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kuppelt. Mit dem An

ker ist ein Schwungrad auf die gemeinsame Welle aufgezogen. Die Dynamos sind zwölfpolig und haben auch ebensoviele Wendepole, die einen vollständig: funkenfreien Gang bei allen Belastungen gewährleisten. Der Strom wird in Kabeln durch den Keller nach der Hauptschalttafel im Geschäftshause geführt. Zur Stromversorgung des Gebäudes bei Nacht, zum Puffern und zur Stromabgabe in besondern Fällen ist eine von der Aktiengesellschaft Tudor gelieferte Sammlerbatterie von 122 Zellen in verbleiten Holzkasten doppelt isoliert auf

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gestellt. Der Ladestrom beträgt 275 Amp, der Entladestrom normal 360 Amp und für den Fall einer Betriebstörung für kurze Zeit 760 Amp. Die 50 cm tiefen, 61 cm langen und 35 cm breiten Zellen enthalten je 12 positive und 13 negative Platten von 10 mm Dicke, deren wirksame Oberfläche auf jeder Seite 30x40 qcm groß ist. Der Wirkungsgrad in Amp st beträgt 91, in W-st 82 vH. Die Batterie wird in den Morgenstunden von einer elektrisch angetriebenen Zusatzdynamo mit Wendepolen durch Einfachzellenschalter geladen.

Sorgsam durchdacht ist die Verteilung der Elektrizität, die nach den Plänen des Direktors Bêde der Firma Hector Joos ausgeführt ist. Der Maschinist kann im Fall einer Betriebstörung an einer der Maschinen in sämtlichen Stockwerken jede zweite Lampenreihe durch Ziehen des Notausschalters, Abb. 9, in der Maschinenhalle abschalten. Zu diesem Zwecke sind für Bogen- und Glühlicht je zwei Hauptleitungen vorgesehen, die entweder zusammen durch den oben erwähnten Schalter, oder jede für sich durch eigene Ausschalter stromlos gemacht werden können, Abb. 9. Liegt eine Störung in einem Hauptstromkreise des Hauses vor, so kann wiederum am Hauptverteilschaltbrett im Keller der Schalter eines Verteilbezirkes geöffnet werden, wodurch z. B. die Hälfte der Bogenlampen in einem Drittel jedes Stockwerkes erlischt.

Ganz unabhängig von den Lichtstromkreisen werden die Motoren mit Energie versorgt. Ein besonderes, in der Maschinenhalle abschaltbares Kabelpaar führt zur Hauptverteilschalttafel. Von dort aus führen wieder besondere Leitungen zu den Schalttafeln von von 14 Aufzügen, 11 Motoren in der eigenen Druckerei und 23 Motoren verschiedener Größe für alle möglichen Zwecke.

Die Hauptabmessungen des Erdgeschosses sind in Abb. 1 angegeben. Es wird im Lichthofe durch fünf Kronleuchter beleuchtet, von denen der große mit 370 Lampen in der Mitte und die vier kleineren mit je 120 Lampen in den Ecken angebracht sind. Die Gesamtbeleuchtung des Lichthofes erfordert 45,9 KW, entsprechend 42000 HK, oder 77 HK/qm. Bei besondern Gelegenheiten werfen außerdem neuerdings vier im zweiten Stockwerk aufgestellte Scheinwerfer von je 8 Amp ihr verschiedenfarbiges Licht auf das Parkett und geben mit den Kronleuchtern zusammen eine gewaltige Lichtwirkung.

Die als Zellen ausgeführten Schaufenster werden mit je vier Flammenbogenlampen von 8 Amp und je 2800 HK beleuchtet. Die beiden neben dem Portal liegenden Fenster sind aus bautechnischen Gründen mit Glühlicht ausgestattet. Der Energiebedarf für die Schaufenster beträgt 17,6 KW

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bei insgesamt 100000 HK oder 10000 HK für ein Fenster. Das Portal und die Straße vor dem 55 m langen Kaufhause werden außerdem noch mit Bogen- und Glühlampen von zusammen 22000 HK beleuchtet, deren von der Straße und den gegenüberliegenden Häusern zurückgeworfenes Licht das Haus glänzend erhellt.

