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des Odlichtes, wodurch der Beobachter verleitet wird, es für entfernter zu halten als es wirklich ist.

II. Stärkungen und Schwächungen des Sehvermögens.

1) Nüchternbeit und Magenbeladung.

§. 1662. Frühe schon (§. 1522) mußte ich die Beobachtung machen, daß die Sensitiven zu verschiedenen Tageszeiten nicht in gleichem Grade reizbar sind für odische Einwirkungen, und daß sie Nachmittags viel weniger empfindlich sind als Vormittags. Bald sollte ich Gelegenheit bekommen, zu erfahren, daß dieß nicht bloß für das Gefühl gilt, sondern in ganz ähnlicher Weise auch für die Gesichtseinwirkungen. Frau Cecilie Bauer (65) führte ich Abends in die Dunkelkammer und fand sie nicht ebenso stark odsichtig, als ich ihrem reizbaren Gefühle nach erwartet hatte. Als ich sie am andern Morgen wieder in die Finsterniß gebracht hatte, sah sie alles Odlicht bei weitem besser, ja einzelne bestimmte Leuchten doppelt bis dreifach größer als am Abende zuvor. Ebenso ging es bei Friedrich Bollmann (2); Nachmit tags und Abends war er ziemlich unempfindlich; als er aber am andern Morgen ins Finstere gebracht worden war, erkannte er die odischen Leuchten schnell und bestimmt. -Bei Frau Kienesberger, Fräulein Azmannsdorfer, Reichel, Beyer (140) wiederholten sich diese Erscheinungen und es zeigte sich, daß nicht die Tageszeiten an sich die Schuld davon trugen, sondern die periodisch-regelmäßigen Mahlzeiten. Immer waren die Sensitiven vor der Mittagsmahlzeit reizbar in der Dunkelkammer und gut odsichtig, und immer waren sie stumpf und wenig sehend nach der Mahlzeit. Frl. Zinkel (34, 36) brachte ich zum ersten Male Abends in die Dunkelkammer und war erstaunt über ihr schwaches Gesicht für Odlicht, das in gar keinem Verhältnisse stand zu ihrer Gefühlsreizbarkeit für Od. Magnetlicht sah sie gar nicht und Krystalle nur schwach und wolkig. Den folgenden Tag nahm ich sie frühe und noch ehe sie ein Frühstück zu sich genommen hatte, wieder ins Finstere: nun war es ganz was anderes; jezt sah sie alle Odleuchten mit erfreulicher Klarheit und Stärke; Dunst, Funken, Gluth, Flamme unterschied sie jetzt so gut, als ihre besten Vorgänger in der Dunkelkammer. Bei andern Versuchen. mit ihr (229 255) ergab sich, daß wenn sie Abends eine Odausströmung von bestimmten Krystallen halbfingerlange gesehen hatte, sie diese am andern Vormittag nach eingenommenem Kaffee einen ganzen Finger lang fah; war sie aber am dritten Tage nüchtern in die Dunkelkammer genommen worden, so gewahrte sie dieselbe Ausströmung anderthalb Finger lang. Aehnliche Versuche stellte ich mit Tischler Klaiber (26) und mit Frl. Beyer mit fast ganz gleichen Erfolgen an. Prof. Endlicher und Prof. Huß waren Abends so

schwach sensitiv, daß ich es gar nicht wagte, sie ins Finstere zu führen; als sie aber bei mir übernachtet hatten und Morgens sich des Frühstücks enthielten, sahen beide Odlicht recht gut, ersterer besonders mit großer Stärke. Diese Erfahrungen kamen bei mir so oft vor, daß es zur Uebung geworden ist, Niemand nach eingenommener Mahlzeit zu Odlichtversuchen zu führen, sondern immer nur bei nüchternem oder fast nüchternem Magen.

Magenbeladung und Verdauungsgeschäft im Leibe schwächt also die sensitive Reizbarkeit der Sinne, wie des Gefühls, so auch des Gesichts, das heißt wohl, stimmt die Empfänglichkeit des Gehirns für odische Eindrücke herab.

