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57. Nr. 17

1913

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bildungen 14 und 15 verwiesen. Im Anschluß an jene Ausführungen sei hier nochmals besonders betont, daß die späteren Angaben für die im Kerbgrunde der Stäbe 1 und 2, Abb. 4 und 5, mit scharfeckigen rechtwinkligen Kerben herrschenden Spannungen nicht als wirkliche Spannungswerte aufzufassen sind. Jene Werte haben vielmehr nur als Formänderungswerte zu gelten, die unter den in Z. 1912 S. 1351 angegebenen Voraussetzungen berechnet sind und lediglich zum bequemen Vergleich mit den an den übrigen Meßpunkten gefundenen Werten, welche wirkliche Spannungswerte sind, dienen sollen. Aus diesem Grunde sind jene Werte an den

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Abb. 15.

Abb. 16.

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Abb. 17.

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Abb. 20.

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Kerbrändern der Stäbe 1 und 2 in den Zahlentafeln und Schaubildern auch durch Einklammerung besonders kenntlich gemacht.

Die Höchstlast Pmax der Probestäbe wurde bei allen acht Stäben so gewählt, daß bei Annahme gleichmäßiger Spannungsverteilung über den durch die Kerben am meisten geschwächten Querschnitt f (Querschnitt AC in Abb. 1) die mittlere Spannung 6m = 750 kg/qcm betrug.

An allen Meßpunkten mit Ausnahme der Meßpunkte am Kerbrande wurden die Formänderungen sowohl in der Richtung der wirkenden Kraft P (Längsrichtung) als auch senkrecht dazu in der Richtung AC in Abb. 1 (Querrichtung) gemessen. Bezeichnet a die Dehnungszahl, & die spezifische Dehnung und m das Verhältnis der Längs- zur Querdehnung, so gilt für die Spannungen σ in der Längsrichtung und die Spannungen 6, in der Querrichtung:

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So

Die in dieser Weise berechneten Längs- und Querspannungen 61 und 2 sind in der Zahlentafel 1 enthalten. wohl die Längsspannungen wie auch die Querspannungen sind Zugspannungen. Die Längsspannungen 6, sind außerdem in den Schaubildern Abb. 13 bis 20 als Ordinaten von der durch die Kerbmitte senkrecht zur Stabachse gelegten Querlinie aus eingetragen. Hinsichtlich der Bewertung der Höchstspannungen Omax am Kerbrande sei daran erinnert, daß die größte Belastung Pmax so gewählt wurde, daß bei der Annahme gleichmäßiger Verteilung über den durch die Kerben am meisten geschwächten Querschnitt (Querschnitt AC in Abb. 1) die mittlere Spannung = 750 kg/qcm betragen würde. Diese mittlere Spannung 6 von 750 kg/qcm ist in den Schaubildern Abb. 13 bis 20 als gestrichelte Linie eingetragen.

m

m

Eine vergleichende Betrachtung dieser Spannungsschaubilder läßt folgendes erkennen:

Die Spannung am Kerbrande ist um so größer, je kleiner der Halbmesser des Kerbgrundes ist. Dies zeigt für die 5 mm tiefen1) Kerben ein Vergleich der Stäbe 1, 3, 62) und 82) (Abb. 13, 15, 18 und 20) und für die 15 mm tiefen Kerben ein Vergleich der Stäbe 2, 4, 5 und 72) (Abb. 14, 16, 17 und 19). Bei gleichem Halbmesser des Kerbgrundes und gleicher Breite der Kerbe ist die Höchstspannung am Kerbrande um so größer, je tiefer die Kerbe ist, wie ein Vergleich der Stäbe 3 und 4 (Abb. 15 und 16) einerseits und 6 und 7 (Abb. 18 und 19) anderseits beweist.

Bei Kerben, die durch einen Halbkreis gebildet werden, ist die Randspannung um so größer, je kleiner der Halbmesser der Kerben ist, wie dies die Stäbe 3 und 5 (Abb. 15 und 17) zeigen. Bei Kerben mit geradlinigem, zur Stablängsachse parallelem Grunde ist die Höchstspannung am Kerbrande um so kleiner, je größer die Kerbbreite ist.