Der nach Abzug des Lichthofes übrigbleibende Flächenraum von 2900 qm im Erdgeschoß wird durch Bogenlicht von 32 KW Energiebedarf und 54 000 HK Lichtstärke (18,87 HK/qm) beleuchtet, das erste Obergeschoß durch Kronleuchter mit je 5 bis 40 Lampen von insgesamt 38 KW und 34 000 HK Energiebedarf (11,7 HK/qm). Vom zweiten Obergeschoß ab ist nur Bogenlicht verwendet, und zwår mit 15,5 HK/qm im zwei

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ten, 14,5 im dritten und 13,5 im vierten Geschoß. Einzelne Räume haben indessen Glühlampen. Das fünfte Geschoß hat gemischte Beleuchtung, in einigen Räumen auch indirekte Beleuchtung durch Bogenlicht.

Alle Leitungen sind bis zu den Verteiltafeln in den Geschossen als Erdkabel ausgeführt, von diesen Tafeln ab in Bergmann-Stahlpanzerrohren unter Putz. Die Bogenlampen sind mit Dietrichscher Kupplung versehen, durch die hängende Leitungen und die übliche Trommel nebst Aufzugseil fortfallen. Die Beleuchtung wird in den einzelnen Geschossen von je drei Hauptschalttafeln aus betätigt, von denen die einzelnen Tafeln je für den Süd-, Mittel- und Nordbau bestimmt sind, Abb. 1.

Zur Beförderung von Personen dienen & elektrische Fahrstühle, die je acht Personen und den Führer aufnehmen können. Ein Fahrstuhl führt bis zum sechsten Stockwerk, ein andrer zum fünften, während die übrigen sechs nur bis zum dritten Stockwerke fahren und symmetrisch zu beiden Seiten des Hauptaufganges und zwar so angeordnet sind, daß die Hauptdoppeltreppen um die Fahrstuhlschächte herumführen. Zur Beförderung von Waren dienen 3 Aufzüge, die sämtliche Geschosse vom Keller bis zum fünften Obergeschoß verbin

den. Außerdem sind noch zwei Druckwasseraufzüge vorhanden, die den Hofraum mit einzelnen Betriebsräumen im Keller verbinden.

Alle Fahrstühle sind von der Compagnie belge des Ascenseurs Otis in Brüssel geliefert und haben bis jetzt einwandfrei gearbeitet. Die elektrischen Aufzüge werden vom Fahrstuhl aus durch Hebel derart betätigt, daß durch den ersten Kontakt der selbsttätige, vierstufige Anlaßwiderstand allmählich kurzgeschlossen und durch den zweiten Kontakt das Die FahrNebenschlußfeld des Motors geschwächt wird. stühle sind mit allen zeitgemäßen Vorrichtungen zur Sicherung des Betriebes und der Fahrgäste ausgerüstet.

Die einzelnen Abteilungen des Krafthauses sind untereinander mit zwei Fernsprechnetzen verbunden. Eines dieser Netze verfügt über rd. 30 Anschlüsse, die untereinander und mit dem Stadtnetz durch fünf Linien verbunden werden können. Das zweite Netz umfaßt 75 Hausanschlüsse. Zur Stromversorgung dieses Netzes und einiger Signalglockenstromkreise dienen zwei abwechselnd arbeitende Batterien von je 10 Zellen, die von einer besondern Schalttafel aus geladen und entladen werden.

An den verschiedensten Stellen des Hauses sind mit Glas verschlossene Druckknöpfe vorhanden, die im Falle eines Brandes nach Einschlagen dieser Scheibe im Hausfernsprechamt eine Nummer aufspringen lassen, wodurch der Ort des Brandes genau angezeigt wird. Die Feuerwehr wird dann durch einen Fernsprecher herbeigerufen, der unmittelbar mit der Feuerwache verbunden ist. In den Gängen des Kellers sind eiserne Falltüren eingemauert, die sich bei einer bestimmten Temperatur selbsttätig schließen und den Brandherd begrenzen. Zur sofortigen Unterdrückung eines Feuers sind in allen Ecken Minimaxapparate aufgestellt. Annähernd 50 Wasserstöcke, die gleichmäßig im Hause verteilt und jederzeit gebrauchfertig mit Schlauch und Mundstück versehen sind, können im Falle einer Brandgefahr durch ein Wechsel-(Dreiwege-)Ventil vom Wasserzähler abgeschnitten und unmittelbar mit dem Hauptrohr der Straße verbunden werden. Der Druck im fünften Geschoß beträgt in diesem Falle 5 at.

