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Auf die mir freundlicherweise zugesandten Ausführungen des Hrn. Pollok möchte ich mir erlauben, das folgende zu erwidern:

Wenn sich trotz der unleugbaren Vorteile für den Geschwindigkeitswechsel der Stufenmotor verhältnismäßig langsam einführt, so liegen dafür verschiedene gute Gründe und mildernde Umstände vor. Den ersten, wahrscheinlich wichtigsten Grund gibt Hr. P. in seinem Aufsatz: Elektrische Reguliermotoren für Werkzeugmaschinen, »Werkstatts-Technik« 1912, selbst an. Mit dem Uebergang zum Stufenmotor bringt der Werkzeugmaschinenfabrikant ein bedeutendes persönliches. Opfer. Der Stufenmotor ist eingestandenermaßen recht teuer, schon deswegen, weil er je nach dem Abstufungsbereich fast stets erheblich größer als ein gewöhnlicher Motor ausfällt; dafür ersetzt er den Räderkasten. Das bedeutet, daß von den Gestehungskosten der Maschine ein beträchtlicher Teil an die Lieferer der elektrischen Ausrüstung abfließt, während der Anteil des Fabrikanten selbst entsprechend der Verminderung der Bearbeitungskosten durch den Wegfall des Räderkastens erheblich verringert wird, womit also auch sein Verdienst und vor allem die Arbeitsgelegenheit für seine Leute geschmälert wird.

Daneben fällt vielleicht ebenso schwer ins Gewicht, daß die Verwendung des Stufenmotors eine teilweise sehr erhebliche Aenderung der ganzen Konstruktion der Maschine und damit der Modelle bedingt, eine Arbeit, die beim heutigen Reihenbau viel Zeit, Geld und Mühe kostet: Dinge, die man gerade heute, in einer Zeit der Hochkonjunktur, wenig zur Verfügung hat, abgesehen davon, wieweit die bisherigen Modelle abgeschrieben sind.

Schließlich kommt noch ein dritter Grund in Frage: die mangelnde Kenntnis der Werkzeugmaschinenkonstrukteure vom Wesen und der Wirkungsweise der Regelmotoren. Ich erinnere mich aus meiner Tätigkeit als Konstrukteur vor zwei Jahren noch sehr gut, daß niemand, auch ältere Konstrukteure nicht, richtig über die Stufenmotoren Bescheid wußte. Das begegnete mir derart häufig, daß ich mich selbst entschloß, diesen Gegenstand zu studieren und darüber einen Aufsatz zu schreiben. Die Frage lag mir aber zu fern und zeigte sich als zu schwierig und zeitraubend für mich, so daß ich andern Herren, die Elektrotechniker waren, den Gedanken nahelegte, hierüber zu berichten. Das Verdienst, diese Lücke ausgefüllt zu haben, hat nun Hr. P. selbst. Der in >> Werkstatts-Technik« 1912 von ihm erschienene Aufsatz gibt in ausführlicher Form über die Stufenmotoren Aufschluß. Allerdings muß ich offen gestehen, daß für jemanden, der mit der Elektrotechnik, besonders den gar nicht leicht zu übersehenden Verhältnissen der Drehstromtechnik, nicht vertraut ist, auch die dort gegebenen theoretischen Erläuterungen wohl nicht zum vollen Verständnis ausreichen. Ich würde es aber für durchaus wünschenswert halten, wenn der Konstrukteur auch eine Ahnung von der Schaltung und Wirkungsweise der Stufenmotoren bekommt. Vielleicht würde Hr. P. selbst in einem Ergänzungsaufsatz den Versuch machen, seine Arbeit nach dieser Richtung hin noch zu vervollständigen.

Der erwähnte, sehr lesenswerte Aufsatz ist wie gesagt im April 1912 erschienen. Da kann natürlich nicht jetzt schon ein durchschlagender Erfolg erwartet werden. Derartige schwierige Aufschlüsse werden nicht von heute auf morgen Allgemeingut, sondern dringen ganz allmählich durch, besonders wenn ihnen so schwerwiegende Gründe entgegenstehen. Daß die Konstrukteure unter diesen Umständen mit der Verwendung der Stufenmotoren zögern und vorsichtig sind, ist begreiflich.

Immerhin ist zu erwarten, daß sich der Motor angesichts seiner unverkennbaren Vorteile in immer steigendem Schrittmaß einführen wird. Ob das aber gerade für den vom Verfasser in seiner Zuschrift in den Vordergrund gerückten Motor mit stehender Welle zutrifft, möchte ich noch in Zweifel ziehen. Zunächst kommt ja die stehende Arbeitspindel überhaupt bei weitem nicht so häufig vor, aber auch da ist der stehende Motor längst nicht überall verwendbar oder gar vorzuziehen. Bei den meisten Spindeln, gleichviel ob senkrecht oder wagerecht stehend, muß sowieso noch eine Ueber

deutscher Ingenieure.

setzung zwischen Spindel und Motor geschaltet werden. Bei senkrechten Spindeln liegt es nun nahe, den Motor oben aufs Gestell zu setzen. Nun kann man ja in der Tat über die Gefährlichkeit dieser Anordnung verschiedener Meinung sein. Es gibt unzweifelhaft eine Anzahl Konstruktionen, namentlich schwerer Konstruktionen, bei denen der Motor oben arbeitet und zu keinerlei Beanstandungen Anlaß gegeben hat. Es gibt aber ebenso sicher auch eine ganze Reihe von Werkzeugmaschinenleuten, die in der Anordnung des Motors oben auf dem Gestell eine Gefahr für den unbedingt zu verlangenden erschütterungsfreien Gang sehen, die um so mehr in Betracht zu ziehen ist, je genauer die Maschine arbeiten muß.

