deutscher Ingenieure. seit 1892 als eines der eifrigsten Mitglieder an. Infolge seiner treuen Mitarbeit wurde er an seinem 70 sten Geburtstag auch von diesem ältesten aller technischen Vereine Deutschlands zum Ehrenmitglied ernannt. Im Juni 1912 hat auch das Royal Sanitary Institute in London bei seiner in Berlin abgehaltenen Versammlung die hohen Vedienste Herzbergs um die Förderung der hygienischen Wissenschaft und Technik rühmend anerkannt und ihn aus dieser Veranlassung zu seinem Ehrenmitglied erwählt. Die zahlreichen Ehrungen, Gaben der Liebe und Dankbarkeit und treu gemeinten Wünsche, die Herzberg bei seinem 70 sten Geburtstage am 8. Dezember 1911 dargebracht wurden, lieferten den lebendigen Beweis für die außerordentliche Wertschätzung, deren sich sein unermüdliches, erfolgreiches und von reiner Nächstenliebe geleitetes Schaffen zu erfreuen hatte. Die Erinnerung an diesen Tag hat ihm sein ganzes letztes Lebensjahr verklärt, und die Freude, bald in dankbarem Gedenken an das vorige Jahr seinen 71sten Geburtstag feiern zu können, crfüllte ihn noch, wie aus seinen Briefen hervorgeht, in seinen letzten Lebensstunden. Das Schicksal hatte es anders beschlossen. Am 4. Dezember 1912 wurden seine sterblichen Ueberreste im Krematorium zu Berlin den Flammen übergeben, und wehmutvolle Abschiedsworte, von Liebe und Dankbarkeit erfüllt, wurden ihm bei der Trauerfeier nachgerufen. Wir werden sein Andenken in hohen Ehren bewahren, erfüllt von dem Wunsche, daß auch in künftigen Zeiten dem Verein deutscher Ingenieure Männer angehören mögen, die sein Wohl mit so treuer Liebe und Aufopferung zu fördern streben, wie er es getan hat! Verein deutscher Ingenieure. Berliner Bezirksverein deutscher Ingenieure. Die Erweiterungsbauten des Getreidespeichers in Königsberg, Der Getreideverkehr Königsbergs ist einer der bedeutendsten in Deutschland. Königsberg ist von jeher ein wichtiger Ausfuhrplatz namentlich für russisches Getreide gewesen, das auf der Eisenbahn unter Zollverschluß über die Grenze kommt und hier auf Dampfer oder Segler umgeschlagen wird. Die Bedeutung der ostpreußischen Hauptstadt als Ausfuhrhafens hat sich aber in der letzten Zeit noch ganz bedeutend dadurch gehoben, daß unter dem Einfluß einer der Landwirtschaft günstigen Gesetzgebung die Einrichtung der Einfuhrscheine für Getreide geschaffen worden ist. Dieses Gesetz hatte zur Folge, daß, obgleich das Deutsche Reich nicht genügend Getreide für seinen eigenen Bedarf erzeugt, doch eine sehr lebhafte Ausfuhr von deutschem Korn stattgefunden hat und überall noch stattfindet. Der Fehlbetrag muß durch überseeisches Getreide gedeckt werden. Eine große Zahl deutscher Seehäfen, die früher ausschließlich Einfuhrhäfen für Korn gewesen sind, z. B. Hamburg, ist dadurch zu Korn-Ausfuhrhäfen geworden, und auch von Königsberg wird nicht nur russisches Getreide ein, sondern in sehr erheblichem Maß auch deutsches Korn ausgeführt, was natürlich die Umschlagtätigkeit an diesem Platze sehr gesteigert hat. Die Zufuhr von Getreide, Saaten, Sämereien, Kleie und Oelkuchen, soweit sie durch das Königsberger Wiegeamt und die Wäger der Königsberger Lagerhaus-A.