Schließlich sei noch erwähnt, daß in den Werkstätten, Küchen usw. einzelne Gasanschlüsse, jedoch nur für Wärmezwecke angebracht sind. Sie werden aber nur dann gebraucht, wenn die Anwendung von Heizdampf nicht angängig Abgesehen von der Heizung einer Kaffeeröstmaschine kommen nur kleinere Bunsenbrenner für Werkzeuge usw.' in Frage.

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ist.

Die Werkstätten für Kostüm-, Blusen- und Wäschefabrikation sind ausnahmslos mit elektrischen Bügeleisen versehen. Ein Kinematographentheater unterhält die Kinder, deren Mütter Einkäufe besorgen.

Soweit es im Rahmen dieser Beschreibung möglich war, sind die wichtigsten Betriebseinrichtungen eines groBen Warenhauses in ihren Hauptumrissen gezeigt worden. Die Arbeiten des Architekten und Eisenkonstrukteurs sind nicht behandelt, weil das zu weit geführt hätte und auch nicht im Sinne des Titels liegt. Es sei nur erwähnt, daß der ganze Bau des Grundwassers wegen auf einer Betonplatte von 1 m Dicke ruht und in Eisenbeton ausgeführt ist. Das Dach ist als Plattform konstruiert und mit Asphalt gepflastert. Es wird im Sommer als Spielplatz für Kinder und auch als Gastwirtschaft benutzt. Gärtnerische Anlagen beleben die sonst eintönige Fläche, von der aus man nach allen Richtungen eine gute Fernsicht über Brüssel hinaus hat. Der Lichthof von (22×25) qm Größe ist mit einer Eisenkonstruktion überbrückt, auf der das obere Glasdach ruht. Das untere Kunstglasdach, das vom Lichthof aus sichtbar ist, ist ebenfalls in die Konstruktion eingebaut. Auch die fünf schweren Kronleuchter, die bis in das zweite Obergeschoß hinabreichen, sind an der Brücke aufgehängt.

Das Gebäude wurde im April 1910 dem Betrieb übergeben.

Zusammenfassung.

Es werden die technischen Einrichtungen eines modernen Warenhauses beschrieben und an Hand von Zeichnungen und Abbildungen erläutert.

Kilogramm-Kraft und Kilogramm-Masse, ein Vorschlag zur Einigung."

+

Von E. Budde.

Mit einer Einleitung von K. Strecker.

Dem Ingenieur ist die Kraft eine Grundgröße, ihre Einheit, der Druck eines Kilogrammsteines unter 45° Breite, ein Grundmaß. Der Physiker, Chemiker, Elektrotechniker dagegen sieht die Masse als Grundgröße, die Masse des Kilogrammsteines selbst als Grundmaß an. Ist es schon zu bedauern, daß gerade in den wichtigsten Begriffen bei den nahe verwandten Fächern so verschiedenartige Auffassungen herrschen, SO wird die dadurch hervorgerufene Schwierigkeit noch verstärkt durch den Umstand, daß derselbe Name im einen Maßsystem die Kraft, im andern die Masse bedeutet. Ja, noch mehr, der Ingenieur selbst gebraucht das Wort Kilogramm in zweierlei Sinne. Man kann z. B. sagen: Eine eiserne Stange von 1 m Länge, welche 4 kg wiegt, vermag eine in ihrer Längsrichtung ziehende Kraft von 200 kg auszuhalten. Die Einheitsbezeichnung kg wird hier unterschiedslos für zwei verschiedenartige Größen gebraucht; es bedarf also großer Sorgfalt, um stets stets zu wissen, welche von beiden Größen gemeint ist.

Das einfachste Mittel, um die Schwierigkeit zu beseitigen, wäre, das sogenannte technische Maßsystem mit der Kraft als Grundmaß zu verlassen und das sogenannte absolute Maßsystem mit der Masse als Grundmaß allgemein anzunehmen. Das lehnen aber die Ingenieure ab, und man wird warten müssen, bis sie ihre Ueberzeugung ändern.

