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schnell wieder aus den Augen verschwinde, wie das, was man am Tageslichte gesehen, so trage es sich auf einen neuempfangenen Gegenstand über und vermenge das verlassene Bild mit dem neu vorgesetzten. Dieß mache die Beobachtungen bisweilen unsicher. Den Nachglanz schilderte sie öfters so stark vor den Augen schwebend, daß man bei der Feinheit des Odlichtes im schnellen Wechsel der Gegenstände öfters nicht sicher wisse, ob man ein neues Licht oder den Wiederschein des vorangegangenen vor Augen habe. Diese Angaben wiederholte später Frl. Zinkel (366) bei verschiedenen Gelegenheiten. Auch Hr. Director Rabe (46) warnte mich, Lichtversuche nicht zu schnell aufeinander folgen zu lassen, weil nach seiner Beobachtung die Eindrücke der Empfangenen viel langsamer aus den Augen wieder entschwinden, als die Tageslichteinbrücke. Friedrich Weidlich (7) beklagte sich öfters im Finstern, daß er die Gegenstände doppelt sehe. Bei näherer Prüfung fand ich, daß dieß nichts anderes war, als das Zusammentreffen des zuletzt geschauten und des neuerschauten Lichtbildes, die sich übereinander und ineinander legten und so wie verdoppelt erschienen. Frl. Agmannsdorfer (415) verlangte öfters langsamern Gang und Pausen bei den Untersuchungen im Finstern, weil das Odlicht sie blende, d. h. weil die Lichteindrücke im Auge hafteten und Neues wegen der Restwirkungen des Alten nicht deutlich erkannt, nicht klar gesehen werden konnte.

Die Ursache hievon liegt augenscheinlich in der etwas langsamen Bewegung des Odes, wo das Auge der empfangenen theilweisen Ladung nicht sehr schnell sich entledigen kann. Die große und mit Anstrengung verbundene Aufmerksamkeit, welche darauf zu heften die Sensitiven durch die Fragenden genöthigt werden und die längere Zeit, die sie auf die Betrachtung verwenden, mögen das ihrige zu der Firirung im Auge beitragen. Jedenfalls muß auf diese Beobachtung bei Leitung der Experimente Rücksicht genommen werden.

§. 1660. Eine eigene Erscheinung im Sehvermögen der Sensitiven sind die vielen Remittenzen und Intermittenzen, die bei seinem Gebrauche vorkommen. Mitten in der Wahrnehmung von Odlicht geschieht es, daß die Beobachter plötzlich die erhellten Gegenstände, die sie so eben deutlich sahen, nur noch unflar erkennen, oder daß sie ihnen gar aus den Augen entschwinden und daß sie sie nicht mehr sehen. Sie klagen dann, daß es plötzlich um sie her wieder ganz Nacht geworden sey und daß sie durchaus nichts mehr wahrzunehmen vermögen. Die erste Beobachtung machte ich hievon (August 1845) bei Frl. Aymannsdorfer (153). Mitten im besten Zuge der Arbeit mit ihr in der Dunkelkammer stockten plöglich ihre Antworten; sie die so eben noch die Lichterscheinungen an den in ihren Händen befindlichen Krystallen und Magneten vortrefflich gesehen hatte, sah plöglich nichts mehr und_war mit sich selbst in dieselbe Nacht zurückversunken, in der ich mich befand. Erschrocken hierüber fragte ich sie um Umstände und Ursachen, aber ehe sie mit

