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[1554.]

1. Memorialzettel des Hzs. Christoph, den bevorstehenden Mai 16. Reichstag betreffend.1)

Nachdem der reichstag vor augen,) auch die lehenentpfengnus, sollen Baltas v. Gültlingen, canzler, doctores Hans Cnoder und Caspar Beer erwegn, was fur handlungen mitzunemen seie, auch mit ernst und fleis beratschlagen, was ieder sachen halber furzunemen, zu handlen und zu votiern sein möge, wie auch man sich in den andern beschwerungsachen verhalten möchte.

Erstlich wurdet von noten sein, alle reichshandlungen von anno 24,3) auf dem reichstag zu Nurnberg gepflogen, mitzunemen, in wölchen handlungen soll gesuecht werden:

erstlich sovil unsern hauptpuncten, die religion, antrifft, wie man sich auf ainen und den andern weg gefast mache, wider den endthecrist und seinen anhang und defensores zu schuzen und beschirmen; was und wölcher gestalt ain concilium, general oder nacional sinodus oder colloquium zu bewilligen; wie auch in religionssachen ain bestendiger fride oder anstand unz zu ainem allgemainen, christenlichen, freien concilio gemacht mochte werden.

1. 1) Aufschrift von Ber: meins g. hern memorialzettel, sachen zum reichstag zu verrichten; praesentata 16. maii a. 54. (16. scheint aus 15. korrigiert zu sein.)

2) In der That hatte es im April und Mai 1554 eine Zeit lang den Anschein, als ob der schon lange erwartete Reichstag, der nach dem Passauer Vertrag binnen eines halben Jahres stattfinden sollte, jetzt zu stande kommen würde. Die Reichsstände hatten zum Teil schon Vertreter in Augsburg, andere verhandelten über die Einfourierung. Auch Chr. schickte, um seinen guten Willen zu zeigen, am 21. Mai einige Räte ab, rief sie aber schon nach wenigen Tagen wieder zurück, nachdem ihm der Kg. die Verschiebung seiner Ankunft in Augsburg mitgeteilt hatte. Vgl. II, 636, 646 und Register s. Reichstag. In derselben Zeit fanden wohl auch in Bayern vorbereitende Beratungen statt: vgl. Druffel IV, 526 (fehlerhaft) mit Wolf, Gegenreformation S. 664. Über Mainzer Vorbereitungen Wolf ebd. S. 662.

3) d. h. von 1524 an; vgl. nr. 3 Anfang. Ernst, Briefw. des Hzs. Christoph. III.

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Mai 16.

[Nota das bapst ain intervallum oder suspension in religionssachen auf 30, 40, 50 und etwan mer jar wolle aliquibus certis condicionibus bewilligen.]")

Am andern zu erwegen, was in politischen reichssachen, so zu friden, ruhe, ainigkait, zu aufnemung desselben dienstlich und furderlichn sein möchten, beratschlagt werden mochtn; und sonderlichn, wie dise schwerliche krieg im vatterland hinzulegen wehrn: die plackerein, rauberein, brand und mord abgestellt; die franzosischen verderblichen practiken dern, so Franckreich zu dem kaisertumb befürdern wolten, gewert; wie mit guten fuegen die 3 steet Mez, Thul und Verdun aus des Franzosen handen gebracht möchten werden, man des Franzosen gesichert und sich nichts gen ime zu befaren hette; item wie ain vergleichung und guete correspondenz under den kraisen, auch ain ieder kraise under ime selbst anzurichten wehrn; 4) wie das chamergericht gereformiert möchte werden, damit geleich recht meniglich gesprochen wurde; was fur beschwerden wider dasselbig furzubringen sein möchten, auch andere mer, als belegung in reichsanlagen, munzordnung, ringerung der anschleg, wie ieder belegt wurdet, und was andere mer politische reichssachen sein möchten, zu beratschlagen.

Verners dieweil zu vermueten, das pfaffen, munch und nunen allerhand clagn und beschwerden wider mich fuern werden, ist zu erwegn, vor wölchn man sich derwegen zu befarn, auch wie ainem und dem andern mit gueter beschaidenhait, sattem bericht und grund der warhait zu begegnen sein wölle; darinnen ist sich nur sonderlich gegen den apten zu Zwifalten, Sand Blesy und des von Kunigsbrun gefangnen abt frundschaft, auch etwan der bischoffe Costenz, Speir und andern, so vermainen ordinarii zu sein, zu befaren.")