Läßt sich nun dieses Ziel, die Einigung, auch noch nicht erreichen, so wäre es schon ein erheblicher Gewinn, die Schwierigkeit zu beseitigen, die aus dem doppelten Sinne der Wörter Gramm, Kilogramm entsteht. Der Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen hat vor einiger Zeit einen Vorschlag in dieser Richtung gemacht, leider ohne jeden Erfolg. Er ist nun im Begriff, einen besseren Vorschlag vorzulegen, und es möchte sich empfehlen, diesen etwas ausführlicher zu begründen. Berührt er doch die Grundlagen der Wissenschaft, und wenn es auch im übrigen nur eine Aeußerlichkeit ist, so gewinnt er doch durch jenen Umstand heblich an Wichtigkeit.

er

Der Vorschlag rührt von Hrn. E. Budde her, der ihn im Jahre 1906 ausgearbeitet hat, als der Verein deutscher Ingenieure die Frage nach der Bedeutung des Wortes Kilogramm anregte. Er hat ihn im Jahre 1911 veröffentlicht, als der Entwurf VII des AEF, Einheitsbezeichnungen, zur Erörterung gestellt wurde. Diese Ausarbeitung zeigt uns zunächst die Grundlagen der beiden Maßsysteme, ohne an ihrer Gleichberechtigung einen Zweifel auszusprechen. Dann sehen wir, daß der überwiegende Gebrauch das Wort Kilogramm als Massengröße auffaßt; auch dies spricht aber nicht zugunsten des einen oder andern Maßsystems, sondern lediglich dafür, daß das Wort Kilogramm die Bedeutung der Masseneinheit allgemein erhalten soll, während für die Einheit der Kraft an Stelle des bisher gebräuchlichen Kilogramms ein andrer Name zu benutzen sei.

Es möchte sich empfehlen, daß zu dieser Frage nun auch die Ingnieure das Wort nehmen. Strecker.

Vor einigen Jahren wurde seitens des Vereines deutscher Ingenieure die Frage nach der konventionellen Bedeutung des Wortes Kilogramm angeregt. Der Vorstand des Verbandes deutscher Elektrotechniker ernannte damals ein Komitee, bestehend aus den Herren Görges, Ulbricht und mir, welches den Auftrag übernahm, eine kurze Denkschrift über die Frage auszuarbeiten. Ich habe damals diese Denkschrift entworfen; sie wurde indessen nicht benutzt, da die

1) Der Aufsatz ist der ETZ 1911 S. 53 entnommen. Sonderabdrücke dieses Aufsatzes (Fachgebiet: Mechanik) werden an Mitglieder des Vereines und Studierende bezw. Schüler technischer Lehranstalten gegen Voreinsendung von 20 postfrei abgegeben. Andre Bezieher zahlen den doppelten Preis. Zuschlag für Auslandporto 5. Lieferung etwa 2 Wochen nach dem Erscheinen der Nummer.

ganze Anregung zum Stillstand gekommen war. Neuerdings beschäftigt man sich wieder mit der Frage, und da scheint es mir zweckmäßig, meine Ausarbeitung aus dem Jahre 1906 zu veröffentlichen, was hiermit geschieht.

Im folgenden sei der im Pavillon de Breteuil bei Paris aufbewahrte Platinblock, der die Grundlage für die internationalen Gewichtsbestimmungen bildet, als der »Urkörper« bezeichnet.

Als Normalstelle werde derjenige Punkt in Meereshöhe bezeichnet, in welchem der 45 ste Breitengrad die westeuropäische Küste schneidet.

Die veränderliche Beschleunigung der Schwere heiße g, ihr Wert an der Normalstelle G. Mit Hülfe eines nach Bedürfnis an der Normalstelle aufgestellten Wägeapparates kann man Körper herstellen, die sich in der Ruhe bezüglich der Schwerewirkung als Vielfache oder Teile des Urkörpers ver

halten.

Wenn ein beliebiger Körper A an der Normalstelle dieselbe Schwerewirkung ausübt, wie der nach dem soeben angegebenen Verfahren mit p multiplizierte Urkörper, so zeigt die Erfahrung, daß der Körper A auch an jeder andern Stelle der Erde p mal so stark auf die Wage wirkt, wie der an die gleiche Stelle gebrachte Urkörper. Wir sagen dann von dem Körper A vorläufig, er habe das »Pondus« p. Wenn man die Vielfache und die Teile des Urkörpers in Form von Gewichtsteinen hergestellt hat, so kann das Pondus irgend eines Körpers durch einfaches Abzählen von Gewichtsteinen festgestellt werden.

