Grundwasser bis zum sechsfachen Betrag übertrifft. Außerdem spricht dafür aber die bereits erwähnte weitere Aufzehrung der organischen Stoffe während der Filterung, durch welche die Oxydierbarkeit - als Maßstab für die organischen Stoffe um 40 bis 50 vH heruntergeht. Diese Reinigung wird nur durch die Lebenstätigkeit der Bakterien und Planktonorganismen, welche die sogenannte Filterhaut auf den Feinsandfiltern bilden und auch z. T. den Sand selbst noch durchsetzen, erklärlich. Stoffe und die Wiederausscheidung in Form der letzten AufDie Verarbeitung der organispaltungsglieder, Kohlensäure und Wasser, ist wie jede Verbrennung, auf die auch dieser Lebensvorgang im wesentlichen hinausläuft, vom Sauerstoffgehalt abhängig. Außerdem sind im Sande selbst Bakterienarten tätig, die des Sauerstoffes nicht bedürfen. Der Sauerstoff wird dem Wasser entnommen, in dem er, meist bis zur vollkommenen Sättigung, aufgelöst ist; 1 ltr Elbwasser enthält 7 bis 10 cem davon. Feinsandfiltern hat er sich erst auf etwa 5 cem/ltr verringert; Bis zu den sobald man aber die Filterhaut durchstößt, zeigt sich eine hier entnommene Probe so gut wie frei von Sauerstoff. dürfte also feststehen, daß der wirksame Verlauf der Filterung Es erhebliche Sauerstoffmengen erfordert, und gungsverfahren tragen dem, wohl mehr unbewußt und der neuere ReiniErfahrung folgend, auch Rechnung.

Die Menge der Bakterien im Rohwasser der Elbe, gemessen nach der Keimzahl in 1 ccm, ist so gut wie unabhängig von den Pegelständen; sie steigt und fällt aber mit der organischen Verschmutzung, aus der die Bakterien ihr Leben fristen. Ihre Zahl bewegt sich demgemäß zwischen einem und mehreren Tausenden und mehr als 100000 in 1 ccm; ihr Gewicht ist aber auf höchstens 100 mg/ltr zu veranschlagen. Trotz dieser außerordentlichen Feinheit der Bakterien gelingt ihre Absiebung durch die verhältnismäßig groben Sandfilter so gut wie vollständig mit Hülfe der bereits erwähnten feinmaschigen Filterhaut und des die Sandkörner einhüllenden Bakterienschleimes, an dem die vorbeigespülten Keime hängen bleiben.

am

Die groben Sinkstoffe, welche die Trübe des Flußwassers bedingen und den Schlick bilden, sind zum Teil mineralischen Ursprunges (Ton, Braunkohle), zum Teil organischer Natur. Unter diesen Körper interessieren die das Plankton ausmachenden Lebewesen ihrer fast unerschöpflichen Mannigfaltigkeit, die nur durch meisten, weil sie in den sehr wechselnden Reinigungsgrad der Elbe und die Jahreszeit beeinflußt wird, den Zustand der Wasserverunreinigung und den Grad der Selbstreinigung in mehrfacher Hinsicht zum Ausdruck bringen. So sind im Wasser der Elbe verschiedenartige Wimpertierchen (Colpidium, Paromaecium, Stentor, Vorticella), die den Zustand fauliger Gärung bezeichnen, und die aus Abwassergräben zugeführt werden, vornehmlich nur in den Wintermonaten anzutreffen. Massenhaft tritt dann auch die Fadenalge (Sphaerotilus) auf, die man als einen Leitorganismus für Zuckerfabrikabwässer betrachten kann, wenn auch ihre Lebensbedingungen an einige Auffrischung und Verdünnung des Elbwassers geknüpft erscheinen. Sie wurde zum ersten Male in Prester bei Magdeburg aufgefunden. Auch die Schwefelalge (Beggiaton) gehört dem nämlichen Verunreinigungsgrad an. Es ist bemerkenswert, daß ihre aus feinsten Schwefelkörnern bestehende Tüpfelung nur in fetten Pfründen (Hausabflüssen) deutlich ausgeprägt erscheint; in dem vergleichweise reinen Elbwasser tritt Schwefelhunger ein, und bei guter Wasserbeschaffenheit verschwinden die Körner fast ganz. Während der Wintermonate kann man im ganzen Verlauf der Elbe von Schandau bis Hamburg massenhaftes Auftreten des Glockentierchens (Carrhesium, ähnlich der Vorticella) wahrnehmen. Auch die Traubenmonade (Anthophysa) zeigt durch ihr massenhaftes Auftreten im Winter

[blocks in formation]

den Zustand stärkerer Schmutzführung an. Von dem Punkte ab, da die artenreichen Kieselalgen (Diatomeen) ihre Daseinsbedingungen vorbereitet finden, kann man auf die vollendete Reinigung des Flußwassers schließen. seltsame Bacillaria paradoxa, muß als Anzeiger schlechter Nur eine Art, die so Wasserbeschaffenheit angesprochen werden. gens, da sie sonst nur als Brackwasserorganismus bekannt ist, Sie dürfte übrials ein Kuriosum für das Plankton der Elbe gelten.