Sieht man von den Stäben 1 und 2 mit scharfeckigen Kerben ab, so ist, wie die Zahlentafel 2 zeigt, die größte Spannung max am Kerbrande bei den untersuchten Kerb

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deutscher Ingenieure.

formen 1,43- bis 2,48 mal größer als die mittlere Spannung 6m, und zwar gelten die größeren dieser Werte für die Stäbe mit tieferen Kerben sowie für diejenigen Stäbe, deren Kerbgrund nach einem kleineren Krümmungshalbmesser ausgerundet ist.

Hinsichtlich ihrer Form unterscheiden sich die Spannungsschaulinien dadurch voneinander, daß bei den Stäben 1, 3, 6 und 8 mit weniger tiefen Kerben (Kerbtiefe 5 mm) die Spannung bereits in geringer Entfernung vom Kerbrande den Wert der mittleren Spannung 6m erreicht und dann nach dem Unterschreiten von „ nur noch wenig weiter abnimmt, so daß die Spannungsschaulinie nach dem Unterschreiten von 6m angenähert etwa parallel zur Schaulinie der mittleren Spannung om verläuft. Bei den Stäben 2, 4, 5 und 7 mit größerer Kerbtiefe (Kerbtiefe 15 mm) nimmt dagegen die Spannung auch noch nach dem Unterschreiten der mittleren Spannung 6m nicht unerheblich weiter ab, so daß der mittlere Teil der Spannungsschaulinie dieser Stäbe gegenüber dem nahezu geradlinigen mittleren Teile der Spannungsschaulinie der vorgenannten Stabgruppe mehr ausgerundet erscheint. Aus diesem Grunde ist auch bei den Stäben mit größerer Kerbtiefe die Mindestspannung min in der Stabmitte nicht unwesentlich geringer als bei den Stäben mit kleinerer Kerbtiefe. Die Werte der Mindestspannung min betragen bei den verschiedenen Stäben 0,71 bis 0,98 vH des Wertes der mittleren Spannung 6m (vergl. Zahlentafel 3).

Zahlentafel 3. Gegenüberstellung der Mittelwerte der Mindestspannungen Omin in der Stabmitte und der mittleren Spannungen ́m.

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Es handle sich um einen abgesetzten Rundstab, der auf der linken Seite gelagert ist und auf der rechten Seite durch die Kraft P auf Biegung beansprucht werde (Wellenzapfen). Die Uebergangstelle von dem stärkeren zu dem schwächeren Teil sei gut ausgerundet. Man pflegt dann allgemein einen derartigen Stab auf genügende Festigkeit in der Weise zu berechnen, daß man setzt:

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worin M das durch P erzeugte Biegungsmoment, W das Widerstandsmoment und k, die Biegungsfestigkeit ist. Diese Art der Berechnung ist nach dem Vorstehenden zutreffend. Es tritt nämlich in dem am meisten gefährdeten Querschnitt ab eine wesentliche Spannungserhöhung ein, die in den üblichen Formeln der Biegungslehre nicht berücksichtigt ist. Diese Formeln nehmen vielmehr nur eine geradlinige, von der Mittelachse des Stabes bis zum Außenrande linearproportional anwachsende Spannung an. Diese Annahme ist jedoch nicht richtig.

Um dies zu erkennen, stelle man sich den soeben betrachteten abgesetzten Stab um die Ebene ab symmetrisch in der punktiert eingezeichneten Weise verdoppelt vor. Man hat dann grundsätzlich die gleiche Stabform wie bei den untersuchten gekerbten Zugstäben. Es wird also auch bei

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rung den Hohlkehlen an Querschnittsübergängen einen um so größeren Krümmungshalbmesser geben muß, je größer der Unterschied der beiden Querschnitte zu beiden Seiten der durch die Hohlkehle auszurundenden Uebergangstelle ist. Zusammenfassung.

