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Stunde Erzeugnisse entstehen läßt, für deren Herstellung Tage, ja Wochen gebraucht werden, ist zwar zutreffend, kann aber ebensogut für jede Besichtigung einer Fabrik durch Laien gelten und verliert deshalb an Beweiskraft. Einem Fachmann und noch mehr einem Laien zeigen sich, wie auch Prof. Kammerer in »Technik und Wirtschaft<«<1) betont, im Gegenteil die Maschinen im Film deutlicher als in der Praxis, da der Blick nicht durch Nebensächliches abgelenkt wird und der richtige Gang der Herstellung durch beliebige Zusammensetzung des Films viel besser eingehalten werden kann als bei einem Rundgang.

Als gerichtliches Beweismittel ist der Film in Patentstreiten, so viel bekannt ist, bisher zwar nur in einem Falle benutzt worden, aber auch dieses Anwendungsgebiet erscheint der Beachtung wert.

Daß die kinematographischen Aufnahmen von Maschinen oder ganzen Fabrikbetrieben bisher noch nicht weit über die Grenzen der Hochschulmauern hinausgedrungen sind und erst in letzter Zeit auch in weiteren Fachkreisen Anerkennung, ja teilweise begeistertes Lob gefunden haben, liegt wohl hauptsächlich an den unzureichenden Mitteln, mit denen die Veranstalter dieser Aufnahmen früher oft arbeiten mußten. Mit der Einwilligung einer Fabrik zur Herstellung von Wandelbild-Aufnahmen in ihrem Betriebe konnten die Beamten der Kino-Firmen, die für Hochschullehrer arbeiteten, nicht viel anfangen. Ihnen fehlte mindestens die genaue Kenntnis der Fabrik und ihrer Erzeugnisse und, wenn auch nicht immer, das sachverständige Urteil; denn einige Kinofirmen lassen die technischen Aufnahmen nur durch sachkundige Ingenieure ausführen, die das Reißbrett mit der Kamera vertauscht haben und sich nicht schlecht dabei stehen sollen. Aber ihre Zeit war beschränkt, sie konnten nicht über alle Hülfsmittel künstliches Licht, Monteure usw. -, die eine Fabrik für eigene Aufnahme benutzt, verfügen, und so ließ der Film häufig zu wünschen übrig und ermutigte die Fabriken nicht zur Nachahmung.

Daß jedoch eine mit allen notwendigen Hülfsmitteln von sachverständiger Hand ausgeführte kinematographische Fabrikaufnahme geeignet ist, nicht nur den Fachmann anzuregen und zu belehren, sondern auch dem Laien die Leistung der Industrie, das ganze Walten und Wirken an den Stätten der Industriearbeit, nicht zuletzt die sozialen Einrichtungen verständlich zu machen, hat die Vorführung von Films gezeigt, die im Kabelwerk Oberspree der AEG in diesem Sommer entstanden sind"). Da die Aufnahmen in Fachvereinen Aufsehen erregt haben und anzunehmen ist, daß auch andre Fabriken der Herstellung von Wandelbildern in ihren Betrieben bald nähertreten werden, seien hier einige bei den Aufnahmen im Kabelwerk Oberspree gemachte praktische Erfahrungen mitgeteilt.

Bei der Herstellung photographischer und kinematographischer Aufnahmen muß von ganz verschiedenen Gesichtspunkten ausgegangen werden: Jene zeigen nur örtliche Ausschnitte aus der Fabrik ohne Leben und können jederzeit von einem guten Photographen nach technischen Anweisungen hergestellt werden; diese sind ausschließlich Augenblicksaufnahmen und daher in der Zeit und im Ort beschränkt; sie sollen ferner nicht nur Augenblicksbilder aus der Fabrikation wie die photographischen Zeitaufnahmen, sondern den ganzen Herstellungsgang wiedergeben. Es ist deshalb zweckmäßig, ein bestimmtes Gebiet herauszugreifen, um einen Vorgang anschaulich und belehrend vorführen zu können, nicht bald hier, bald dort hübsche Szenen auszuwählen. Das Programm muß fertig vorliegen, wenn der mit den Aufnahmen beauftragte Beamte zur Vorbesprechung erscheint.