deren Schilderung zu Stande gekommen, nach Verfluß von einer bis zwei Minuten kam ihr das Gesicht zurück und sie sah bald alles wieder, was sie umgab, so klar wie zuvor. Nach etlichen Minuten kam es wieder so, der ganze Verlauf wiederholte sich einige Male. Es war nichts anderes, als Fluctuationen in der Fähigkeit, Odlicht zu sehen, die wie Fluth und Ebbe hin- und herschwankten, Intermittenzen in den sensitiven Zuständen. (Wir werden später der Ursache hievon näher kommen, hier will ich nur die Thatsachen aufstellen, die ich beobachtet habe.) Diese Erscheinungen wiederholten fich in der Folge bei Frl. Azmannsdorfer (208 281 862) noch sehr oft. Sie waren nicht immer von gleicher Stärke, sondern hatten ihre Abstufungen und bildeten zum Theil nur Remittenzen. Im Anfange, wo die Sensitiven noch nicht sehr lange in der Finsterniß verweilt hatten und das Sehen noch wenig ausgebildet war, waren die Intermittenzen vollständig, namentlich bei Hrn. Alois Zinkel (140), Alexander Baumann (12), Ritter von Neuwall (1o), Prof. von Berger (15), Dr. Tillich (46), Hrn. Klein (175), Hrn. Gustav Anschütz (130 131), Dr. Goldberg (33), Kotschy ('), Dr Nied (19), Dr. Köller (129), Medicinalrath Eccard (2o), Ritter von Siemianovski (54), Graf Karl von Coronini (346), Hrn. Rabel (53), Baron von Oberländer (19), Prof. Endlicher (35), Fichtner (90 b), Tirka (“. 23), Rabe (29), Pauer (33), Freiherr von Schindler (5o), Weidlich (36), Frau Baronin von Tessedik (5o), Frl. Kynast (32), Frl. Pauer (65), Josephine Geraldini (95), Frau von Vivenot (30), Frau Heintl (32), Auguste von Littrow (67), Sophie von Offenheim (9), Gabriele von Neuwall (9); sie sahen beim Eintritt der Intermittenzen nichts mehr, es ward ihnen vollständig finster vor den Augen. Bei minder Sensitiven wurden sie nie anders und blieben, wenu die Beobachter auch lange im Finstern verweilten, immer vollständig dunkel, 3. B. bei Hrn. Prof. Huß (32), der sehr oft von ganz finstern Intermittenzen unterbrochen wurde, bei Dr. Friedrich (23), Dr. Fröhlich (9), Stephan Kollar (37) u. a. Bei mittel und höher Sensitiven nahmen diese Störungen in dem Maße ab, als sie länger in der Finsterniß verweilten, so bei der Frau Baronin Maria von Augustin ("), welche im Anfange sehr viel von Unterbrechungen betroffen wurde, nach einer Stunde ließen sie schon um vieles nach, traten seltener ein, wurden kürzer und nach Verfluß wieder einiger Zeit hörten sie ganz auf; ferner bei Frau Josephine Fenzl (14. 67), wo sie anfangs häufig und vollständig waren, beim Verweilen im Finstern aber allmählig ganz aufhörten, bei Hrn. Hochstetter (27), Dr. Löw (7), Enter (96) u. a. Endlich gingen sie nach einigen Stunden der Geduld in der Dunkelkammer in bloße Remissionen über, bei denen nicht mehr Finsterniß vor die sensitiven Augen trat, sondern nur noch ein Nachlassen in der Helle und Klarheit der Lichterscheinungen, ein Wogen von bald mehr bald weniger Lichtwahrnehmung; dieß wurde oft gegen das Ende der Arbeiten beobachtet von Hrn. Hochstetter (27), Stephan Kollar (37), Kotschy ('), Gustav Anschüß (86),

Dr. Nied (119), Prof. Endlicher (35), Frl. Geraldini (95), Azmannsdorfer (200), Peppe (31). Ein sehr vollständiges Beispiel von allem dem gab der Tischler Klaiber (15. 26), bei welchem während einer vierstündigen Arbeit in der Dunkel kammer ein beständiger Wechsel von Sehen, Hellsehen, Dunkelsehen und gar nicht Sehen statt hatte, letzteres oftmals se, daß vollkommene Finsterniß über ihn kam, die man geradezu sensitive Blindheit nennen könnte. Diese Zustände wechselten ohne Unterlaß bei ihm, häufig in Pausen von wenigen Minuten. Bei Frl. Zinkel (558) kam es oftmals vor, daß sie die Odflammen an ihren Fingern einen bis drei Zolle lange ganz rein und klar sah. Mit einemmale wurde diese trübe und rauchartig; aber nach kurzer Weile, nach einer Minute kehrte die Klarheit zurück, der Rauch wurde in ihren Augen wieder rein flammenartig. Dieß war eine Remittenz. Nicht die Menstruationszeiten waren hievon ausgenommen, auch sie erzeugten sehr ausgesprochene Intermittenzen und Remittenzen. Selbst bei dem merkwürdigen Sensitiven, dem blinden Tischler Bollmann (9) (§. 326) blieben sie nicht aus. Der gestaltlose Lichtschein, der ihm durch seine zu Grunde gerichtete Linse nah bis zur Netzhaut drang, ward in denselben Intervallen und mit denselben Umständen von Odlichterscheinungen helle, dunkel und wieder helle, wie bei Sensitiven von gefunden Augen. Ueberraschend endlich fand ich die Intermittenzen bei Frl. Beyer (9) im somnambulen Zustande; sie klagte oftmals, daß sie einen Gegenstand, den sie eben ganz klar vor sich gesehen, plöglich nicht mehr sehe und er ihr in Nacht versinke, bald darauf aber eben so schnell wieder erscheine und sie ihn wieder eben so klar erschaue. Dieß waren offenbar Intermittenzen während der Andauer des Somnambulismus.