Soweit das Gebiet durch die vorstehenden Versuche gedeckt ist, ergibt sich für auf Zug beanspruchte, seitlich gekerbte Flachstäbe von gleicher Breite für den am meisten durch die Kerben geschwächten Querschnitt innerhalb des Gebietes der elastischen Formänderungen folgendes:

1) Bei gleicher Kerbtiefe ist die Spannung am Kerbrande um so größer, je kleiner der Halbmesser des Kerbgrundes ist.

2) Bei gleichem Halbmesser des Kerbgrundes und gleicher Kerbbreite ist die Spannung am Kerbrande um so größer, je tiefer die Kerbe ist.

3) Bei Kerben, die durch einen Halbkreis gebildet werden, ist die Spannung am Kerbrande um so größer, je kleiner der Halbmesser ist.

4) Sieht man von den Stäben mit scharfeckigen Kerben ab, so ist für die untersuchten Stäbe die Spannung am Kerbrande 1,43- bis 2,48 mal größer als die mittlere Spannung 6m, mit der man zu rechnen pflegt.

5) Die Mindestspannung in der Stabmittelachse beträgt bei den untersuchten Stäben 0,71 bis 0,98 der mittleren Spannung 6m.

Sitzungsberichte der Bezirksvereine.

Fränkisch-Oberpfälzischer Bezirksverein.

Fidelis Nerz +

Fidelis Nerz war am 22. März 1856 in Dinkelsbühl geboren. Er erhielt seine Vorbildung in den Schulen seiner Vaterstadt, trat als Volontär in das Physikalisch-mechanische Institut von Prof. Dr. Max Th. Edelmann in München ein und gab sich dem Berufe, den er aus Neigung gewählt hatte, mit großem Fleiß und der ihm eigenen Gründlichkeit hin. Unter Zuhülfenahme seiner freien Zeit erwarb er sich selbst die Mittel, um seine Ausbildung durch Besuch der Vorlesungen an der Hochschule zu vervollkommnen. Er wurde darauf von Edelmann als Ingenieur angestellt und später zum technischen Leiter ernannt.

Im Jahr 1886 von Siegmund Schuckert, der seinen Wert erkannt hatte, nach Nürnberg berufen, wurde Nerz mit der Konstruktion elektrischer Apparate betraut; bald darauf wurde ihm die Ueberwachung der Herstellung der neu eingeführten Parabolspiegel und der Bau der Scheinwerfer übertragen. Damit betrat er das Gebiet, auf dem er sich ganz besonders und mit reichem Erfolge betätigt hat, und mit dem sein Name wohl untrennbar verbunden ist. Unter seiner Leitung wurde diese Fabrikation sehr vervollkommnet. Die Nürnberger Scheinwerfer entwickelten sich zu Apparaten von großer Bedeutung, sie sind in fast allen Marinen und Heeren der Erde vertreten. Außer seinen klaren theoretischen Arbeiten über Scheinwerfer ist auch seine Tätigkeit auf dem Gebiete der allgemeinen Beleuchtungs

technik zu erwähnen. Die Einführung und Vervollkommnung der indirekten Beleuchtung bei der Firma Schuckert & Co. ist hauptsächlich sein Werk.

Im Jahr 1896 wurde Nerz zum Prokuristen und stellvertretenden Direktor der Firma Schuckert & Co., im Jahre 1902 zum Direktor der Firma und zum Vorstand ihrer Apparate-Abteilung ernannt. Bei der Gründung der SiemensSchuckert-Werke G. m. b. H. am 1. April 1903 trat er als Direktor zu der neuen Gesellschaft über und wurde zum Leiter ihrer Nürnberger Werke ernannt. Hier war es ihm vergönnt, sein ganzes reiches Können zu entfalten. Er widmete sich

mit gleichem vollem Interesse der Verwaltung und dem Ausbau der ihm unterstellten Werke, wie dem Ergehen des gesamten ihm unterstellten Personales und war außerdem stets gern bereit, seine reichen Erfahrungen und seine Arbeitskraft öffentlichen Einrichtungen, Fachverbänden und fachlichen Vereinen zur Verfügung zu stellen. Er konnte sich denn auch eines hohen Ansehens in den weitesten Kreisen seiner Berufsgenossen erfreuen. Von der Kgl. Staatsregierung wurde seine Bedeutung durch die Verleihung des Ordens vom hl. Michael