Aber selbst wenn man sich zu dieser Konstruktion entschließt, so erfordert die erwähnte Uebersetzung, als Stirnradpaar ausgebildet, einen aufrechten Motor, als Kegelradpaar einen wagerechten Motor. Hr. P. zeigt in Abb. 1 eine Bohrmaschine ziemlich schwerer Bauart mit stehendem Motor, und ich selbst kann hier hinzufügen, daß ich in der englischen Zeitschrift >>Engineering« vor nicht langer Zeit sogar eine Flügelbohrmaschine gesehen habe mit auf den Bohrschlitten gesetztem senkrechtem Motor! Aber ich glaube, daß man bei dieser Wahl doch den wagerechten Motor mit Kegelradpaar dem senkrechten mit Stirnradpaar vorziehen wird, schon weil das das Natürlichere und wohl sicher auch Billigere ist.

Der von Hrn. P. wiederholt erwähnte wagerechte Riementrieb kommt in solchen und ähnlichen Fällen schon deswegen gar nicht in Betracht, weil der Abstand der beiden Wellen und bei einiger Größe der Uebersetzung der Umfassungswinkel die Durchzugkraft sehr ungünstig beeinflussen würde. Uebrigens ist der einfache Winkelriementrieb mit wagerechtem Motor unten bei der Senkrecht-Fräsmaschine von Droop & Rein eine sehr gute, einfache, solide und billige Konstruktion, die ich ganz entschieden dem offenen Riemen mit senkrechtem Motor oben vorziehe.

Auch das, was der Verfasser weiter über die Umkehrmotoren sagt, fordert zu einer Entgegnung heraus. Daß die Umkehrmotoren bei den Maschinen mit Drehbewegung so wenig gebraucht werden und daß man sich fast stets statt ihrer entsprechender Umkehrrädergetriebe bedient, dürfte erst recht in dem hohen Preise der Motoren seinen Grund haben, der in keinem Verhältnis zur Bedeutung des Rücklaufes für diese Maschinen steht. Kommt doch der schnelle Rücklauf nur beim Gewindeschneiden in Frage. Da dürfte sich die Reibkupplung mit ein paar Rädern wohl billiger stellen. Die Umkehrmotoren kennen wir sonst nur bei den Hobelmaschinen. Hier ist ihr eigentliches Feld, und die Unzuträglichkeiten bei diesen Maschinen haben ja gerade den Hauptanstoß zu ihrem Entstehen gegeben. Man brauchte Motoren, die die umständliche und mangelhafte Umsteuerung der Rücklauf spielt hier eine größere Rolle als der Hinlauf, im Gegensatz zu den Drehbänken beseitigen. Und selbst hier ist die Frage des Kostenpunktes noch sehr oft ausschlaggebend gewesen, um sich nicht für die Verwendung der Umkehrmotoren zu entscheiden. Noch auf der Brüsseler Ausstellung habe ich von sehr namhaften Fachleuten Bedenken dieser Art gehört. Inzwischen ist hier ein entschiedener Fortschritt zu verzeichnen; aber es darf wie gesagt nie vergessen werden, daß die Hobelmaschine das ureigene Gebiet des Umkehrmotors ist, gewesen ist und sein wird. Der Satz: »Die zum zum Ein- und Ausschalten und Umsteuern bei der Wohlenbergschen Drehbank für elektrischen Antrieb durch Regelmotoren vorgesehenen Kupplungen müssen also als vollkommen überflüssig erklärt werden«, muß also als nicht zutreffend bezeichnet und zurückgewiesen werden. Die Verwendung der Umkehrmotoren bei Drehbänken, das sei nochmals wiederholt, ist keineswegs so selbstverständlich, wie der Verfasser es hinstellt. Die Steuerung des Motors vom Werkzeugschlitten aus über eine Nutenwelle wird heute oft ausgeführt und wird konstruktiv genau so durchgebildet wie die Bedienung der Reibkupplung, ist also für beide Bauarten gleich. Dagegen ist, wie ich sicher glaube, der Preis für das Umkehrgetriebe geringer als der Unterschied zwischen Umkehrmotor und gewöhnlichem Stufenmotor. Ich werde

1. März 1913.

diese Frage der Firma Wohlenberg einmal vorlegen1). Daß der Motor während des Stillsetzens der Maschine durch die

1) Die mir auf meine Anfrage von der Firma H. Wohlenberg in Hannover gewordene Antwort enthält noch einige weitere bemerkenswerte Gesichtspunkte praktischer Natur zu gunsten der Reibkupplung, weshalb ich den Brief hier auszugweise noch wiedergeben möchte.

Wird der Motor zwangläufig mit der Spindel durch Stirn- oder Kegelräder verbunden, so muß er durch Betätigen des Anlassers stillgesetzt oder umgesteuert werden, sobald der Dreher die Bank anhalten oder umsteuern will. Dazu ist mehr Zeit erforderlich, als wenn eine Reibkupplung gelöst wird; denn es muß ja stets das hohe Schwungmoment des Ankers abgebremst werden. Vor allen Dingen tritt dadurch das Stillsetzen und Umsteuern nicht so augenblicklich und unbedingt genau ein, wie es beim Gewindeschneiden gefordert werden muß und durch die Reibkupplung auch erreicht wird.

