Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

gleichnamiger Finger einen dunkleren Strich hinterließ, als mein rechter. Der gleichnamige Strich war also links der dunklere. Denselben Versuch stellte ich mit der Frl. Zinkel (1) auf meinem eigenen entblößten rechten Arme an, über den ich sie mit ihren beiden Zeigfingern streichen ließ. Ebenfalls hinterließ ihr rechter, also der gleichnamige Finger den dunklern Strich. In beiden Fällen dauerte der dunklere länger als der minder dunkle Strich, welch letterer viel früher und sowie der streichende Finger ihn verließ, zerschmelzend verging.

§. 1946. Demnach wie gleichnamige Hände und Finger bei den Paarungen einander auslöschen, so auch hier geben gleichnamige Streicher und Gestrichene hinter sich dunkleren Strich, als ungleichnamig zusammengeführte.

§. 1947. Ueber den linken Arm der Frl. Zinkel (91) strich ich mit der Spitze meines rechten Zeigfingers allein herab. Im Augenblicke der Berührung der Schulter erzeugte sie einen kleinen dunkeln Fleck, nicht größer, als der Raum des wirklichen Contactes. Als ich sie streichend am Arme herabführte, so erzeugte und hinterließ sie einen graudunkeln Streif mit Kühlegefühl, vor sich her eine helle Leuchte fortschiebend. Ersterer hielt nur kurz an, verging wie versinkend, sowie mein Finger sich entfernte. Mit meiner linken Zeigfingerspitze bewirkte ich dieselbe Erscheinung, der Streifen hinterblieb aber dunkler und hielt einige Sekunden länger an, ehe er zerschmelzend verging. That ich dasselbe über ihrem rechten Arme, mit meiner linken Zeigfingerspite, so fiel der Streifen wieder hinten matter, voran röthlicher, mit meiner rechten Zeigfingerspitze hinten dunkler, voran blaulicher aus. Machte ich die Striche mit allen fünf Fingern (942), diese aber ausgesperrt und von einander abstehend, so entstanden auf der Schulter erst fünf solche Dunkelflecke, und als ich so mit ihnen, wie mit einem Rechen, über den entblößten Arm herabstreifte, erzeugte ich hinter ihnen fünf dunkle Streifen, zwischen denen fünf lichte übrig blieben, so daß der ganze Arm ein gebändertes Ansehen im Finstern bekam. Die Streifen fand die Beobachterin unter sich alle gleich, so daß nicht ein oder der andere Finger stärkere oder anders geartete Streifen erzeugt hatte.

Eine ähnliche Arbeit führte ich mit der Frl. Beyer (157) durch. Auf ihre entblößte linke Schulter setzte ich meinen rechten Zeigfinger. Sogleich empfand sie Kälte und ein dunkler Fleck entstand auf der Berührungsstelle. Ich strich nun langsam innen am Arme hinab (159); mein Finger hinterließ einen lichtlosen Streif entlang herab bis in die Hand, so daß es einen Augenblick aussah, als ob ich ihren an sich leuchtenden Arm der Länge nach entzwei geschnitten hätte; so wenigstens drückte sie sich aus. Ein Strich mit meinem linken Finger hinterließ einen minder dunkeln Streif. That ich dasselbe mit meinen fünf Fingern rechter Hand zugleich, jedoch nicht ausgesperrt, sondern

nahe neben einander gehalten, so ward der ganze Arm kalt und so dunkel, daß sie ihn, als ich bis über die Hand hinausgefahren war, beinahe nicht mehr sah, wozu übrigens die momentane Schwächung ihres Sehvermögens durch den Fortstrich einiges beigetragen haben konnte. Um diesen Einwurf fernzuhalten, wiederholte ich mit Frl. Beyer (15) nach einigen Tagen dieß Verfahren mit der Abänderung, daß ich meinen eigenen linken Arm entblößte und die Striche darüber von ihr führen ließ. Aber die Erscheinungen gestalteten sich alle ebenso und lieferten nichts anderes. Noch ein drittesmal wie derholte ich dieß auf dem Arme der Frl. Beyer (298) einige Wochen später; mein rechter Zeigfinger schien wieder ihren linken entblößten Arm entzwei zu spalten, meine ganze quer darüber herabgeführte Hand machte ihn durchaus dunkel; somit bestätigte jeder dieser Versuche die vorangegangenen.

§. 1948. Auf dem linken Arme der Frl. Beyer (159) führte ich mit meinem rechten Zeigfinger sofort den Rückstrich. Auch er erzeugte auf demselben einen etwas dunkeln Streifen, doch blässer als der Fortstrich war. Später wurde dieß mit ihr wiederholt (14). Rückstriche mit meinem linken Zeigfinger (224) brachten ebenfalls hinter sich etwas Kühle und einen trüben Streif hervor.

§. 1949. Die Richtung der Hände beim Striche konnte nicht gleichgültig seyn, wenn schon die bloße Lagerung der Hände gegen einander von so großem Einflusse war. Ich prüfte über den linken Arm der Frl. Zinfel (135) herab Striche mit meiner rechten Hand in den drei Richtungen von parallel abwärts, gekreuzt abwärts und parallel aufwärts.