-G., der Besitzerin des zu beschreibenden Speichers, gewogen worden sind, betrug: Die Gesamtzufuhr betrug also: 1909 Seewärts verschifft wurden nach 1909 1911 736593 t 792867 » der Zollamtliste an Oelkuchen: 469 350 t 504384 » 536515 >> Während man aber an andern Plätzen mit großem Getreideumschlag mit einer verhältnismäßig geringen Anzahl von Kornspeichern auskommt, wie z. B. in Hamburg, Bremen. und Stettin, indem das Getreide vorzugsweise im Durchgangverkehr den Platz berührt oder in Lagerkähnen, d. h. in schwimmenden Speichern, untergebracht wird, haben die Gebräuche des Königsberger Kornhandels die Beschaffung sehr großer Lagerräume nötig gemacht. Auch der Umstand, daß die Schiffahrt nicht das ganze Jahr über offen ist, hat in diesem Sinne mitgewirkt, und so findet man in Königsberg eine Gesamtspeicherfassung für Getreide, wie wohl kaum an einem zweiten Platze der deutschen Küste. Schon 1897 hat die Königsberger Lagerhaus-A.-G. einen sehr großen Speicher mit 9 Schüttböden und einem Erdgeschoß gebaut 1), der im Jahre 1911 durch den Zubau eines neuen Flügels um fast die Hälfte vergrößert worden ist. Die Gesamtfassung dieses früher rd. 40 000 t Schwergetreide bergenden Speichers beträgt nunmehr unter Annahme einer Schütthöhe von 1,8 m auf allen Böden 56000 t und bei einer Schütthöhe von 2 m etwa 62000 t, womit dieser Speicher an die Spitze aller deutschen Großspeicher gerückt ist. Während der Bau vom Jahr 1897 außer der Schüttbodenlagerung noch eine Silolagerung von rd. 5000 t aufwies, ist der neue Speicherteil ausschließlich als Schüttbodenspeicher gebaut. Demnach scheint es, als ob die im übrigen Deutschland für Getreide immermehr aufkommende Lagerungsart in Silos für den Osten unseres Reiches doch nicht geeignet ist. Die Gründe dafür liegen in den örtlichen Gebräuchen des Kornhandels und in der Beschaffenheit des Getreides, da es sich ausschließlich um die Lagerung von ostpreußischer Frucht oder um Korn aus den anliegenden russischen Provinzen bandelt. Dieses Getreide kommt bei den Witterungsverhältnissen jener Gegenden häufig in feuch 1) Z. 1904 S. 259 u. f. tem Zustand im Hafen an, während nord- oder südamerikanisches Korn, das bekanntlich einen geringeren Feuchtigkeitsgehalt hat, so gut wie gar nicht gelagert zu werden braucht. Zudem spielt unter den verschiedenen Getreidearten in Königsberg der Hafer eine wichtige Rolle, den man gern in niedriger Schicht lagert, um ihn in ausgiebige Berührung mit der Luft zu bringen und so zu verhindern, daß er einen für den Weiterverkauf nachteiligen stickigen Geruch annimmt (Geruchhafer). Hafer eignet sich wegen seiner sperrigen Form auch nicht gut zur Lagerung in Zellen, weil er zur Gewölbebildung zwischen den Schachtwänden neigt, die in einem Silo sehr unangenehm werden kann. Die gewaltige Speicheranlage, Abb. 1, befindet sich in nächster Nähe des Pregelufers. Ihre Entfernung von der Einmündung des Pregels in das Haff beträgt rd. 4,5 km. Die Dampfer, die am Speicher Ladung genommen haben, können, ohne durch den übrigen Hafenbetrieb gestört zu werden, rasch das offene Wasser erreichen. Abb. 2 veranschaulicht die Lage des Speichergrundstückes zur Eisenbahn, auf der fast ausschließlich das zu lagernde Getreide ankommt, und gegenüber dem Pregel als Abfuhrstraße für die großen alljährlich hier gelagerten Kornmengen. Abb. 3 gibt die Baulichkeiten der Anlage im einzelnen wieder. Außer dem 180 m langen und 30 m breiten Speichergebäude selbst gehören hierzu ein Maschinenhaus, ein umfangreiches Kohlenlager, verschiedene Stallungen, Beamtenhäuser, Gärten usw. Während die ursprüngliche Anlage vier Verladetürme am Pregel hatte, ist diese Zahl jetzt um einen vermehrt worden. Die fünf Türme gestatten, fünf schwim 46 Buhle: Die Erweiterungsbauten des Getreidespeich rs in Königsberg. deutscher Ingenieure. Abb. 4 bis 6. Der neue Speicherflügel. Grundriß des Dachbodens. schinenraum angeordnet ist. Außerdem gehören zum Neubau zwei Verladetürme (Nr. 4 und 5 in Abb. 3) mit den anschließenden