Die Erfahrung zeigt, daß der Druck aus der Schwere, den verschiedene Körper P1, P2 · an derselben Stelle der Erde ausüben, ihrem Pondus proportional ist; sie zeigt ferner, daß ein ruhender Körper vom Pondus p an einer beliebigen Stelle der Erde unter dem Einfluß der Schwere eine Kraft ausübt, welche mal so groß ist, wie diejenige des Urkörpers an der Normalstelle.

pg G

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Hieraus ergibt sich ein erstes Mittel zur Bestimmung von Kräften. Wir bestimmen sämtliche Kräfte, die aus der Schwere hervorgehen, indem wir die Kraft, die auf den ruhenden Körper p an der Normalstelle aus der Schwere wirkt, durch f, bezeichnen und versuchsweise die willkürliche Festsetzung 520 fg (1) machen. Hier ist die willkürliche Proportionalitätskonstante, welche in jede Maßbestimmung eingeht, und die Gleichung lautet in Worten: Die Kraft, mit welcher ein Körper p an der Normalstelle aus der Schwere drückt, ist proportional seinem Pondus, und zwar ist die Proportionalitätskonstante für alle Körper dieselbe.

Bezeichnet man die Kraft, mit welcher derselbe Körper an irgend einer andern Stelle der Erde aus der Schwere drückt, mit f, so gilt für diese nach dem Obigen ohne weiteres die Gleichung:

f=5p/2/

G

(2).

Eine beliebige andre Kraft wird dem absoluten Werte nach gemessen durch diejenige aus der Schwere hervorgehende Kraft, der sie bei entgegengesetzter Richtung das Gleichgewicht halten kann.

Die zweite Definition der Kraft schließt sich an die bekannten Wahrnehmungen an, daß die auf einen frei beweglichen Körper wirkende Kraft um so größer ist, je größer erstens das Pondus und zweitens die Beschleunigung des Körpers ist. Hiernach wird als Definition der Kraft festgesetzt: Versteht man unter f die an dem frei beweglichen Körper p tätige Kraft und nennt die zur gleichen Zeit an ihm vorhandene Beschleunigung u, so ist

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und hier ist es gebräuchlich, das Wort Gewicht als identisch mit Pondus zu gebrauchen. Es ist also dann die Masse eines Körpers gleich seinem Gewicht, und dementsprechend wird das Wort Kilogramm zur Bezeichnung der Masseneinheit gebraucht. Die Kraft, mit welcher das Gewicht p vermöge der Schwere ruhend drückt, erhält man aus Gl. (4), wenn man für u seinen Wert g einsetzt, der auch hier, soweit es sich nicht um Definitionen, sondern um technische Messungen handelt, mit G verwechselt werden darf. Sie wird also

f=pG.

Setzt man in dieser Gleichung p 1, so erhält man dieselbe Kraft, welche im ersten System als »1 Kilogramm <«< bezeichnet wird. Dieselbe ist also hier gleich G Krafteinheiten. Bestimmt man Kräfte durch das Gewicht, welches

deutscher Ingenieure.

sie gegen die Schwere tragen können, so ist die Gewichtzahl hier mit G zu multiplizieren, wenn man das Maß der Kraft

haben will.

Jedes der beiden im übrigen gleichwertigen Systeme hat bei den allerelementarsten Messungen, die wesentlich auf Ablesungen von Gewichtsteinen beruhen, eine Unbequemlichkeit. Dieselbe besteht im ersten System darin, daß man Massen erst durch eine Division mit G, und bei dem zweiten System darin, daß man Kräfte erst durch eine Multiplikation mit G aus dem unmittelbar bei der Abzählung von Gewichtsteinen sich ergebenden Größen findet. Diese Unbequemlichkeiten haben praktisch die naheliegende Folge gehabt, daß die Personen, welche mit Gewichten zu tun haben, sich von selbst in zwei Klassen geteilt haben, nämlich:

