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unser gnediger herr, herzog Christof, vermaint, der landfriden zu- [Feb. 26.] vorderst gehandlt und eer dan die religion richtig gemacht werden sollt, aus der ursach, das zu besorgen, wo derselb landfriden (welhen der gegentail zu seim vortl gern haben wollt) zu ort gebracht, es möcht alsdann die religion sambt andern sachen verschoben werden wellen, und die kö. mt. sambt andern stenden mer dahin trachten, wie sy von derselben sachen kemen und also darin nichts ausgericht wurd.)

3. Zum dritten hett sich unser gnediger herr gleichwol versehen, die churf. sechsischen rete wurden in der religionssachen nichts sonderbarlichs (obwol dasselb nit widerwertig) gehandlt haben.) Aber wie dem und dieweil der augspurgischen religionsverwandten stend one das vom gegentail uberstimbt sind und aus irer sonderung sonder gevard, nachtail und undertruckung der religion zu gewarten, seie s. f. g. gutachten, das nochmals die ainhelligkait bei allen verwandten und sonderlich den sechsischen reten gesuecht und also aus aim mund des punctens halb in der religion antwort gegeben und gehandlt werde; dann weil ir, der sächsischen rete, anbringen nit widerwertig, sonder mit andern. einhellig und gleichformig, so sei inen auch wol verantwortlich, bei den verwandten steen und die sachen in gemein auch notdurftiglich verhandlen helfen; s. f. g. mög auch leiden, das sy, die rete, dergleichen ainhelligkait bei andern unser religion verwanten stenden und gesanten suechen helfen und mit den sechsischen reten die notdurft auch reden und handlen.

4. Zum virten vernem s. f. g., das Bairn, Wirtenberg, Hessen, Gilch und alle andere auf der fürstenbank des landfridens durchaus einer mainung seien; dieweil aber s. f. g. nit wiss, ob dieselbig irer f. g. mainung mit irer f. g. gutachten uberstime, so sei s. f. g. ganz fruntlich, vetterlich begern, das unser g. h. herzog Christof

2) Vgl. die ähnlichen Befürchtungen der Wirtbger. nr. 33 Schluss und besonders die kursächsischen Ausführungen ebd. n. 7.

*) Ottheinrich nimmt hier auf die Vorwürfe Bezug, welche Chr. Adam von Hoheneck gegenüber wider die Sachsen erhoben hatte (vgl. nr. 26 n. 22). In einer neuburgischen Ratssitzung vom 19. Febr. hatte er selbst empfohlen, das die religion in gemain und nit sonderbarlich gehandlet werde, weshalb nötig sei, das Sachsen und ander fürsten und stend zu solhem vermögt werden. Gemel bemerkte: dann Sachsen hievor allweg die religionsachen fürnemlich gefuert. Ottheinrich aber wünschte, man solle sich zuerst mit Chr. vergleichen, der dann, zusammen mit ihm, die anderen Stände zu der Sache bringen solle, doch besorge er, dass nicht alle Stände beizuziehen seien, dann nit all rainen mund halten. München, St. K. bl. 271/8.

[Feb. 26.]s. f. g. auch vertreulichen wöl berichten, wie dasselbig geschaffen, damit s. f. g. sich auch gleichformig sampt andern machen oder ire bedenken, so sie dero eins etwa het, iren f. g. möcht gueter, treuherziger mainung geben zu erwegen. In alle wege aber gebe s. f. g. iren f. g. wol zu erwegen, das under anderm des reichs und teutscher nation höchster gewalt, im fal man wurde wöllen auf die frankfürdisch beratschlagung, wie die angefangen, procedirn und dieselbig bessern und annemen wöllen, in weniger personen hande,4) die da vileicht möchten so balde den augsp. religionsverwanten einmal zuwider und zu abbrechung unser waren religion durch grosse heupter erpraticirt werden, stöen würde (als Braunschweig, der dann vom reinischen crais fürgeslagen worden),) als das durch solliche verordnung frid, ruhe und guts geschafft wurde, und sovil mer, da man etwan zu den generalobersten perschonen unser religion oder eins yetweden stands widerwertigen sonst aufwerfen und zu erkiesen understöen solt.

Febr. 26.

5. Über den Sessionsstreit mit Bayern) will Ottheinrich vor Kg., kais. Kommissarien, Kff., Fürsten und andern Ständen des Reichs mit Ernst handeln und Erkenntnis dulden.

6. Auch an die kurpfälzischen Gesandten sollen sie sich hierin wenden.

7. Auf die Supplikation von Würzburg, Bamberg und Nürnberg sollen sie Chr. anzeigen, dass Ottheinrich den Vorschlag, auf des Reichs Kosten an einige Orte Reiter unter einem Obersten zu legen, nicht für ratsam halte, da es kein Stand gerne dulden und allerlai beschwerlicher zwangsal daraus entstehen würde. [1555 Febr. 26.7")

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München, St. K. bl. 271/8, 96. Konz.