Ferner erschwert die zwangläufige Verbindung des Motors mit der Spindel außerordentlich das Ausrichten (Zentrieren) der Arbeitstücke; denn der Dreher muß, wenn er die Planscheibe von Hand drehen will, infolge der eingebauten Räderübersetzung den Motor ins Schnelle treiben. Das erfordert wesentlich mehr Kraft, als wenn er die Reibkupplung auf Mitte stellt und nur die Planscheibe mit der Spindel dreht.

Schließlich bieten die Reibkupplungen noch den Vorteil der sehr wertvollen Sicherung gegen Bruch bei Ueberlastung des Getriebes, die heute sehr hoch eingeschätzt wird und bei zwangläufiger Verbindung von Motor und Getriebe wegfällt, so daß die Gefahr von Brüchen im Getriebe vergrößert wird.

Obwohl die Firma sich lediglich durch diese Gründe der größeren Handlichkeit und des genauen Steuerns zur Verwendung der Reibkupplung hat bestimmen lassen, ist auch sie der Ansicht, daß namentlich

Kupplung leer läuft, ist natürlich richtig, ist aber für gewöhnlich nur auf ganz kurze Unterbrechungen der Arbeit, wie etwa zum Nachmessen des Arbeitstückes, beschränkt und wird daher nicht unangenehm empfunden.

Schließlich ist noch über die Verwendbarkeit des Stufenmotors überhaupt zu sagen, daß er denselben Beschränkungen wie der Räderkasten unterliegt, der auch durchaus nicht überall angebracht ist. Es gibt viele Maschinen, wo zwar mehrere Stufen gefordert werden, die aber doch verhältnismäßig selten gebraucht werden. Aus diesem Grunde ist man ja heute auch vielfach zur alten Stufenscheibe, die konstruktiv dem Schnellbetrieb angepaßt wurde, wieder zurückgegangen, weil sie ganz wesentlich billiger als Räderkasten und Stufenmotor ist.

Ich kann also zusammenfassend nur wiederholen, daß trotz seiner anerkannten Vorzüge der Stufenmotor keineswegs als das Allheilmittel für Antriebe angesehen werden kann, und daß ferner, wenn er da, wo er angebracht ist, noch nicht überall verwendet wird, auch dafür gewichtige Gründe vorliegen. Die Kenntnis der Vorteile und damit des Verwendungsbereiches und die Erkenntnis, daß trotz der Geldopfer im Stufenmotor die Zukunft liegt, wird sich allmählich in stetig beschleunigtem Schrittmaß Bahn brechen. Nickel.

bei kleineren Motoren das Verhältnis zwischen dem Preis des Motors und dem des Wendeanlassers sehr ungünstig ist, da der Wendeanlasser eines kleineren Motors sich unverhältnismäßig teuer baut, und daß daher die mechanischen Teile des Kehrgetriebes wohl billiger herzustellen sind.

Sitzungsberichte der Bezirksvereine. Eingegangen 2. Dezember 1912.

Berliner Bezirksverein.

Sitzung vom 6. November 1912.

Vorsitzender: Hr. Veith. Schriftführer: Hr. Stiel.

Anwesend etwa 350 Mitglieder und Gäste.

Der Vorsitzende gedenkt der verstorbenen Mitglieder Franz Bartel, Paul Bayer, Gottfried Schaller und Walter Spätlich. Die Versammlung ehrt das Andenken der Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen.

Hr. Eugen Meyer spricht über den Bericht des Deutschen Ausschusses für technisches Schulwesen, betr. die praktische Ausbildung zukünftiger Hochschulingenieure.

Hr. G. Cattaneo macht Mitteilungen aus dem

Gebiete der Kältetechnik.1)

Die anhaltende Steigerung der Preise der wichtigsten Nahrungsmittel hat die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf die der Lebensmittelversorgung dienenden Einrichtungen und Organisationen gelenkt. An ihrem Ausbau ist die deutsche Kälte-Industrie in hervorragendem Maße beteiligt. Die notwendigsten Nahrungsmittel, wie z. B. Fleisch, Eier, Milch und Butter, erleiden schon bei mäßig hohen Temperaturen in wenigen Tagen Veränderungen, die sie für die menschliche Ernährung unbrauchbar machen.

Die Aufgabe, die dicht bevölkerten Teile des Vaterlandes, im besondern die großen Städte, mit einwandfreien, frischen Nahrungsmitteln jederzeit zu versorgen, wäre kaum zu lösen, wenn nicht die Kältetechnik die Möglichkeit geschaffen hätte, durch Lagerung in gekühlten Räumen dem Verderben der Nahrungsmittel zu begegnen.

Die Kälte wird vorwiegend durch die Verdampfung leicht siedender Flüssigkeiten in Kompressions-Kältemaschinen erzeugt, einer Maschinengattung, die bei der Kühlung von Lebensmitteln fast ausschließlich verwendet wird. AbsorptionsKältemaschinen und Wasserdampfmaschinen spielen auf diesem Gebiete keine Rolle. Als kälteerzeugende Flüssigkeiten werden Ammoniak, Kohlensäure und schweflige Säure verwendet. Während die Wahl des Kälteträgers noch vor wenigen Jahren den Gegenstand der lebhaftesten Auseinandersetzungen unter den Kältetechnikern bildete, bricht sich jetzt allmählich die Erkenntnis Bahn, daß jeder der drei Kälteträger seine Vorzüge hat und von Fall zu Fall den örtlichen Anforderungen entsprechend gewählt werden muß.

