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knospen nächsten, noch unausgewachsenen, die noch nicht das tiefe Dunkelgrün aller unter ihnen stehenden und älteren Blätter erreicht hatten. Das Dahlienblatt ist ein gefiedertes Blatt mit zwei Paaren gegenständiger Blättchen cum impari; das letzte oberste Blätterpaar aber ist nicht gefiedert, sondern jedes ein einfaches Blatt und diese sind es, welche die Blumenknospe halb einschloßzen, aber hier weit leuchtender gefunden wurden, als alle andern. Auch sie waren von der Spize abwärts bis zur Basis zunehmend leuchtend; diese Spite war schon grün, weiter abwärts mischte sich gelb ein, und unten war die Basis fast gelb im Schatten eines Zimmers aufgewachsen; gerade hier nun war auch die Leuchte am stärksten.

§. 2409. An dieser Pflanze hob Frl. Azmannsdorfer (123) noch hervor, daß auch der beblätterte Stengel leuchtete, aber in ungleicher Vertheilung. Sein oberstes Internodium fand sie am stärksten leuchtend; das zweite abwärts schon schwächer, das dritte noch matter; das vierte war kaum wahrzunehmen; das fünfte sah sie nicht mehr, es erschien für ihre Schkraft lichtlos. Diese oberen Abtheilungen des Stengels sind aber gerade die, welche noch im Wachsthum begriffen sind, sich noch verlängern, saftig durchscheinend aussehen und Entwicklungsthätigkeit befizen.

Also wie im Blumenblatte, wie im Laube, so auch in den Abtheilungen des Stengels findet Odentwicklung vorzugsweise da Statt, wo die organische Entwicklung in der stärksten Thätigkeit steht. Da ist es dann Zellvergrößerung, Zellentheilung, Zellinhaltsbildung, Zellwandverdickung, Erzeugung von Chlorophyll, Gummi, Amylum, Eiweiß, Delen, Zucker, Raphiden u. s. w., Entwicklung von Gefäßzbündeln, was alles unendlichen Stoffwechsel und den geschäftigsten Chemismus mit sich führt. In schöner Uebereinstimmung mit den Gefeßen der Physiologie ist dann hier die größte Entwicklung von Od und Odlicht.

§. 2410. Nächst Odgluth und Odflamme, in welche sich starkleuchtende Pflanzen kleiden, geben sie auch Odrauch aus. Dieß beobachtete am meisten Frl. Azmannsdorfer (36) in einer Zeit, da sie in hoher Sensitivität sich bei mir im Hause befand. Eine fräftige Rochea falcata, die ich ihr Nachts ins Zimmer gegeben, sah sie von den Blättern leuchtenden Rauch ausgeben, der nach oben strömte. Da diese Pflanze gerade blühte, so war das Blumenlicht so stark, daß es den Odrauch der Blätter schlug und sie ihn daher nur mit Mühe sah. Sonst sah sie (4), alle Pflanzen reichlichen Rauch von sich geben, der bei längerer Andauer ganze Zimmer füllte. Ein Oleanderstrauch, den ich ihr (s) über Nacht ins Zimmer tragen ließ, erfüllte ihr auf diese Weise ihr ganzes Schlafgemach mit feinleuchtendem Obrauche. Einen Mimulus cardinalis, eine Coreopsis bicolor und eine Cassia floribunda fand sie alle vom Laube aus stark rauchend. Eine mannsgroße Yucca gloriosa ließ ich ihr ebenfalls ins Schlafzimmer bringen, damit sie sie Nachts betrachten