III. Klasse gewürdigt. Früher war er bereits von der dänischen Regierung durch die Verleihung des DanebrogOrdens ausgezeichnet worden. Ganz wissen ihn aber wohl nur die zu würdigen, die das Glück hatten, mit ihm zusammen zu arbeiten, denen er nicht nur durch sein gründliches technisches Können ein Vorbild war, sondern die auch seines großen Wohlwollens und seiner Liebenswürdigkeit teilhaftig werden konnten, welche einen Grundzug seines Wesens bildeten.

Am 1. April 1913 riß ihn der Tod aus seinem arbeitsreichen Leben, viel zu früh für die Technik, die einen ihrer würdigsten Vertreter verloren hat.

Eingegangen 9. u. 18. Jan. 1912. Sitzung vom 20. Dezember 1912. Vorsitzender: Hr. Winter-Günther. Schriftführer: Hr. Einberger. Anwesend 40 Mitglieder und 5 Gäste. Der Vorsitzende berichtet über die Tätigkeit des Vereines im Jahre 1912. Hr. Professor Dr. J. Goldstein aus Darmstadt (Gast) spricht über das Naturgesetz im Wandel der Zeiten. Der Redner schildert die Entstehung des Begriffes »Naturgesetz aus den Zusammenhängen des griechischen Lebens. Im Gebiete des Menschlichen hat sich der Gesetzbegriff gebildet und ist von hier aus auf die Natur übertragen worden. Erst die Stoiker haben den Begriff des Gesetzes als Ausdruck für die Naturordnung zur allgemeinen Anerkennung gebracht. Im Mittelalter empfing er eine verstärkte, religiöse Färbung, und auch die Begründung der neuzeitlichen Naturwissenschaft und Philosophie sah in den physikalischen Gesetzen eine be

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sondere Anordnung des Schöpfers. Unter Einwirkung des Pantheismus, der Gott und Natur gleichsetzte, kam die religiöse Verehrung auf, von der sich erst die Freidenker des 18. Jahrhunderts befreiten. Der Redner geht zur modernen Auffassung über, die die subjektiven Gesichtspunkte in der Fassung des Naturgesetzes betont. Nach Ostwald haben die Naturgesetze die Beschaffenheit von Wegweisern, die uns lehren, was zu erwarten ist, nachdem gewisse Erfahrungen gemacht worden sind, oder welche Bedingungen wir verwirklichen müssen, damit gewisse andre Geschehnisse eintreten. Die Notwendigkeit, die man dem Naturgesetz zuschreibt, besteht nur im Kopfe des Beobachters. Alle Naturgesetze sind nur vorläufig und angenähert, Ableitungen aus einer verhältnismäßig kleinen Anzahl von Erscheinungen. Der Gesetzesbegriff ist nur dort anwendbar, wo Dauer und Gleichmäßigkeit vorhanden sind. Diese sind aber nicht überall gegeben. Die Naturgesetze sagen uns: Was ist, aber nicht: Warum etwas ist; sie sind daher keine Erklärungen im tieferen Sinne. Die Naturgesetze haben nur noch unser Staunen und unsere Verwunderung über das Weltall vergrößert.

In dem sich anschließenden Meinungsaustausch bemerkt Hr. Bogatsch, daß die veränderte Bewertung mancher Naturgesetze dadurch zu erklären sei, daß die Gesetzmäßigkeiten, die innerhalb bestimmter Erfahrungsgrenzen beobachtet worden sind, über diese Grenzen hinaus verallgemeinert wurden.