Vergl. Z. 1912 S. 1751.

Im Betriebe von Kaltlagerhäusern befinden sich AmmoniakKältemaschinen in überwiegender Zahl. Kohlensäuremaschinen werden da bevorzugt, wo völlige Geruchlosigkeit auch im Maschinenhause verlangt wird. Schwefligsäuremaschinen eignen sich des niedrigen Betriebsdruckes wegen besonders für warme Zonen und für alle Anlagen, die wegen zerstörender Eigenschaften des Kühlwassers mit kupfernen Kondensatorrohren ausgestattet weren müssen. Bei Ammoniakmaschinen können nur eiserne Rohre verwendet werden.

Die Kompressions-Kältemaschine, Abb. 1, arbeitet in der Weise, daß der Kompressor aus den teilweise mit flüssigem Ammoniak gefüllten Rohrschlangen des Verdampfers Ammoniakdämpfe ansaugt, wobei die Verdampfungswärme dem im Verdampfergefäß enthaltenen Salzwasser entzogen wird. Die im Kompressor verdichteten Dämpfe werden im Kondensator, wo sie unter höherem Druck stehen, infolge der Wärmeentziehung durch das die Kondensatorrohre umspülende Kühlwasser wieder verflüssigt. Von hier wird das flüssige Ammoniak wieder dem Verdampfer zugeführt, wo es seinen Kreislauf fortsetzt. Durch das Regelventil wird der Druckunterschied zwischen Kondensator und Verdampfer durch Drosseln des Flüssigkeitstromes aufrechterhalten.

Im Laufe der letzten Jahre ist der Wirkungsgrad der Kompressions-Kältemaschinen durch die Einführung des sogenannten überhitzten und überfluteten Arbeitens nach amerikanischem Vorbild verbessert worden. Während bei der früheren Arbeitsweise der Kompressor nasse Ammoniakdämpfe aus dem Verdampfer ansaugte und, nachdem im Kompressor die flüssigen Teilchen nachverdampft waren, die Dämpfe gesättigt oder mäßig überhitzt in den Kondensator drückte, wird bei dem neuen Arbeitsverfahren nach Abb. 2 in die Saugleitung des Kompressors ein Abscheider eingebaut, in welchem durch Geschwindigkeits- und Richtungsänderung die mitgerissene Flüssigkeit ausgeschieden und durch eine Rohrleitung in den Verdampfer zurückgeführt wird. Dadurch wird erfahrungsgemäß die Leistung um 10 bis 15 vH verbessert. Das Verfahren ist von dem Kältetechniker Constanz Schmitz in der Weise verbessert worden, daß das vom Regelventil kommende flüssige Ammoniak nicht dem Verdampfer unmittelbar zugeführt, sondern durch eine Düse in die Saugleitung der Maschine eingespritzt wird. Dabei expandiert das flüssige Ammoniak bereits im Abscheider auf den Verdampferdruck und gelangt ohne einen schädlichen Wärmeinhalt schon unter Verdampfungstemperatur in die Rohrschlangen des Verdampfers. Außerdem wird ein kräftiger Umlauf des Ammoniaks durch die Verdampferschlangen erzielt, der den Wärmeübergang begünstigt. Bei einer von A. Borsig gebauten Ammoniak-Kältemaschine mit der Schmitz

schen Einrichtung wurde eine Leistung von rd. 4300 WE auf eine indizierte Kompressor-Pferdestärke bei einer Verdampfungstemperatur von -10° und einer Kondensationstemperatur von +200 erzielt, während bei einem Vergleichversuch mit nassem Arbeiten nur 3500 WE erreicht wurden.

In konstruktiver Hinsicht sind bemerkenswerte Fortschritte im Bau von Kompressoren zu verzeichnen. Bis vor wenigen Jahren beherrschte für Ammoniak- und Schwefligsäure-Kompressoren die bereits von Linde in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts geschaffene Bauart mit flachem Grundgestell, offener Geradführung und gewölbten Zylinderdeckeln, in welchen die Kompressorventile untergebracht sind, das Feld. Nachdem die Entwicklung der Kälteindustrie zur Konstruktion größerer Einheiten geführt hatte, ist man dazu übergegangen, die Grundgestelle nach dem Vorbilde des Großdampfmaschinenbaues kräftiger zu gestalten, dem Kreuzkopf eine Rundführung zu geben und den Zylinder mit zentrischen Paßflächen an dem Gestell zu befestigen. Dadurch ist auch bei größeren Leistungen und höheren Umlaufzahlen eine gute Uebertragung der Kräfte, ein ruhiger Gang und namentlich eine dauernd gleichachsige Lage der Stopfbüchse gewährleistet, auf deren Dichthalten bei Kältemaschinen der größte Abb. 1. Plan einer Kompressions-Kältemaschine,

Kompressor

deutscher Ingenieure.

beweist die Einrichtung von Kühlhäusern auf den öffentlichen Schlachthöfen. Die Versorgung mit Fleisch geschieht fast ausschließlich durch Antrieb von lebendem Vieh und Schlachtung am Verbrauchsort. Während aber früher die Schlachtungen nach Bedarf vorgenommen werden mußten und das Fleisch ohne längere Lagerung dem Verbrauch zugeführt wurde, sind die Schlächter heute in der Lage, das Fleisch bis zu 6 Wochen im Kühlraum einzulagern und dadurch den Schwankungen von Angebot und Nachfrage Rechnung zu tragen. Neben dieser ausgleichenden Wirkung bietet die Kaltlagerung noch den großen Vorteil, daß das Fleisch im Kühlhaus reift und zarter und schmackhafter wird.

