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das Schlüsselloch einen Augenblick ein kleinster Lichtblick, doch nur ein reflektirter im Vorbeigehen an die gegenüberliegende Wand gefallen. Er hatte vielleicht nicht eine Zehntelsekunde Zeit eingenommen. Dieß aber reichte schon hin, der Sensitiven die Sehkraft auf eine halbe Stunde zu rauben; dann aber bei der allmähligen Wiederkehr derselben sah sie lange fort alles ohne Schärfe, trübe und ohne klare Umrisse. Es bedurfte mehr als einer Stunde, bis die Wirkung dieses so geringfügig scheinenden Zwischenfalls gänzlich beseitigt und das Sehvermögen auf seinen früheren Zustand wieder hergestellt war.

Ein andermal war Ebendieselbe (534) schen drei Stunden in der Finsterniß, als sich unter einer Thüre zufällig eine Spur dreimal diffus reflektirten sehr schwachen Lichtes hereinstahl und von ihr bemerkt wurde. Sogleich wurde fie um die Hälfte minder odsichtig. Alles Odlicht erschien ihr trübe und undeutlich, die Leuchten an ihren Fingern um die Hälfte kürzer, und ich mußte fast eine Stunde Pause machen, bis sie ihre Schkraft wieder vollständig erlangt hatte.

Ein Drittesmal drang unter dem geheizten Ofen der Dunkelkammer ein schwacher Widerschein herein, auch im dritten Reflexe, von einigen übrig gebliebenen Kohlen; dennoch machte er sie (930) bei einem einzigen Blicke dahin auf eine halbe Stunde untauglich zu Fortsetzung der Arbeit.

Hr. Klein (1) arbeitete schon mehrere Stunden mit mir in der Dunkelkammer, als er gewahrte, daß durch Verschiebung eines Polsters eine Spur Licht unter einer Thüre hereindrang; es war so schwach, daß ich es kaum. zu erkennen vermochte. Gleichwohl ward der Sensitive dadurch so sehr geblendet, daß er kein Odlicht mehr sah und ich die Untersuchungen einstellen mußte.

§. 1652. In einer solchen strengen Abgeschlossenheit von allem Lichte nun, wie ich sie geschildert, fangen gesunde hochsensitive Personen nach kurzer Zeit an zu sehen, nicht selten schon nach 5 bis 10 Minuten. Krankhaft Hochsensitive, wie Somnambulen, sehen fast unverzüglich, sowie das Tageslicht abgesperrt ist. Die Frau Kienesberger, Frl. Reichel, Sturmann, Aßmannsdorfer, Beyer in ihren stärksten Krankheitsperioden, durfte ich nur hineinführen und unverzüglich sahen sie alle stärkeren Odleuchten. Aber auch gesunde höher Sensitive, wie die Frau Kowats (15), Cecilie Bauer (15), auch Jos. Zinkel, Blahusch (19), Winter (37), Herr Rabe (), Hr. Schiller (73) hatte ich meist kaum auf ihre Size geleitet, als sie schon nach wenigen Minuten ihre Hände, die umherliegenden Krystalle und ähnliche Dinge leuchtend zu gewahren aufingen. Mittelsensitive brauchten einige Zeit, bis sie sahen. Ihr Auge mußte von der starken Einwirkung der Tageshelle zurückgebracht und befreit worden seyn, ehe sie Odlicht zu sehen vermochten. Dazu bedurften sie, je nachdem sie stärker oder schwächer sensitiv waren, eine halbe, eine

