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Ort, in einen Keller, oder auch nur zwischen geschlossene Doppelthüren in die Finsterniß zu bringen, und wechselsweise ihre eigenen Finger einige Sekunden auf ihre Augen legen zu lassen. Besißt sie Sehfähigkeit nach angemessenem Aufenthalte in der Dunkelkammer, so fündigt sich dieß dadurch unzweifelhaft im Voraus an, daß sie bei Wegnahme der Finger auf dem ungleichnamigen Auge eine kurz dauernde Helle entstehen sieht, wie Frl. Zinkel, als sie sich im Hühnerhofe das linke Auge mit der rechten Hand ausrieb, von wo diese ganze Untersuchung ihren Ausgang nahm.

26) Fortstriche und Rückstriche.

§. 1725. Alle diese Thatsachen mußten mich bald zu dem kräftigsten Mittel führen, auf die Sehkraft einzuwirken, zu dem Striche. Ueberall war ich auf die Spuren des Odnegativen gestoßen, wo Verdunklung oder Intermittenzen sich kund geben. Herr Gustav Anschütz (131) ward odblind hinter Blechen, die vorne von der Sonne beschienen waren, wie ich eben zeigte; es war die odnegative Einwirkung der Strahlen. Als sich sein Gesicht davon wieder erholt und hergestellt hatte, wellte ich versuchen, ob nicht dasselbe durch künstliche Behandlung, durch die nemetische Aktion des Fortstriches erzeugt werden könnte und gab ihm im Finstern einen Doppelfortstrich mit beiden Händen über seinen Leib herab, vom Kopfe bis über die Zehen hinaus. Die Ueberraschung war groß, als Hr. Anschütz unverzüglich alles sensitive Gesicht verloren hatte, alles um ihn her mit Einem Schlage in Nacht versank und er sich völlig blind für Odlicht fühlte. Ich kehrte nun mein Verfahren um, gab ihm von den Füßen bis über den Kopf hinaus einen Rückstrich, und siehe der Blinde ward wieder sehend! Als ob meinen Händen magische Kräfte innewohnten, machte ich ihn mit jedem Fortstriche stockblind und verseßte ihn in Nacht, mit jedem Rückstriche wieder sehend und zauberte einen geisterhaften Tag um ihn her. Das war ein hübscher Fund, denn er machte mich zum Herrn über eine Menge wichtiger Erscheinungen (Juni 1846). Ich zögerte nicht, die Versuche mit Frl. Zinkel (292), deren Genauigkeit ich so oft erprobt hatte, und die in höherem Grade sensitiv war, anzustellen. Als sie in der Dunkelkammer bei gutem Sehvermögen war, gab ich ihr einige Fortstriche von Kopf zu Fuß; unverzüglich entschwand ihren Augen mein Anblick, Krystalle und Magnete, ja ihre eigenen Hände zer= schmolzen in finstere Nacht, sie sah schlechterdings gar nichts mehr. Ich ließ fie einige Minuten in diesem Zustande und gab ihr dann zwei Rückstriche. Alsbald standen die Todten wieder auf, die Sehkraft war wiederhergestellt, ja sie erhob sich mit weitern Strichen höher, als sie von selbst gestanden hatte, und sie sah jetzt ganz vorzüglich gut. Willkürlich konnte ich sie sehend, nicht sehend, wieder sehend, wieder blind machen, ein paar Striche auf und