2) Sitzen und Stehen.

§. 1663. Mehrere Sensitive, unter ihnen Frl. Zinkel (782), pflegten vom Size aufzustehen, wenn sie etwas zu betrachten hatten, von dem ich sehr genaue Rechenschaft verlangte. Sie bemerkten, daß ihre Sehkraft fühlbar weiter reiche, wenn sie stehen, als wenn sie sißen; Unterschiede, die sie mir sizend nicht anzugeben vermochten, bestiminten sie mir, wenn sie standen. Dabei saß und stand sie mit dem Rücken gegen Nord gekehrt. Einen weißen Phlox, eine roth und gelbe Cajophora erkannte sie nur stehend nach Farben; sowie sie sich seßte, vergingen ihr die Farben wieder; stand sie auf, so erschienen sie abermals.

3) Bewegung im Freien.

§. 1664. Gegen ihre Gewohnheit, die in der Regel nur im Hause arbeitet, hatte Frl. Zinkel (201) sich einen Tag lang unter freiem Himmel beschäftigt. Ich war begierig, die Wirkung davon auf ihre Sehkraft kennen zu lernen und nahm sie gleich am folgenden Morgen in die Dunkelkammer. Es ergab sich, daß sie auffallend herabgestimmt war und daß sie die odischen Regenbogenfarben kaum zu unterscheiden vermochte. Doch will ich auf diesen Versuch, da er nur vereinzelt steht, vorerst kein Gewicht legen.

4) Ermüdung.

§. 1665. Wenn die Sensitiven längere Zeit in der Finsterniß den Beobachtungen obgelegen haben, um welche ich sie bat, so habe ich oftınals bemerkt, daß ein Zeitpunkt eintritt, wo ihre Wahrnehmungen schwächer werden. und ihre Sehkraft abnimmt. Dieß ist der Zeitpunkt, wo ich gewöhnlich die Arbeit abbreche; ich betrachte ihn als den Eintritt der sinnlichen Ermüdung, wo die Reizbarkeit zu sinken beginnt (Fenzl 16).

5) Nach gutem oder schlechtem Schlafe.

§. 1666. Wenn sensitive Personen in der Nacht, bevor ich sie in die Dunkelkammer führte, gut geschlafen haben, so ist dieß immer für mich ein ungünstiges Vorzeichen. Wenn ich Morgens von der Frl. Zinkel (458) oder Azmannsdorfer erfahren hatte, daß sie gut geschlafen, so konnte ich sicher seyn, daß sie in der Dunkelfammer nicht besonders gut sehen würden. Da sie als Sensitive ohnehin immer sehr unruhig schlafen, so sagte mir Erstere eines Morgens, daß sie (97) in der verflossenen Nacht nur dreimal aufgewacht sey; dieß nannte sie eine sehr gute Nacht, da sie sonst unzähligemale aufwacht. In leyterem Falle fühlte sie den ganzen Tag über alle sie umgebenden Gegenstände und Personen nach allen ihren Polaritäten und Eigenthümlichkeiten viel weiter und stärker, als nach gutem Schlafe. Und so war es denn auch mit ihrem Gesichte, als ich sie in die Finsterniß brachte; sie fah an jenem Morgen um vieles schwächer, als an andern Tagen. Diesen Umständen nach weiß sie es immer genau voraus, ob sie an irgend welchem Tage zu Beobachtungen von Odlicht gut geeignet ist, oder nicht.

Einsmals war ich Abends mit Frl. Zinkel (781) in der Dunkelkammer mit Versuchen beschäftigt, wobei sie gute Sehkraft bewies. Zufällig wurde ich abgerufen und mußte sie einige Zeit allein lassen. Da dieß länger dauerte, als ich vermuthet hatte und sie in der Finsterniß ohne Beschäftigung saß, schlief sie auf dem Sofa ein und lag so wohl über eine halbe Stunde. Als ich wieder kam und die Arbeit fortseßen wollte, fand ich ihre Sehkraft so sehr herabgestimmt, daß ich das Geschäft für diesen Tag endigen mußte. Der kurze Schlaf hatte solchen Einfluß auf sie gewonnen, daß er ihre sensitive Reizbarkeit ganz bedeutend verringerte.