ganze Stunde, auch zwei bis drei Stunden. Frl. Martha Leopolder (5) und ihr Vater, Hr. Mechanikus Leopolder (152), sahen nach fast zwei Stunden noch nicht eine Spur; ich fing schon an, an ihrem Schvermögen zu verzweifeln. Aber nun erst begann bei ihnen die Wahrnehmung von Licht und nach drei Stunden sahen beide recht gut alle odischen Erscheinungen und ganz proportional ihren Gefühlsreizbarkeiten. Je schwächer die Sensitivität eines Menschen überhaupt ist, desto länger muß er in der Regel in der Finsterniß verweilen, ehe er Odlicht ansichtig wird. Man kann die Größe der Zeit, die er im Finstern zubringen muß, bis er sicht, die Sehzeit eines jeden im Allgemeinen, wenn alles übrige gleich ist, einigermaßen zum Maßstabe nehmen für die relative Stärke seiner Sensitivität. Hr. Dr. Machold (7), Friedrich Weidlich (“1), Hr. Müller (12), Frl. Karhan (115), Barbara Hek (62) brauchten kaum eine Viertelstunde, um ihre Hände leuchten zu sehen. Frau von Littrow (5), Frl. Jos. Geraldini (62), Kynast (32), Hr. Prälat Baron Schindler (34), Dr. Löw (76), Klein (13), Dr. Natterer (7), Fernolendt (1), von Siemianovski (35), Demeter Tirka (*), Eduard von Vivenot (17), Baron August von Oberländer (9), Hr. von Rainer (29) und Frl. Poppe (20) sahen sie nach einer halben Stunde. Ritter von Perger ('), Major Schwarzmann (1o), Hr. Superintendent Pauer (32), Frau Mathilde von Vivenot (12), und der blinde Bollmann (21) langten nach drei Viertelstunden hiebei an. Frau Heintl (30), Gabriele von Neuwall (3), Barenin von Tessedik (5o), Nitter von Neuwall (3), Hr. Summer (2), Hr. Dr. Fröhlich (3), Alexander Baumann (3), Dr. Goldberg (16), Kailan (*), Enter (94), Dr. Rabel (39), Sautter (2) bedurften einer Stunde. Hr. Hochstetter (22), Hr. Professor Huß (26) und Frau Sophie von Offenheim (3) fünf Viertelstunden. Hr. Professor Ragsky (21), Alois Zinkel (47), Professer Endlicher (34), Dr. Tillich (22) ein und eine halbe Stunde. Anka Hetmanek (26), die Frau Delhez (7) und Frau Baronin von Augustin (16) hatten zwei volle Stunden nöthig, bis sie das Odlicht ihrer Hände gewahr wurden. Ja ich habe junge Männer bei mir gehabt, die erst nach drei, ja einzelne erst nach vier Stunden entschieden odsichtig wurden. Die Sehzeit der Sensitiven ist also für jedes Individuum verschieden groß (vorbehalten die zufälligen Störungen, welche Sonnenschein, Odverladung, Gesundheitszustände, Lage zc. zeitweilig hineintragen).

§. 1653. Wie die Sensitiven das Minimum der odischen Seh kraft langsam gewinnen, so erlangen sie auch das Maximum nur allmählig. Der Anfang ist immer bei einem starkleuchtenden Gegen stande, gewöhnlich den eigenen Händen. Sie werden zuerst, und zwar nur wie eine graue unförmliche, wolkige Masse erkannt, die sich aus der allge= meinen Finsterniß heraus wahrnehmen läßt. 3m ersten Anfange erscheint sie noch unsicher und der Beobachter weiß noch nicht sogleich, ob es Sinnen

