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Mittel gefunden, Nichtsensitive für Orlicht sehend zu machen. Ich habe mir selbst, der ich nicht sensitiv bin, und für den es vom höchsten Interesse wäre, wenigstens nur Spuren vom gewöhnlichen Odlichte zu erkennen, alle erdenk= liche Mühe gegeben, habe vielmals halbe Tage in absoluter Finsterniß zu:gebracht; es war aber alles umsonst, auch das concentrirteste Odlicht war für meine Augen so gut wie nicht vorhanden, ich sah durchaus nichts. Auch andere Männer und Frauen, welche für odische Gefühlseinwirkungen unempfindlich waren, schlossen sich mit mir viele Stunden im Finstern ein, aber niemals hat Jemand, der das Od nicht fühlte, Odlicht bei mir geschen. Hicbei kann ich mich auf das Zeugniß ausgezeichneter Männer stüßen, welche alle vier bis fünf Stunden lang in der Dunkelkammer bei mir verweilten. Dieß sind der berühmte Anatom, Hr. Professor Hyrtl; der Mineralog, Hr. Sektionschef Haidinger; der Paläontolog, Hr. Bergrath von Hauer; der Botaniker, Hr. Professor Fenzl; der Großhändler, Hr. Westenholz; Hr. M. Dr. Feuerbach; Graf von Wimpfen. Keiner von ihnen empfand Odeinwirfungen, aber auch keiner gewahrte eine Spur von Licht. Man kann also nicht sagen, daß bei langem Aufenthalte im Finstern am Ende Jedermann sehe. Vielmehr bewährt sich, daß die Sensitivität ein Nervenzustand ist, der gleichzeitig mehrere oder vielmehr alle Sinne auf eine höhere Reizbarkeit emperträgt und zwar wie das Gefühl, so auch das Gesicht.

Die Erfahrung zeigt uns, daß die sensitive Schfähigkeit nicht unter allen Umständen gleich groß ist, sondern daß sie von einer außerordentlichen Stärke unmerklich herabsteigt durch alle Grade bis an die Blindheit für Odlicht. Dieß ist die Folge verschiedener subjektiver Zustände der Sehwerkzeuge der Sensitiven. Aber eben so veränderlich zeigt sich auch die Sichtbarkeit der edisch leuchtenden Gegenstände in objektiver Hinsicht. Es gibt so schwache Odlichterscheinungen, daß die besten sensitiven Scher Mühe haben, sie mit Sicherheit zu erkennen; andrerseits steigt aber die Intensität des Odlichtes stufenweise so hoch, daß dieses endlich an Lichterscheinungen, die Jedermann sieht, angrenzt und zuletzt allem Ansehen nach in solche übergeht. Die Thatsachen, die ich hierüber gesammelt, und die darauf gegründeten Analogien werden wir später zu prüfen bekommen.

§. 1647. An irgend ein bestimmtes Lebensalter ist die sensitive Schkraft eben so wenig gebunden, als das sensitive Gefühlsvermögen. Schon in den frühesten Kinderjahren, als man sie noch auf dem Arme trug, hat Frl. Reichel (3) Odlicht aus eisernen Nägeln strömen gesehen. Sie erinnert sich, daß sie ihre Eltern mehrmals Nachts aus dem Schlafe aufgeweckt hat, mit der Behauptung, sie sehe Feuer an der Zimmerwand brennen. Es waren bei der Untersuchung allemal eiserne Geräthe, Haken und Nägel, die in der Wand staken, deren Odlichtemanation sie für Feuer hielt. - Frl. Boppe (19) entsinnt sich aus Kinderjahren, etwa im sechsten bis siebenten Jahre

estmals ihre Geschwister, wenn sie mit ihnen sich im Finstern befand, leuchten gesehen zu haben. Es würde dieß in Vergessenheit gerathen seyn, wenn sie nicht wegen der Reden, die sie dießfalls gegen ihre Geschwister aussprach), ven ihren Eltern öfters ausgezankt und am Ende bestraft worden wäre. Diese Unbill blieb ihr im Gedächtnisse sammt der Ursache davon. — Frau Bauer und Frl. Zinkel wissen noch aus den Kinderjahren, wo sie häufig Nachts an dem offenen Dorfkirchhof vorbeikamen, oftmals die Leuchten über den Gräbern sehr deutlich gesehen zu haben, die sie für Gespenster hielten. Andrerseits hat Hr. Sebastian Zinkel (20) im achtundsiebenzigsten Jahre sehr gut Krystalle, Magnete, Hände u. s. w. leuchten gesehen. Aehnliche Beispiele finden sich viele.

