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Harvard College Library

Jan. 12, 1912

Gift of

William Endicott, Jr.

Druck von Carl Bellmann in Prag

Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen,

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Vorwort.

Das vorliegende,,Urkundenbuch der Stadt Aussig" bildet in der Reihe dieser Publicationen, welche durch den Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen" besorgt werden, das dritte Glied, welches sich den Bearbeitungen Dr. Ludwig Schlesingers über Brix und Saaz anreiht. Für die Bearbeitung dieses dritten Bandes wurde von Seiten des Ausschusses der Bücherwart des Vereines Wenzel Hieke in Aussicht genommen. Es konnte gerade für Aussig keine geeignetere Kraft gewonnen werden, denn Hieke, der aus Hummel bei Aussig stammt, hat seit Zurücklegung seiner Gymnasialstudien in Leitmeritz seine ganze Zeit der Erforschung der heitmatlichen Gegend und der Archive des nördlichen Böhmen gewidmet. Seine zahlreichen, meist in den,,Mittheilungen des Vereines" gedruckten Abhandlungen sind die beredten Zeugen seiner gewissenhaften, eingehenden Forschung, wie auch der genauen Kenntnis der gedruckten und ungedruckten Quellen-Literatur, die er sich durch jahrelangen, emsigen Fleiss erworben. Eine Anerkennung dieses Strebens ist es gewesen, dass ihm über Antrag des Vereines von der löblichen Vertretung der Stadt Aussig die Ordnung des immerhin noch recht reichhältigen, bis dahin ungeordneten Archivs der Stadt übertragen wurde, ein Auftrag, dem er sich mit vollster Hingebung und ganzer Arbeitskraft widmete. Die unverhofft reiche Ausbeute des Stadtarchivs an interessantem, urkundlichen Materiale zeitigte in ihm die Idee zur Herausgabe desselben, welche über seine Anregung ein Beschluss des Ausschusses und die bedeutende Geldunterstützung, welche die Stadtvertretung gewährte, ermöglichten. Seit 1890 war er ununterbrochen mit dem Durchforschen in- und ausländischer Archive beschäftigt, in welchen sich urkundliche Nachrichten über Aussig vermuthen liessen, so dass in dem vorliegenden Bande das urkundliche Materiale, soweit es im Bereich der Möglichkeit liegt. vollständig erschöpft wurde. Leider war es ihm nicht gegönnt, diese Frucht jahrelanger Arbeit vollendet zu sehen, da seinem Schaffen nach kurzem Krankenlager am 3. April 1895 der Tod ein frühzeitiges Ziel setzte.

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Die ersten 22 Bogen waren bereits ausgedruckt, die zwei folgenden in Vorbereitung, für die übrigen, wie auch für das Register fanden sich nur gelegentliche Notizen. Mit der Vollendung des begonnenen Bandes wurde durch einen Beschluss des Ausschusses Dr. Adalbert Horčička beauftragt, der durch freundschaftlichen Verkehr mit Hieke in die Anlage und Durchführung dieser Arbeit eingeweiht war. Er führte die Redaction der Druckbogen 23 und 24 durch, fügte die Nachträge," die,,Magdeburger Schöppensprüche" und den ,,Anhang" hinzu, verfasste die Anmerkungen, die ausführlichen Register, das Vorwort und besorgte die Siegeltafeln: In allen Punkten, soweit es nur thunlich war, im Geiste Hiekes, um den Charakter der Einheitlichkeit des Buches nach keiner Hinsicht zu stören. Es galt ihm als Ehrensache, der Thätigkeit Hiekes gerade an diesem Orte mit wenigen Worten zu gedenken, wie auch seine Verdienste und seinen Antheil an der Abfassung dieses Urkundenbuches zu wahren und in das richtige Licht zu stellen.

Unter den Archiven, welche herangezogen wurden, verdient in erster Linie das der Stadt Aussig Berücksichtigung, weil es sich im Orte selbst befindet und auch das meiste Materiale aufweist.