täuschung oder Wirklichkeit ist. Dann sett er die Erscheinung dadurch auf die Probe, daß er die Hand sehr langsam hin- und herbewegt; geht die unfichere graue Wolke mit hin und her, so ist es kein optischer Trug, sondern der erste schwache Schein, den das Auge von der Hand empfängt. Bald wird dieses deutlicher und bestimmter; die Wolfe gewinnt Umrisse und hebt sich besser heraus, fie nimmt die Form der Hand an. Aber noch nicht sogleich werden die Theile der Hand unterschieden; sperrt der Beobachter die Finger seiner Hand auseinander, so kann er sie noch nicht einzeln unterschei den, er gewahrt nur, daß die schwache Leuchte breiter wird. Oft vergeht noch eine halbe bis ganze Stunde, bis die ausgespreizten Finger einzeln von einander unterschieden werden. Oftmals erkennen die Sensitiven die Hände anfangs nicht wie leuchtende Gegenstände, sondern wie schwarze Schattenrisse. Dieß kann im ersten Augenblicke sonderbar klingen: etwas Schwarzes in der allgemeinen vollendeten Schwärze der Finsterniß. Es findet aber seine Erklärung darin, daß die Odemanation von der ganzen Oberfläche der Hand überall ausgeht. Dieß gibt, wie ich später zeigen werde, eine allgemeine Lichtemanation um die ganze Hand herum, so daß sie in einem leuchtenden Dufte sich befindet. Die Hand selbst leuchtet noch nicht selbst, wenn bereits tiese Lichteinhüllung merkbar wird. Wo nur der Blick unmittelbar auf die Hand fällt, da geht er nur durch die einfache Dicke dieser Lichtatmosphäre durch; wo er aber seitwärts an der Hand vorbeistreift, da geht er durch den doppelten Radius des Lichtdunstes; besonders stark ist dieß der Fall, wenn man die Hand gegen das Auge auf die Kante hält und mit dem Blick den Handrücken oder die Handweiche seitwärts streift. Dann streift das Auge tangential über die Hand und der Blick geht durch eine vielfach vermehrte Lichtwolke, die nun deutlich gesehen wird, während die Hand, davon eingehüllt und unsichtbar), schwarz erscheint. Das Schwarze ist eigentlich nicht die gesehene, sondern die nicht gesehene Hand. Das Auge sieht den dunstigen Lichtnebel um die Hand herum, die Hand selbst sieht es noch nicht. Aber eben weil es sie nicht sieht, entsteht innerhalb der Helle ein lichtloser Fleck von der Form der Hand und dieß ist der Schattenriß. Es ist dieß der Anfang des Odlichtsehens. Frl. Ernestine Anschütz (39) machte mich zuerst (Januar 1846) hierauf aufmerksam; später sahen dasselbe vicle Sensitive, Frau Kienesberger (355), Frhr. August von Oberländer (), Hr. Dr. Goldberg (16), Tirka (8), Dr. Fröhlich (3. 4. 16), Prof. Endlicher (34. 35) Klein (183), Schiller (78), Alois Zinkel (47), Eduard von Vivenot (17), Hr. Prälat Frhr. von Schindler (34) u. a. m. Hr. Dr. Köller (192) sah seine Hände lange Zeit als bloße Schattenrisse; erst in der vierten Stunde seines Aufenthaltes in der Dunkelkammer erkannte er die Fingerspitzen und Fingerränder entlang ter Finger als Selbstleuchter. — Frl. Karhan (116) sah zuerst nur eine graue Wolke. Nach einiger Zeit ging diese in einen Schattenriß der Hand in

leuchtendem Nebel über; nach einer Stunde erschienen ihre Hände endlich selbstleuchtend.

Von diesen untersten Anfängen des Sehens odischer Leuchten an schreitet diese Wahrnehmung mit dem Fortgange der Zeit, während deren in der Finsterniß verweilt wird, fort in Klarheit, Helle und Deutlichkeit. Allmählig wird die dunkelgraue Wolke weißlich, die Gegenstände, von denen sie ausgeht, entfalten ihre Gestalt, erscheinen in seiner Odgluth, ein leuchtender Nimbus umgibt sie, flammenartige Erscheinungen bilden sich an ihren Polen und Spitzen, es werden Odfunken unterschieden, sichtbarer Rauch trennt sich von den leuchtenden Gegenständen und steigt in der Luft empor, die odische Flamme geht oben in ihn über, und endlich treten selbst die benachbarten opaken Körper aus der Dunkelheit, beleuchtet von den Leuchtenden. Die Frl. Zinkel (55), eine meiner besten Mittelsensitiven, beobachtete immer, wenn fie bei kräftigem Sehvermögen war, alsbald nachdem ich die Lichtöffnungen zugeschlossen hatte, das ganze finstere Zimmer zwar schwarz, dennoch wie mit einem weißlichen eigenthümlichen Dufte angethan. Bald nachher zeigten sich ihr die Fingerspigen und dann die ganze linke Hand wie eine grauliche Nebelwolke. Später trat auch die Rechte aus der Finsterniß trübe heraus. Dann zeigten sich die Hände länger als sie von Natur sind, leuchtender Rauch, der von den Fingern ausging, gab ihnen das verlängerte Ansehen. Allmählig gestalteten sich Glieder, Köpfe, Hände; Daumen trennten sich und Finger ließen sich einzeln unterscheiden. Nach Verfluß einer kleinen Stunde leuchteten die Finger schon doppelt so lange als sie wirklich sind und nach 12 Stunden sah sie jeden einzelnen Finger anderthalbfach so Lange mit einem klaren Flammenbüschel versehen, seitlich gut begrenzt und am Ende in Dunst sich verlierend. Dann aber erkannte sie alle Gegenstände im Zimmer, griff mit Sicherheit nach allem Metall, nach Schlössern, Thürbeschlägen, Angeln und Niegeln der Fenster, Schlüffeln, Vergoldungen an Möbeln, messingenen Apparaten, eisernen Defen. Alle Kästen sah sie dunkel an der weißlichen Zimmerwand stehen. Tischflächen schienen ihr alle weißlich wie mit Leinwand belegt; die Menschen sah sie wie weiße Gespenster von riesenhafter Größe sich umher bewegen. So nimmt vom Anfange des Odsehens an die Sehkraft bei allen Sensitiven mehrere Stunden lang zu, so daß höher Sensitive endlich in der Dunkelkammer alle Gegenstände so deutlich wie im Dämmerlichte sehen. Hr. Dr. Natterer (120) und Hr. Fichtner (102) sahen nach vier Stunden Alles im Zimmer; alle Geräthe vermochten sie mehr und minder deutlich zu unterscheiden; Metallgegenstände sahen sie in Odgluth, alle Zimmerwände weißleuchtend. Fried. Weidlich (1), Frl. Poppe und Winter, welche mich im Finstern nach Werkzeugen, die ich suchte, herumtappen sahen, holten mir diese herbei, sobald sie erfuhren, was ich haben wollte; und als man Frau Cecilie Bauer (59) bedauerte, daß sie so lange im Finstern