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Ueberall also und unter allen Umständen finden bei den Sensitiven, wenn sie im Finstern Odlicht schauen, Remittenzen. und Intermittenzen in Beschauen ihrer Gegenstände statt, und wer bei Versuchen dieser Art darauf stößt, darf dieß nicht als eine zufällige Störung betrachten, sondern muß es als den Eintritt der Regel nehmen, die nicht ausbleibt. Wie ich bei physikalischen Arbeiten ihren störenden Einflüssen vorbeugte, werde ich weiter unten zeigen.

§. 1661. Eine bemerkenswerthe Erscheinung sind die Täuschungen über die Entfernung der leuchtenden Gegenstände, denen die Sensitiven, besonders die Neulinge in der Dunkelkammer, öfters unterliegen. Einzelne Leuchten scheinen ihnen näher oder entfernter zu seyn, als sie es wirklich sind. Frl. Beyer (455) und Tischler Klaiber (21) sahen geriebenen Draht in fingerdicker Leuchte vor sich. Ungeachtet er aber in Brusthöhe vor ihnen sich befand, so meinten sie dennoch beständig, sie sehen ihn auf dem Zimmerboden liegend, und behaupteten dieß so lange, bis ich sie durch Betastung vom Gegentheil überführte. Die Ursache liegt in der überaus schwachen Leuchte

des Odlichtes, wodurch der Beobachter verleitet wird, es für entfernter zu halten als es wirklich ist.

II.

Stärkungen und Schwächungen des Sehvermögens. 1) Nüchternheit und Magenbeladung.

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§. 1662. Frühe schon (§. 1522) mußte ich die Beobachtung machen, daß die Sensitiven zu verschiedenen Tageszeiten nicht in gleichem Grade reizbar sind für odische Einwirkungen, und daß sie Nachmittags viel weniger empfindlich sind als Vormittags. Bald follte ich Gelegenheit bekommen, zu erfahren, daß dieß nicht bloß für das Gefühl gilt, sondern in ganz ähnlicher Weise auch für die Gesichtseinwirkungen. Frau Cecilie Bauer (65) führte ich Abends in die Dunkelkammer und fand sie nicht ebenso stark odsichtig, als ich ihrem reizbaren Gefühle nach erwartet hatte. Als ich sie am andern Morgen wieder in die Finsterniß gebracht hatte, sah sie alles Odlicht bei weitem besser, ja einzelne bestimmte Leuchten doppelt bis dreifach größer als am Abende zuvor. Ebenso ging es bei Friedrich Bollmann (2); Nachmit tags und Abends war er ziemlich unempfindlich; als er aber am andern Morgen ins Finstere gebracht worden war, erkannte er die odischen Leuchten schnell und bestimmt. Bei Frau Kienesberger, Fräulein Azmannsdorfer, Reichel, Beyer (140) wiederholten sich diese Erscheinungen und es zeigte sich, daß nicht die Tageszeiten an sich die Schuld davon trugen, sondern die periodisch-regelmäßigen Mahlzeiten. Immer waren die Sensitiven vor der Mittagsmahlzeit reizbar in der Dunkelkammer und gut odsichtig, und immer waren sie stumpf und wenig sehend nach der Mahlzeit. Frl. Zinkel (34, 36) brachte ich zum ersten Male Abends in die Dunkelkammer und war erstaunt über ihr schwaches Gesicht für Odlicht, das in gar keinem Verhältnisse stand zu ihrer Gefühlsreizbarkeit für Od. Magnetlicht sah sie gar nicht und Krystalle nur schwach und wolkig. Den folgenden Tag nahm ich sie frühe und noch ehe sie ein Frühstück zu sich genommen hatte, wieder ins Finstere: nun war es ganz was anderes; jezt sah sie alle Odleuchten mit erfreulicher Klarheit und Stärke; Dunst, Funken, Gluth, Flamme unterschied sie jezt so gut, als ihre besten Vorgänger in der Dunkelkammer. Bei andern Versuchen mit ihr (229, 255) ergab sich, daß wenn sie Abends eine Odausströmung von bestimmten Krystallen halbfingerlange gesehen hatte, sie diese am andern Vormittag nach eingenommenem Kaffee einen ganzen Finger lang sah; war sie aber am dritten Tage nüchtern in die Dunkelkammer genommen worden, so gewahrte sie dieselbe Ausströmung anderthalb Finger lang. Aehnliche Versuche stellte ich mit Tischler Klaiber (26) und mit Frl. Beyer mit fast ganz gleichen Erfolgen an. Prof. Endlicher und Prof. Huß waren Abends so