Er weist dann darauf hin, daß man gewissermaßen drei Gruppen von Naturgesetzen unterscheiden könne. Die erste Gruppe umfaßt die physikalischen und chemischen Gesetzmäßigkeiten der anorganischen Welt, die zwischen verschiedenen Erscheinungsreihen zahlenmäßige Verhältnisse festlegen. Zu ihnen gehören beispielsweise das Gravitationsund das Energiegesetz.

Eine zweite Gruppe scheint in der organischen Welt zu herrschen. Hier gelten zwar die physikalischen und chemischen Grundgesetze ebenfalls, aber sie werden durch eine Art höhere Gesetzmäßigkeit bestimmten Zielen zugelenkt: ähnlich wie der Ingenieur, der eine Maschine baut, dies nur unter Verwendung der physikalischen und chemischen Naturgesetze und in Uebereinstimmung mit ihnen tun kann, die Gesetze aber nach einem bestimmten Plan verwendet. Diese Gesetzmäßigkeit der belebten Welt, über welche namentlich die moderne Biologie überraschende Tatsachen aufgeschlossen hat, zeigt keinen zahlenmäßigen Zusammenhang der Erscheinungen, sondern eine Richtung, in der sie verlaufen; und diese Richtung ist immer: Erhaltung des einzelnen Lebewesens und in letzter Linie Fortpflanzung der Art.

Ueberblickt man endlich die organische Welt als Ganzes, so erkennt man eine dritte Art von Gesetzmäßigkeit. Durch die äonenlangen Entwicklungsreihen, die sich in die fabelhafte Formenfülle der heutigen Lebewelt verzweigt haben, zieht sich deutlich ein gewisser Zug nach oben, eine Entwicklung vom Einfachen zum Zusammengesetzten, von dem unbewußten Seelenleben der Zelle bis zur schöpferischen Geistestat des menschlichen Gehirnes. Dieses Entwicklungsgesetz, das durch die Auslese im Daseinskampf allein wohl nicht genügend erklärt wird, scheint den vorerwähnten biologischen Gesetzen in ähnlicher, wenn auch nicht so eindeutiger Weise als Leitlinie zu dienen, wie diese den Naturgesetzen der anorganischen Welt.

Der Redner bittet schließlich den Vortragenden um Auskunft, wie sich die modernen Philosophen zu den angeregten Fragen stellen.

Hr. Dr. Goldstein: Im Vortrag sind nur die Naturgesetze der anorganischen Welt behandelt worden. Es ist fraglich, obman jenseits der anorganischen Welt von Gesetzen überhaupt sprechen kann. Richtig ist, daß es in der organischen Welt Geschehnisse gibt, die sich mechanisch allein nicht deuten lassen. Die Neo-Vitalisten unter den modernen Physiologen nehmen an, daß der Organismus eine Eigengesetzlichkeit besitzt, die neben oder über den physikalischen und chemischen Gesetzen wirkt. Zur Erklärung geistiger Vorgänge erläutert der Vortragende die Art und Weise, wie der Mensch verwickelte Bewegungen, z. B. Klavierspielen, Schlittschuhlaufen usw., erlernt. Die einzelnen Bewegungen werden erst bewußt ausgeführt, bis sie durch Uebung und Gewohnheit unbewußt und schließlich rein mechanisch erfolgen. So werden hier seelische Vorgänge zu selbsttätigen. Das wäre vielleicht ein Weg, das Mechanische aus dem Geistigen zu erklären; jedenfalls sind die früheren Versuche, das Geistige aus dem Mechanischen zu erklären, bisher stets erfolglos gewesen. Im übrigen verweist der Redner die Herren, die sich für solche Fragen interessieren, besonders auf das Werk von Bergson »Schöpferische Evolution<< und sein eigenes Werkchen »Wandlungen in der Philosophie der Gegenwart«.

deutscher Ingenieure.

Hr. Walcher berichtet über den vierten Band der Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie, herausgegeben von C. Matschoß1).

Am 6. Dezember 1912 sprach Hr. Dipl.-Ing. Dr. E. Schilling aus München (Gast) über

den gegenwärtigen Stand der Gasindustrie.