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ab reichten hin, diese mächtige Veränderung in ihren Sinnen zu befehlen. In der Folgezeit kam es oftmals vor, daß ich ähnliche Versuche unter gleichen Ergebnissen mit ihr (293) wiederholte, die ich nicht mehr aufzeichnete. Auch in Menstruen (806) blieb sich dieß gleich. Bei Hrn. Rabe (29) erzeug ten Fort- und Rückstriche abwechslungsweise dieselbe Blindheit oder Hellsehen für Odlicht. Weiter wiederholte ich diese interessanten Versuche mit Frau Kienesberger (365) in Menstruen, in denen sie eine sehr hochgesteigerte Seherin von Odlicht war und um welche her in der Dunkelkammer es halb Tag war; dennoch verseßten sie ein paar Fortstriche von Kopf zu Fuß in vollständige finstere Blindheit und etliche Rückstriche alsbald wieder in halbe Tageshelle. Frau Jos. Fenzl (15), Frau Baronin Pauline von Natorp (65), Frau von Peichich-Zimanyi (56), Baronin Isabella von Tessedik (5o), Frau Hofräthin Sylvie von Varady (4), Fräulein Sophie Pauer (66), Hr. Superintendent Pauer, Hr. Hochstetter (27), · - alle diese Sensitive liefen mehr und minder die gleichen Versuche mit denselben Ergebnissen durch und bewährten ihre Richtigkeit. Es ist bei mir alltägliche Sache geworden, daß sobald Jemand in der Dunkelkammer ist und er seine Sehkraft geschärft wünscht, ich ihm Rückstriche ertheile, deren nachdrückliche Wirkung niemals ausbleibt und wovon keine weitere Notiz genommen wird, daher auch fast eben so viele Sensitive, als bei mir in der Dunkelkammer waren, hiervon Zeugen sind.

Fortstriche also sind es, nemetische Behandlung, welche das Sehvermögen durchaus her abstimmen und zwar bis zur zeitweiligen Bernichtung; Rüdstriche dagegen, foretische Behandlung, stellen es nicht nur wieder her, sondern erhöhen es noch über seine natürliche Stärke.

27) Gemüthsaffekte.

§. 1726. Auch geistige Aufregungen wirken auf das Sehvermögen, wovon ich später mehr Beweise vorführen werde. Hier will ich mich nur eines Beispiels von Hrn. Klein (214) bedienen. Er gerieth eines Abends in heftige zornige Aufwallung, als er in tiefer Finsterniß nach Hause ging. In seinem Wohnzimmer angelangt, tappte er nach den Geräthschaften zum Lichtanmachen. Ehe aber dieß geschah, sah er mit Verwunderung seinen messingenen Leuchter in deutlicher seiner Odgluth vor sich stehen, was er bei gewöhnlicher ruhiger Stimmung niemals zu gewahren vermag. Die geistige Aufregung hatte also sein Sehvermögen auffallend gesteigert.

§. 1727. Blicken wir zurück auf alle die Stärkungen und Schwächungen des Sehvermögens, wie sie von 1., hauptsächlich aber von 14. bis 25. hier vorgetragen sind, so kommen wir zu dem wohlbelegten

Schlusse:

Ueberall, wo odpositive Einflüsse vorwalten, wo gleichnamige Ladungen auf die Leibesorgane, wo Stauungen des regelmäßigen odischen Abflusses aus den odpolaren Gliedmaßen vorkommen, wo Lauwidrigkeiten auftreten, mit einem Worte: wo foretische Einwirkung vom Leibe gegen den Kopf hin statt hat, da steigt das Sehvermögen, wird stärker, wirksamer, das Odlicht erscheint heller, glänzender, farbiger, belebter; wo aber umgekehrt odnegative Einwirkungen vorwalten, wo ungleichnamige Paarungen mit den Leibesorganen zu Stande kommen, wo der odische Abfluß die Glieder entlang befördert wird, wo kühl-angenehme Empfindungen erzeugt werden, mit einem Worte: wo nemetische Einwirkungen vom Kopf abwärts stattfinden, da sinkt das Sehvermögen, wird matter, die Lichterscheinungen schwinden und odische Blindheit tritt zuleßt ein.

