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Der 2. unsers g. hern verzaichneter artickel.

Die politische reichssachen belangend, was zu frid, ruw, ainigkeit und aufnemung derselbigen dienstlich, zu beratschlagen, wissen die ret fürs erst dieselbige und sonderlich die fürnembste oder treffenlichste anders nit zu benennen noch zu erzelen, dann wie die hievor in a. 52 zu Linz und Passau von dem churfursten zu Saxsen, weiland herzog Morizen seliger hochlöblicher gedechtnus, in genere und in specie underschidlich in schriften nachgesezter ordnung oder inhalt ubergeben worden. Volgt der inhalt summariae.

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[folgt eine Wiedergabe von Moriz' Beschwerden, Druffel III, 1447 VII.] 38) Dieweil nun fur das ander furnemlich den churfursten als seulen des reichs aiget oder gepurt, solliche gravamina für- und anzupringen, desgleichen abschaffung derselbigen zu thon oder zu erlangen, wie dann auch die kei. mt. in irer zu Linz gegebner nu. 3 verzaichneter schriftlichen resolution 39) erklert, welches auch zu Passau wider verabschidet, nemlich das solliche gravamina auf der stend, die solliche fürzupringen hetten [fürpringen], bei nechstem reichstag angehört und also mit der churfursten rat und zuthun einsehens beschehen solt, so werden ir f. g. sich hierin wol wissen zu halten, denselben nit vorzugreifen, unglimpf und undank zu verhueten.

Und nachdem in dem passauischen vertrag 10) gleichwol vermeldet, das die kon. mt. neben deren sohn, konig Maximiliano, auch chur, fursten und stende des reichs solliche angeprachte beschwerungen für die hand nemen, der kei. mt. furtragen und zu billicher erörterung befürdern sollen; und aber irer f. g. in der

39) Am Schluss der die Kff. besonders belangenden Beschwerden, nach Punkt 8, schreibt Chr. in B auf den Rand: die erkennung der acht uber fursten und furstmessige personen geschehe one der churfursten vorwissen und erkantnus wider die gulden buel und alt herkomen. Unten an die Seite schreibt er, durch ein Zeichen an die gleiche Stelle verweisend: nota ezlichen churfursten gedreuet, wa sie nit ad libitum Cesaris, Granvella und Arras votiern, wurden sie ieres ampts und dingnitet ensezt, auch beschehen; exemplum: Saxen und Coln. Die Beschwerden nr. 25 und 26 (von Druffel III S. 489: den andern zum nachteil bis S. 490 commissiones gegeben werden) sind durchstrichen und von Ber an spätere Stelle (n. 43) verwiesen. Nach Aufzählung der Beschwerden fügt Chr. noch bei: nota das die iezige kaiserische rete gar parteisch den A. C. verwandten ; item das dem chamergericht der passauisch vertrag noch nit insinuiert, sie ierer beschwerlichen pflicht nit erlassen; item laut desselben das chamergericht nit reformiert und visitiert.

39) Vgl. Druffel III S. 405.

40) Vgl. Neue Sammlung der Reichsabschiede 3 S. 7 (§ 15).

Ernst, Briefw. des Hzs. Christoph. III.

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Mai 25.

Mai 25. session, consultation und stimm beede konig, auch die churfürsten und andere in viler anzal (als bei anfangs hievor angezaigt) vorsitzen, werden ir f. g. sich abermals der ordnung und gelegenheit vorgeender votorum nach wol wissen zu halten, die sachen an sich komen zu lassen, und das fur den 2. grad.

Fürs dritt das votum und gutansehen beruerend, dweil die petitiones, was zu der befürderung und abwendung dienstlich, formaliter in obvermelter des churfursten zu Saxsen eingebung begriffen, und darneben der kai. und kon. mt. zu Linz, Passau und aus Pruessel erbieten eisdem zustimmen, als da furs erst, in namen und aus befelch der kai. mt. zu Linz der schrift nu. 3 erpietung beschehen, solcher gravamina mit der churfursten rat und zuthun geburend einsehens zu thun, auch iren hofrat mit teutschen reten stattlich zu besezen, die teutsche sachen zu beratschlagen und zu erledigen,

welches zum andern auch zu Passau vilfeltig repetiert und sonderlich selbigem vertrag hernach einverleibt worden, das sollicher gravamina halber dahin befürderung und einsehens beschehen solt, uf das die nach der billicheit, gulden bull, reichsordnung und alten herkomen zu guter erledigung gepracht möchten werden, item das fürs dritt eben in selbigem passauischen vertrag sich expresse erbeutt, in denselbigen ir mt. betreffend artikeln ganz billich zu erzaigen und furnemlich den gemeinen nutz und wolfart dem privato fürzusetzen;

