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§. 2124. Eine Reihe sensitiver Beobachter der Odflammen von einfachen Krystallen habe ich im Eingange dieses Kapitels §. 2093 aufgezählt; hier habe ich nun nur noch Einiges nachzutragen, das den Umfang dieser Erfahrung erweitert.

§. 2125. Wenn ich zwei große Bergkrystalle, die ich zu diesen Arbeiten gewöhnlich von 15, 25 bis 40 Pfund Schwere anwandte, mit den ungleichnamigen Polen einander näherte, so forderten sie sich einander in eben der Weise odisch heraus, wie ich dieß bei ungleichnamigen Händen gezeigt habe, wie es bei Magneten 2c. stattfindet; es wurden nämlich die einander zugekehrten Odflammen größer, leuchtender, der Rauch stärker, es concentrirte sich die odische Thätigkeit um die einander angenäherten Pole. So geschah es in allen Versuchen, die ich mit vielen Sensitiven angestellt habe. In Gegenwart von Frl. Zinkel (188) näherte ich solche ungleichnamige Pole einander ganz langsam. Je kürzer der Abstand zwischen ihnen wurde, desto höher stieg die Intensität des Lichtes auf beiden Seiten, das sich um seine Pole zusammendrängte und verdichtend anhäufte. Wurden endlich die Polspiten der Krystalle in Contakt gebracht, so war das Ergebniß, daß die Flammen sich schwächten, aber nicht ganz verschwanden, sondern mit ihren Resten sich einander durchdrangen, so zwar, daß der positive Pol in die blaue Flamme des negativen Poles vollständig eintauchte; er war davon ganz umspült, ja er wurde davon durchdrungen und erlangte bald in seiner Substanz blaue Odgluth; das Umgekehrte begab sich gleichzeitig mit dem negativen Krystallpole des andern Steines: er tauchte in die rothe Flamme des positiven Poles ein, ward von ihr umschlossen und so durchdrungen, daß er selbst in rothe Odgluth gerieth. Die Färbungen der Gluth der Pole wechselten sich also aus und die Flamme umfing die entgegengeseßten Pole, an denen sie dann hinströmten, dem entgegengesetzten andern gleichnamigen Pole zustrebend, den sie nunmehr verstärkten. Man erkennt hierin die Erscheinung der Ueberladung in ihrer Lichtform, analog wie wir sie oben bei den Gefühlen gefunden haben. Die Hauptkraft kam nun an dem entgegengesetzten äußern Pole beider Krystalle zum Vorscheine, die dortigen Flanımen gewannen an Lichtstärke und mehrten ihre Längen fast bis zum Doppelten: es wurde aus den zweien nunmehr ein Krystall, ein doppelt so großer mit doppelter odischer Kraft und Wirkung.

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§. 2126. Und was geschah, wenn Krystalle mit gleichnamigen Polen entgegengeseßt einander genähert wurden? Dieß vollzog ich ebenfalls mit Frl. Zinkel (187, 189) zu verschiedenen Zeiten. Der Erfolg ge= staltete sich jetzt ganz anders. Die einander entgegengekommenen gleichen. Polflammen drängten sich gegenseitig zurück, verdickten sich, trieben sich in die Breite auseinander, und dieß um so mehr, je näher ich sie einander rückte. Als sie nur noch zwei bis einen Zoll von einander abstanden, bildeten

sie breite Scheiben über ihren Polen. Bei Annäherung bis auf wenige Linien aber stülpten sie sich gegen ihre eigenen Pole um, und schlugen rückwärts ihren eigenen ungleichnamigen Pelen zu. Bei völliger Berührung der Pole endlich erloschen beide Flammen sogleich und gänzlich.