Während es sich bei dem Fleisch unseres Hausviehes nur um eine vorübergehende Aufbewahrung handelt, da die Schlachtungen sich über das ganze Jahr verteilen, kommt das Wild nur während der Schußzeit ins Kühlhaus und muß dann monatelang, teilweise bis zum Ablauf der Schonzeit, gelagert werden. Das wird dadurch möglich, daß das Wild nicht nur gekühlt, sondern bei tieferen Temperaturen vollkommen gefroren wird. Der Verkauf des gefrorenen Wildes während der Schonzeit war früher durch die Forstgesetze untersagt, ist aber neuerdings in Preußen und andern Bundesstaaten unter gewissen Kontrollmaßregeln erlaubt worden, so daß das Erträgnis der deutschen Jagden, welches einen Jahreswert von ungefähr 25 Mill. M darstellt (rd. 50 000 Hirsche und Rehe, rd. 4 Mill. Hasen, rd. 500 000 Kaninchen, rd. 14000 Wildschweine, rd. 240 000 Fasanen), während des ganzen Jahres zu geregelten Preisen dem Markt zugeführt werden

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VOM

Regelventil

zum Kompressor

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Kühlwasser

ablauf

Kühlwasser= eintritt

Wert gelegt werden muß. Die Stopfbüchsen werden neuerdings in der Regel mit Metallpackungen ausgestattet und sind durch eine zwischen Kreuzkopfführung und Zylinder angeordnete Laterne leicht zugänglich. Auch Kohlensäure-Kompressoren werden neuerdings nach den erwähnten Grundsätzen gebaut; bei ihnen werden die Zylinder des hohen Betriebsdruckes wegen häufig aus Stahlblöcken geschmiedet. Wegen weiterer Einzelheiten der Konstruktion von Kältemaschinen wird auf die Fachliteratur, insbesondere die Werke von H. Lorenz und C. Heinel (Neuere Kühlmaschinen)1) und Rich. Stetefeld (Die Eis- und Kälteerzeugungsmaschinen), verwiesen.

Bei dem Handel und Verkehr mit Lebensmitteln fällt der Kälteindustrie die Aufgabe zu, die Nahrungsmittel während der Beförderung und während der aus wirtschaftlichen oder andern Gründen gebotenen Lagerung in frischem Zustande zu erhalten, d. h. den nach der Schlachtung bezw. nach der Ernte einsetzenden natürlichen Zersetzungsvorgang durch Temperaturerniedrigung zu verhindern. Daß auch da, wo keine längere Beförderung in Frage kommt, die Kaltlagerung zu einem unentbehrlichen Hülfsmittel werden kann,

1) s. Z. 1910 S. 482.

Sole= rücklauf

Sole= entnahme

kann. Dazu kommt noch das vom Ausland bezogene Wild. Allein in den Berliner Kühlhäusern lagern nach Mitteilung der Gesellschaft für Markt- und Kühlhallen jährlich im Durchschnitt 150000 Hasen, 10000 Rehe, 3000 Hirsche und 60000 Fasanen.

Bei der Milchversorgung kommt, da Erzeugung und Verbrauch sich gleichmäßig abspielen, eine längere Lagerung aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage, dagegen muß die Kühlung unmittelbar nach dem Melken und die Kühlhaltung auf dem Wege bis zur Küche aus gesundheitlichen Gründen gefordert werden. Milch von gesunden Tieren ist im allgemeinen keimarm und kann in diesem Zustand erhalten werden, wenn sie nach der Gewinnung unverzüglich gekühlt wird, da sich die Keime bei niederer Temperatur nicht weiter entwickeln. Wirtschaftlich bietet die Kühlung den Vorteil, daß die Milch auch eine längere Beförderung überdauert, ohne zu verderben. Dazu ist die Beförderung in Kühlwagen dringend zu empfehlen.

Während wir unsern Bedarf an Fleisch, Wild und Milch zum größten Teil im Lande decken, sind wir für den Bezug andrer Lebensmittel ganz oder teilweise auf das Ausland angewiesen. Zu letzteren gehören namentlich Eier, die wir in großen Mengen aus Rußland und Galizien einführen.

Rußland hat im Jahre 1908 2000 Mill. Eier im Werte von 120 Mill. M ausgeführt. Davon stammen 45 vH aus dem Süden Rußlands, wo die Eier hauptsächlich in den Sommermonaten von Mai bis September gesammelt und in eigens hierfür erbauten Kühlhäusern gelagert werden. Aus den Sammelkühlhäusern gelangen die Eier zum kleineren Teil auf dem Landwege nach Deutschland, der größere Teil

1. März 1913.

geht nach den Hafenplätzen St. Petersburg, Windau und Riga, wo sich gleichfalls Kühlhäuser befinden. Von hier aus werden die Eier auf dem Seewege nach Deutschland, England und Dänemark befördert. Nach Deutschland wurden im Jahre 1908 für 33 Mill. M, nach England für 45 Mill. M russische Eier ausgeführt. In den Einfuhrländern wandern die Eier nach der Ankunft größtenteils wiederum ins Kühlhaus, so daß sie nacheinander durch drei Kühlhäuser gehen.