§. 1667. Wenn ich in der Dunkelkammer einige Zeit neben B. Blahusch (**) faß, meine Rechte neben ihrer Linken, so wurde sie von Schläfrigkeit befallen, nach oben entwickelten Gesetzen; sobald dieß eintrat, verringerte sich ihr Sehvermögen, es wurde dunkel um sie her. Schon die bloße Schläfrigkeit also reichte hin, ihre Schkraft bedeutend herabzustimmen.

Indem also nicht blos guter Schlaf, sondern der Schlaf überhaupt das allgemeine Befinden der Sensitiven zeitweilig bef= sert, vermindert er ihre Sensitivität und dieß kann uns vorläufig als ein wichtiger Fingerzeig zur Beurtheilung der Natur dieses Nervenzustandes dienen.

6) Die Katamenien.

§. 1668. Die Periode der Menstruation ist von dem größten Einflusse auf die vdische Empfindlichkeit, ich habe dessen für die Gefühle schon oben v. Reichenbach, der sensitive Mensch. 11.

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§. 1534 Erwähnung gethan. Ganz dasselbe gilt auch für das Gesicht. Frauen in diesem Zustande haben ein ohne Vergleich größeres Sehvermögen, als in gewöhnlichen Tagen. Dieß ist der Zeitpunkt, wo man mit ihnen arbeiten muß, wenn man so glücklich ist, fie in demselben bekommen zu können. Es ist dieß aber nur schwer zu erlangen, in den meisten Fällen geradezu unmöglich. Doch ist es mir gelungen, eine genugsame Anzahl Erfahrungen einzusammeln, um zu festen Ergebnissen zu gelangen. Ich kann hier freilich die Zeugen meiner Beobachtungen nicht wohl namentlich aufführen, man wird mir aber auch ohne dieses den Glauben nicht versagen. Die Versuche wurden mit sechs verschiedenen Frauen und Mädchen angestellt. N. N. a (611) brauchte gewöhnlich in der Dunkelkammer zwanzig Minuten, bis sie ihre Hände licht erkannte; als ich aber in ihren Menstruen nur eben die Fensterlucken geschlossen hatte, sah sie fast unverzüglich die Leuchten ihrer Finger. N. N. b (775) bedurfte gewöhnlich eine halbe Stunde, bis sie sah: in Menstruen fand ich sie schon nach ein paar Minuten ihrer Hände, meines Kopfes, der Gypskrystalle, selbst der schwächeren Magnete ansichtig. Ich hatte ebendieselbe (14) zu verschiedenen Zeiten meine Magengrube im Finstern beschauen lassen, sie hatte ihre Stelle aber kaum heller gesehen, als meine übrige Brust. In Menstruen jedoch sah sie da einen thalergroßen Fleck, der sich durch sein Licht sehr auszeichnete. N. N. c (485, 55s) erschien gewöhnlich nach Fensterluckenschluß die ganze Dunkelkammer nacht und schwarz; in Menstruen dagegen hatte diese Schwärze einen eigenthümlich weißlichen Schleier; einige Minuten nachher bildeten sich aus diesem heraus die lichten Gestalten ihrer Hände und aller odleuchtenden Gegenstände um sie her. Ihre Finger, über welche sonst die Leuchten nur um die Hälfte hinausgingen, erschienen jezt dreifach so lange beflammt; und während sie sonst reichlich mit Nebel und Rauch besetzt schienen, löste sich jezt diese in eine klare reine Odflamme auf. - N. N. d (54) brauchte gewöhnlich über eine Stunde in der Dunkelkammer, bis sie zu sehen anfing; in Menstruen sah sie nach einer Viertelstunde jeden ihrer Finger so lange beflammt, als er selbst war. — N. N. e (205) war gewöhnlich, wenn sie von Schnupfen befallen war, unbrauchbar in der Dunkelkammer und sah dann fast nichts; als dieß sich einmal in den Katamenien zutrug, sah sie zwar nicht so klar wie sonst in diesem Zustande, aber sie sah doch so gut, als in den Tagen gewöhnlicher Gesundheit; die Katamenien hatten daher dem Schnupfen so zu sagen die Wage gehalten. N. N. f (638) sah an den Wänden der Dunkelkammer ge= wisse schattenähnliche Erscheinungen, von welchen ich später reden werde, gewöhnlich nur auf zwei Spannen Abstand; in Menstruen aber gewahrte sie dieselben auf beinahe zwei Schritte Entfernung.

