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Erstes Buch.

Friedrichs des Großen

Jugendjahre

bis

zu seiner Thronbesteigung.

Friedr. d. Gr. I.

„Es ist ein köstlich Ding einem Manne, daß er das Joch

in feiner Jugend trage."

Klagelieder Jeremid 3, 27.

Friedrich,

riedrich, der im edelsten Sinne des Wortes Herrscher gewesen, wie nie ein anderer Fürst, der Große, der Einzige'); ja selbst von den Völkern, wie von den Geschichtschreibern ausschließlich der König genannt; ist vielfältig auch, über die Gebür, getas delt und herabgefeßt worden. Wie endlich der Erfolg aller Fors schungen über ihn laute, das stehet fest: Friedrich hat sein Volk nicht nur in den Rang der europäischen Großmächte erhos ben, sondern ihm auch eine so mächtige Fackel der Wahrheit ans gezündet, daß der Weg zu fernerem Lichte und Ruhme nur bei der gewissenlosesten Sorglosigkeit wieder zu verfehlen wåre. Aber, Kd nig Friedrich ist nicht nur den Preußen ein geschichtliches Dent mal: alle Völker, alle Fürsten, alle Weisen können an seinem Wes sen sich erbauen und stärken, an welchem, denn die Geschichte ist wahr und treu, auch die geringen Flecken, Sonnenflecken ähnlich, lehrreich find.

Friedrich wurde Sonntag den 24. Januar 1712 gegen Mits tag in Berlin geboren 2). Mit großer Sehnsucht ist seine Erscheis

1) Zuerst von Ramler Auf die Wiederkunft des Königs vom Feldzuge, d. 30. März 1763; dann von Schubart in dem Hymnus,,Friedrich der Große."

2) Die große Denkmünze auf Friedrichs Geburt findet man in Kupfer gestochen und beschrieben in Gütther's Leben Friedrichs I. Königs von Preußen aus Münzen und Schaußtücken. Breslau 1750. 4. S. 435. Die Inschrift sagt, Fr. sei geboren,, Berolini d. XXIV. Januarii Die Dominica Sole meridiano, 1712." Die auf der Berliner Kunstkammer befindliche Kapsel von vergoldetem Silber, welche die Nabelschnur des gr. Königs enthält, führt folgende (buchstäblich genaue) Inschrift: Friederich, Prince de Prusse et d'Orange et né le 24. Janvier 1712 à 111⁄2 heures du matin." über die ungewöhnliche Freude über Friedrichs Geburt s. Küßter's ruhmwürdiges Jugendleben S. 111; auch Gütther a, a. D. S. 433.

nung herbeigewünscht, und dann mit großem Geprånge gefeiert worden; denn die Thronfolge des Geschlechtes der Hohenzollern in Brandenburg-Preußen bedurfte neuer Hoffnungen. Der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm hatte den großen Kummer gehabt, zwei Prinzen im zartesten Alter wieder durch den Tod zu verlie= ren); von seiner Gemalinn Sophie Dorothee von Hannover sagten die Ärzte schon nach der ersten Entbindung, seien keine Nachkommen mehr zu erwarten; weshalb der gebrechliche König Friedrich I. sich noch zu einer dritten Ehe entschlossen hatte 2), wels che ihm aber eitel Gram brachte und vielleicht sein Lebensende beschleunigte. Dreimal willkommen erschien unter solchen Verhält nissen Friedrichs Geburt, dem Großvater, den Eltern, dem Vaters lande ein Stern des Glückes und der besonderen Gunst des Himmels. Ähnliche Erscheinungen pflegen solchen Sehnsuchtskindern eine besonders freudenreiche Jugend zum fröhlichen Angebinde zu bringen. An Friedrichs Wiege opferte das Geschick nichts, was, dem Augenblicke schmeichelhaft fröhnend, den edlen Keim håtte vers derben können, welcher, ein mächtiger Dauerbaum zu werden be stimmt, in widerwärtigem Sturm und Ungewitter lange gehärtet und bewährt werden musste. Auch er sollte, wie Moses und Cyrus, wie Heinrich von Frankreich und Peter von Russland in der lehrreichen Schule der Prüfungen erzogen werden. Ja, wenn es gegründet ist, daß sein Vater, über die Freude eines månnlichen Nachkommen, den neugeborenen Prinzen am Kaminfeuer durch die Heftigkeit der Liebkosungen und durch die Hiße dem Ersticken nahe gebracht; und daß die Kammerfrau dies bemerkt und den Prinzen mit Mühe wieder hergestellt3): so hat die Vorsehung ihm früh, wie spåterhin öfters, das Leben gerettet, damit es der Geschichte und der Menschheit würdig werde.

1) Friedrich Ludwig, Prinz von Oranien geb, d. 23. Novbr. 1707, gestorben d. 13. Mai 1708.

Friedrich Wilhelm, Prinz von Preußen und Oranien geb. d. 16. August 1710, gestorben d. 31. Julius 1711.

2) Friedrich d. III. v. Franz Horn. S. 246.

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3) s. Küster's Lebensrettungen S. 28; dagegen Büsching's Charakter Fr.

II. S. 171,

Die Taufe geschah den 31. Januar Nachmittags 4 Uhr in der Schlosskapelle, nachdem sie Vormittags von allen Kanzeln war bes kannt gemacht worden.

Der Prinz wurde in Begleitung vieler Kavaliere und Damen, unter einem Himmel, von der Markgråfinn Albrecht Friedrich, die von ihrem Gemal und dessen Bruder, dem Markgrafen Christian Ludwig unterstüßt war, nach der Kapelle getragen, wo ihn der König selbst übernahm, welcher sich, bei dem dritten mit den Glocken der Stadt gegebenen Zeichen, sammt Gemalinn, und Sohn, und dem Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, in die glänzend erleuchtete Kapelle begeben und unter einem pråchtigen, mit Gold gestickten Baldachin, dessen vier goldene Quasten vier Ritter des schwarzen Adlerordens: von Bülow, von Tettau, von Syburg, von Spaen; die vier Stangen aber die Kammerherrn Graf Dönhoff, von Flemming, von Grumbkow, von Truchseß hielten, vor einen Tisch mit goldenem Gießbecken gestellt hatte. Der junge Prinz hatte eine kleine Krone auf dem Haupte und war in Silberstück, mit Diamanten beseßt, gekleidet, dessen Schleppe sechs Grås finnen hielten. Det ganze Weg von den Gemächern der Kronprinzefs bis zur Kapelle war mit einer doppelten Reihe von Schweizern und Leibgarden besetzt.

Die Taufe verrichtete, in Gegenwart des ganzen königlichen Hauses und hofes, der reformirte Bischof Ursinus von Bår, wobei alle Glocken der Stadt geläutet und die Kanonen von den Wällen, unter Pauken und Trompeten dreimal gelöst wurden. In der Kapelle war Musik. Die abwesenden Pathen: Kaiser Karl VI. '), die verwitwete Kaiserinn, Zar Peter, die Generalstaten, der Kanton Bern, der Kurprinz von Hannover und die verwitwete Herzoginn von Mecklenburg), wurden von dem Könige, der Königinn, dem Kronprinzen und dem Fürsten von Anhalt vorgestellet. Der Prinz, als Prinz von Preußen und von Oranien geboren, wurde, nach den

1) Siche Beilage. 1.

2) So nennt die Pathen die Europäische Fama, welche den gegenwärtigen Zustand der vornehmsten Höfe entdecket. Der 126. Theil. s. 1. 1712. S. 501.

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