Das sensitive Sehvermögen ist also an kein Lebensalter gebunden, sondern kommt alten wie jungen Jahren in jeder Stärke zu.

§. 1648. Wenn gefragt wird, welcher von beiden Sinnen eine höhere Neizbarkeit durch die Sensitivität erlange, das Gefühl oder das Gesicht, so kann ich zur Beantwortung Folgendes aus meinen Erfahrungen beitragen. Ich habe manche Menschen gefunden, die zwar eine schwache, aber doch eine vollkommen ausgesprochene Sensitivität besaßen und sie dadurch bewiesen, daß sie zahlreiche odische Gefühlsprüfungen gut bestanden, in der Dunkelkammer aber Odlicht nirgends erkannten. Hrn. Profeffor Unger (50) kennen wir aus dem Vorhergehenden als einen Sensitiven, der durch eine Menge Gefühlswahrnehmungen seine Empfänglichkeit für Odeinflüsse beurkundete. Als er aber mit mir in die Dunkelkammer ging, sah er kein Odlicht und obgleich er vier Stunden lang mit mir darin verweilte, so war dieß doch vergebens, er sah niemals eine Spur von irgend einem Lichtschein an allen Gegenständen, deren Reaktion er gleichwohl unverkennbar empfand. Ebenso fand es sich mit Hrn. Dr. Mielichhofer (32), Profeffor Rösner (54), Hrn. Profeffor Schabus (36), Hütter (43), Dr. Diefing (40), Dr. Stainer (23) und Frau Leopoldine Hek (35), alle diese opferten mir vergeblich halbe Tage in der Dunkelkammer, sie sahen nichts. Bei mittlern und höhern Sensitiven ist mir ein ähnlicher Fall nie vorgekommen.

§. 1649. Es folgt hieraus, daß man in niederen Graden sensitiv seyn, Odeinwirkungen fühlen und dabei doch unfähig seyn kann, Odlicht zu sehen, und daß sofort das Gefühl ein feinerer, weiter reichender Sinn für Od überhaupt ist, als das Gesicht.

§. 1650. Gehen wir einen Schritt weiter, so begegnen wir vielen niedern und Mittelsensitiven, bei welchen die Sehkraft für Odlicht in einem sehr ungünstigen Verhältnisse zu ihrem Gefühlsvermögen für Odeinwirkung steht. Voran steht Hr. Dr. Friedrich (20), der kaum einige Spuren von Krystalllicht im Dunkeln gewahr ward, nachdem er schon mehrere Stunden im Finstern verweilt hatte. Ebenso Joseph Czapek (6), Hr.

Elger (25) und Hr. Kollar (24), die nach mehreren Stunden nur ihre Hände gewahrten; Hr. Professor Ragsky (21. 22) und Professor Huß von Stockholm, die nur die stärkeren Odlichtemanationen leuchtend erkannten; Frau Baronin Pauline von Natorp (49. 66), die ihren stark ausgesprochenen Gefühlen nur mühsam mit dem Gesichte zu folgen vermochte, obwohl sie lebhafte und sehr weitsehende blaue Augen besitzt.

§. 1651. Die erste aller Vorbedingungen zum Odlichtsehen ist eine wohleingerichtete Dunkelkammer. Ohne eine vollkommen tadelfreie Berfinsterung sind alle Odlichtversuche unrein und verwerflich. Eine Verdunklung, wie man sie gewöhnlich in physikalischen Kabinetten findet, wo man Lichtversuche mit Sonnenstrahlen macht, ist für Od durchaus unbrauchbar. Die Verfinsterung muß schlechterdings in der ganzen Strenge des Wortes absolut seyn. Und sie muß es nicht bloß in der ersten Viertelstunde des Lichtabschlusses seyn, sondern sie muß es auch nach Ablauf von mehreren Stunden fortwährend bleiben. Das Odlicht ist so ungemein schwach und der Augenapparat besigt für einen so zarten Einfluß eine so geringe Reizbarkeit, daß die geringste Spur von Tageslicht oder von Kerzenschein, die im vierten oder sechsten Reflexe durch irgend eine Spalte eindringt, die meisten Sensitiven unfähig macht, irgend eine odische Leuchte zu erkennen. Es ist bei weitem nicht genug, daß ein Fenster mit den besten Laden verschlossen sey; sie müssen noch mit doppelten dichten Teppichen versezt seyn, wenn nicht nach kurzem Verweilen hinter ihnen überall Tageslicht kennbar werden soll. Scheint vollends die Sonne von außen darauf, so stehen sie nach kurzer Zeit in voller Durchleuchte durch die ganze Brettdicke hindurch da, wie Hände, die man vor eine Kerzenflamme hält. Eben so müssen die Thüren verwahrt werden. Ich habe meine Thüren alle doppelt machen lassen, und zwischen beiden Thüren müssen noch Teppiche aufgehängt werden. Unten an denselben müssen innen und außen Fensterkissen angedrückt seyn, und zwar an beiden Thüren. Meine Einrichtung habe ich so getroffen, daß drei Zim mer neben einander verfinstert sind; alle sind gegen einander lichtdicht verschlossen, aber nur im mittleren, das keine Thüre nach außen hat, und dessen beide Seitenthüren in die finstern Seitenzimmer gehen, arbeite ich mit den Sensitiven.