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Die allergeringste Entfernung beider aber von einander, wenn auch nur die Dicke eines Blattes Papier zwischen ihnen Raum gewann, rief sogleich wieder beide umgestülpte Flammen ins Daseyn. War die Polflamme des einen Krystalles von größerer Stärke als die andere, so trieb jene diese zurück und stülpte die schwächere allein um. Unter andern kommt ein solcher Fall dann vor, wenn gleichnamige Pole, beide im Meridiane liegend, einander genähert werden. Dieser Fall kann nur stattfinden, wenn der eine Bol rechtsinnig liegt und der andere widersinnig gegen ihn gekehrt ist. Dann ist der rechtsinnig liegende, durch das Erdod des Erdmagnetismus unterstüßt, der stärkere, der andere, dem der Erdmagnetismus entgegenwirkt, der schwächere. Als ich eine solche Anordnung ohne Berührung der Frl. Zinkel (19) zeigte, sah sie, daß die stärkere Flamme die schwächere so zu sagen unterjochte, denn nur die lettere ward umgestülpt, und zwar durch die Propulsionsgewalt der erstern, die sich über sie herlegte, zurücktrieb und ganz einhüllte. — Man sieht, daß hier ganz dasselbe vorgeht, was ich im zweiten Theile der Dynamide 2c. §. 401 bis 408 ven der Magnetflamme gezeigt habe, und daß beide Reihen von Erscheinungen sich gegenseitig bestätigen.

ß) Die Krystallensäule.

§. 2127. Die Verdopplung der odischen Stärke an den Polen, die ich durch solche Zusammensetzungen von zwei Krystallen erlangt hatte, führte mich nun zu weitern Zusammensetzungen, d. h. sie leitete mich auf die Construirung der Krystallensäule. Ich hatte diese in der Dunkelkammer gewöhnlich in horizontaler Lage und in der Richtung des magnetischen Meridians, mit dem negativen Pole gen Nord aufgestellt; in solcher Verfassung wurde sie den Sensitiven vorgezeigt. Hr. Delhez (83) sah die ganze Säule als eine längliche weißgraue Wolke vor sich liegen; an beiden Polen unterschied er den Ausfluß nur spannenlanger Nebel, klarer am negativen, trüber und dichter am positiven Pole. Seine Frau ("), noch schwächer sensitiv als er, und Hr. Dr. Köller (1.7) gewahrten kaum einen langen leuchtenden Streif da wo die Säule lag; sie sind Sensitive auf der untersten Stufe des odischen Sehvermögens. Hr. Ranftl (25), Dr. Rabel (78), Hr. von Cevallos (37), Dr. Tillich (33), Alois Zinkel (7), Dr. Natterer (100), Obrist Arroquia (34), Frau Professorin Fenzl (10), Frau Auguste von Littrow (77) sahen von beiden Bolen leuchtende Ströme ausgehen, von Handlänge bis zu Armlänge und darüber, in grauer und weißlicher Leuchte, theilweise flammenähnlich, theilweise nur wie Rauch oder Nebel. Dagegen erkannte Frl. Glaser (60) schon

Ausströmungen, in denen sie eine anderthalb handlange Flamme von mehr als ellenlangem Rauche unterschied, in welchen sich jene verlief. - Frau Kienesberger (2) hatte die irisirende Flamme eines einfachen Bergkrystalls nur 9 Zoll lange gesehen. Als ich aber denselben unverzüglich an die Spize einer aus fünf ebenso großen Bergkrystallen gebauten Säule stellte, sah sie ihn nunmehr eine blauliche Iris von drei Fuß Länge austreiben; die Flamme war also viermal so lange geworden. Frl. Zinkel (12) sah bei einem glei= chen Versuche die Flamme dreimal so groß werden, und den Tisch davon weit erleuchtet (1) — Freifrau von Augustin (50), Hr. Eduard von Vivenot (44) und Hr. Klein (165) sahen sehr regelmäßig von den Säulenpolen mehrere Fuß lange Lichtemanationen ausgehen, positiver Seits rothe, trübe, rauchige, negativer Seits schöne, reine, blaue. Fast ebenso Professor Endlicher (69), Hr. Direktor Rabe (35), Frl. Poppe (56) und Kynast ("). Frl. Sophie Pauer (102) erkannte in diesen Erscheinungen das Auftreten von Regenbogenfarben. Frau Margaretha Kowats (2) und Frau Cecilie Bauer ("), die klafterlange Polarflammen der Säule sahen, konnten der Schönheit der prismatischen Farben derselben mit Worten kaum Genüge thun. - Frl. Beyer und Agmannsdorfer sahen die Iris in der Krystallensäulenflamme bei jedesmaligem Aufenthalte in der Dunkelkammer, ohne daß ich davon weitern Vormerk mehr gemacht hätte. -Am genauesten wurden diese Versuche mit Frl. Zinkel (493 b. 737) unter vielfachen controlirenden Wiederholungen durchgeführt. Einen einfachen 40 Pfund schweren Bergkrystall sah sie odglühend und an beiden Polen ungefähr fußlange Flammen aussenden, in denen fie prismatische Farben und Odfunken gewahrte und die in Rauch endeten, besonders auf positiver Seite. Wurde dieser Stein mit der Säule vereinigt, so zeigte er eine drei Fuß lange Flamme, die sich in schöner Iris ausbildete. Die Krystallensäule, liegend im Meridiane, sah sie (290) von den Polen lange Flammen und Räuche horizontal aussenden, mit lcuchtend prismatischen Farben angethan, die wagrecht übereinander stratificirt waren, roth zu unterst, dann aufwärts oranien, gelb, grün, blau, zu oberst veil, und über diesem noch ein unbestimmbares Etwas, das sie sah, aber nicht zu bezeichnen vermochte. Diese Farbenordnung fand sie an beiden Polen, nur auf der Nordseite mit vorherrschend blau, auf der Südseite mit mehr roth angethan, so daß einerseits mehr das Blaue, anderseits mehr das Rothe im Totaleffekte vorherrschte.

