Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Zwar ist besser diefs noch, als hätte Phäakias Eiland

Dich, den Fremdling, bedeckt mit dem unrühmlichen Staub. Schlofs hier dem Scheidenden doch die Mutter das thauende Auge, Brachte das letzte Geschenk hin zu der Asche dir noch.

[ocr errors]

Hier kam die Schwester zu theilen den Schmerz mit der klagenden Mutter,
Wild ausraufend ihr Haar, welches des Schmuckes entbehrt.
Nemesis, und, die vor ihr er geliebt, vereint mit den Deinen

Küfsten dich, und allein liefsen den Rogus sie nicht.

Delia sagte beym Scheiden: Ich war dir die glücklich Geliebte;
Denn du lebtest, so lang liebend du glühtest für mich.

55

Nemesis sprach: O was sagst du? Noch Schmerz sey selbst dir mein Unglück!

Denn im Tode noch hielt er mich mit sinkender Hand.

Doch wenn übrig von uns noch mehr als blofs Schatten und Nahme

Bleibt, o so wandelt Tibull nun in Elysiums Thal.

Komm ihm entgegen, bekränzt die Jugendschläfe mit Epheu

Deinem Calvus gesellt, kundiger Sänger, Catull.

60

Du auch, (zeiht dich Verdacht, dafs den Freund du verriethest, mit Unrecht.)

Du der Leben und Blut, Gallus, verschwenderisch gabst.

Diesem gesellt sich dein Schatte, wenns anders ein Schattengebild giebt. “5

Seeliger Zahl hast du, sanfter Tibullus, vermehrt.

Ruht denn sanft ihr Gebein', ich fleh', in der sicheren Urne,.
Und die Erde sie sey, Asche Tibulls, dir nicht schwer!

ANMERKUNGEN.

ERSTES BUCH.

ERSTE ELEGIE.

15. Flava Ceres, tibi sit nostro de rure corona

Spicea.

SIERE über das Fest der Palilien, Ovid. Fast. IV. 726, und Moritz

Anthusa. S. 103.

Dieses Fest, zu Ehren der Göttin Pales, wurde am 21. April gefeyert. Die Erinnerung an die Gründung Roms vermählte sich mit der Weihe des Hirten und der Reinigung der Heerden. Das Volk mischte Weihrauch mit Rofsblut, verbrannte ein Kalb, das man so eben aus dem Leibe seiner Mutter genommen hatte, streute seine Asche umher, brachte Bohnenhalme zum Opfer, und weihte sich mit allen diesen Bräuchen. Die Hirten reinigten mit anbrechendem Morgen ihre Hürden und Heerden. Sie sprengten mit Wasser, sie räucherten mit Schwefel, zündeten Oliven, Sabina, Fichten, Lorbeerzweige und Rosmarin an, schmückten die Hürden mit Blumen aus, und brachten der Göttin Wein, Milch und Hirse zum Opfer. Ein fröhlicher Schmaufs folgte diesen Ceremonien. Abends zündete man Stroh oder Heu der Hirt sprang über die heilige Flammen des Strohs hinweg. Dazu tönte die Flöte, die Cymbel und das rauschende Tamburin. Dieses Fest reinigte den Hirten. Jede Verletzung der Götter der Flur, die er sich vielleicht hatte zu Schulden kommen lassen, war ihm verziehen. Die Götter vergaben ihm, dass er im Schatten eines heiligen Baums geruht, einen Zweig im geweihten Haine abgehauen, seine Heerden auf einem heiligen Platze geweidet, die Nymphen und Faunen verscheucht, und die Quellen der Najaden getrübt hatte. Sie winkten seiner Bitte, den Wolf und die Krankheit von seinen Heerden zu entfernen, huldvoll Gewährung zu. Siehe Tibull. B. II. Eleg. S. Vers 80 und folg.

an

« ZurückWeiter »