Die Fälle, wo Odpole unmittelbar auf die Augen in Anwendung gebracht werden, §. 1707 bis 1718 unterliegen demselben Geseße, nur erfordern sie eine abgeänderte Beurtheilung. Ein gleichnamiger Odpol nämlich, auf ein Auge gebracht, wirkt verscheuchend, also nemetisch auf dasselbe; ein ungleichnamiger wirkt herbeiziehend, also foretisch auf das Auge. Der formelle Unterschied liegt hier bloß darin, daß in den vorliegenden besondern Fällen der foretische Einfluß vermittelst Anziehung statt hat, wogegen er in den bekannten Fällen des Striches durch Fortstoßung ausgeführt wird; umgekehrt dann in den nemetischen Fällen. Die Wirkung ist sofort in beiden Fällen augenscheinlich dieselbe. Ob ich durch ein Saugwerk oder durch ein Druckwerk eine Flüssigkeit nach einem gegebenen Punkte hintreibe, ist im Effekte am Ende gleich; der ungleichnamige Polgegensaß entspricht dem Saugwerke, der foretische Strich dem Druckwerke.

§. 1728. Die Remittenzen und Intermittenzen finden hierin schließlich ihre leichte Erklärung; sie sind nichts anderes, als die Folge von Fluctuationen im Sehvermögen, erzeugt durch mancherlei zufällige nemetische Einwirkungen auf die Sensitiven in der Dunkelkammer, die augenblicklich durch eine foretische Gegenwirkung aufgehoben werden können, durch Stellung hinter ihnen, durch Rückstrich, durch Anblick gelbrothen Odlichtes oder Anfassen odpositiver Gegenstände mit der linken Hand und Seite u. s. w.

Ich habe hier bloß die Beobachtungen über das Sehvermögen vorgetra= gen, die ich beinahe alle an gesunden, jedenfalls bei gutem Bewußtseyn befindlichen Sensitiven gesammelt habe. Später werde ich darauf zurückkommen und Einiges über die Sehkraft in höhern Stadien sensitiver Zustände mittheilen.

Zweiter Abschnitt.

Odische Dauerzustände,

oder aus ständigen odpolaren Beschaffenheiten des menschlichen Leibes hervorgehende Lichterscheinungen.

§. 1729. Wie bei den Gefühlen, so auch hier bei dem Gesichte lassen sich die hieher gehörigen Erscheinungen unter zwei verschiedene Gesichts= punkte bringen, erstens unter den, wo das Odlicht der menschlichen Organe in einem gleichgewichtigen Beharrungszustande sich zeigt und den man die Statik der Odlichterscheinungen nennen könnte; zweitens unter den, wo das Odlicht dieser Organe in gewisse Fluctuationen, in ein Ab- und Zunehmen, in quantitative Veränderungen eingeht, und den man einen bedingten Bewegungszustand, oder eine Mechanik, eine Dynamik der Odlichterscheinungen nennen könnte.

I. Lichterscheinungen der Odpole in der Ruhe oder Statik der Odlichterscheinungen.

§. 1730. Diese lassen sich ihrerseits wieder abtheilen in eine Betrach tung der Lichterscheinungen des Menschen überhaupt als Gegenstand odischer Untersuchung, dann als Subjekt des odischen Dualismus, endlich als naturhistorischer Einheit.

A. Der Mensch in Beziehung auf Odlichterscheinungen als Gegenstand odischer

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Untersuchung.

1) Als Ganzes.

§. 1731. Frl. Martha Leopolder (56) schlief mit zwei Schwestern in Einem Zimmer. Wenn sie in der Finsterniß keinen Gegenstand mehr zu erkennen vermochte, so sah sie doch immer ihre beiden schlafenden Schwestern deutlich. Frau Cecilie Bauer (17) erzählte mir, daß sie in tiefster Finsterniß, wenn alles unsichtbar war, ihren Mann und ihre Kinder helle gesehen habe. Diese erkannte aber schon, noch ehe sie mich und die Dunkelkammer kennen lernte, bereits das eigenthümlich Selbstleuchtende dieser Erscheinung und setzte hinzu, daß dieser Schein manchmal schrecklich anzuschauen gewesen sey und sie in Angst versezt habe. — Frl. Poppe (19) sah als Kind, wenn sie mit ihren Geschwistern längere Zeit im Finstern sich aufhielt, diese alle leuchtend (oben §. 1647). — Hr. Sebastian Zinkel (25) sah seit 50 Jahren immer seine Frau, wenn es recht finster wurde, weißleuchtend in ihrem Bette neben sich liegen. - Hr. und Frau Anschütz (*) sahen sich oftmals Nachts gegenseitig leuchtend im Bette liegen. -Frau Kowats (20) sah in jeder finstern

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Nacht ihren Gemahl leuchtend neben sich liegen. Sogar der Tischler Bollmann (20) erkannte Nachts mit Erstaunen die ganze Gestalt seines Knaben, der über das Bette stieg, als Leuchte vor sich vorbeigehend. Dieß sind Erfahrungen, die außerhalb der Dunkelkammer gemacht wurden.