In Berlin sind durchschnittlich etwa 12000 qm Kühlraumfläche mit Eiern belegt. Auf diesem Raum lagern ungefähr 128 Mill. Eier im Werte von rd. 7 Mill. M. Bei geeigneter Temperatur und Trockenheit der Luft können die Eier 2 bis 4 Jahr lagern. Die Kühlhaus-Eier werden hauptsächlich während der kalten Jahreszeit verkauft, wenn frische Eier selten sind. Der jährliche Verbrauch wird für Groß-Berlin auf 250 Mill. Eier geschätzt, d. h. ungefähr 65 Eier auf den Kopf der Bevölkerung.

Unsern Bedarf an Butter decken wir größeren Teils im Inlande. Das Fehlende wird uns hauptsächlich aus Sibirien zugeführt. In Sibirien, namentlich Westsibirien, bestehen über 2500 Molkereien, deren Erzeugnisse auf der sibirischen Bahn nach dem europäischen Rußland befördert werden. Seit dem Jahr 1899 läßt die Verwaltung der sibirischen Eisenbahn Sonderzüge für Butter laufen, die aus Kühlwagen bestehen. In Entfernungen von je 170 km sind längs der sibirischen Bahn Eislager angeordnet, aus welchen die Wagen nach Bedarf mit Eis beschickt werden. Da die Züge täglich 340 km zurücklegen, so können die Eisbehälter täglich zweimal nachgefüllt werden, was auch notwendig ist, da ungefär 70 vH der Butter während der Sommermonate befördert werden.

Nach einem von Golownin auf dem zweiten internationalen Kältekongreß in Wien im Jahre 1910 erstatteten Bericht sind im Jahre 1907 rd. 16 Mill. kg sibirischer Butter nach Deutschland eingeführt worden.

Nach Mitteilung des Direktors der Gesellschaft für Marktund Kühlhallen, Hrn. Kommissionsrat Krüger, aus dessen Schrift über Kühlhäuser verschiedene Angaben entnommen worden sind, lagern in den Berliner Kühlhäusern auf 5000 qm Fläche im Durchschnitt 100000 Faß Butter im Werte von 10 Mill. M. Es kann bei dieser Gelegenheit erwähnt werden, daß im Kühlhaus eingelagerte Butter sich monatelang unverändert aufbewahren läßt, daher lombardfähig ist, und daß die Lombardierung im Berliner Butterhandel üblich ist.

In großen Mengen führen wir ferner Geflügel aus dem Ausland ein. Auch hierfür kommt hauptsächlich Rußland in Betracht. Im Jahre 1908 haben wir für 14 Mill. M lebendes und für ungefähr 3 Mill. M geschlachtetes Geflügel aus Rußland bezogen. Dieses wird in russischen Kühlhäusern eingefroren und gelangt vorzugsweise auf dem Landwege zu uns, worauf es in unsern Kühlhäusern bis zum Verbrauch gelagert wird. Während der warmen Jahreszeit muß es in Kühlwagen verschickt werden.

Von weiteren Lebensmitteln, die wir als Kühlgut aus dem Auslande beziehen, kommen gefrorene Fische, Lachse aus Kanada und aus Ostsibirien, insbesondere von der Mündung des Amur, ferner Fische aus dem Kaspischen Meere, z. B. Zander und Störe in Betracht. Die letzteren kommen auf dem Landwege in Kühlwagen zu uns, während die ersteren in Dampfern, die mit Kühleinrichtungen ausgestattet sind, befördert werden. Zu erwähnen ist noch der Kaviar, dessen ganzer Handel über Deutschland geht. Es lagert in Berliner und Hamburger Kühlhäusern auf einer Fläche von nur 250 qm Kaviar für ungefähr 4 Mill. M.

Als Küblgüter, deren Lagerung voraussichtlich noch sehr erweitert wird, sind noch einheimisches und fremdes Obst und Gemüse zu nennen. Auf diesem Gebiete sind uns die nordamerikanischen Staaten weit voraus. Nach einem Berichte des landwirtschaftlichen Sachverständigen bei dem kaiserlichen Generalkonsulat in Chicago sind das vorzügliche Aussehen und die ausgezeichnete Beschaffenheit des amerikanischen Obstes, das teilweise auch bei uns eingeführt wird, nicht nur auf die günstigeren klimatischen und Bodenverhältnisse, sondern namentlich auch auf eine sorgfältigere Behandlung, insbesondere auf die vorzüglichen Kühleinrichtungen, zurückzuführen. Das Obst hat bei der Beförderung von Kalifornien nach dem Osten Entfernungen von 2 bis 3000 km zu durchlaufen. Hierzu werden Kühlwagen verwendet, die samt der Ladung vor dem Versand durchgekühlt und mit Eis beschickt werden. Nach der Ankunft am Bestimmungsorte gelangt das Obst in besonders dafür gebaute Kühlhäuser. Für die Fahrt nach Europa werden Kühlschiffe verwendet.