Ich belege dieß mit einigen sprechenden Thatsachen. Frl. Zinkel (499) war bereits vier Stunden lang bei mir mit Arbeiten in der Dunkelkammer beschäftigt und zu voller Sehkraft gelangt. Da kam aus Mißverständniß ein Bedienter mit einer brennenden Kerze und wollte mir eine Meldung machen. Er kam aber nicht in das Zimmer, öffnete nicht die Thüre, sondern entfernte sich auf meinen Ruf zuvor unverzüglich wieder; auch war die Sensitive mit dem Rücken gegen die Thüre gekehrt, konnte also kein Licht sehen, selbst wenn welches durch irgend eine Spalte gedrungen wäre. Doch war durch

das Schlüsselloch einen Augenblick ein kleinster Lichtblick, doch nur ein reflektirter im Vorbeigehen an die gegenüberliegende Wand gefallen. Er hatte vielleicht nicht eine Zehntelsekunde Zeit eingenommen. Dieß aber reichte schon hin, der Sensitiven die Sehkraft auf eine halbe Stunde zu rauben; dann aber bei der allmähligen Wiederkehr derselben sah sie lange fort alles ohne Schärfe, trübe und ohne klare Umrisse. Es Ledurfte mehr als einer Stunde, bis die Wirkung dieses so geringfügig scheinenden Zwischenfalls gänzlich be= seitigt und das Sehvermögen auf seinen früheren Zustand wieder hergestellt war.

Ein andermal war Ebendiefelbe (534) schon drei Stunden in der Finsterniß, als sich unter einer Thüre zufällig eine Spur dreimal diffus reflektirten sehr schwachen Lichtes hereinstahl und von ihr bemerkt wurde. Sogleich wurde fie um die Hälfte minder odsichtig. Alles Odlicht erschien ihr trübe und undeutlich, die Leuchten an ihren Fingern um die Hälfte kürzer, und ich mußte fast eine Stunde Pause machen, bis sie ihre Sehkraft wieder vollständig erlangt hatte.

Ein Drittesmal drang unter dem geheizten Ofen der Dunkelkammer ein schwacher Widerschein herein, auch im dritten Reflere, von einigen übrig gebliebenen Kohlen; dennoch machte er sie (930) bei einem einzigen Blicke dahin auf eine halbe Stunde untauglich zu Fortseßung der Arbeit.

Hr. Klein (185) arbeitete schon mehrere Stunden mit mir in der Dunkelkammer, als er gewahrte, daß durch Verschiebung eines Polsters eine Spur Licht unter einer Thüre hereindrang; es war so schwach, daß ich es kaum zu erkennen vermochte. Gleichwohl ward der Sensitive dadurch so sehr geblendet, daß er kein Odlicht mehr sah und ich die Untersuchungen einstellen mußte.