Der Redner schildert die Fortschritte der Gasbeleuchtung und geht zu der gewaltigen Entwicklung der Gaswerke in gastechnischer, maschinentechnischer und baulicher Hinsicht über. Die Bewältigung der Kohlenmassen durch Fördereinrichtungen, die wirtschaftliche Entgasung in großen Mengen, die Aufbereitung der Koks, die weitere Behandlung des Rohgases und der sich abscheidenden Nebenerzeugnisse, die Aufspeicherung des gereinigten Gases in Behältern bis zu 14 Mill. cbm Fassungsraum, endlich die Verteilung des Gases auf immer größere Entfernungen unter genauer Regelung des Druckes, das sind Aufgaben, die mit dem Anwachsen des Gasbedarfes in den Städten immer höhere Anforderungen an die Technik gestellt haben. Der Gasverbrauch in Deutschland ist trotz des Wettbewerbes der gewaltig sich entwickelnden Elektrizitätswerke, trotz des Hinzutretens der Kokereigasversorgung und trotz der vielerlei Einzelanlagen für Generatorgas, Wassergas usw., wie sie namentlich in größeren industriellen Werken den Kraft- und Heizgasbedarf decken, unausgesetzt im Wachsen begriffen. In Nürnberg ist der jährliche Gesamtverbrauch an Gas von 1910 auf 1911 um rd. 212 Mill. cbm oder 82 vH gestiegen, für 1912 aber ist mit Sicherheit eine Steigerung von 12 vH zu erwarten. In München ist die nutzbare Gasabgabe in den letzten 10 Jahren 1901 bis 1911 von rd. 15 Mill. cbm auf 37 Mill. cbm, also ebenfalls im Jahr durchschnittlich um über 2 Mill. cbm gestiegen.

Die Zunahme der Gasmesserzahl betrug in Deutschland nach der Statistik der Zentrale für Gasverwertung 1911 10 vH, diejenige der Gasautomaten über 34 vH, ein Zeichen, wie sehr gerade die weniger bemittelten Bevölkerungsklassen Bedarf an Gas haben. In Berlin hat der Zuwachs an Gasabnehmern vom 1. April 1911 bis 31. März 1912 gegen 40 000 betragen. In den Berliner Vorstädten ist der Gasverbrauch bereits derart verbreitet, daß 98 vH aller Haushaltungen Gasanschluß haben, was nicht zum mindesten dem dortigen billigen Einheitspreis von 123 zuzuschreiben ist.

Diese wenigen Zahlen geben ein ungefähres Bild von der Entwicklung des Gasverbrauches und damit zusammenhängend von dem Wachstum der Gaswerke, die in der Regel, kaum neu erbaut, schon wieder erweitert werden müssen und durchschnittlich im Laufe von 10 Jahren ihre Leistungsfähigkeit zu verdoppeln haben. Dementsprechend sind die modernen Gaswerke auch mit neuen, leistungsfähigeren Einrichtungen ausgerüstet. Die Oefen, die früher mit Retorten von nur 150 kg Kohleninhalt in vierstündigen Vergasungsperioden arbeiteten, haben jetzt Retorten von 500 kg Fassungsraum, die in 12stündigen Perioden beschickt werden, und die Kammeröfen, die in 24 stündigen Entgasungszeiten bis zu 6 t Kohle in einer Kammer abdestillieren, nähern sich schon immer mehr den Einrichtungen der Destillationskokereien. Einen Ueberblick über die Fortschritte im Ofenbetrieb der Gaswerke gibt Zahlentafel 1.