ausharren müsse, nahm sie die Klage nicht an, indem sie versicherte, sie sey nicht im Finstern, denn sie sehe Alles im ganzen Zimmer so gut als in der Abenddämmerung, umgekehrt, wir andern sehen von ihr zu bemitleiden, denn wir sehen es, die sich im Finstern befinden. Frau Auguste von Littrow (86), Ritter von Siemianovski (77) u. a. m., nachdem sie länger in der Dunkelkammer verweilt hatten, konnten, obwohl nur schwächere Mittelsensitive, im ganzen Zimmer die Umrisse aller Möbeln erkennen und vermochten ohne anzustoßen darin herumzugehen. -Frau Kowats (35) hatte kaum eine halbe Stunde im Finstern zugebracht, als sie sich darin wie im Dämmerlichte befand, und mit so großer Leichtigkeit unter meinen Apparaten herumbewegte, daß sie jede Anerbietung, sie zu führen, als überflüssig ausschlug. — Ebenso fand Hr. Klein (190) nach einigen Stunden die Dunkelkammer nur noch in Dämmerung befindlich. Nach Verfluß von ein paar Stunden endlich wird das Sehvermögen stationär (stellig) und bleibt bei höher Sensitiven auf einer höhern, bei nieder Sensitiven auf einer niederen Stufe der Deutlichkeit und Lichtstärke stehen. Bei den schwächst Sensitiven bleibt es damit bei einer Aureola um die leuchtenden Gegenstände oder gar nur bei der anfänglichen grauen Nebelwolke um dieselben bewenden.

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§. 1654. Neulinge, Sensitive, die zum erstenmale in die Dunkelkammer kommen, benehmen sich bisweilen im Anfange etwas ungeschickt. Die Odlichterscheinungen sind so schwach und zart, daß sie sie manchmal zuerst gar nicht finden können, endlich erst werden ihnen die schwachen Geisterlichter kenntlich. Frau Kienesberger (27, 26, 35, 36), eine sehr gute Sensitive, sah bei dem ersten Aufenthalte in der Dunkelkammer vieles gar nicht, was ihr bei den folgenden Besuchen mit voller Deutlichkeit und Leichtigkeit sichtbar war. Bei längerm Umgange mit diesen Gegenständen tritt, wie bei allem, Uebung und Fertigkeit in der Beobachtung ein und der Blick wird geschärft. Einigermaßen erfahrue Sensitive erkennen viel schneller und sicherer die Beschaffenheit der Odlichterscheinungen aller Art, als solche, die erst in diese neue Welt von eigenthümlich feinen Gestalten die ersten scheuen Blicke hineinwerfen. Ein Blinder, dem das Augenlicht so eben wieder gegeben wird, sieht bekanntlich im Anfange die Welt sehr ungenau.

§. 1655. Es ist aber selbst bei einem und demselben Individuum die Sehkraft für Odlicht nicht immer gleich; ich werde eine Menge Umstände mittheilen, welche die Empfänglichkeit des orsichtigen Auges bald erhöhen, bald herabstimmen. Ein geübter Sensitiver kann über seine jeweilige Fähigkeit gleich bei dem ersten Eintritte urtheilen. Wenn bei Frl. Zinkel (55) die Absperrung des Lichts beginnt und der finstere Raum erscheint ihr völlig schwarz, so weiß sie, daß ihr Sehvermögen schwach ist; erscheint ihr aber der ganze Raum in einer Art von eigenthümlich Finsterem, aber in dieser Finsterniß wie weißlichem Zustande, dann ist sie bei Kraft

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