Die Gesamtmenge der Schwebestoffe im Elbwasser hängt weniger von den Wasserständen als von den heftigen Bewegungen (plötzlicher Wuchs des Wassers) ab; aber auch Grundeisbildung bei Niedrigwasser rührt die abgesetzten Schlickmassen auf. Als Mittel für das Gewicht der Schwebestoffe kann man 20 mg/ltr angeben.

Die Sinkstoffe werden durch Absetzen in den Klärbecken des Wasserwerkes entfernt. Von den Fällverfahren durch chemische Mittel hat sich für das Elbwasser das mit basischen Eisensalzen bei Versuchen als das zweckmäßigste erwiesen.

Eingegangen 15. Oktober 1908. Westfälischer Bezirksverein.

Sitzung vom 16. September 1908. Vorsitzender: Hr. Kattentidt. Schriftführer: Hr. Allstaedt. Anwesend 19 Mitglieder und 1 Gast.

Hr. Oberlehrer Dr. Jakobi aus Elberfeld (Gast) hält einen Vortrag: Ein Rundgang durch das Deutsche Museum in München').

Verein für Eisenbahnkunde.

In der Sitzung vom 13. Oktober 1908 sprach Hr. Oberregierungsrat Grunow über die Güterwagenverteilung im preußischen Staatsbahn-Wagenverbande, zu dem außer den preußischen auch mecklenburgischen Staatsbahnen sowie die Reichseisenbahdie oldenburgischen und nen in Elsaß-Lothringen und eine Anzahl Privatbahnen gehören. Der Güterverkehr hat von 79,8 vH zugenommen. 1896 bis 1906 um Zur Beförderung dieser steigenden Verkehrsmengen ist nicht nur eine Bewegung der Frachten selbst, sondern auch eine Bewegung leerer Wagen in großem Umfang erforderlich: rd. 30 vH der Strecken wurden von den Güterwagen leer zurückgelegt. Daher muß es die Eisenbahn als eine besonders wichtige Aufgabe ansehen, die leeren Güterwagen zweckentsprechend zu verteilen. Zur Bedienung des Verkehrs stand am 1. April 1907 ein Güterwagenbestand von 343137 Stück zur Verfügung, wovon Vorwiegen des Massengüterverkehrs entsprechend dem offene und Kokswagen waren.

56,6 VH gewöhnliche

Nach Erörterung der Vereinbarungen über die Benutzung der Wagen andrer Verwaltungen ging der Redner auf die Güterwagenverteilung im Bereich des preußischen Staatsbahn-Wagenverbandes näher ein. Durch Zusammenfassung der einzelnen Verbandsverwaltungen zu Gruppen und durch ein entsprechend durchgebildetes Meldewesen ist es möglich geworden, den Güterwagenbestand des Verbandes täglich von einer Stelle aus nach einheitlichen Gesichtspunkten zu handelt sich hierbei um eine Gestellung, die im September verteilen. Es d. J. täglich rd. 73000 offene, 45000 gedeckte und 5000 bis 7000 andre Wagen betragen hat. Durch die einheitliche Leitung werden namentlich auch Bevorzugungen oder Benachteiligungen einzelner Gebiete vermieden. Freilich wird es auch bei ausgiebigen Wagenbeschaffungen wegen der Schwankungen des Verkehrs und wegen der Abhängigkeit der Eisenbahnen von der Schiffahrt, von der Witterung und andern Umständen wohl nie möglich sein, Unregelmäßigkeiten in der Wagengestellung ganz zu vermeiden.

1) Vergl. Z. 1907 S. 976.

Bücherschau.

Bau rationeller Francisturbinenlaufräder und deren Schaufelformen für Schnell-, Normal- und Langsamläufer. Von V. Kaplan. München und Ferlin 1908, R. Oldenbourg. 346 S. mit 91 Fig. und 7 Taf. Preis 9 M.

Das sehr gefällig und sorgsam ausgestattete Buch ist im wesentlichen als eine Zusammenfassung und Ergänzung der vom Verfasser in der Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen veröffentlichten Abhandlungen anzusehen, indem hier außer den sogenannten Schnelläufern auch die übrigen

Formen von Francislaufrädern in entsprechender Weise be-
handelt worden sind. Dabei ist die Einteilung und Benen-
nung der Turbinenarten etwas anders gewählt als sonst üb-
lich, insofern auch die durchfließende Wassermenge berück-
sichtigt ist. Die einfache und übersichtliche Handhabung
der vorgeschlagenen Einteilung spricht sehr zu ihren Gunsten.
Die Grundlagen zur Berechnung der Turbinen werden
in mathematisch-hydraulische und mathematisch-geometrische
geteilt. Es muß hier wieder das Bedauern ausgesprochen

[ocr errors]
« ZurückWeiter »