Erst an Hand dieses Programmes läßt sich ein Voranschlag über die voraussichtlichen Kosten aufstellen; denn nach der Beschaffenheit und Länge der Einzelhandlungen richtet sich die Länge des notwendigen Films und nach dieser wieder der Gesamtpreis.

Die Preisfrage berührt eine Fabrik, die ihr Werk kinematographisch aufnehmen lassen will, natürlich in erster

1) T. u. W. 1913 S. 1 u. f.

Die Aufnahmen wurden von Meßters Projektion G. m. b. H.

ausgeführt.

Linie. Sie beeinflußt ebenso wie die Güte der zu erwartenden Bilder die Wahl, ob die Fabrik die Aufnahmen mit einem eigenen Apparat oder durch eine gute Sonderfirma ausführen läßt. Letzteres ist vorzuziehen; denn selbst wenn sich der unmittelbare Preis etwas höher stellt, werden verlorene Zeit und Enttäuschung erspart. Der Auftraggeber kann sich außerdem durch eine Klausel, daß nur die gut gelungenen Aufnahmen bezahlt werden, sichern, abgesehen davon, daß die gute Ausführung der Bilder schon im Interesse der Kinofirma liegt. Die Aufnahmen werden nach der Länge des verbrauchten Films berechnet, wobei der Filmabfall auszuschließen ist. Angenommen, daß die Vorführung eines Films ohne die auf den Vortrag berechnete Zeit etwa 1/4 Stunde dauern soll, und daß der Vorgang der Herstellung in natürlicher Schnelligkeit erscheint, die Arbeiter also nicht im Bilde rennen und die Fabrikate nicht in zwar anzustrebender, aber leider in der Praxis unerreichbar großer Geschwindigkeit entstehen, so werden etwa 250 m Film erforderlich sein. Der vom Kabelwerk der AEG vorgeführte Film war fast 1000 m lang; er gab die Herstellung von Kabeln und isolierten Drähten in vier Bildern wieder: 1) die Verarbeitung des Kupfers, 2) die Kabelherstellung,

3) die Aufbereitung von Rohgummi und seine Verwendung zur Herstellung isolierter Drähte,

4) der Versand der Erzeugnisse.

Da sich jedoch eine solche Fülle von geeigneten Bildern nicht überall finden wird und auch einige hundert Meter Film schon einen ganzen Industriezweig enthalten können, SO genügt meist eine geringere Länge. Zu der für die Vorführung geeigneten Filmlänge muß ein Zuschlag von etwa 20 vH gemacht werden für die vom technischen Standpunkt aus weniger gut gelungenen oder zu lang ausgefallenen Teile, die ausgeschieden werden. Ein NegativUrfilm von 250 m Länge ist durchschnittlich mit 700 bis 800 M zu veranschlagen, und der für die Vorführung erforderliche Abzug, der Positivfilm, der selbst bei sehr starker Benutzung lange hält, kostet außerdem noch etwa den dritten Teil dieser Summe. Diese Zahlen sollen natürlich nur eine annähernde Schätzung der Kosten ermöglichen. Die Nebenkosten, auf die später noch eingegangen wird, sind noch besonders zu berücksichtigen.

Wenn auch eine Ausgabe von rd. 1000 M recht erheblich erscheint, so spielt sie doch, ganz abgesehen von dem Wert ihrer Werbekraft, keine Rolle gegenüber den viel höheren Summen, die von großen Fabriken für Druckschriften, Preislisten, Werkbesichtigungen und andre Repräsentationszwecke ausgeworfen werden.

Die einheitliche und sorgfältige Durchführung der Aufnahmen wird am besten gewährleistet, wenn ein mit der Fabrikation vertrauter technischer Beamter, der gleichzeitig ein guter »Regisseur« sein muß, mit der Aufstellung des Programmes und mit der Ueberwachung der Aufnahmen beauftragt wird. Bei der Auswahl der Vorgänge und Gegenstände muß er auf Abwechslung sehen: Eine lange Reihe ortfester, wohl gar noch schnell laufender Maschinen, z. B. selbsttätiger Arbeitsmaschinen, zu besichtigen, dürfte nur für wenige Fachleute Wert haben; der Anblick vieler gleichförmiger Vorgänge, wie das Beklöppeln, Bespinnen oder Weben, führt leicht zur Ermüdung. Als Richtlinie für die Auswahl der Wandelbilder mag gelten, daß die Arbeitsvorgänge, die die Aufmerksamkeit von Gästen des Werkes bei einem Besuch in der Fabrik erwecken, auch für die kinematographischen Aufnahmen geeignet sind.