konnte. Der Odrauch verbreitete sich aber so stark im Zimmer, daß es ihr wie mit Nebel erfüllt vorkam. Einmal, in einer warmen Sommernacht nach frischem Regen, begab sich etwas ähnliches Bemerkenswerthes. Das Schloß Reisenberg nämlich, mein Landhaus, ist so gebaut, daß es hinten dicht an einen Wald stößt, dessen Bäume schon meine Vorgänger sorgfältig schonen ließen. Sie breiten ihre Aeste bisweilen bis auf die Dachungen der hintern Gebäude aus und der Glockenthurm ist in Buchenund Eichenäste halb eingehüllt. Frl. Azmannsdorfer ließ ihre Fenster, die gegen diesen Wald mündeten, offen. Als sie schlafen gegangen, war sie verwundert, bald nach Erlöschung des Kerzenlichtes das Zimmer voll Nauch zu sehen. Sie stand vom Bette auf und fand auch die benachbarten Zimmer so. Da der Rauch nicht brenzlich rech, so wußte sie nicht sogleich, was sie davon zu denken hätte, bis sie die Aehnlichkeit desselben mit jenem Rauche gewahr ward, welchen Blumenlaub in ihrem Zimmer erzeugt hatte. Nun erst erklärte sich der Vorfall. Die Bäume des Waldes hatten eine solche Masse Obrauch entwickelt, daß sie ihr die Zimmer damit erfüllten, die sie bewohnte. Die ganze Natur ist also beständig erfüllt von diesem Odrauche, schwächer bei kalter Witterung, stärker bei warmer, besonders feuchter Witterung, wenn die Natur und die Baumbelaubung recht im Triebe sich bes findet. Der Grund hievon liegt offenbar in dem Athmungsgeschäfte der Spaltöffnungen der Blätter, in dem Chemismus, der da vorgeht und in den odisch geladenen Aushauchungen des Laubes, ganz analog den Ergebnissen der Lungenaushauchungen der Thiere, die wir sogleich zu betrachten Gelegenheit finden werden. In diesen bis jetzt unbekannt gebliebenen Verhältnissen müssen wichtige diätetische Umstände liegen, wie wir sie noch gar nicht ahnen, die aber hier in die Augen springen.

§. 2411. Auch die Früchte, wenigstens die Obstfrüchte, fand Frl. Agmannsdorfer (2) leuchtend. Aprikosen, Melonen, Ananas, Orangen, Mirabellen, zeigte ich ihr in der Dunkelkammer. Sie fand sie alle leuchtend. Ich ließ sie untersuchen, ob das Licht dem Fleische oder dem Kerne zukomme. Sie fand, daß es das Fleisch war, welches leuchtete. Der Grund wird dann ohne Zweifel im Nachreifen liegen, in dem fortdauernden Stoffwechsel in dem Fleische der Früchte nach dem Abnehmen vom Baume.

§. 2412. Wurzeln prüfte ich mit Frl. Zinkel (467). Ich hatte eine Lapsana communis zu andern Zwecken in einem Topfe aufgezogen. Die ganze ihr zu Gebote gestandene Erde hatte sie mit ihren unzähligen Zasern zu einem dichten Filze zusammengezogen. Herausgenommen sah sie den ganzen Wurzelbau leuchten. Das Licht desselben war heller, als das von Laub und Stengel, aber schwächer, als das der Blumen. Leuchtendere Knötchen an den Endspißen der Wurzelzäserchen nahm sie nicht wahr, vielleicht war ihr Sehvermögen nicht scharf genug. Ich brachte ihr dann nach einander

folgende Pflanzen mit Wurzeln: Plantago media, Plantago lanceolata, Veronica Chamaedris, Trifolium repens, Medicago falcata, Tropaeolum majus u. A. An allen sah sie die Wurzeln leuchten und immer heller als Blätter und Stengel. Gräserwurzeln aber konnte sie nicht leuchtend erkennen; ich zeigte ihr, was ich gerade vorfand, Melica nutans, Alopecurus geniculatus, Festuca fluitans, Phleum pratense, Stipa pennata, von allen diesen Wurzeln gewahrte sie nichts, wohl auch nur wegen Schwäche ihres Lichtes.