Verladebrücken. Der Turm und die Brücke Nr. 4 haben übrigens schon vorher neben den Türmen Nr. 1 bis 3 (vergl. Abb. 1) bestanden 1), sind jedoch jetzt als dauerhaftere Eisenbauten neu errichtet. Die Holzbauten besaßen keineswegs ungefällige Außenformen, haben aber schließlich nach 16jähriger Dauer bei den strengen und ungünstigen Witterungsverhältnissen in Königsberg, namentlich im Winter, viel Erhaltungsarbeiten nötig gemacht. Abb. 1 läßt auch das am Speicher entlangführende Vordach erkennen, unter dessen Schutz die Getreidewagen entladen werden. Ferner ist ersichtlich, daß, während der Turm Nr. 4 nur durch eine Brücke an den Speicher angeschlossen ist, der Turm Nr. 5 zwei solcher Brücken hat, wovon die untere besonders für den Sackverkehr ausgebildet ist, wie an andrer Stelle noch näher ausgeführt werden soll. Die bedeutende Zahl der übereinander liegenden Schüttböden des Speichers läßt am besten die Querschnittzeichnung, Abb. 6, erkennen. Während man sich früher mit zwei- oder dreistöckigen Bauwerken begnügte und später, als man zum maschinellen Betrieb überging, die Zahl der Stockwerke bis 6, 7 oder 8 steigerte, hat dieser Bau nicht weniger als zwölf Geschosse, wovon das Erdgeschoß und die darüber liegenden neun Böden zum Aufschütten des Getreides, also zu Lagerzwecken, bestimmt sind und die noch darüber liegenden beiden Stockwerke die verschiedenen Bandförderer enthalten. Der Mittelbau weist sogar noch ein dreizehntes Geschoß auf, Abb. 4, das zur Bedienung der Elevatorköpfe und Drehrohre erforderlich ist (s. auch Abb. 8 und 9). Mit einer in die Höhe gehenden Bauweise lassen sich die Bau- und Betriebskosten von Speichern niedrig halten, weil bei geringer Baugrundfläche große Lagerfassungen erreicht werden und die maschinelle Einrichtung nur mäßige Anschaffungskosten, bezogen auf 1 t eingelagerter Frucht, verursacht. Die Abbildungen 4 bis 6 geben einen Einblick in die maschinellen Einrichtungen des Neubaues. Die Art der Maschinen weicht von der üblichen nicht ab: für die wagerechte Richtung sind Bänder, für die senkrechte Becherwerke verwendet. Die Verteilung nach den einzelnen Schüttböden besorgen Rohre. Die Rohre werden an den Stellen, wo sie durch die Böden gehen, durch besondere Einrichtungen unterbrochen, die dem durchströmenden Getreide vier verschiedene Wege einzuschlagen gestatten. Diese Vierweg-Verteilvorrichtungen findet man in Speichern häufig. Dagegen ist die Gesamtanordnung der Inneneinrichtung insofern bemerkenswert, als sie den besondern Verhältnissen und in der Mitte das eben erwähnte Verladeband zu sehen sind, und zeigt auch die Verbindungsstelle g, bei der die Umlagerung zwischen Stamm- und Neubau stattfindet, sowie die Winde und das schwenkbare Endstück h des Bandes. Die Einrichtung des Speichers wird noch durch eine Vorreinigeranlage vervollständigt, für die ein Ueberhebelevator l und ein Aspirateur m von bekannter Bau art aufgestellt sind, Abb. 4 und 8. Endlich ist noch eine Sackförderanlage zu erwähnen, die aus dem Sackelevator n und dem Sackförderband o besteht1). Der Sackelevator n, Abb. 4 und 11, befindet sich an der dem Haff zugekehrten Gebäudewand und reicht vom Erdgeschoß bis unter die Decke des zweiten Bodens. Er besteht aus zwei um Kettenrollen geführten endlosen Ketten, die durch wagerechte eiserne Querstücke miteinander verbunden sind. Die Säcke gelangen darauf Abb. 9. Drehrohre im obersten Geschoß. stehend bis zum Kopfe des Elevators, von wo sie auf ein Förderband o abgeworfen werden abgeworfen werden und zum zum Turme 5, 1) Vergl. hierzu auch Z. 1912 S. 1940 u. f. |