41. Gutachten von Brenz über die Proposition.

Zurückweisung der in der Proposition enthaltenen Vorwürfe. Aus-
schuss nach dem Passauer Vertrag. Hier nicht zuerst über Konzil
oder Kolloquium, sondern über gegenseitige Zusicherung eines bestān-

a) Dies das Datum der gleichzeitigen beiliegenden Hauptinstruktion.
4) Vgl. Württ. Vierteljahrsh. 1901 S. 51 f.

5) Vgl. II, nr. 814.

6) Nachdem Ottheinrich am 29. Januar sein Fernbleiben vom Reichstag mit dem Sessionsstreit entschuldigt hatte, liess ihm Chr. am 6. Februar durch Adam von Hoheneck raten, er solle diesen Streit dem Kg. frei mechiglich heimstellen; dan s. f. g. [Chr.] hilt genzlich darvor, onangesehen das herzog Albrecht irer ko. mai. dochterman sei, ire mai. wurd der sach recht thun. München,

St. K. bl. 271 8. Vgl. nr. 31 n. 1.

digen Friedens zu beraten. Notwendigkeit und Möglichkeit eines leid- Febr. 26.
lichen, weltlichen Friedens, der die Voraussetzung für den Erfolg der
Vergleichsversuche bildet. Form und Besetzung des Kolloquiums.

Ongvarlich bedenken, was m. g. f. und h. uf die pro-
posicion des ietzigen augspurgischen reichstag votiren
und handlen möcht.1)

Anfenglich nachdem die proposition etwas hessig und den christlichen A. C. verwanten stenden contumeliose gestellt, so ist es erbarlich und billich, dweil m. g. f. und [h.] a) selbs personlich gegenwürtig gwesen und die proposicion nicht als ein gmeiner underthon, sonder als ein fürstlicher stand und glid des reichs angehöret, die schmachwort nicht allerding stilschweigend umbgehn, sonder dieselb gebürlich anregen und verantworten, ongvarlich mit möglicher bscheidenheit, wie es von den räten albereit bedacht und in schriften verfasst ist.2)

Zum andern dweil der passauisch vertrag dises gegenwürtigs reichstag ursach ist und im bemelten vertrag auch diser artikel begriffen wurdt, das im anfang des reichstag ein ausschuss von etlichen schidlichen, verstendigen personen beider seits und religion in gleicher anzal verordnet werden soll, das darin beratschlagt, wie und welcher gstalt die vergleichung der religion fürzunemen were,3) und aber die proposition des bemelten ausschuss nicht gedenkt, sonder den gmeinen stenden die beratschlagung des bequemlichen mittels zur vergleichung heimstellt, so kan daraus wol vermutet werden, das die babstlichen hierin iren vorteil gesuchet haben. Dan da die mittel und weg zur vergleichung in der religion durch die gmeine stend und nicht durch ein gleichen ausschuss beider parteien beratschlagt werden soll, so ist kuntbar und offenbar, das die bäbstlichen mit iren suffragiis und stimmen die christlichen A. C. verwanten stend weit überlengen, und demnach uf ein sollichen vorteiligen, gfarlichen weg, es sei ein concilium oder colloquium, schliessen, das es den christlichen stenden ganz bschwerlich fallen wurdt, und ist zuversichtlich, das aus iez bemelter ursach der artikel, den gleichen ausschuss belangend, in

a) Fehlt im Or.

41. 1) Wolf, Gegenreformation 1 S. 711f. hebt das Zurücktreten des mittelbaren und unmittelbaren theologischen Einflusses auf die Verhandlungen des Reichstags hervor, das namentlich auf protestantischer Seite bemerkbar sei. Für Wirtbg. trifft diese Beobachtung, wenigstens soweit sie den mittelbaren Einfluss betrifft, kaum zu: vgl. nr. 41, 42, 53–56, 69, 71 n. 8, 85 f. etc.

2) Vgl. nr. 26 n. 2.

3) Vgl. Neue Sammlung der Reichsabschiede 3 S. 5 (§ 7).

Febr. 26. der proposicion umbgangen und die beratschlagung uf gmeine stende geschoben sei.

Es ist auch neben der proposicion mit worten vermeldet worden, das sich die stende wol haben mögen aus dem passauischen vertrag berichten, was die proposicion sein werde.) Nachdem dann der passauisch vertrag des gleichen ausschuss austrucklich gedenkt, so ist nicht zu raten, das m. g. f. und h. disen ordenlichen weg, den der allmechtig durch sein gnad wunderbarlich in die hand gegeben und dardurch das leidig Interim ufgehaben, auch das parteisch concilium zu Trient zerstöret, verlasse und daraus gleich anfangs des reichstags schreite, sonder, nach verantwortung der injurien, wie oben vermeldet, uf den gleichen ausschuss vermöge des passauischen vertrags stimme und tringe, guter zuversicht, da m. g. f. und h. bei dem ordenlichen vorhin bedachten, beschlossen und bestetigten billichen, christlichen weg verharre, der almechtig werde ie lenger ie mehr billiche mittel oder ufs wenigst bessern glimpf verleihen.