1) Ingenieure der Kraftmaschinenindustrie, soweit ihre Arbeiten auf wesentlich statischen Rechnungen und Messungen beruhen. Diesen ist es angenehm, eine Krafteinheit zu haben, die sich bequem an die vorhandenen Meßmittel, das ist Gewichtsteine, anschließt; sie ziehen also das erste System vor; denn wenn sie daselbst Drucke in ihren (Kraft-)Kilogrammen gemessen haben, so haben sie das Zahlenresultat ohne weitere Multiplikation vor sich. Die Einheit des Pondus bildet, wenn sie auf die Wage gesetzt ist, für sie ohħe weiteres die Einheit der Kraft. Doch besteht diese Bequemlichkeit eben nur für statische Zwecke. Für diese statischen Zwecke hat die Masse wenig Interesse, so daß die Unbequemlichkeit des Dividierens mit G dabei fast nie in Betracht kommt.

2) Umgekehrt verhalten sich alle diejenigen Personen, denen es bei ihren geschäftlichen Hantierungen nur auf die Masse ankommt, so die ungeheure Ueberzahl aller derjenigen, die irgend welche Materialien, z. B. Metalle oder Lebensmittel, nach dem Gewicht verkaufen. Diesen sind die Kraftwirkungen an sich bei ihren Maßbestimmungen ganz gleichgültig, und sie werden sich derselben in der Regel gar nicht bewußt. Es kommt ihnen nur darauf an, Massen und deren Geldwerte zu vergleichen. Infolgedessen haben die Warenverkäufer schon lange vor Gauß den Begriff Kilogramm als Massengröße verwendet. Da sie gar nicht darauf ausgehen, Kräfte zu bestimmen, hat der Begriff Krafteinheit und die Multiplikation mit G für sie keinen Belang.

3) Im Laufe des vorigen Jahrhunderts haben sich nun die elektrodynamischen Maßbegriffe und Einheiten entwickelt. Die unmittelbar für den Zweck der Messung beobachtete Erscheinung ist in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle der Ausschlag einer Magnetnadel oder eine ähnliche, vielfach durch einen Zeiger angegebene Ausschlaggröße. In fast allen, man kann wohl sagen in allen Fällen dieser Art ist die abgelesene Größe von den grundlegenden Begriffen der Einheiten von Länge, Zeit und Masse durch so viel zwischenliegende Theorie getrennt, daß es für die Bequemlichkeit beziehungsweise Unbequemlichkeit der Rechnung gar nicht darauf ankommt, welchen Wert man der Konstante willkürlich erteilt. Gauß hat deswegen mit vollem Recht denjenigen Wert gewählt, der die Formel (4) möglichst einfach macht. Das heißt er hat 5 G gesetzt und damit das zweite der obigen Systeme eingeführt. Dem haben sich nicht bloß sämtliche Elektriker angeschlossen, sondern seit 1893 auch die Regierungen aller zivilisierten Staaten. Und damit ist für alle elektromagnetischen Rechnungen das zweite System gesetzlich festgelegt.

Die Stellung der Elektriker zu der Frage, welchem von beiden Systemen der Vorzug gegeben werden soll, ist dadurch sicher für eine Zukunft von wenigstens 20 Jahren, wahrscheinlich aber für alle Zukunft festgelegt. Denn es ist kaum zu erwarten, daß man die Grundlage »Masse gleich Gewicht« im abgeleiteten Maßsystem jemals verlassen sollte. Es ist hervorzuheben, daß durch dieses System auch zum erstenmal eine zweckmäßige dekadische Leistungseinheit, nämlich das Kilowatt, geschaffen worden ist.

Es ist nun offenbar ein Mißstand, daß heutzutage in der Technik noch zwei verschiedene Maßsysteme gebräuchlich sind. Die Maschineningenieure haben sich die Frage vorzulegen, ob sie bei dem Schweredruck eines Kilogrammes als Krafteinheit stehen bleiben oder sich dem Gaußschen System

22. Februar 1913.

anschließen wollen. Es sind im Jahre 1904 von seiten des Vereines deutscher Ingenieure beachtenswerte Stimmen für das erstere System eingetreten. Wir können uns dem aber nicht anschließen, und zwar aus folgenden Gründen:

1) Wie gesagt, ist das Gaußsche System für die Elektriker bereits durch die Gesetzgebung festgelegt.