Bedeutend weniger Schwierigkeiten als die Aufnahmen innerhalb der Werkstätten bietet die Aufnahme von Wandelbildern auf dem Fabrikhof oder in Betrieben, die, wie z. B. Werften und Hochöfen, auf die Arbeit im Freien angewiesen sind; denn hier finden sich immer gute Vorwürfe in den bewegten Gegenständen, sei es die Ankunft und das Ausladen der Rohstoffe zu Wasser oder mit der Bahn, die Beförderung mit Kranen und auf Schienen, der Ausstich am Hochofen, der Ausgang der Arbeiter beim Fabrikschluß u. dergl. Diese sich nicht zu schnell vollziehenden Bewegungen, die doch Abwechslung und auch für den Laien Anziehendes bieten, sind bei gutem Freilicht ohne Schwierigkeiten aufzunehmen

und mit dem Film wiederzugeben. Trotzdem ist es auch bei Außenaufnahmen erforderlich, sorgfältig auszuwählen und nach einem Programm zu arbeiten, um Eintönigkeit zu vermeiden. Der Aufnehmende wird meist von einem festen Standpunkt aus die Arbeiter und die Fördereinrichtungen bei ihrer normalen Arbeit an sich vorbeiziehen lassen, möglichst ohne daß die aufgenommenen Personen selbst etwas von seiner Tätigkeit merken. Ein größerer Ausschnitt des Fabrikhofes läßt sich festhalten, wenn der Photograph den Apparat während der Aufnahme langsam dreht, so daß ein panoramaartiges Bild entsteht. Er ist aber nicht an den festen Standpunkt gebunden, sondern kann den Apparat auf einem Fahrzeug, etwa einer elektrischen Lokomotive, aufstellen und, während diese durch den Fabrikhof fährt, die immer wechselnden Vorgänge auf dem Film festhalten. Etwas Vorbereitung durch den Ingenieur ist auch hierbei unerläßlich: Er muß dafür sorgen, daß die Höfe nicht ausnahmsweise kahl aussehen, sondern daß die Krane arbeiten, Förderwagen wie bei der täglichen Arbeit den Weg kreuzen, Laufjungen nicht gerade schwatzend stillstehen und in den Apparat gucken. Alle diese Anordnungen müssen aber so getroffen werden, daß die aufgenommenen Personen nicht die Absicht merken und die Szene möglichst natürlich wirkt.

Bei den im Kabelwerk Oberspree der AEG ausgeführten Aufnahmen wirkte ein Vorgang besonders gut, bei dem die Kupferbarren, deren Entladung aus dem Kahn das vorhergehende Bild gezeigt hatte, auf Schienenwagen von einer Lokomotive zum Walzwerk gefahren wurden. Der Photograph stand hierbei auf der Lokomotive, so daß im Vordergrund immer der geschobene Zug mit den Kupferbarren sichtbar blieb, während die Umgebung ständig bei der Fahrt wechselte.

sie an

Bei den Aufnahmen in den Werkstätten ist die Auslese der Gegenstände schwieriger: Auszuschalten sind ohne weiteres schnell umlaufende Maschinen, auch wenn sich sehr bemerkenswert und in der Natur leicht zu beobachten sind. Es ist bekannt, daß ein Schwungrad mit Speichen, wenn es kinematographisch aufgenommen wird, zuweilen stillzustehen scheint, eine optische Täuschung, die bekanntlich eintritt, wenn die Umlaufgeschwindigkeit der Maschine synchron mit dem Lauf des Films ist. Bei kleinen, sich schnell bewegenden Maschinen, wie Spinn- und Klöppelmaschinen, überhaupt allen Maschinen, die einen sich in der Längsrichtung bewegenden Gegenstand schnell bewickeln, kommt durch diese Erscheinung ein unruhiger Gang in das Bild, der unnatürlich wirkt und die Einzelheiten nicht erkennen läßt. Wenn es der Kinematographie auch möglich ist, mit Hülfe besonderer Einrichtungen diese störende Erscheinung zu vermeiden und die Bewegungsvorgänge genau wiederzugeben, so sollte bei Aufnahmen, die nicht gerade für wissenschaftliche Zwecke bestimmt sind, von Werkstätten mit derartigen Maschinen lieber statt der Einzelbilder nur ein Gesamtüberblick gegeben werden, vielleicht von einem erhöhten Standpunkt aus, von dem mehrere Maschinen und die daran arbeitenden Leute zu sehen sind, oder von einem Kran aus, der über die Maschinen hinwegfährt.