§. 2413. Die Leuchtkraft der Pflanzen, wenigstens der Blumen, steigt und fällt mit ihrer Lebenskraft. Eine schöne Dahlie brachte ich der Frl. Aymannsdorfer (123) ins Dunkle. Sie fand sie prachtvoll leuchtend. Die stärkste Leuchte war aber nicht an den Randblumen zu sehen, sondern vom äußern Kreise nach den inneren zunehmend lichter, bei den innersten Scheibenblümchen soll sie am lichtesten gewesen seyn. Als ich die Blume, die im Topfe stand, am Tage wieder betrachtete, fand ich die zwei ersten Reihen der Randblümchen schon welf. Sie waren also, als ich sie ins Finstere brachte, bereits in starkem Sinken ihrer Lebenskraft begriffen, die ganze Blume außen schon kraftlos und nur gegen die Mitte hin noch frisch belebt. Daher kam es dann, daß die Sensitive die Blume ungleich leuchtend fand, von außen, wo schon das Verblühen begann, blässer, nach innen, wo die Lebensthätigkeit noch in voller Propulsion wirkte, lichter. - Ebendieselbe (512) hatte sich ein andermal eine handvoll Blumen aus dem nahen Walde geholt und fie zu Hause ins Wasser gestellt. Es waren meist Primeln, Orobus vernus, einige Orchis pallens, Hepatica nobilis, Scylla bifolia und andere Erst-. linge des Wiener Frühlings. In der ersten Nacht sah sie den ganzen Strauß schön leuchtend. In der zweiten Nacht leuchtete er noch immer, aber viel schwächer; in der dritten nur noch trübe, und in der vierten sah sie ihn gar nicht mehr. Frl. Sophie Pauer (2) sah frischgepflückte Blumen im Wasser alle leuchten, einen Blumenstrauß aber, der über Nacht in einem Glase Wasser gestanden hatte, sah sie nicht mehr licht. Freilich ist ihre Sehkraft bei weitem schwächer als die der Frl. Aßmannsdorfer.

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§. 2414. Aehnliches wurde mir von Früchten mitgetheilt. Frl. Reichel und Agmannsdorfer (512) schilderten mir zu verschiedenen Zeiten Obstbäume, an welchen sie bei Nacht vorbeigekommen. Den Anblick eines mit Früchten beladenen Kirschenbaumes oder Zwetschgenbaumes schilderten mir beide als unbeschreiblich schön. Jede Frucht leuchtet für sich in Odgluth und beleuchtet die sie zunächst umgebenden Blätter, während das übrige Laub dunkel bleibt. Dieselbe Schönheit bietet ein früchtebehangener Birnen-, Apfel-, Vogelbeerbaum dar. Wenn dann das Obst gepflückt und ins Haus gebracht wird, so leuchtet es zwar noch fort, aber jeden Tag matter und am Ende dunkel, Dieß macht denn die Beobachtung, daß frischgepflücktes Obst vom Baume weg den Sensitiven ungleich schmackhafter ist, wie ich oben (§. 1471) gezeig

habe, vollkommen erklärlich. Die stärkere Lebensthätigkeit bedingt den stärkern Stoffwechsel, den thätigen Chemismus und somit die stärkere Odentwicklung, größere Kühle und lebhaftere Leuchte.

§. 2415. Annäherungen von Menschen an blühende Pflanzen war ihrer Lichtentwicklung überall ebenso nachtheilig, wie an anderen Leuchten, von denen ich dieß früher berichtete. Frl. Sophie Pauer (28) sah eine auf dem Tische stehende rothe Hortensie sehr schön leuchten. Als ich derselben zufällig sehr nahe gekommen, sah die Beobachterin dieselbe bis fast zum Erlöschen an Licht sinken. So wie ich mich aber entfernte, stand die Blume in ihrem Lichtglanze wieder auf. Frl. Zinkel (134) sah eine Myosotis palustris in einem Blumentopfe vor sich stehen und schön leuchten, wie lauter kleine leuchtende Funken. So wie aber ich mich dem Topfe stark annäherte, trübten sich die Fünkchen alle und als ich ganz dicht herangekommen war, wurde alles so matt, daß es kaum von ihr wahrgenommen werden konnte. So wie ich mich zurückzog, standen die Blümchen in ihrer früheren Leuchte wieder da. Dabei ist noch bemerkt worden, daß die mir näher gekehrten Blumen noch bedeutend dunkler geworden waren, als die von mir abgekehrten, die einen Rest von Sichtbarkeit behalten hatten.

§. 2416. Von der Zeit an, da Linne's Tochter zuerst die Blume eines Tropaeolum majus leuchten sah, bis in unsere Tage, in denen Schleidens Grundzüge der Botanik davon reden, ist dieß Licht ebenso oft gesehen, als bestritten worden. „Jeder Erklärungsversuch ist hier noch unmöglich,“ sagt dieser berühmte Naturforscher pag. 534. Hier ist er nun! Es ist ein Leuchten, das nicht Jedermann sieht, und es gehört ein sensitives Auge dazu, um es wahrnehmen zu können. Es fand sich bisher fast immer nur an goldgelben oder oranienfarben Blumen, wie er angibt. Eben diese gelben Farben aber sind diejenigen, welchen überall das meiste Odlicht entströmt. Der beständige Streit über die Richtigkeit oder den Irrthum in dieser Beobachtung rührt eben da her, wo der ganze Zank über Odlicht herrührt, von der physischen Unfähigkeit vieler Menschen, aller Nichtsensitiven, Dinge und Vorgänge in der Natur sinnlich zu erkennen, welche andere mit offenen Augen klar vor sich sehen, alle Sensitive nämlich, deren Zahl sehr groß ist. Er wird aufhören, sobald das Odlicht bei den Physikern zu der Geltung gelangt seyn wird, zu der es durch sein Daseyn berechtigt ist.