§. 1652. In einer solchen strengen Abgeschlossenheit von allem Lichte nun, wie ich sie geschildert, fangen gesunde hochsensitive Personen nach kurzer Zeit an zu sehen, nicht selten schon nach 5 bis 10 Minuten. Krankhaft Hochsensitive, wie Somnambulen, sehen fast unverzüglich, sowie das Tageslicht abgesperrt ist. Die Frau Kienesberger, Frl. Reichel, Sturmann, Aßmannsdorfer, Beyer in ihren stärksten Krankheitsperioden, durfte ich nur hineinführen und unverzüglich sahen sie alle stärkeren Odleuchten. Aber auch gesunde höher Sensitive, wie die Frau Kowats (15), Cecilie Bauer (15), auch Jos. Zinkel, Blahusch (19), Winter (37), Herr Rabe (*), Hr. Schiller (73) hatte ich meist kaum auf ihre Size geleitet, als sie schon nach wenigen Minuten ihre Hände, die umherliegenden Krystalle und ähnliche Dinge leuchtend zu gewahren aufingen. Mittelsensitive brauchten einige Zeit, bis sie sahen. Ihr Auge mußte von der starken Einwirkung der Tageshelle zurückgebracht und befreit worden seyn, ehe sie Odlicht zu sehen vermochten. Dazu bedurften sie, je nachdem sie stärker oder schwächer sensitiv waren, eine halbe, eine

ganze Stunde, auch zwei bis drei Stunden. Frl. Martha Leopolder (85) und ihr Vater, Hr. Mechanikus Leopolder (152), sahen nach fast zwei Stunden noch nicht eine Spur; ich fing schon an, an ihrem Schvermögen zu verzweifeln. Aber nun erst bezann bei ihnen die Wahrnehmung von Licht und nach drei Stunden sahen beide recht gut alle odischen Erscheinungen und ganz proportional ihren Gefühlsreizbarkeiten. Je schwächer die Sensitivität eines Menschen überhaupt ist, desto länger muß er in der Regel in der Finsterniß verweilen, ehe er Odlicht ansichtig wird. Man kann die Größe der Zeit, die er im Finstern zubringen muß, bis er sieht, die Sehzeit eines jeden im Allgemeinen, wenn alles übrige gleich ist, einigermaßen zum Maßstabe nehmen für die relative Stärke seiner Sensitivität. Hr. Dr. Machold (7), Friedrich Weidlich (""), Hr. Müller (12), Frl. Karhan (115), Barbara Hek (2) brauchten kaum eine Viertelstunde, um ihre Hände leuchten zu sehen. Frau von Littrow (), Frl. Jes. Geraldini (2), Kynast (32), Hr. Prälat Baron Schindler (34), Dr. Löw (76), Klein (13), Dr. Natterer (7), Fernolendt (1), von Siemianovski (35), Demeter Tirka (), Eduard von Vivenot ("), Baron August von Oberländer (9), Hr. von Rainer (29) und Frl. Poppe (20) sahen sie nach einer halben Stunde. Ritter von Perger (*), Major Schwarzmann (10), Hr. Superintendent Pauer (32), Frau Mathilde von Vivenot (12), und der blinde Bollmann (21) langten nach drei Viertelstunden hiebei an. Frau Heintl (3o), Gabriele von Neuwall (3), Baronin von Tessedik (5o), Ritter von Neuwall (3), Hr. Summer (2), Hr. Dr. Fröhlich (3), Alexander Baumann (3), Dr. Goldberg (1), Kailan (1), Enter (94), Dr. Rabel (39), Sautter (2) bedurften einer Stunde. Hr. Hochstetter (22), Hr. Professor Huß (26) und Frau Sophie von Offenheim (3) fünf Viertelstunden. Hr. Professor Ragsky (21), Alois Zinkel (47), Profeffor Endlicher (34), Dr. Tillich (22) ein und eine halbe Stunde. Anka Hetmanek (26), die Frau Delhez (7) und Frau Ba= ronin von Augustin (16) hatten zwei volle Stunden nöthig, bis sie das Odlicht ihrer Hände gewahr wurden. Ja ich habe junge Männer bei mir gehabt, die erst nach drei, ja einzelne erst nach vier Stunden entschieden odsichtig wurden. Die Sehzeit der Sensitiven ist also für jedes Individuum verschieden groß (vorbehalten die zufälligen Störungen, welche Sonnenschein, Odverladung, Gesundheitszustände, Lage 2c. zeitweilig hineintragen).

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§. 1653. Wie die Sensitiven das Minimum der odischen Sch kraft langsam gewinnen, so erlangen sie auch das Maximum nur allmählig. Der Anfang ist immer bei einem starkleuchtenden Gegenstande, gewöhnlich den eigenen Händen. Sie werden zuerst, und zwar nur wie eine graue unförmliche, wolkige Masse erkannt, die sich aus der allge meinen Finsterniß heraus wahrnehmen läßt. 3m ersten Anfange erscheint sie noch unsicher und der Beobachter weiß noch nicht sogleich, ob es Sinnen

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