Bei der ersten Strichart, wo ich meine Hand und Finger so auf den Arm legte, daß die Fingerspitzen vorangingen, gab der Fortstrich von der Schulter den Arm hinab voran sehr stark helle, sehr lauwidrige Empfindung, starke blaurothe Fingerflamme und hinterließ große Dunkelheit hinter sich.

Bei der zweiten Strichart, wo ich meine Finger quer über den Arm hielt, war alles dieß bei weitem schwächer und die Empfindung überhaupt milder.

Bei der dritten Strichart, wo ich meine Hand so auf den Arm_auflegte, daß der Handballen voranging und die Finger nachgeschleppt wurden, wurden Arm und Hände voran am schwächsten hell und es hinterblieb die schwächste Dunkelheit auf der gestrichenen Armfläche. — Die Erklärung von all dem springt nach dem Bisherigen von selbst in die Augen.

§. 1950. Man hat den Armstrich verschiedentlich zum Selbststriche benußt (davon oben §. 557. 559), indem man seinen eigenen Arm mit der Hand des anderen Armes strich. Auch er ermangelte nicht, den Gefühlen entsprechende Lichterscheinungen zu geben. Schon (August 1844) Frl. Reichel (7), in deren Gegenwart ich meine Arme durch die ungleichnamigen eigenen Hände in der Dunkelkammer strich, sah beide Hände und Finger in hellere Leuchte

gerathen. Ich war damals noch zu wenig im Klaren über die Bedeutung dieser Beobachtung, als daß ich sie bei dieser trefflichen Sensitiven richtig zu benußen gewußt hätte. Frau Baronin von Natorp (") machte mir dieselbe Erklärung. Frau Kienesberger (315) sah meine Finger und Hände mit jedem Striche heller werden und nach und nach diese Helle die Arme hinauf sich verlängern. Es war fast gleichgültig, ob ich die Striche innen oder außen an meinen Armen herabführte. Strich ich einen einzelnen meiner Arme mit der andern Hand, meinen linken mit der Nechten, so ward seine Leuchte mit Grau und Blau versetzt; that ich's auf meinem rechten mit der Linken, so wurden Hand, Handteller und Finger mit jedem Striche lichter und gelbröther. Frl. Zinkel (176) sah jedesmal die Hand des Armes, den ich mit der andern Hand strich, stufenweise heller in Leuchte gerathen; und als ich mit der höher leuchtenden Hand meinen andern Arm strich, ward auch diese Hand, und noch schneller in erhöhte Lichtemanation gebracht. Bis hieher war immer nur die Wirkung auf die Hand beobachtet worden, ohne eben forgfältig die Striche bis über die Hände selbst und über die Fingerspisen hinaus zu führen. Als ich die Bedeutung hievon besser verstand, machte ich mit der Frl. Zinkel (1437) erneute Versuche auf Selbststriche. Ich ließ sie dieselben mit ihren eigenen Armen und Händen ausführen. Jetzt ergab sich genau, daß die Selbststriche in keiner Hinsicht sich von Fremdstrichen über die Arme unterscheiden. Sowie die beiderseitigen Fingerspißen oder Hände auf die entgegengeseßten Schultern aufgelegt waren, bildeten sich auf diesen die dunkeln Berührungsflecke, gleichzeitig aber wurden auch schon die Hände im ersten Augenblicke verdunkelt und dann sogleich erhellt. Der Fortstrich über die Arme erzeugte und hinterließ auf beiden Seiten dunkle Streifen, während Arme und Hände vor den Strichen her leuchtender wurden. Strich sie bis an das Geäder, so blieben die Hände mehr und minder leuchtend; strich sie aber gegenseitig bis über Hände und Fingerspitzen hinaus, so wurden beide Hände so dunkel als die Arme. Ein andermal, als ich die Frl. Zinkel (848) sich Selbststriche zu geben bewog, sprach sie sich geradezu dahin aus, daß fie in Gefühl und Lichterscheinungen alles ebenso finde, wie wenn sie ungleichnamige Striche von mir bekommen, mit dem unwesentlichen Unterschiede, daß die Striche von meinen Händen stärker und lichterregender sehen, als die von ihren eigenen.

§. 1951. Die Selbstarmstriche und Selbsthändestriche fallen also ganz unter die Kategorie der Armstriche überhaupt. Und da sie solchergestalt Verladung mit entgegengeseztem Ode mitenthalten, so muß in jedem Falle ihre polare Bedeutung dadurch alterirt worden seyn.