Unser Interesse lenken zunächst die sogenannten Königsurkunden auf sich, deren Aussig bis zum Jahre 1526 noch 23 im Original besitzt [24, 41, 47, 48-50, 80, 81, 124, 136, 138, 225, 248, 254, 255, 257, 266, 278, 279, 287, 313, 333, 437], deren älteste von K. Johann am 6. Mai 1325 [22] ertheilt wurde. Im Transsumpt späterer Privilegien sind 3 Urkunden K. Johanns [22, 28, 34] und die Urkunde des Markgrafen Karl vom 24. August 1334 [36] erhalten, ferner in einer Abschrift des XVII. Jahrhundertes die Urkunde K. Wladislaus II. vom 29. Januar 1490 [320], so dass der Bestand mit Hinzurechnung dieser 5 Stücke sich auf 28 erhöht. Mit ziemlicher Bestimmtheit lässt sich die erfreuliche Thatsache verzeichnen, dass Aussig ausser zwei Privilegien alle bis 1526 ertheilten Königsurkunden noch besitzt, wie aus der Bestätigungsurkunde K. Johanns vom 22. April 1325 [22] hervorgeht, welcher der Stadt alle Rechte neuerdings verbrieft, die K. Ottokar II. bei der Gründung verliehen und K. Wenzel II. bestätigt hat, weil diese Urkunden bei einem Brande zu Grunde gegangen sind. Trotz des Verlustes der Gründungsurkunde lässt sich aber die Erhebung Aussigs zur Stadt mit Hilfe der bei Henricus Italicus [11] erhaltenen Formel, welche ihrem ganzen Tenor nach in die Jahre 1276-1278 fällt, feststellen, weil in derselben K. Ottokar II. den Bürgern von Aussig die früher gewährte Frist zur Ummauerung der Stadt um weitere vier Jahre verlängert und ihnen für diese Zeit zu diesem Behufe die Einkünfte vom Stadtgerichte überlässt; daher dürften die Jahre 1272 bis 1274 als jene Zeit anzusehen sein, in welcher Aussig das Stadtrecht erhielt. Für immer verloren ist die Bestätigungsurkunde K. Wenzels II., denn es wäre doch zu gewagt anzunehmen, dass unter derselben das Privilegium K. Wenzels II. von 24. Mai 1285 [13] zu verstehen sei, welches auf Bitten sämmtlicher königlicher Städte Böhmens

ausgestellt wurde, daher auch Aussig betraf, da es sich in demselben nicht um die einer Stadt gewährten Vorrechte handelt, sondern um die Feststellung der Rechte und Vorrechte überhaupt, welche allen königlichen Städten in Böhmen zukamen. Nach einer um das Jahr 1500 vorgenommenen Numerierung ist ersichtlich, dass Aussig damals über die gleiche Anzahl dieser Originalurkunden verfügte und die nur im Transsumpt erhaltenen schon damals fehlten. Die Privilegien für Aussig überragen dem Inhalte und der Bedeutung nach weit die jener Städte Böhmens, für welche bereits Stadtbücher vorliegen, selbst Prag nicht ausgenommen, wenn man z. B. für die Zeit K. Johanns die Urkunden für Aussig und Prag-Altstadt einem Vergleiche unterzieht aber nicht der Zahl, sondern dem Inhalte nach.*) Zum erstenmale werden in diesem Buche abgedruckt die Nr. [138, 257, 266, 278, 279, 287, 313, 320, 437].

Die Zahl der übrigen, vom Rathe oder von Privaten auf Pergament ausgestellten Urkunden des Aussiger Archivs beträgt 19 [88, 115, 118, 120, 129, 137, 147, 157, 237, 301, 303, 309, 329, 331, 334, 336, 349, 429, 433], von denen Nr. [237] gegenwärtig als Umschlag für das Zinsregister der Stadtkirche [226] dient. Die älteste ist eine Stiftung aus dem Jahre 1382 [88], die jüngste aus dem Jahre 1521 [433]. Nach einer Übersetzung aus dem XVII. Jahrhundert wird 1 Urkunde [44] mitgetheilt, 2 [165, 390] werden nach Abschriften des XVI. Jahrhundertes und 6 [51, 298, 300, 335, 418, 438] nach solchen des XVII. Jahrhundertes abgedruckt. Einen ,,Auszug aus dem alten Stadtbuche" bilden vier die Tuchmacherzunft betreffenden Stücke [259, 260, 262, 263], gleichfalls in einer Abschrift des XVII. Jahrhundertes; die letztere Urkunde wurde für diesen Zweck in die deutsche Sprache übertragen. So wurden für das Urkundenbuch aus diesem Theile des Archivs 32 Stücke verwendet, von denen bisher nur 2 [137, 147] vollinhaltlich bekannt waren.

Von den genannten 60 Urkunden gehören leider nur 17 dem XIV. Jahrhunderte an, so dass sich Aussig insbesondere in der 2. Hälfte dieses Jahrhundertes mit dem Reichthum des Saazer Urkundenbuches nicht messen kann, der durch das Vorhandensein eines Copialbuches und zweier Formelbücher bedingt ist. Für Aussig fehlen derartige Sammlungen vollständig, da leider auch die alten städtischen Bücher, welche bis ins XIV. Jahrhundert reichten, bei dem Brande der Stadt nach der Einnahme durch die Husiten nach der Schlacht am 16. Juni 1426 vernichtet wurden.

Erst als nach Beendigung der Husitenstürme sich neues Leben entfaltete, schritt man nach altem Brauche bei der Neuorganisation der gesammten städtischen Verwaltung zur Anlage des sogenannten Gerichtsbuches, in welchem alle bei Gericht verhandelten Rechtsangelegenheiten eingetragen werden soliten. Dieses für Aussig sehr wichtige Stadtbuch, eine Papierhandschrift von 291 Folioblättern (30 cm X 20 cm), hat sich in tadel

*) Vgl. die Entwicklung der städtischen Rechte für Aussig bei Dr. W. Feistner, Geschichte der königlichen Stadt Aussig bis zum Jahre 1547 (Reichenberg, Schöpfer, 1883), da es zu weit führen würde, an diesem Orte sich eingehender mit dieser Frage zu befassen.

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