Folgende Gesichtspunkte haben für die Entwicklung des Ofenbetriebes als Richtlinien gegolten: 1) Erhöhung der Ofenleistung, 2) Verringerung des Brennstoffverbrauches, 3) Bewältigung der zu bewegenden Massen durch maschinelle Einrichtungen und gleichzeitig gesundheitliche Verbesserung der noch zu leistenden Handarbeit. Nach diesen drei Richtungen sind, wie aus der Zahlentafel hervorgeht, ganz gewaltige Fortschritte zu verzeichnen. Das Bestreben nach Verringerung des Brennstoffverbrauches hat neuerdings dazu geführt, zur Heizung der Oefen Zentralgaserzeuger einzurichten und diese möglichst mit billigen Brennstoffen oder Koksabfällen zu betreiben. Die Verwendung dieser von der Kokssortierung herrührenden Abfälle, des sogenannten Koksgruses, hat von jeher auf Gaswerken volle Aufmerksamkeit gefunden. Während man früher dieses Material in sehr ungeeigneter Weise zur Auffüllung von Zwischendecken verwendete, wird es jetzt entweder in Koksstaubfeuerungen zur Heizung der Dampfkessel oder vielfach auch in Generatoren zur Erzeugung von Kraftgas verwendet, das wiederum zum Betrieb der elektrischen Kraftanlage des Gaswerkes dient. Die meisten größeren Gaswerke besitzen heute neben der Steinkohlengaserzeugung auch eine Wassergasanlage, die den Vorteil bietet, stärkeren Schwankungen rascher folgen zu können,

1) s. Z. 1913 S. 549.

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als es mit dem Ofenbetrieb allein möglich ist, und die außerdem eine nach vielen Richtungen hin erwünschte Aushülfe bildet. Freilich ist auch der Wert der Gaskoks, die zur Erzeugung des Wassergases dienen, als Brennstoff im Laufe der Zeit immer mehr anerkannt worden, so daß es im allgemeinen wirtschaftlicher ist, die Koks zu verkaufen, als sie zu vergasen. Dies ist um so mehr der Fall, als die Gaskoks sich zu Zentralheizungszwecken immer mehr einführen. Mit den neueren Ofenarten der Gaswerke sind auch die Koks zu diesen Zwecken geeigneter, namentlich etwas härter geworden. Versuche, die in München mit Koks aus Münchener Kammeröfen vom Bayerischen Revisionsverein angestellt wurden, haben ergeben, daß diese Koks den Ruhrhüttenkoks im Heizwert und in der geringen Schlacken- und Aschenbildung gleichwertig sind. Dabei sind aber Gaskos nicht unwesentlich billiger als Hüttenkoks.

Neben den Gaskoks verfügen die Steinkohlengaswerke noch über zwei andre Nebenerzeugnisse, die in den letzten Jahren immer höhere Bedeutung gewonnen haben und dazu beitragen, den Betrieb wirtschaftlich und die Gaserzeugnisse billig zu gestalten, es sind dies das Ammoniak und der Teer. Das Ammoniak hat seine größte Bedeutung in der Form von schwefelsaurem Ammoniaksalz als Düngemittel. Wie früher England, beherrschen jetzt die deutschen Kokereien und Gaswerke mit ihrer Erzeugung von mehr als 400 000 t im Werte von über 100 Mill. M den Weltmarkt. Das Ammoniaksalz verdrängt immer mehr den ausländischen Chilisalpeter, dessen Verbrauch seit 1896 nur um 40 vH zugenommen hat, während der an schwefelsaurem Ammoniak um rd. 300 vH gestiegen ist. Auch der Teer hat mit der Entwicklung unserer deutschen Industrie immer mehr an Bedeutung gewonnen. Schon auf ihrer ersten Entwicklungsstufe haben die deutschen Gaswerke, die damals noch keinen geeigneten Absatz für dieses Nebenerzeugnis fanden, versucht, den hohen Heizwert des Teers zur Feuerung nutzbar zu machen. Bald erkannte man aber, daß es eine Vergeudung war, die im Rohteer enthaltenen edlen und hochwertigen Stoffe durch Verbrennung zu vernichten. Man zerlegte den Teer durch fraktionierte Destillation in Leicht-, Mittel- und Schweröle. Durch diese Veredlung des Teeres erhöht sich sein Wert fast aufs Doppelte. Die Verwendung der Teererzeugnisse zur Herstellung von Farbstoffen, zur Holztränkung und andern Zwecken soll hier nur erwähnt und es soll besonders auf die Bedeutung hingewiesen werden, die das Teeröl neuerdings zur sogenannten Teerölfeuerung und zum Betrieb von Dieselmotoren gewonnen hat. Die Erzeugung von Teeröl stieg von 1906 bis 1911 von 150000 t auf 350000 bis 400 000 t, deren Vertrieb hauptsächlich in den Händen der Deutschen Teerprodukten-Vereinigung in Essen-Ruhr liegt. Freilich haben an der Erzeugung von Teer die Kokereien den größten Anteil, und die eigentliche Teerdestillation wird von den Gaswerken bis jetzt fast gar nicht betrieben. Bei dem nicht unerheblichen Bedarf an Teerölen und Pech, den die Städte für ihre Kraftanlagen und zur Herstellung von Pflasterkitt und von Teer-Makadam haben, tritt jedoch an die städtischen Gaswerke die Aufgabe heran, diese Erzeugnisse durch Destillation des eigenen Teeranfalles selbst herzustellen und sich dadurch von der Marktlage unabhängiger zu machen.