Die Schkraft war bei der Einen, N. N. e (205), schon nahe vor den Menstruen, die sich durch angelaufene Füße voraus ankündeten, gewachsen;

bei der Andern, N. N. b (258), zeigte sie sich am ersten Tage derselben am stärksten; bei der Dritten, N. N. d (54), erreichte sie erst am zweiten Tage die größte Stärke. Bei der zweiten hatten die Blutungen den regelmäßigsten Verlauf und die bei ihr vorkommenden Erscheinungen kann man als die normalsten betrachten. Bei ihr (258 458) war die Sehkraft regelmäßig am zweiten Tage schon sehr gesunken, und am dritten kaum noch von gewöhnlichen Zeiten verschieden.

Bei N. N. b (560 506) kamen selbst mitten im Verlaufe der Katamenien, wo sie überaus sensitiv war, Intermittenzen und Remittenzen, und zwar öfters ziemlich zahlreich, vor. Sie traten schnell ein und verschwanden nach einer oder zwei Minuten wieder. Diese Erscheinung hängt also nicht nothwendig mit der Schwäche der Sensitivität zusammen, wenn sie gleich ihr häufiger sich zugesellt, sondern sie tritt selbst bei den höchsten Graden der odischen Reizbarkeit ein und beruht also auf andern Ursachen, als auf sensitiver Schwäche.

§. 1669. N. N. 7 (1422) litt, während sie in Menstruen bei mir in der Dunkelkammer war, an öfters sich wiederholenden Schwindelanfällen. So oft sie von einem solchen ergriffen wurde, hörte ihr Sehvermögen gänzlich auf, die Dunkelkammer versank für sie in Nacht. Sowie der Schwindel vergangen war, stellte sich unverzüglich das Sehvermögen wieder her. Die Dauer dieser Odblindheit dauerte jedesmal nicht länger als eine halbe Minute. N. N. 8 (97) sah in gewöhnlichen Zeiten die Polarflammen von Magneten und Krystallen nur einfarbig; in Menstruen erkannte sie in diese Farbe eine Iris eingehüllt, die durch sie hindurch leuchtete.

So weit meine Erfahrungen bis nun reichen, so sind die Katamenien, als ein normaler Gesundheitszustand betrachtet, das größte mir bekannte Steigerungsmittel der Sensitivität, namentlich aber für das Sehvermögen.

7) Die Schwangerschaft.

§. 1670. Unmittelbar reiht sich die Schwangerschaft hier an; ich habe sie in allen Stücken in Bezug auf Sehkraft von Odlicht den Katamenien vollkommen gleich gefunden. Während der Jahre, über welche gegenwärtige Untersuchungen fortgesezt wurden, kamen vier von den Frauen, die sich daran betheiligten, in die Hoffnung. Die Versuche, die ich mit ihnen in dieser Periode anstellte, bewiesen, daß die sensitive Reizbarkeit sehr erhöht und im mer derjenigen gleich war, die ich an den Menstruen bei ihnen wahrgenom men hatte. Sie dauerte auch nach der Entbindung noch einige Monate in ziemlich gleicher Stärke fort, und ich bin versucht zu glauben, daß sie nicht abnehmen wird, so lange die Mutter ihre Kinder an der Brust nähre.

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