§. 1952. Oftmals hatte mir Frl. Zinkel (848) zwischen die Versuche die Bemerkung eingestreut, daß die Lichterscheinungen, welche die Striche bewirken, durchaus nicht gleichförmig über die Arme verbreitet,

sondern häufig fleckweise von helleren und dunkleren Stellen durchmengt sehen, besonders auf der Außenseite der Arme, und zwar bei Fortstrichen wie bei Rückstrichen, und bei Erhellungen wie bei Verdunkelungen. Dieß sey im Lichte gerade so wie im Gefühle, wo auch fühle und lauwidrige Strichstellen besonders an den Außenarmen häufig wechseln, was an den Innenarmen kaum wahrgenommen worden. Diese Erscheinungen sind nicht nur leicht erklärlich, sondern sie sind eine nothwendige Folge der rückläufigen Hautnerven, die besonders auf den Außenarmen in großer Menge vorkommen und die bei jedem Striche in umgekehrtem Einne gereizt und geodet werden, als die rechtläufigen.

§. 1953. Noch gehört hieher der Strich über einen in der Hand gehaltenen Stab, der nichts anderes ist, als ein anorganisches Verlängerungsstück der Hand. Die Versuche, die ich im Finstern machte, ergeben, soweit meine Aufzeichnungen reichen, das Folgende. Der Frl. Zinkel (845) gab ich eine zwei Spannen lange, fingerdicke Glasröhre in die linke Hand. Sie sah sie nur kaum merklich erhellt; man muß annehmen, daß dieß Odladung von der Hand selbst ist. Nun strich ich darüber mit meinen rechten Fingern herab, und zwar von der Nähe ihrer Hand an bis über das Ende der Glasröhre hinaus; alsbald sah sie die Glasröhre vollkommen und bis zur Unsichtbarkeit fiuster werden. Aber dieß war nicht alles, auch ihre Hand und Finger wurden` dunkel. Nahm ich die umgekehrte Richtung und strich vom Ende des Glasstabes gegen ihre Hand hin, so trieb ich eine fast handlange Leuchte auf der Glasröhre vor meinen Fingern her und in ihre sie haltende Hand hinein, wovon ihre Hand heller wurde; aber auch meine streichenden Finger legten an Licht zu. Je mehr ich solche Rückstriche gegen ihre Hand hin machte, desto heller ward ihre Hand und meine Finger. Es war dieß die geseßliche Folge der Annäherung ungleichnamiger Dopole. Sowie ich aber wieder einen Strich über die Glasröhre abwärts machte, verschwand sogleich wieder alle Leuchte vom Glasstab und beiden. Händen. Gab ich ihr eine armlange Glasröhre in die Hand und strich darüber hinab, so nahm die Wirkung auf ihre Hand mit meiner Entfernung allmählig ab, so daß sie wieder Helle zu gewinnen anfing, als ich mit meinen streichenden Fingern gegen das Ende der Röhre gelangte. - Ein späterer Versuch mit Frl. Zinkel (997) ist ausführlicher. Es ergab dabei der Glasstab gestrichen:

[blocks in formation]
[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Diese Versuchsreihe ist zu viel und zu wenig ausführlich; doch bestätigt sie in der Hauptsache sowohl die vorangegangenen, als auch die hier folgenden Versuche, die ich mit Frl. Beyer (177) anstellte. Sie fand nämlich den Glasstab in der Hand, sowohl in der rechten, als in der linken, daß alle Striche, welche ich abwärts am Glase machte, ebenfalls sowohl mit meiner rechten, als mit meiner linken Hand, vor sich her heller machten, und zwar mit meiner rechten blau, mit meiner linken roth, hinter sich her aber verdunkelten bis ganz erlöschten; dagegen die Striche, welche ich aufwärts gegen ihre Hand hin führte, hinter sich alle den Glasstab bis zur Unsichtbarkeit verdunkelten, vor sich her aber erhellten und Helle gegen die haltende Hand zu und in sie hineintrieben, und zwar in beiden Fällen der ungleichnamigen beiderseitigen Hände mit gegenseitiger Erhellung derselben, in beiden Fällen der gleichnamigen aber auch mit völliger Erlöschung der Hände.

§. 1954. Der Gang des Händestriches auf der in der Hand gehaltenen Glasröhre coincidirt demnach genau mit dem Verlaufe ebendesselben auf den Armen und dient ihm in allen seinen Theilen zur Bestätigung und Erläuterung.

§. 1955. Es ist bei der Verwicklung der Sache, und bei dem schwachen Halte, den das Gedächtniß an Ausdrücken wie links und rechts, hell und dunkel, aufwärts und abwärts, vorwärts und rückwärts, vorn und hinten u. s. w. hat, für den Leser wahrscheinlich schwer, ein klares Bild von den Zuständen und den Gesetzen zu gewinnen und zu behalten, welche die Armstriche beherrschen. Ich fühle daher die Pflicht, ihm mit einem

[ocr errors]

auf die Hauptergebnisse mit Weglassung der Nebenumstände das Verständniß des Ganzen zu erleichtern.

Es ergeben nämlich

A. Die Fingersäge auf fremde Schultern:

im Allgemeinen: Odverladung von den Fingern in die Schulter, Fortbildung herab durch die Arme, Ausströmen desselben durch die Finger in die Luft.

« ZurückWeiter »