Sehr geeignet sind dagegen langsam laufende oder hinund hergehende Maschinen, wie Hobelbänke, Walzwerke, Pressen, Stanzen, Ziehmaschinen und außerdem alle Betriebe, in denen viel Handarbeit geleistet wird, z. B. feinmechanische Werkstätten, Glühlampenfabriken, Schmieden, Formereien, Gießereien. Bei Aufnahmen für rein wissenschaftliche Zwecke können die Rücksichten auf die Bildwirkung natürlich in den Hintergrund treten und auch weniger lebhafte, aber technisch wichtige Vorgänge dargestellt werden.

Nach diesen Leitpunkten muß der Ingenieur seinen Arbeitsplan für die Außen- und Innenaufnahmen ausarbeiten, dem Gang der Fabrikation folgend die geeignetsten Szenen auswählen, den Arbeitsgang an den zur Aufnahme bestimmten Stellen beobachten, um die ungefähre Zeitdauer der Aufnahmen, die ja für die Kostenfrage sehr wichtig ist, zu ermitteln und zu begrenzen. Da von der Sorgfalt, mit der die Vorbereitung getroffen und das Programm aufgestellt wird, das Gelingen der Aufnahmen abhängt, sei aus dem im Ka

deutscher Ingenieure.

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Brücke über

Gegenstand: Ausladen von Barren mit dem Portalkran, Beladen der Wagen, Abfahrt des Zuges. Hintergrund: die Spree. Handlung: Kinoapparat a steht auf der Ladebühne am Metallager. Licht von links. Bei Beginn der Aufnahme fährt der Kran b bis zur Luke des Kupferkahnes c, hebt ein Barrenbündel, fährt bis zum Eisenbahnwagen d. Die übrigen Wagen sind schon vorher beladen. Der Kran senkt die Barren auf den Wagen, auf dem sie von zwei Arbeitern zurechtgelegt werden. Während der Kran zurückfährt, kommt von links die elektrische Lokomotive e in die Szene, wird vor den Zug gekuppelt und fährt mit diesem in der Pfeilrichtung ab. Schluß: Vor Verschwinden des letzten Wagens. Personen: Kranführer, 2 Arbeiter, der Kahnschiffer, 2 Verschiebearbeiter. Zeitdauer: 11⁄2 min.

Ebenso ausführlich wurden die übrigen Vorgänge von Anfang bis zum Schluß des Wandelbildes schriftlich festgelegt und dann an der Hand des ganzen Arbeitsplanes die Aufnahmen mit dem aufnehmenden Beamten an Ort und Stelle besprochen, da dieser am besten beurteilen kann, ob der Gegenstand im Film gut wirkt und die Lichtverhältnisse eine Aufnahme gestatten.

Wie beim Theater der Niederschrift des Dramas und seiner Annahme durch den Direktor die Proben folgen müssen, so hat auch der Kinoregisseur in der Fabrik noch seine Pantomime mit den darin auftretenden Personen einzuüben.

Während die Anfertigung photographischer Bilder den Betriebsleitern und auch den Arbeitern meist recht unwillkommen ist, weil das Stellen der Bilder die Arbeit verzögert und die Fabrikation aufhält, wird der Regisseur bei Kinoaufnahmen wegen der Neuheit der Sache allgemeines Entgegenkommen finden, so daß ihm die Vorbereitungen erleichtert werden; trotzdem müssen Störungen der Fabrikation möglichst vermieden und vorbereitende Arbeiten, wie das Aufhängen der Lampen, in den Ruhepausen ausgeführt werden; denn in einem großen voll beschäftigten Betrieb ist der Ausfall an Erzeugnissen schon während einer halben Stunde recht fühlbar und nicht einzuholen. Falls durch die Kinoaufnahmen größere Störungen verursacht werden, empfiehlt es sich, die Arbeiter für den Lohnverlust zu entschädigen.