b) Unter Einfluß des Magnetismus.

a) Des Erdmagnetism und Erdodes.

§. 2128. In der Regel machte ich die Versuche mit Krystallen und Krystallensäule, so wie mit Magneten, in horizontaler Lage und der Längenaxe nach in der Richtung des magnetischen Meridians. Wie dieß nun auf

Magnet vom größten Einflusse ist, so verfehlt es nicht, auch auf das Od, und namentlich das der Krystalle kaum minder einzuwirken. Die schönsten, größten und lichtstärksten Odflammen mit der klarsten Iris bekam ich immer dann, wenn ich die Krystalle oder Krystallensäule so legte, daß ihr odnegativer Pol gen Nord, ihr odpositiver gen Süd gerichtet war. Man sollte glauben, daß die Richtung in der magnetischen Inklination die zweckmäßigste und der Entwicklung der Odflamme vortheilhafteste seyn sollte; dieß war aber nicht der Fall, die odnegative Flamme verlor alle Farben und trübte sich bei der Neigung des negativen Poles; die Ursache ist mir dunkel und ich habe sie noch nicht näher aufgesucht. Richtete ich Hrn. Klein (158) einen einfachen Gypsspath mit dem positiven Pole nach Nord, mit dem negativen nach Süd, mit andern Worten: brachte ich ihn in widersinnige Richtung, so verminderten und trübten sich nicht bloß die Odflamme und der Odrauch beider Pole, sondern sogar die Odgluth sank an Leuchte bedeutend herab. Ohne Zweifel wurde seine polare Intensität durch die Gegenwirkung der Erdpole theilweise neutralisirt, und die Leuchte des Steines großentheils auf seine Stoffleuchte reducirt. So wie ich aber den Krystall umkehrte und ihn rechtsinnig in den Meridian legte, prangte er unverzüglich wieder mit vollem Stofflichte und seiner ganzen polaren Odgluth, Odflamme und Odrauch. Gab ich Hrn. Klein (163) den kräftigsten Krystall in die Hände, den ich besaß, einen dünnen edeln Turmalin, so fand er auch diesen weit lichtglänzender und mit längeren, klarern Polflammen, größerm Rauche besetzt, wenn er ihn in der horizontalen Nordrichtung hielt; hielt er ihn in der Richtung der magnetischen Inklination, so trübten sich alle seine Leuchten merklich, ebenso in jeder andern Richtung, den negativen Pol nach Süd, West, Ost, nach unten. oder oben gehalten, in allen Abänderungen wurden die Lichter matter und unscheinbar, die Farben änderten sich und versanten in Grau. Frl. Kynast (38) sah ebenso die im Meridiane rechtsinnig liegenden Kalkspäthe, Gypsspäthe, Bergkrystalle, Schwerspäthe gegen Nord blauer, gegen Süd röther leuchten, als wenn sie sie widersinnig oder in irgend einer andern Richtung hielt. Ebenso war es bei ihr (4) mit der Säule. Derselbe Versuch gab mit Frl. Zinkel (186) ganz ähnliche Resultate; sie fand in der widersinnigen Richtung die Lichtfarben fast verschwinden und beiderseits in Grau übergehen, ohne Zweifel weil sie von schwächerer Sensitivität ist, als Frl. Kynast. Ebenso fiel der Versuch mit Frau Cecilie Bauer (45) aus.