2) Die Eichvorschriften für Gewichte in allen deutschen Staaten beziehen sich tatsächlich nur nur auf die Gewichts

massen.

3) Die Bequemlichkeit der statischen Kräftemessung, welche dem französischen System eigen ist, geht sofort verloren, wenn man dynamische Rechnungen auszuführen hat, in denen Beschleunigungen und Trägheitsmomente, Winkelbeschleunigungen und lebendige Kräfte vorkommen. In diesen Fällen muß auch der Maschineningenieur, wenn er nicht inkonsequent werden will, durch G dividieren, und da die bewegten, umlaufenden, mit lebendiger Kraft arbeitenden Maschinen im Laufe der Jahre eine immer größere Bedeutung angenommen haben, tritt die Bequemlichkeit, daß man die unmittelbar an Gewichtsteinen abgelesenen Maßzahlen ohne weiteres als Maß der Kräfte benutzen kann, immer mehr zurück gegen die Unbequemlichkeit, daß man die Massenwerte, da wo man sie braucht, erst durch Division mit G herstellen muß. Dies hat schon zu bemerkenswerten Inkonsequenzen geführt, z. B. dazu, daß die Maschineningenieure selbst die Gewohnheit angenommen haben, Schwungmassen in kg/m2 ohne Division mit G anzugeben. Dieses Verfahren verträgt sich offenbar nicht mit dem Wunsche, das Kilogramm als Krafteinheit definiert zu sehen.

4) In der Gegenwart, wo der Antrieb von Dynamomaschinen für die Verwendung von Antriebmaschinen eine ganz hervorragende Bedeutung erlangt hat, ist man schon daran gewöhnt, die Leistungen der elektrischen Maschinen nach Kilowatt zu beziffern, und man gewöhnt sich auch daran, dies mit Dampfmaschinen zu tun. Es wäre ein offenbarer Vorteil, wenn dies allgemein geschähe, und dazu würde der Gebrauch des Gaußschen Systems in kurzer Frist führen. Die Forderungen der Zeit werden es ohnehin bald nötig

machen, und es ist zweckmäßig, diesen möglichst früh entgegen zu kommen.

:

5) Auch wenn das Kilogramm allgemein als Masseneinheit eingeführt ist, so ist man durch nichts gehindert, cin häufig vorkommendes mechanisches Produkt mit einem besondern Namen zu belegen. Im vorliegenden Falle wäre die ganze zurzeit noch bestehende Schwierigkeit überwunden, wenn man sich entschlösse, dem Produkt » Kilogramm mal G« den Namen »1 Kilobar beizulegen. Dazu käme dann noch der Satz:

>>1 KW leistet in der Sekunde rd. 102 Kilobarmeter Arbeit.<< Die Zahl 102 ist nicht unbequemer als die für die Pferdestärke gebräuchliche, ohne allen vernunftgemäßen Anhalt gewählte Zahl 75.

Selbstverständlich geht die Größe G in das als Kilobar bezeichnete Produkt mit ihrer Dimension

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[] ein, so daß

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das Kilobar selbst ohne weiteres die Dimension einer Kraft hat.

Soweit es sich um Maschinen handelt, wie Krane und dergleichen, deren Arbeit im normalen Betriebe durch Hebung von Lasten gegen die Schwere beziffert wird (und Maschinen dieser Art sind gerade diejenigen, die vorwiegend von Personen ohne technische Bildung geführt werden), würde man nicht gehindert sein, die bisherige Bezeichnung »Tragkraft x Kilogramm« bestehen zu lassen; denn ein Kran, welcher die Kraft x Kilobar äußert, hebt damit die Masse von x Kilogramm und umgekehrt, so daß in diesem Falle die Bezeichnung der zu bewältigenden Masse für die Charakteristik der Maschine vollständig ausreicht.

Zusammenfassung.

Es werden die Gründe erörtert, welche für die allgemeine Einführung des Gaußschen Einheitssystemes sprechen, und es wird zum Schluß der Vorschlag gemacht, die etwa noch bestehenden Schwierigkeiten durch Einführung des Begriffes Kilobar für das Produkt aus 1 Kilogramm Masse und der mittleren Beschleunigung der Schwere zu beheben.

Sitzungsberichte der Bezirksvereine.