So nun der ausschuss vermüg passauischen vertrags von ko. mt. und den stenden bewilligt wurde, möchten uf der christlichen stende seiten nicht allein weltlich fürsten, sonder auch gelert graven, so dem evangelio zugethon, erwelet werden.")

Im fall nun da m. g. f. und h. auch einer des ausschuss sein wurde und die frag, ob durch ein concilium oder nacional oder colloquium oder sonst durch ein weg vergleichung der religion zu suchen fürgenommen wurde, so wurdt es nicht für nuzlich angesehen, das m. g. f. und h. gleich anfangs und simpliciter zu einem concilio oder colloquio stimme; dann da dasselb on alle vorbedingung eins bstendigen fridens geschehe, so wurde dise gferd gwisslich erfolgen, das die widerpart eintweder das concilium zu Trient wider reassumiren oder ein neus colloquium fürnemen und den nechsten zum beschluss eilen, damit aller fridenstand ufgehaben und die christlichen stend in aller gfar wie zuvor verharren müsten.

Und ich setze, der ausschuss erdenke und bestimme nicht allein leidenlich, sonder auch die aller besten und christlichsten

4) Unmittelbar nach der Proposition hatte der kgl. Vizekanzler erklärt, da in der Proposition nichts stehe, was nicht schon im Passauer Vertrag und den kais. Ausschreiben enthalten sei, so erwarte der Kg. um so rascheren Beginn der Beratung. Mz. Prot.

5) Auf dem Rand von Brenz' Hand: pfalzgraf Fridrich; herzog Augustus; herzog Christoffel; herzog Wolfgang; graf N. von Stolberg; graf N. von Erpach.

condicionen des concilii, nämlich das das concilium sollt mit ge- Febr. 26. lerten, gotsforchtigen, unparteischen personen besetzt, die partei gnugsam verhöret und das allein lex divina, praxis Christi, apostolicae et primitivae ecclesiae, una cum conciliis doctoribusque fundantibus se veraciter in eadem, wie die Boheim in concilio. Basiliensi erlangt, richter sein sollt, so seien doch im passauischen vertrag bei dem puncten, das concilium oder colloquium belangend, dise wort mit irer mt. ordenlichem zuthun") austrucklich eingeleibt, dardurch allen condicionen des concilii oder colloquii ir rechter verstand, kraft und vermügen benommen wurdt. Dann es ist unverborgen, was kei. und ko. mt. ordenlich zuthun" heissen, wie es weitleufig in Syntagmate ausgefüeret ist,) nämlich das ir mt. verhelfe, das der babst im concilio presidire und die bischof richter sein, welche keinswegs gestendig, das ire falsche leer und gotsdienst contra legem divinam et praxim apostolorum, sonder darin fundiert seien, das auch ir mt., was durch babst und bischof im concilio beschlossen, mit dem schwert handhaben und exequiren sollen; ja, das heissen sie „ordenlich" gehandelt.

Nachdem auch die geistlichen fürsten und prelaten den merer will suffragiorum im reichsrat und uf irer seiten kei. und ko. mt. sampt etlichen weltlichen fürsten haben, ich will geschweigen deren stend, so zum teil ausserhalb des reichs, zum teil im reich neutrales und so es an das treffen geht, dem meren teil, nämlich kei. und kö. mt., auch anderen potentaten, bäbstlichen fürsten und stenden beifall thun, so würde on zweifel daraus folgen, das sie die condiciones concilii uf iren vorteil und fälschlich auslegen und sich kein billiche einrede darvon tringen lassen; es wurde auch nach dem bschluss des concilii babst und keiser bei dem grossern haufen den besten glimpf haben, als die den ordenlichen weg bis anher gangen und der christlichen stend auszug, das nicht secundum legem divinam et praxim primitivae ecclesiae judicirt, wenig ansehen haben. Darumb in bedenkung obenvermeldter und anderer wichtigen ursach bschwerlich sein will, gleich anfangs simpliciter uf ein concilium zu raten.

Sovil aber ein colloquium belangt, seind bisanher deren vil gehalten, auch mit billichen condicionen bedingt gwesen; ist doch on vorteil nimmer zugangen und gar nicht verhoffenlich, das zu diser zeit der sach durch ein colloquium geholfen werden möcht. Dann was für colloquia in sachen der religion belangend gehalten. 6) Neue Sammlung der Reichsabschiede III S. 5 (§ 6). 7) Vgl. Syntagma in Pfaff, Acta et Scripta S. 236 f.

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