Die Erfahrung hat gelehrt, daß die Erhaltung der Lebensmittel im Kühlhause nicht nur von der Temperatur, sondern auch von dem Feuchtigkeitsgehalt und der Bewegung der Luft im Kühlhause abhängig ist. Am wenigsten emp

findlich sind gefrorene Waren, wenn die Temperatur nur genügend tief gehalten wird. Darum werden Lagerräume für gefrorene Waren in der Regel in der Weise gekühlt, daß man Rohre an der Decke befestigt, durch welche eine als Kälteträger dienende Salzlösung läuft. Vielfach legt man, namentlich bei kleinen Kühlanlagen, die Verdampfer selbst als Kühlkörper in den Raum und spart dadurch an Anlagekosten. Diese einfache Kühlung kann auch bei gekühlten und an sich empfindlichen Waren dann verwendet werden, wenn es sich nur um eine kurze Lagerdauer handelt. Die Luft wird durch die Berührung mit den kalten Röhren nicht nur gekühlt, sondern auch getrocknet und überträgt so die auf den Waren befindliche Feuchtigkeit auf die Rohre, von wo sie durch Abkratzen oder Abtauen des Schnees entfernt wird. Die Trocknung der Oberfläche ist für viele Lebensmittel, namentlich für frisches Fleisch, von großer Bedeutung. In Kühlräumen ohne Luftbewegung wird das Fleisch schleimig. Unter den Kühlrohren wird vielfach ein breites Tropfbrett, welches oben mit Blech beschlagen ist und das von den Kühlrohren beim Stillstand der Kältemaschine abtropfende Wasser auffangen und ableiten soll, angebracht. Auch werden die Kühlröhren bei geringerer Raumhöhe oft an der Seite angeordnet.

Die Kaltlagerung von frischem, nicht gefrorenem Fleisch erfordert eine gute Regelung der Luftfeuchtigkeit, um einerseits die Oberfläche trocken zu halten und anderseits einen zu hohen Gewichtverlust durch Austrocknen zu vermeiden. Man hält die Temperatur im Kühlraum auf 0° bis 4o bei einer Luftfeuchtigkeit von 70 bis 75 vH. Um diese zu erreichen, legt man nicht Kühlröhren in den Raum, sondern läßt die Kühlraumluft mit Hülfe eines Ventilators und geeigneter Luftverteilungskanäle durch einen besondren Luftkühler umlaufen. In diesem Kühler wird die Luft an Kühlrohren oder durch unmittelbare Berührung mit dem im Verdampfer geküblten Salzwasser gekühlt und getrocknet. Das Vorkühlen des frisch geschlachteten Fleisches, welches mit einer starken Feuchtigkeitsabgabe verbunden ist, wird auf unsern Schlachthöfen in besondern Vorkühlhallen vorgenommen, die auf eine Temperatur von 6 bis 80 gehalten werden.

Ein besonders empfindliches Kühlgut sind Eier. Sie werden zu je 1440 Stück in Lattenkisten mit Holzwolle verpackt, und die Kisten werden derart übereinander gestapelt, daß die Luftbewegung zwischen den Kisten gewahrt bleibt. Die Temperatur muß ohne erhebliche Schwankungen auf rd. 0o bei einer Luftfeuchtigkeit von 80 vH gehalten werden. Bei warmer Außentemperatur dürfen die Eier aus dem Kühlraum nicht unmittelbar ins Freie gebracht werden, weil sie sonst mit Feuchtigkeit beschlagen und rasch verderben würden. Man bringt die Kisten daher in besondre Ausbringräume, welche mit Kühl- und Heizvorrichtungen versehen sind und allmählich erwärmt werden.

Bei der Kaltlagerung von Obst richten sich die Temperaturen nach den einzelnen Sorten. Im allgemeinen ist eine Temperatur von ungefähr 0° bei einer Luftfeuchtigkeit von 65 bis 75 vH erforderlich. Zu trockene Luft verursacht Welken des Obstes, zu feuchte Luft Schimmelbildung. Man versieht die Räume in der Regel mit Luftkühlung. Aepfel werden in Fässern, andres Obst in Kisten oder Körben verpackt. Zum größeren Schutz gegen Ansteckung oder Schimmelbildung werden manche Sorten einzeln in Papier eingewickelt. Weintrauben werden meistens in Kisten mit Korkmehl verpackt. Beim Ausbringen von Obst in warme Luft ist die gleiche Vorsicht zu beachten wie bei Eiern. Eine zusammenhängende Darstellung der Erfahrungen mit der Kaltlagerung von Obst und Gemüse findet sich in einem Aufsatz von Richard Stetefeld in der Zeitschrift »Eis- und Kälteindustrie« Jahrgang 1911 S. 103.

Nach diesem Ueberblick über die Einrichtungen der Kühlräume sind die Gesichtspunkte zu behandeln, welche für den Entwurf und Bau von Kühlhäusern maßgebend sind. Man wird beim Entwurf zuerst die Frage zu klären haben, für welche Zwecke das Kühlhaus zunächst errichtet werden und welchen andren Zwecken es vielleicht später dienen soll. Diesen Gesichtspunkt muß man schon bei der Wahl des Platzes im Auge behalten. Bei Sammel- und Durchgangskühlhäusern wird Eisenbahn- und Wasseranschluß zu erstreben sein, anderseits muß bei Kühlhäusern, die dem örtlichen Verbrauche dienen, auf bequeme Lage für die Mieter geachtet werden. Ferner ist auch die Möglichkeit der Wasserbeschaffung für den Betrieb der Kältemaschinenanlage zu erwägen, da Wassermangel den Kraftverbrauch und damit die Betriebskosten erhöht. Schließlich muß die Beschaffenheit des Baugrundes vorher untersucht werden; denn bei der hohen Belastung durch den Kühlhausbau und seinen Wareninhalt erfordert schlechter Baugrund eine teure Gründung.

Ist der Bauplatz gewählt, so muß die Größe des Gebäudes

und die erforderliche Baufläche ermittelt werden. Aus der verlangten Fassung der verschiedenen Warenlager berechnet man den Raumbedarf und entwirft den Grundriß, auf dem sich in der Regel mehrere Stockwerke erheben. Nachdem die Hauptabmessungen des Kühlhauses festgelegt sind, berechnet man den Kältebedarf bei der höchsten vorkommenden Außentemperatur und der stärksten Beschickung und bestimmt hiernach die Größe der Kälteerzeugungsanlage.