Viele photographische Aufnahmen aus Werkstätten verfehlen ihren Zweck, weil die Arbeiter in den Apparat sehen oder sonst unnatürliche Stellungen einnehmen, oder weil sich die Meister und Vorarbeiter gerade während der Aufnahmen einfinden, um mitphotographiert zu werden. Selbst in Druckschriften und Preislisten unserer führenden Firmen, die sonst doch in der Reklame Vorbildliches leisten, wirken die Bilder aus diesem Grunde unnatürlich und lassen darauf schließen, daß der Photograph und der die Aufnahmen

leitende Ingenieur nicht aufgepaßt haben. Die Drohung eines Meisters im Kabelwerk gegenüber seinen Arbeitern: »Ich sehe mir nachher die Photographie an, und wehe dem, der in den Apparat gesehen hat«, tat stets ihre Wirkung und ist in ähnlichen Fällen zu empfehlen. Als Merkwürdigkeit sei ein Panoramabild erwähnt, das, wie üblich aus mehreren Einzelaufnahmen zusammengeklebt, denselben Meister dreimal gleichzeitig an drei verschiedenen Stellen zeigte. Bei den den Kinoaufnahmen kann die Eigenliebe der photographierten Personen zwar weniger in Erscheinung treten, weil es sich um Augenblicksaufnahmen handelt und die Arbeiter gerade bei ihrer Tätigkeit gezeigt werden. Trotzdem kann der schönste Film, der sich wegen des Aufwandes an Kosten und Zeit

Abb. 3.

Abb. 2.

Der Kinoapparat ist auf einem Laufkran aufgestellt, der während der
Aufnahme über die unten sichtbaren Maschinen hinwegfährt.
Der Apparat ist am Kran durch eine starke Eisenklammer pefestigt.

nicht wiederholen läßt, dadurch verdorben werden, daß ein Meister oder Arbeiter sich während der Aufnahme in die Szene drängt oder, wie ein Bühnendilettant ins Publikum, lachend von der Arbeit fort in den Apparat sieht. Ebenso wirken Gegenstände, die nicht zum Hauptvorgang gehören, unschön: große Schutzschilde, herumliegende Besen oder Putzlappen, Abfälle und andre in einer Werkstatt mit Recht vorhandene, im Bild aber allzu aufdringliche Beigaben. Damit die Szene nicht gekünstelt aussieht, muß der leitende Ingenieur die Leute möglichst natürlich arbeiten lassen, sie richtig anstellen, ihnen genau sagen, was sie während der Aufnahmen tun sollen, und in einer Hauptprobe, während der Apparat schon bereit steht, die Arbeit beobachten und dem Aufnahmebeamten zeigen, worauf es dabei besonders ankommt.

Fahrbarer Ständer für zwei elektrische
Scheinwerfer.

Wenn die Maschinen schnell laufen oder das Arbeitsgut während des Fabrikationsganges nicht zu erkennen ist, so kann der Vorgang durch kleine Hülfsmittel deutlicher gemacht werden. Wird z. B. ein Werkstück auf einer Hobelmaschine bearbeitet, so sollte das Auflegen auf die Maschine noch im Bilde gezeigt und diese erst während der Aufnahme eingeschaltet werden; oder man schaltet sie während der Aufnahme aus, läßt sie auslaufen, dann aber sofort wieder anlaufen. Allerdings müssen der

artige Vorgänge zeitlich möglichst beschränkt werden, damit die Szene nicht mehr als etwa 1 bis 2 Minuten in Anspruch nimmt. Bei der Aufnahme der Gummifabrik des Kabelwerkes Oberspree wurden zuerst einige große Ballen verschiedener Rohkautschuksorten von Arbeitern auf einen Tisch gelegt und durchgesägt, und dann erst wurde die Verarbeitung des Gummis auf Maschinen gezeigt. Der Beschauer kann dem Arbeitsvorgang mit mehr Verständnis folgen, wenn er das Material vorher kennen gelernt hat, doch muß auch in diesen vorbereitenden Bildern Bewegung sein, weil sie sonst ihre Eigenart als Wandelbilder verlieren.