Der Redner erwähnt einen Vortrag von Kutzbach im Bayerischen Verein von Gas- und Wasserfachmännern '),

1) Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung 1911 S. 805.

worin nachgewiesen ist, daß gerade die Gaswerkerzeug nisse, Koksgrus, Teeröl und Gasölteer und Rohteer, die billigste Krafterzeugung ermöglichen, daß weniger als 1/4 kg Teeröl oder Rohteer zur Erzeugung einer Pferdekraftstunde genügt und daß sich mit dem Teer, der aus einem städtischen Gaswerk abfällt, die ganze Stadt mit elektrischem Licht und mit Kraft versorgen läßt, ohne von andern abhängig zu sein. Die Gaswerke spielen nicht nur durch ihr Haupterzeugnis, das Gas, eine wichtige Rolle im Haushalt unserer Städte, sondern auch durch die Nebenerzeugnisse: Koks, Ammoniak und Teer, deren Bedeutung (und Wert im Steigen begriffen ist.

In

Die Fernversorgung ist erst in neuerer Zeit voll gewürdigt worden. Den größten Aufschwung hat sie durch die Verwendung von Koksofengasen im Ruhrbezirk gefunden, wo gegenwärtig rd. 45 Städte und Gemeinden mit Koksofengas versorgt sind. Eine der größten Anlagen ist die für die Stadt Barmen; die in der Luftlinie gemessene 47 km lange Leitung liefert bei einem Anfangsdruck von 21/2 m Wassersäule stündlich 6000 cbm Gas. Die Fernleitungskosten werden von den Zechenverwaltungen allgemein mit 1/cbm berechnet. der Regel liefern die Zechen das Gas zu 3 /cbm. Die Städte müssen hierbei aber die Gasbehälter, ferner eine ReserveWassergasanlage und das gesamte Verteilrohrnetz mit Zuleitungen und Gasmessern stellen und verzinsen, abschreiben und unterhalten. In Barmen beträgt der Verkaufpreis des Gases 10 /cbm. In ausgiebigstem Maße sind Fernleitungen zur Versorgung der Vororte großer Städte gebaut worden; aber auch für die zentrale Gaslieferung an größere Gebiete, ähnlich den sogenannten Ueberlandkraftwerken, sind Anlagen in Oberschlesien, Sachsen, Elsaß usw. entstanden, die sich trotz der zum Teil sehr billigen Stromversorgung dieser Gebiete günstig entwickeln und den Beweis liefern, daß neben der Elektrizitätsversorgung auch diejenige mit Gas unentbehrlich ist.

Der Vortragende schildert die Verwendung des Gases als Heizmittel in Industrie und Haushalt.

Versuche, die vom städtischen Gaswerk in Stockholm mit Gas, Koks und Kohlen angestellt wurden, haben folgende Ergebnisse gehabt:

Zahlentafel 2. Glühen und Härten mit Gas. Vergleich der Leistungen mit verschiedenen Brennstoffen.

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