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§. 1732. Sie wiederholten sich innerhalb derselben vielfach und mit wachsender Deutlichkeit. Die Freifrau Maria von Augustin (17) sah ihren Gemahl, den General Baron von Augustin und mich, die wir beide bei ihr in der Dunkelkammer uns befanden, wie lange weiße bewegliche Säulen vor sich stehen und gehen. Ein andermal (47) sah sie ihre Schwester, Baronin von Ratky und mich in ganz weißer Figur umherwandeln. — Frl. Ernestine Anschütz (39), die in Gesellschaft ihres Bruders, Hrn. Gustav Anschüß, bei mir in der Dunkelkammer sich befand, sah uns Beide zuerst als Schattenrisse innerhalb eines lichten Dunstes im Zimmer herumwandeln (oben §. 1653). Dieß ging bald über (16. 62) in volles Selbstleuchten unserer sämmtlichen Glieder. Ebenso ging es bei Frl. von Weigelsberg (""), Frl. Zinkel (192), Hrn. Prälaten Frhrn. von Schindler (50. 51), Baron August von Oberländer (9), Hrn. Schiller (7), Schuler (126) und bei Frau Kienesberger (355). Bei leztern dauerte der Schattenriß nur 10 Minuten, dann gewann ich selbst so viel in ihren Augen, daß ich als Selbstleuchter mich umherbewegte. Hr. Medicinalrath Eccard (") von Berlin, Dr. Natterer (77), Alois Zinkel (52), Sautter (*), Summer (*), Dr. Rabel (57), Eduard von Vivenot (26. 27), Graf von Szechenyi (*), Frau Tschick (9) und Frau Heintl (33) erkannten stufenweise das Hellerwerden von Händen, Köpfen, Schultern, dann Magengruben, Füßen und Zehen, sofort meiner und ihrer eigenen ganzen Gestalt. — Hr. Tirka (9), Klein (136), Fichtner (53) und Friedrich Weidlich (80. 69. 145) sahen meine und meines Gehülfen Glieder nach einander leuchtend werden, bis sie mich und ihn ganz sahen. Letterer sah auf einige Schritte Entfernung, wie ich meine Hände in die Rocktasche steckte und wieder herauszog, Kopf und Arme bewegte und im Zimmer umherging. Hr. von Cevallos (29), Graf Karl von Coronini (34), Major Schwarzmann (''), Frau Baronin von Tessebik (52. 6), Mathilde von Vivenot (16), Frl. Glaser (55) und Schwarz ("") sahen nach gleicher Reihenfolge der Glieder mich mit ganzer Person sich in Odlicht verseßen. Frl. Hermine Fenzl (27) gewahrte ihre Mutter, ihren Vater und mich gleichzeitig alle leuchtend, erst einzelne Glieder, allmählig die ganzen Figuren. Frau von Peichich-Zimanyi (55. 59) und Frau Hofräthin von Varadh (40. 42) waren mit einander in der Dunkelkammer, beide Damen sahen sich gegenseitig und mich leuchtend zwischen ihnen mich hin und her bewegen; Lettere sagte mir von Weitem, wenn ich meine Beine über einander schlug oder sie wieder öffnete, und welche Bewegungen ich mit meinen Händen und Armen machte. Hr. Alexander Baumann (7) war gleichzeitig mit Frau von Offenheim und andern Personen in der Dunkelkammer, er sah diese alle v. Reichenbach, der sensitive Mensch. 11.

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