So dan die zeit der lehnentpfengnus vermog passauischn vertrags, das afterlehn, behemische lehn und dan die osterreischen stuck lehn, vor der hand,) sollen alle sachn fleissig zu der hand

a) Von Chr. selbst auf dem Rand beigefügt. - b) ieder ron Chr. selbst korrigiert für: ich. c) Folgt, von Chr. selbst sofort durchstrichen: item was der pfaffen, munch.

4) Über die Bemühungen Chrs. um die Kreisorganisation im Jahre 1554 vgl. meine Arbeit über „Die Entstehung der Exekutionsordnung von 1555 ; erster Teil: Die Entstehung der Frankfurter Ordnung von 1554“ in Württ. Vierteljahrsh. X (1901), S. 1—110.

5) Vgl. zu diesen Punkten nr. 3 und nr. 63.

6) Nach dem Passauer Vertrag, der im Juni 1553 zum Abschluss kam, hatte Chr. das Afterlehen binnen Jahresfrist zu empfangen. Reyscher 2, 101. Über die böhmischen und österreichischen Lehenstücke vgl. I, 275.

[1554.]

1. Memorialzettel des Hzs. Christoph, den bevorstehenden Mai 16. Reichstag betreffend.1)

Nachdem der reichstag vor augen,) auch die lehenentpfengnus, sollen Baltas v. Gültlingen, canzler, doctores Hans Cnoder und Caspar Beer erwegn, was fur handlungen mitzunemen seie, auch mit ernst und fleis beratschlagen, was ieder sachen halber furzunemen, zu handlen und zu votiern sein möge, wie auch man sich in den andern beschwerungsachen verhalten möchte.

Erstlich wurdet von noten sein, alle reichshandlungen von anno 24,3) auf dem reichstag zu Nurnberg gepflogen, mitzunemen, in wölchen handlungen soll gesuecht werden:

erstlich sovil unsern hauptpuncten, die religion, antrifft, wie man sich auf ainen und den andern weg gefast mache, wider den endthecrist und seinen anhang und defensores zu schuzen und beschirmen; was und wölcher gestalt ain concilium, general oder nacional sinodus oder colloquium zu bewilligen; wie auch in religionssachen ain bestendiger fride oder anstand unz zu ainem allgemainen, christenlichen, freien concilio gemacht mochte werden.

1. 1) Aufschrift von Ber: meins g. hern memorialzettel, sachen zum reichstag zu verrichten; praesentata 16. maii a. 54. (16. scheint aus 15. korrigiert zu sein.)

2) In der That hatte es im April und Mai 1554 eine Zeit lang den Anschein, als ob der schon lange erwartete Reichstag, der nach dem Passauer Vertrag binnen eines halben Jahres stattfinden sollte, jetzt zu stande kommen würde. Die Reichsstände hatten zum Teil schon Vertreter in Augsburg, andere verhandelten über die Einfourierung. Auch Chr. schickte, um seinen guten Willen zu zeigen, am 21. Mai einige Räte ab, rief sie aber schon nach wenigen Tagen wieder zurück, nachdem ihm der Kg. die Verschiebung seiner Ankunft in Augsburg mitgeteilt hatte. Vgl. II, 636, 646 und Register 8. Reichstag. In derselben Zeit fanden wohl auch in Bayern vorbereitende Beratungen statt: rgl. Druffel IV, 526 (fehlerhaft) mit Wolf, Gegenreformation S. 664. Über Mainzer Vorbereitungen Wolf ebd. S. 662.

3) d. h. von 1524 an; vgl. nr. 3 Anfang. Ernst, Briefw. des Hzs. Christoph. III.

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Mai 16. der erbthailung verhalt, ") die sachn zu erwegn, sovil ich noch derselben wissens hab, wie da ain mittel der vergleichung zu finden sein möchte.

[Mai.]

Mai 25.

St. Reichstagsakten 9b. Eigh. Or.12)

2. Generalis materia vorsteenden reichstags a. 54, pro informatione, ad spetialia proxime confitienda 1) mihi collecta et extracta.

[Diese generalis materia enthält Auszüge aus den kais. Ausschreiben von 1553, bespricht die Frage, welche Schriften auf den Reichstag mitzuführen seien, giebt den Inhalt der linzischen Verhandlung, der Passauer Beschwerden, des Vortrags des Kfen. Moriz) (Druffel III, 1447 VI) und des Abschieds, und führt dann aus, dass man nicht wissen könne, wie die Proposition mit ihrer Petition geschaffen sein und wie die vorsitzenden Kff. und Fürsten stimmen werden. Im Religionsartikel ist die Sache dahin zu dirigieren, das kein stand weder von der kais. oder kön. mt. noch andern ichtzig deshalb zu befarn hette, ob gleich die gesucht vergleichung der religion nit eben ietzt oder zur andern zeit ervolgen mechte, das nicht weniger dise versicherung und fridstand also zu halten vestiglich etc.]