schwach sensitiv, daß ich es gar nicht wagte, sie ins Finstere zu führen; als sie aber bei mir übernachtet hatten und Morgens sich des Frühstücks enthielten, sahen beide Odlicht recht gut, ersterer besonders mit großer Stärke. Diese Erfahrungen kamen bei mir so oft vor, daß es zur Uebung geworden ist, Niemand nach eingenommener Mahlzeit zu Odlichtversuchen zu führen, sondern immer nur bei nüchternem oder fast nüchternem Magen.

Magenbeladung und Verdauungsgeschäft im Leibe schwächt also die sensitive Reizbarkeit der Sinne, wie des Gefühls, so auch des Gesichts, das heißt wohl, stimmt die Empfänglichkeit des Gehirns für odische Eindrücke herab.

2) Sitzen und Stehen.

§. 1663. Mehrere Sensitive, unter ihnen Frl. Zinkel (782), pflegten vom Size aufzustehen, wenn sie etwas zu betrachten hatten, von dem ich sehr genaue Rechenschaft verlangte. Sie bemerkten, daß ihre Schkraft fühlbar weiter reiche, wenn sie stehen, als wenn sie sißen; Unterschiede, die sie mir sizend nicht anzugeben vermochten, bestimmten sie mir, wenn sie standen. Dabei saß und stand sie mit dem Rücken gegen Nord gekehrt. Einen weißen Phlox, eine roth und gelbe Cajophora erkannte sie nur stehend nach Farben; sowie sie sich sette, vergingen ihr die Farben wieder; stand sie auf, so erschienen sie abermals.

3) Bewegung im Freien.

§. 1664. Gegen ihre Gewohnheit, die in der Regel nur im Hause arbeitet, hatte Frl. Zinkel (201) sich einen Tag lang unter freiem Himmel beschäftigt. Ich war begierig, die Wirkung davon auf ihre Sehkraft kennen zu lernen und nahm sie gleich am folgenden Morgen in die Dunkelkammer. Es ergab sich, daß sie auffallend herabgestimmt war und daß sie die odischen Regenbogenfarben kaum zu unterscheiden vermochte. Doch will ich auf

diesen Versuch, da er nur vereinzelt steht, vorerst kein Gewicht legen.

4) Ermüdung.

§. 1665. Wenn die Sensitiven längere Zeit in der Finsterniß den Beobachtungen obgelegen haben, um welche ich sie bat, so habe ich oftmals bemerkt, daß ein Zeitpunkt eintritt, wo ihre Wahrnehmungen schwächer werden und ihre Sehkraft abnimmt. Dieß ist der Zeitpunkt, wo ich gewöhnlich die Arbeit abbreche; ich betrachte ihn als den Eintritt der sinnlichen Ermüdung, wo die Reizbarkeit zu sinken beginnt (Fenzl 16).

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