zum 4. in irer kei. mt. dises reichstags ausschreiben in ir mt. schreiben, litera A gemerkt, vermeldet, das von hohen nöten, zu erwegen und zu versehen, welchermassen die hochnachteilige, schedliche und verderbliche empörungen, trennung, irrung und spaltung, die sich mit gemeiner schmelerung, verderben und undergang im heil. reich teutscher nation erregen, abgeschaft, aufgehebt und ein freuntlichs, gnedigs, underthenigs und gleichformigs vertrauen, auch naigung zwischen ir kai. mt. und den stenden des reichs und zwischen inen selbst und sonst allenthalben ain gemeiner, bestendiger, guter fried und einigkeit gepflanzt u. aufgericht werde, damit das mistrauen aufgehebt und die stend zu guter naigung und vertrauen gebracht wurden, mit ferrerm hohem vätterlichem erpieten und ausfüerung, welchermassen ir mt. damals mit kriegsfolk gefast gewesen, die entstandne empörung zu stillen, sonderlich auch dem konig von Frankreich, der mit dem Türken verstendnus, die abgetrungnen reichsschmelerung widerumb zu entziehen und zum reich zu bringen, welches doch ir mt. nit erraichen mögen. Und henken ir mt.

sollichem schreiben ferner an, gnedigs fleiss begerend, wa unser Mai 25. g. herr mer puncten und artikel dann hievor darvon geredt worden, vermainten zu erledigen, auch zu erörtern, deren in ir mt. ausschreiben zu gedenken oder sonst ir f. g. gedecht ferrers zu befürderung diser handlung und des gemeinen nutzes dinstlich und furtreglich sein, in vertrauen ir gutbedunken zu eröffnen; 41)

volgendz fürs 5. im schreiben, litera B, darinnen auch neben andern verleibt, nemlich wie der justitien, des reichs rechten, gerechtigkeiten, ordnungen und satzungen, auch alten gewonheiten und herkomen, verhinderung und gravamina furgefallen, darinnen gepürlich besserung, auch wendung fürzunemen und anzurichten, dannen her uf underthenigist ersuchen die linzisch und passauisch handlung ervolgt und ir mt. darauf aus kei. ambt intra 6 menses ein reichstag zu halten bedacht gewesen, aber doch daran verhindert worden durch krieg und andere zufellen, excusat se: at cum majores motus, perturbationes, nidergang und verderben (si non avertantur) entstanden, necesse magis sit entgegenzugehn, damit das gmein vatterland errett, wider in vorigen stand gebracht und bei seinen würden und kreften bstendiglich erhalten werde; darumb hett ir mt. in rat befunden, ein fürderlichen reichstag zu halten, benennten den gen Ulm per se vel sufficientem procuratorem zu erscheinen, in obbestimpten puncten und all andern des reichs notturften zu gemeinem nutz und wolfart zu raten, zu handlen und zu schliessen, des communi patriae, auch ir f. g. land, leut und verwandten zu trost, schutz, schirm, rettung und befürderung komen möge;

letstlichs und zum 6. haben auch ir kei. mt. in deren schreiben aus Prussel de dato den 7. aprilis a. 54 an Menz, Trier, Pfalz, Baiern, Wurttemberg dise wort geschriben, namlich: wir gedenken auch vil weniger der löblichen teutschen nation lobliche, wolhergebrachte libertet und freiheiten in dem allergeringsten zu schmelern oder zu schwechen, sonder seind dargegen anders nit gesinnt oder gemeint, dann dieselb, sovil uns immer menschlich müglich, zu schützen und handzuhaben;42)

so wissen dem allem nach die ret kein bessere meinung, befürderung, mittel oder stimm anzuzaigen, wann eben die jetzt in gemein gehört und extrahiert in des churfursten von Saxsen zu Passau ubergeben gravaminibus in beschluss angehenkt, auch von kai. und kon. mt. enderung, besserung und abschaffung erpoten

1) Vgl. Druffel IV, 70.

42) Vgl. II, nr. 554.

Mai 25. oder vertröstung geschehen ist. Derhalben möchten ir f. g. (da die frag und votiern an sie komen und zuversichtlich andere vorsizende, furnemlich in passauischem vertrag bestimbte chur- und fursten gleichfals thon werden) auch dahin stimmen, das ir kai. mt. selbst obvermeltem gnedigistem erpieten nach dise beschwerliche artikel dahin bewegen, befürdert und resolviert, auf das alle wider die gulden bull, reichsordnungen oder sazungen oder auch sonst wider alt löblich der Teutschen herkomen, freihaiten oder billichait entstandne neuerungen und gravamina abgestellt und zu besserung, auch widersezung frid, ruoh und vertrauen gericht und gepracht werden.