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Von besonderer Wichtigkeit bei den Vorbereitungen ist die Beleuchtung. Eine Photographie läßt sich zur Not auch in weniger hellen Werkstätten als Zeitaufnahme und mit Hülfe von Blitzlicht ausführen. Der Film, der aus tausenden von Augenblicksbildern besteht, bedarf zum Gelingen sehr hellen stetigen Lichtes, wenn nicht trübe, unscharfe Bilder entstehen sollen, die als Unterrichtsmittel oder auch als vornehme Reklame ganz ungeeignet sind. Die Optik hat zwar gerade in allerletzter Zeit besonders lichtstarke Objektive für Kinoapparate konstruiert, aber auch mit diesen kann nur in wenigen Fällen bei Fabrik-Innenaufnahmen ganz auf künstliches Licht verzichtet werden.

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In Sägedachbauten oder an

Abb. 4.

Schaltplan für 10 bei der

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dern einstöckigen Hallen würde Aufnahme benutzte Scheinwerfer. häufig das Oberlicht genügen, wenn nicht die Fenster meist aus Mattglas beständen, damit die zu grellen Sonnenstrahlen von den Arbeitern ferngehalten werden. Dienen zum gleichen Zwecke Vorhänge, so sind diese vor Beginn der Aufnahmen zurückzuziehen, wobei sich dann meist herausstellt, daß die Zugvorrichtungen nicht in Ordnung sind. Das Abdämpfen des Tageslichtes für die Aufnahmen durch Vorhänge ist nur dann erforderlich, wenn der Apparat gegen die Fenster eingestellt werden. muß. Ein Plantuch sollte für solche Fälle stets bereitliegen. Die Befolgung dieser anscheinend unwesentlichen Ratschläge ist in der Praxis notwendig und eine Voraussetzung für das Gelingen und den schnellen Fortgang der Aufnahmen. Besonders wenn der Aufnahmebeamte nicht am Orte wohnt, sind nutzlos verbrachte Stunden für beide Teile eine ärgerliche Verzögerung.

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h Hauptschalter 8 Sicherung

w Bogenlampenwiderstand k Steckkontakt für die Bogenlampen

Von den im Kabelwerk der AEG gemachten Aufnahmen wurde nur bei der Fahrt im Kran über die 200 m lange Bleikabelfabrik hinweg auf das elektrische Licht verzichtet, weil die Aufstellung der Lampen auf dem Kran und ihr Anschluß an das Gleichstromnetz zu beschwerlich gewesen

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wäre, und ebenso bei der Aufnahme einer Hochspannungsentladung im elektrotechnischen Laboratorium; der Prüfraum war hier aus Sicherheitsgründen durch ein Gitter abgeschlossen. Die sichere Aufstellung des Apparates auf einem niedrig gebauten Laufkran ist schwierig, läßt sich aber so ermöglichen, wie Abb. 2 es darstellt. Alle andern Innenaufnahmen wurden beim Licht von 10 bis 20 Scheinwerfern ausgeführt, jedoch nicht ohne gleichzeitige Benutzung des Tageslichtes; denn

die Scheinwerfer genügen nur zum Aufhellen des Vordergrundes, während das Sonnenlicht die allgemeine Beleuchtung gibt.

Die Beschaffung und Anwendung der Scheinwerfer wird verhältnismäßig wenig Mühe machen. Im Kabelwerk Oberspree wurden gleichzeitig mit der Aufstellung des Arbeitsplanes 20 Gleichstrom Bogenlampen von 10 Amp mit einer Lichtbogenspannung von 150 V und

ebensoviel Widerstände zum Abdrosseln der überschüssigen Spannung von 220 auf 150 V bereitgehalten. Niedrig

spannungslampen sind für diese Auf

nahmen kaum brauchbar, es sei denn, daß sie einen Stromverbrauch von 20 bis 25 Amp haben; denn lichtschwache Lampen ergeben naturgemäß schlechte Bilder, und die Verwendung vieler niedrigkerziger Lampen ist durch die Platzfrage verboten. Fa briken, denen nicht mindestens 10 Lampen für 150/220 V zur Verfügung stehen, müssen sie entweder kaufen oder von der Kinofirma, die immer geeignete Scheinwerfer besitzt, leihen. Je größer die Lichtstärke der Einzellampen ist, desto weniger Lampen sind natürlich

erforderlich, und

Abb. 5.