St. Reichstagsakten 9 b. Von Ber.

3. Gutachten von Ber, vom Landhofmeister, Kanzler und Knoder approbiert.1)

Die verordnete vier ret haben die beratschlagung der von unserm gnedigen fursten und herrn befolhnen verzaichneten artikel und puncten 2) under handen genomen, dieselbige volgender mei

11) Vgl. II, 805.

12) Ein Auszug aus diesem Memorial ist in Reichstagsakten 14a wie in Reichstagsakten 9b dem folgenden Gutachten (nr. 3) als Inhaltsverzeichnis vorangestellt, mit der Aufschrift: aus meins gnedigen herrn denkzettel, mir [Ber] den 15. maii gegeben, extrahiert.

2. 1) Die specialia-nr. 3.

2) Bei der Stelle dieses Vortrags: das sich der religion halben die stend der A. C. zu irer kai. mt., auch kein stand zu dem andern.... (Druffel III, S. 485) schreibt Ber auf den Rand: nota nit zu vergessen, das zu dem wort „stand“ auch der underthonen expresse meldung beschehen sollt, auf die augspurgisch confession restringiert, omnibus sectis exclusis, das also keiner wider sein gewisse zu tringen. Vgl. nr. 37.

3. 1) Überschrift in B und C: reichstags formalia et materialia.
2) nr. 1.

nung dismals bedacht, irer f. g. uf ferner erwegung und verbessern Mai 25. verzaichnet.3)

Anfenglichs haben Franz Kurz und registratores alle alte reichshandlungen oder acta zusamengelegt; darüber seind verzaichnus und register extrahiert, welche sampt den actis also mit gehn Augspurg zu fiern, damit die bei der hand sein möchten, im fahl haben zu ersehen. Damit auch ir f. g. dest besser rüchtigkeit derselbigen, auch anderer registraturacten gehaben möchte, solt nit unratsam sein, das Christof Thomasius, als der der registratur wissens tregt, mitgenomen wurde, der hierin und sonst in ander weg mit schreiben wol zu gebrauchen; hiezwischen, wa von nöten, m. Bastian 4) ein junger schreiber zugeordnet werden möchte, was ime furgegeben, zu schreiben und zu registratirn.

Formalia.

Sovil aber die ordnung, process und session, so in reichstagen gehalten würdet, betrifft, hat es die gestalt: anfangs auf angesagte stund und platz setzen sich die geistliche und weltliche churfursten, so zugegen, oder derselbigen gesandten irer bewüssten. ordnung und gebrauch nach, volgendz die andern, geistliche und weltliche fursten, graven, hern, prelaten und prelatinnen, zu beeden benken; und wurdt der weltlichen fursten ordnung der session volgendermassen gehalten:

Primo loco sitzt Osterreich, gleichwol bei der geistlichen benk; 2) Burgund; 3) Baiern; 4) das furstlich haus Sachsen; 5) alle pfalzgraven am Rhein, 3: Zweibruck, herzog Otthainrich, Simeringen; 6) das furstlich haus Braunschweig, deren auch 3; 7) das f. haus Brandenburg, deren auch 3; 8) Gülch; 9) Mechelburg 2; 10) 11) Wurttemberg, Pommern, alternatis vicibus, dweil sie strittig; 12) Hessen; 13) Baden; 14) Anhalt.

Unser gnediger herr hat allein mit Pommern controversiam der session, welches stritts halb bei deren hern vatters regierung vor der kai. mt. von iedem teil seine jura einkomen, und sonderlich pro Wurttemberg jura et allegationes ubergeben, welcher streit noch unentschiden steet, und derwegen bisanheer beeder fursten

3) In Bund C schreibt Ber auf den Umschlag: Nota, dise zusamentragung, vermeldung und deduction ist zu gruntlicher und richtiger information beschehen, damit man auf fürgefallen oder proponierte ein oder mer puncten dest bass und eher gefasst sein, materiam ad manum in promptu gehaben mechte; doch ist bei ieder unsers gnedigen hern verzeichneten und fürgelegten puncten der ordnung nach allwegen circa finem das gutbedunken oder votum underschidlich angehenkt. 4) Sebastian Ehinger, Registrator.

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