B) Im Horizontalkreise.

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§. 2129. Bisher hatte ich nur die Verhältnisse der Richtungen nach Norden oder Süden geprüft. Nun befestigte ich einen großen Gypsspath in einen Träger so, daß ich ihn an beiden Polen frei, wagrecht im Kreise umdrehen konnte. So zeigte ich ihn der Frl. Zinkel (367); sie fand den Krystall

in weißer Odgluth, und als er rechtsinnig gerichtet war, am negative n Pole handlange Flamme von blauer Farbe ausströmen; nach Nordwest ge= richtet, gab sie grüne Flamme; nach West gelbe; nach Süd rothe; nach Ost endlich graue an.

§. 2130. Führte ich die Krystallensäule, die ich um ihren Mittelpunkt nach allen Richtungen drehbar gemacht hatte, im Horizontalkreise umher, so lieferten die Untersuchungen mit Frl. Zinkel (281. 314), die zu verschiedenen Zeiten angestellt wurden, folgende genauere Ergebnisse:

a) War der negative Pol der Säule nach (magnetisch) Nord gerichtet, so floß die von ihm ausgehende Odflamme horizontal fort gen Nord zwei bis drei Fuß lange, wobei sie zuletzt in feinen Dunst sich auflöste. Gegen ihr Ende hin fing sie an sich aufzurichten und Frl. Zinkel (182) sah sie dort in einem sanften Bogen nach aufwärts sich wenden. Sie bestand dann aus einer schönen 3ris, entlang farbige Streifen bildend, wobei immer Roth den untersten Streif ausmachte; darüber lag aufwärts gelb, dann grün, zuleßt blau, welches nach oben das odische Spektrum hier schloß. Ueber das ganze Farbenbild war im Allgemeinen ein blaulicher Ton gezogen.

b) War der negative Pol der Säule nach (magnetisch) West gerichtet, so trat die gelbe Farbe darin vorherrschend auf. Die Flamme schloß aber wieder ein aus dem Pole ausfließendes Spektrum ein, das matt, aber gleichwohl in der vorhin angegebenen Farbenordnung von der Polspige ausgesendet wurde, und in welchem die gelbe Farbe eine verhältnißmäßig größere Zone einnahm als die übrigen Farben. Aber das Blau überschleierte das ganze Farbenbild, und brachte ihm eine grünliche Tinte bei.

c) War der negative Pol der Säule nach (magnetisch) Süd gerichtet, so war Roth die vorherrschende Flammenfarbe im matten Spektrum, in welchem die rothe Zone an Glanz und Breite alle andern übertraf, aber immer das Ganze mit blauer Tinte fein angethan, die sich graulich aussprach.

d) War endlich der negative Pol der Säule nach (magnetisch) Oft gerichtet, so war die Aussendung vom Pole farblos, es war nur ein grauer Rauch ohne Spektrum. Wenn ich jedoch nur wenig nach Süd oder Nord aus dem genauen Oststriche abwich, so trat sogleich einerseits gelbroth oder anderseits blau zum Grau hinzu, das Roth unterhalb des grauen Stromes, das Blau oberhalb desselben.

In den Mitten zwischen diesen vier Hauptrichtungen fanden sich die Mischfarben Grün, Oranien, Grauroth, Veilblau ein.

§. 2131. Die Frau Kienesberger (343), von höherer Sensihvität, diente bei ähnlichen Arbeiten zur Gewähr. Dieselbe Krystallensäule drehte ich ihr in der Dunkelkammer im Horizontalkreise umher. Sie sah die Flammenausströmungen um den negativen Pol nicht weniger als klafterlange in der

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