und sonst vorhandene glänzende Flächen, die im Bildbereich sichtbar sein konnten, abgedeckt. Große schwarze Maschinenteile wurden durch grauen Farbanstrich aufgehellt, weil sie sonst das elektrische Licht zu sehr verschluckt haben würden. Zum Befördern der Scheinwerfer aus einem Betrieb in den andern und zum Aufstellen möglichst dicht am Aufnahmegegenstand

Ein Walzengerüst wird beim Licht der Scheinwerfer aufgenommen.

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desto bequemer läßt sich damit arbeiten. Die 20 Bogenlampen wurden im Kabelwerk durch Reflektoren aus Weißblech, Abb. 3, zu Scheinwerfern umgebaut. Weil alle das Licht scharf in den Apparat werfenden Flächen zu vermeiden sind, wurden die Reflektoren außen mit schwarzem Lack gestrichen und auch alle Schutzkasten aus Weißblech an Maschinen

werden die Bogenlampen am besten an eisernen, auf Rollen laufenden Ständern aufgehängt, die für Scheinwerfer käuflich sind, Abb. 3. Wenn diese nicht ausreichen, können die Bogenlampen auch an roh hergestellten Holzständern befestigt werden. Zu ihrer Herstellung genügen Balken von etwa 10 cm Dicke und 22 m Länge, die in der oberen Hälfte mehrfach durchbohrt sind und von je drei angenagelten schrägen Füßen senkrecht stehend gehalten werden. Durch die Löcher im oberen Balkenende werden als Träger der Lampen etwa 70 cm lanRundeisen gesteckt, die durch eine Mutter festgehalten werden und leicht durch Einstecken in verschiedene Löcher in der Höhe zu verstellen sind. Ein Ständer muß je zwei Lampen tragen, weil es kaum möglich ist, mehr als 10 Ständer um die aufzunehmende Maschine herum im Halbkreis aufzustellen.

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ge

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Während das Befördern der schweren Ständer und Lampen immerhin etwas umständlich war, boten die Widerstände in dieser Hinsicht keine Schwierigkeiten. Sie wurden zu je zehn auf zwei

zwei gewöhnlichen hölzernen Handwagen mit Plattform aufgestellt, auf denen gleichzeitig je ein aufrecht stehendes Schaltbrett mit den Steckkontakten für die Bogenlampen, dem Doppel-Hebel

ausschalter und zwei Sicherungen für das Hauptkabel angebracht war. Sämtliche 20 Widerstände auf einem Wagen anzuordnen, ist unpraktisch, weil die Bogenlampen meist in einem größeren Halbkreise zu beiden Seiten des Photographen aufgestellt und die Verbindungsleitungen im Gesichtsfelde leicht hinderlich werden, wenn sie alle zu einem Wagen führen,

57. Nr. 12

1913

hier die Arbeit ruht, ausgeführt, so daß bei der Aufnahme nur das Licht einzuschalten war. Abb. 7 zeigt die Wirkung des Scheinwerferlichtes im Kupferwalzwerk, Abb. 5 die Anordnung der Lampenständer bei der Aufnahme eines einzigen Walzengerüstes.

In der Skizze Abb. 8 ist die Aufstellung der Lampen und des Apparates an einer besonders schwierig aufzunehmenden Maschine dargestellt. Die Gummiadermaschine von