Was dann andere des reichs polliceiordnung und daheer ruerend mengel, furnemlich der kaufleut gewerb mit tuechern, münz, wechsel und anderm, desgleichen der würt und gastgebung und merer artikel belangt, dieweil derselbigen halb hievor nuzliche, gute und furstendige ordnungen hieruber begriffen und verabschidet und abermals allein an dem halten, nachsezen oder execution derselbigen aller mengel erscheint, so könnden die ret kein bessern weg oder votum befinden, wann wie daz iezt gehört und derhalb ir f. g. mit dem ferrerm anhang dahin gestimbt hette, auf das der execution, haltung und volnziehung halben einhellige. vergleichung und abschied ervolge und demselbigen mit ernst von meniglichem bei peen gelebt werde und der fiscal stracks procediern, item das der churfurst von Sachsen zu Passau in ir beschwernusartikel vermeldet, wie des reichs policeiordnung nit allein in kei. erblanden nit gehalten, sonder auch exemptiones et privilegia darwider gegeben, ut supra fol. 23 A notiert.43)

Der dritt artikel ir f. g. verzaichnus.

Wie aber die krieg, plackereien, raubereien, desgleichen brand und mord im Teutschland mechten abgestelt werden, hiezu sind die früheren Ordnungen und Landfrieden wieder vorzunehmen, wo es nötig ist, zu bessern, und namentlich zu beraten, was zur Handhabung von all dem weiter zu verordnen wäre.44) Darzu 45) dann der ret gutansehen

43) Hieher sind in B die oben S. 17 n. 38 durchstrichenen Artikel der Passauer Beschwerden nr. 25 und 26 verwiesen. Dort steht zu nr. 26 (Kammergericht) auf dem Rand: nota di verzuglicheit der sachen von wegen des stand und ordnung der procuratorn langsam herumb, langsamer process anzuregen, item 10 jar anhangender sachen, item de corruptionibus cavendis, si esset verum quod fertur. Dies in der „generalis materia" (nr. 2) von Ber.

44) Hiezu schreibt Chr. in B auf den Rand: die maxima ist, das man for

nach sonder furstendig und nuzlich sein möchte, wa anfenglichs Mai 25. ein ieder des reichs kreis under inen selbst einer gewissen und bestimbten belegung mit reutern und knechten sampt hierzu verordnetem geschütz und darzu gehörigen obersten und bevelchsleuten alles nach zimblichem, billichem anschlag und vermögen sich verglichen und verfasst machten; volgendz gegen einander in gemein alle des reichs kreis hierin gehörtermassen vergleichung theten, wes ie ainer von dem andern für gewisse hilf und zuzug zu gewarten; das auch ein ieder stand für sich selbst und dann der kreis, da sich einiche plackerei, vergarterung oder versamblung gehörter unordenlicher gestalt bei oder under welchen oberkeiten oder gebieten erögen oder furgenomen werden wolt, gleich also bald und vor dem die auf- oder zu hauf komen, dargegen mit der that zu handlen, zu wenden und abzutreiben understanden und gefasst gemacht hette oder auch im fal der vorstehenden not mit anderer nechstgesessnen hilf (die inen auf ersuchen unwaigerlich und one alles verziehen zugeschickt werden solt) genzlich aufzuschlahen, und es nit dahin komen lassen, bis das feur gar ausgangen und zu stark worden, das hernach alles verderbt und der schad, so sich in vil weg ganz beschwerlich mit plündern, durchzug, verderbens, verhergens und totschlahens zutregt, nit wol mer verhuett oder abgewendt werden mag. Hierzu wurde auch sonder furstendig sein, bei der kei. und kon. mt. underthenigist anzuhalten, uf das ire mten. neben den chur, fursten und stenden des reichs das ir auch bei rechter zeit und gleich anfangs wirklich darzu theten mit ernstlichen abgebotsbriefen oder mandaten cum annexa cominatione et declaratione banni, auch gebürlicher hilf, zuzug und contribution; wie dann unser g. herr auf solich und ander mer besser weg disen artikel aus irm von Gott gegebnem verstand ferrers zu bewegen, dahin zu dirigieren und zu votiern haben wurdt, auf das sollichen mishandlungen und entpörungen gewert, dargegen fried und ruo gepflanzt, angericht und mit gnaden des allmechtigen gehalten werde.

Es solt auch disem werk fast furstendig und nutz sein, das

f) Von hier bis: zuzug und contribution in B auf dem Kand, ebenso in C von Ber. allem ain satte erleuterung, erclerung und verspruch habe, das man, sovil die religionssach belangen thuet, friden habe und den bestendig, das man sich kains kriegs und gewalts darfe befarn, sondern das sollicher stritt allain mit biblischer schrift decidiert solle werden.

45) Vgl. hiezu Langwerth von Simmern, die Kreisverfassung Maximilians 84f., wo dieser Abschnitt gedruckt ist.

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