Bei der Verteilung der Räume ist darauf zu achten, daß Waren ähnlicher Art benachbart lagern und anderseits Waren, die Geruch verbreiten, so untergebracht werden, daß sie von andern Kühlgütern ferngehalten werden können. Bei der Wahl des Grundrisses ist auf zweckmäßige Anordnung der Aufzüge, Treppen, Gänge und Vorräume Rücksicht zu nehmen.

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deutscher Ingenieure.

Die Berechnung des Kältebedarfes umfaßt den Wärmedurchgang der Böden, Decken und Wände, die Kühlung und Trocknung der eingeführten Frischluft, das Kühlen und Gefrieren der eingebrachten Waren, sowie die Beseitigung der Wärme, die von der Beleuchtung und den im Gebäude beschäftigten Menschen herrührt.

Die Kühlhäuser wurden bei uns bisher in der Regel aus Ziegelmauerwerk errichtet. In Amerika und England befinden sich zahlreiche Kühlhäuser, die ganz aus Holzfachwerk errichtet sind. Holz ist ein schlechter Wärmeleiter, und die Konstruktion gestattet die Anordnung isolierender Schichten von Luft oder Füllmitteln. Die Isolierung eines Steinbaues kann auch durch innen vorgebaute Holzwände mit Luftschichten und Zwischenlagen von Isolierpapier hergestellt werden. Bei uns isoliert man fast ausschließlich mit getränkten Korksteinplatten, die bei einer Dicke von 10 cm den Wärmedurchgang auf ungefähr 0,4 WE für 1 qm, 1o und 1 st herabsetzen.

Abb. 3 bis 5. Kühlhaus der Moskau-Kasan-Bahn in Moskau. Maßstab 1:400.

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2 Ammoniakkompressoren für je 9000 WE/st

bei 20° Verdampfungstemperatur

e Luftkühler

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Neuerdings wird mehrfach Eisenbeton für Kühlhausbauten gewählt. In Abb. 3 bis 5 ist das Kaltlagerhaus, welches im Jahre 1911 von der Moskau-Kasan-Bahn in Moskau errichtet wurde, dargestellt. Es nimmt die mit der Bahn eintreffenden Waren auf, insbesondere Fische, Geflügel, Eier, Butter und Obst, und kann bei einem gesamten nutzbaren Raum von 2100 qm 125 Wagen =1250000 kg Waren aufspeichern. Die Kältemaschine arbeitet nach dem Ammoniakverfahren und ist von A. Borsig in Tegel geliefert.

Die Räume des Kellergeschosses und des Erdgeschosses sind mit gemischter Kühlung, d. h. unmittelbarer Röhrenkühlung und Luftkühlung versehen, um sie nach Bedarf für die eine oder andre Warengattung zu verwenden. Das Obergeschoß dagegen ist teilweise für Eier bestimmt und hat reine Luftkühlung.

Das Kühlhaus ist in Eisenbeton_gebaut. Wände, Decke und Böden sind gegen Kälteverluste durch asphaltierte Korkplatten derart isoliert, daß der Wärmedurchgang 0,4 WE auf i qm und 1o Unterschied zwischen Außen- und Innentemperatur nicht überschreitet.

Die Baukosten stellen sich bei deutschen Kühlhäusern einschließlich der Maschinenanlage und der übrigen Einrichtung auf 300 bis 400 M für den Quadratmeter nutzbarer Bodenfläche der Kühlräume. Es wird also ein Kühlhaus von 3000 qm nutzbarer Fläche, das rd. 11⁄2 Mill. kg Lebensmittel aufnimmt, 900 000 bis 1200000 M kosten.

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Die Kosten der Kaltlagerung betragen bei den in unsern Kühlhäusern üblichen Mietsätzen durchschnittlich im Monat 1 bis 2 für 1 kg Ware. Das ist eine Belastung, die im Verhältnis zu den großen Vorteilen der Kaltlagerung als gering bezeichnet werden mnß.

Es ist schon erwähnt worden, daß viele Lebensmittel auch auf der Eisenbahn oder auf Schiffen auf niedriger Temperatur erhalten werden müssen. Diesem Zwecke dienen Kühlwagen und Kühlschiffe.

Die Fleischwagen der Great-Northern-Bahn haben keine besondre Kühleinrichtung, die Verwendung solcher ungekühlten Fahrzeuge ist in England möglich, da das in Liverpool gelandete gekühlte oder gefrorene Fleisch z. T. in wenigen Nachtstunden nach den Verbrauchstätten im englischen Industriebezirk gebracht werden kann. Für längere Fahrten werden Kühlwagen mit doppelten Holzwänden verwendet, deren Zwischenraum mit Korkschrot ausgefüllt ist; an beiden Wagenenden sind Eisbehälter angeordnet. Der Innenraum faßt 5 t.

In ähnlicher Weise werden Straßenfuhrwerke für den Verkehr zwischen Kühlhaus und Schiff oder Eisenbahn ein gerichtet.

Bei sehr langen Beförderungswegen reicht eine Füllung der Eisbehälter nicht aus, um die Temperatur bis zum Reiseziel genügend tief zu halten. Man muß daher, wie bereits bei der Einfuhr sibirischer Butter erwähnt wurde, die Füllung unterwegs erneuern.

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