Die Schaltung ist aus dem Schaltplan, Abb. 4, die An-
ordnung der Widerstände und der sehr roh ausgeführten
Schalttafel auf dem Handwagen aus Abb. 7 (rechts) zu
ersehen. Die beiden beweglichen Hauptkabel, die zum
Anschluß der beiden Lampengruppen an das feste Gleich-
stromnetz dienen und deren Länge sich nach der weite-
sten Entfernung der aufzunehmenden Gegenstände von dem
nächsten Gleichstromanschluß richtet, wurden an der Wand
entlang oder über
Träger gelegt, um sie
vor Beschädigung zu
schützen, und zwar,
um Zeit zu ersparen,
vor Beginn der für
einen Tag geplanten
Aufnahmen oder in
den Pausen. Für 10
Bogenlampen von je
10 Amp betrug der
Kabelquerschnitt,
entsprechend den
Normalien des Ver-
bandes Deutscher
Elektrotechniker, 25
qmm, ein Maß, für
das sich nicht über-
all im festen Gleich-
stromnetz eine pas-
sende Anschlußstelle
fand,
insbesondere
da die Motoren der
Fabrik an ein Dreh-

Abb. 7. Aufhängung der Scheinwerfer vor einer Walzenstraße.
Rechts Handwagen mit Widerständen, Hauptschalter und Steckkontakten für die Bogenlampen-
leitungen.

stromnetz angeschlossen sind. Die Monteure müssen deshalb in ähnlichen Fällen den Arbeitsplan kennen und rechtzeitig in den Räumen, in denen

Aufnahmen gemacht werden, passende Anschlußpunkte suchen. Stundenlange Störungen der Aufnahmen, die dadurch entstehen, daß infolge falschen Anschlusses die Sicherungen durchbrennen oder die Leitungen sich in den Isolierrohren erhitzen, bis deren Füllmasse ausfließt und schließlich die Leitungen selbst durchschlagen, gehören nicht zu den Annehmlichkeiten solcher Arbeiten. Der Stromanschluß verursacht nicht geringe Schwierigkeiten, die sich zuweilen nur dadurch beseitigen lassen, daß das bewegliche Kabel in einer Länge von mehreren hundert Metern bis zum Hauptschaltbrett der Fabrik verlängert wird.

Die Aufstellung der Scheinwerfer vor dem Aufnahmegegenstand ist aus Abb. 5 und 6 zu erkennen. Meist genügt es, die Lampenständer, wie es in Abb. 6 dargestellt ist, in Gruppen um den aufzunehmenden Gegenstand herum so anzuordnen, daß alle Lichtkegel auf den Aufnahmegegenstand fallen, wobei die Entfernung der Scheinwerfer sich danach richtet, ob die Maschine ganz aus der Nähe oder aus etwas weiterer Entfernung photographiert werden soll. Eine möglichst große Annäherung an den Gegenstand ist jedenfalls zu erstreben, damit die Bilder lichtscharf ausfallen.

In einigen Betrieben ist es nicht möglich, mit den Lampenständern sehr nahe an die Maschine heranzurücken, ohne die Arbeit zu behindern. Dies war z. B. im Kupferwalzwerk der Fall, weil hier die hin- und herschießenden glühenden Drähte den Aufnehmenden und die Lampenständer gefährdeten. Deshalb werden in solchen Betrieben die Scheinwerfer von den Ständern heruntergenommen und möglichst nahe an der Maschine aufgehängt, Abb. 7, wobei die Höhe und die Entfernung von der Maschine so zu bemessen sind, daß der Lichtkegel zwar noch auf den Fußboden fällt, jedoch die Arbeiter bequem, ohne sich bücken zu müssen, unter den Lampen hindurchgehen können. Das Aufhängen der 20 Lampen an der Dachkonstruktion im Kupferwalzwerk erforderte mindestens eine Stunde Zeit und wurde deshalb morgens zwischen 6 und 7 Uhr, der einzigen Stunde, in der

17 m Länge steht an einem schmalen Gange, der wenig Platz für die Scheinwerfer bietet. Das Arbeitsverfahren läßt sich nicht in einer einzigen Aufnahme wiedergeben, weil bei der Aufnahme der Maschine in der Längsrichtung das Licht und bei einer Queraufnahme das Gesichtsfeld nicht ausreicht. Der Vorgang wurde deshalb von vier verschiedenen Punkten aus aufgenommen, wobei der Apparat und die Scheinwerfer allmählich weitergerückt wurden. So zerfällt im Film der Fabrikationsgang in folgende Stufen: 1) das Ablaufen der verzinnten Drähte von den Trommeln, 2) das Aufpressen der drei Gummilagen, 3) das

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