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daß mit der Odentwicklung im Pflanzenleben Lichtentwicklung gleichen Schritt hält, daß Wurzeln, Stengel, Blätter, Blüthen und Früchte, so lange sie leben, beständig odisch leuchten, so helle, daß mittelmäßige Sensitive nicht nur die Form, sondern selbst die Farben der Pflanzen erkennen; daß das Laub vorzugsweise und in

reichlichem Maaße Obrauch aussendet, und daß dieß Licht mit der Intensität der Lebenskraft steigt, fällt und erlischt.

2) Das Zoood.

Das Odlicht, welches Thiere und Menschen von sich geben, ist, was die letteren anlangt, bereits fast nach allen Richtungen, nach denen ich es erforscht habe, im Vorangegangenen auseinander geseßt. Hier habe ich nur noch Weniges nachzutragen.

§. 2418. Ein Hühnerei brachte ich der Frl. Azmannsdorfer (256) in die Finsterniß. Sie fand es durch und durch leuchtend. Den Dotter sah sie in röthlichem Lichte; das Eiweiß blässer, weißlich klar. Hrn. Alois Zinkel (129) brachte ich zwei Eier in die Dunkelkammer. Er sah sie beide deutlich vor sich liegen, erkennbar durch ihr eigenes Licht. Der Frl. Zinkel (398) legte ich zwei Hühnereier vor. Sie sah in einem klaren weißlichen Medium, dem Eiweiße, eine runde, rothgelbe, starkleuchtende Kugel, den Dotter, was alles durch die Kalkschale hindurch deutlich sichtbar war. Dotterlicht fand sie so stark, als die selbst leuchtenden Theile am menschlichen Körper. Ein Jahr später brachte ich der Frl. Zinkel (51) vier Hühnereier in die Dunkelkammer, um sie unter einander vergleichen zu können. An allen fand sie die Schale fast ganz durchsichtig, das Eiweiß klar, in schwachem weißem Lichte, durchsichtig wie Wasser. Der Dotter erschien ihr bei weitem nicht so klar als das Eiweiß, sondern trübe, aber viel stärker leuchtend und zwar durchaus rothgelb. 3m Dotter aber erkannte sie jetzt noch einen Körper, der noch heller als der Dotter leuchtete, erbsengroß, rundlich, bei weitem die leuchtendste Stelle im ganzen Ei. Es war dieß offenbar der Keimkörper. Die vier Eier waren nicht alle gleichstark an Leuchte. Als sie nachher eröffnet wurden, zeigte sich, daß dasjenige unter ihnen, das im Finstern am hellsten geleuchtet hatte, das frischeste und schönste unter ihnen war. Frau Cecilie Bauer (123) beobachtete eben dasselbe, fügte aber noch hinzu, daß das ganze Ei gegen die Spiße hin bläulich leuchte, um die Breitseite aber röthlich und heller. Wir wissen aber schon von oben (§. 1484), daß das Ei an der Spiße kühl, an der Breitseite lauwidrig empfunden wird. Die Färbung seiner Leuchte entspricht und bestätigt also seine odische Polarität.

§. 2419. Zum Vergleiche brachte ich Seidenfchmetterlingseier in pie Dunkelkammer. Frl. Azmannsdorfer (38) sah sie nicht leuchten, ohne Zweifel hatte sie nicht lange genug zuvor in der Finsterniß verweilt. Die Frl. Zinkel (399) dagegen, die doch schwächer sensitiv, aber im Finstern besser vorbereitet war, sah solche Eier ziemlich gut leuchten. Die sie sah, waren vorjährig und seit acht Tagen zum Auskriechen ausgelegt; andere frischgelegte Eier von den Schmetterlingen her fand sie ungleich weniger helle. Den Dattel der Seidenpuppen fand Frl. Azmannsdorfer (38) sehr gut leuchtend.

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