Bodensee-Bezirksverein. L. Zodel +

Wiederum haben wir an dieser Stelle den Verlust eines langjährigen Mitgliedes, eines hervorragenden Vertreters moderner deutscher Ingenieurtechnik, anzuzeigen.

Am 9. Dezember 1912 verschied nach kurzer Krankheit im Alter von 50 Jahren Ingenieur Louis Zodel, Direktor der Maschinenfabriken Escher, Wyß & Cie., Zürich und Ravensburg. Unerwartet schnell wurde dieser schaffensfrohe, rührige, noch von großzügigen Plänen erfüllte Schöpfer kühner Wasserkraftanlagen dahingerafft. Wenige Stunden vor seinem Tode noch beschäftigten ihn größere Anlagen, die teils geplant, teils in fernen Ländern ihrer Fertigstellung nahe

waren.

Mit ihm schied eine als Ingenieur und Mensch interessante Persönlichkeit.

Jedem Techniker ist die Zodel-Kupplung1) bekannt, und jeder Fachmann des Wasserturbinenbaues kennt die ZodelRegulierung, eine heute noch angewendete Lösung der Geschwindigkeitsregelung von Francis-Turbinen durch wenige bewegliche Einzelteile.

In der Verwendung von Francis-Turbinen für höhere als die früher bis etwa 70 m üblichen Gefälle ist Zodel bahnbrechend vorgegangen. Erwähnt seien nur die Anlagen in der Rauris (Oesterreich) mit rd. 130 m und im Albulawerk der Stadt Zürich mit rd. 150 m Gefälle.

Zodel suchte seine Lösungen zunächst nicht in der Erfindung ganz neuer Bauarten, im Verlassen des Erprobten, sondern war auf möglichste Verwendung des Vorhandenen bedacht. Er wußte auch, wo es angängig war, die Werkstattmittel und das Material in neuer Anpassung mit in seinen Konstruktionsgedanken einzubeziehen, die Herstellungsarbeit zu vereinfachen, um ihre Qualität zu erhöhen, und die Be

1) s. Z. 1897 S. 81, 793; 1907 S. 1768. .

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Auch ältere bereits aufgegebene Konstruktionen wußte Zodel im geeigneten Fall in neuer Anpassung mit Vorteil wieder zu Ehren zu bringen. Den Gedanken der Syphonturbine, bei der ein saugheberartig wirkender Zufuhrkanal das Wasser auch bei niedriger Spiegelhöhe über das Laufrad bringt, hat Zodel in eigenartiger Weise, besonders bei langen wagerechten Francis-Turbinen, mit neuen Mitteln wieder verwendbar gemacht.

Zodel war ein ideenreicher Konstrukteur, der erprobte Verhältnisse verständnisvoll berücksichtigte, kein eigensinniger Pröbler, sondern ein Fachmann von großzügigem Denken, der sich keinen Augenblick besann, dem Besseren den Vorzug zu geben, auch wenn es von ihm nicht stammte.

Er war ganz besonders bahnbrechend auf dem Gebiete der Hochdruckturbinen, auf dem er sich eine solche Kenntnis, Erfahrung und Sicherheit erworben hatte, daß die Bearbeitung ganz großer Anlagen mit hohem Gefälle und großen Rohrleitungsschwierigkeiten eine besondere Freude für ihn war. Auf diesem Gebiete ist sein Name in den Fachkreisen der ganzen Welt bekannt.

Seine Kühnheit im Angreifen schwieriger Aufgaben ließ ihn kommende Bedürfnisse früh erkennen. Ihm verdanken wir manche geniale Lösung. Wohl die in Fachkreisen bekannteste seiner neueren Erfindungen, die SchwenkdüsenRegelung an Hochdruck-Freistrahlturbinen, wurde zuerst im Adamello-Kraftwerk mit einem Gefälle von annähernd 1000 m angewandt. Dieses Hochdruck-Wasserkraftwerk und einige weitere interessante Anlagen ähnlicher Art bildeten den Gegenstand eines Vortrages, den der nun Entschlafene am 19. März 1911 in einer Versammlung des Bodensee-Bezirksvereines, dessen Mitbegründer er war, gehalten hat.

Der Entwicklung und den Arbeiten des Vereines deutscher Ingenieure brachte Zodel großes Interesse entgegen; namentlich lagen ihm unsere Bestrebungen am Herzen, welche

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