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de

la

Bourdonnais

23. März 1901.

Gutermuth: Die Dampfkessel auf der Weltausstellung in Paris 1900.

ungefähr 12 500 kg, sodass das Gesamtgewicht des Schwungrades sich auf rd. 52 500 kg erhöhen würde1)

nebenbei das

Gewicht eines vollständigen liegenden Motors von 200 bis 250 PS.! Ein eincylindriger Zweitaktmotor könnte denselben

=

1) Die in letzter Zeit von John Cockerill & Co. in Seraing gebaute, auch in Paris ausgestellte, grofse Hüttengas-Gebläsemaschine (Viertakt), vergl. Z. 1900 S. 403 u. 1901 S. 113, soll bei 1300 mm Bohrung, 1400 mm Hub und 80 Uml./min 600 PS. leisten, was bei mech 85 vH rd. 700 PS; entsprechen würde. Gesamtgewicht von 35 000 kg und einen Durchmesser von 5 m. Das Schwungrad hat ein man bieraus den Durchmesser des Schwerpunktkreises zu 4,750 m, so Schätzt hat man fast genau V=20 m/sk, wie für Tabelle III angenommen. Von dem genannten Gesamtgewicht des Schwungrades mögen rd. 28 000 kg auf den Kranz entfallen und demgemäfs das Einheitsgewicht 28000 Gri= =40 kg betragen. Der Ungleichförmigkeitsgrad des un700 mittelbar gekuppelten Gebläsemotors wird in der Nähe von 8=1/25 liegen, wofür Spalte 12 den Wert Gui=67,5-25/40 42 kg (statt 40 kg der wirklichen Ausführung) liefern würde. befriedigt. Diese Uebereinstimmung

=

415

16250 kg

Gleichgang nach Spalte 19 mit nur 0,401 40 500 Kranzgewicht oder rd. 21000 kg Gesamtgewicht des Schwungrades erzielen; abgesehen von der aus der höheren spezifischen Leistung hervorgehenden Gewichtverminderung der Zweitaktmaschine selbst, würde sich im vorliegenden Falle allein aus dem leichteren Schwungrade eine Materialersparnis von rd. 32 000 kg ergeben. Vergegenwärtigt man sich wirtschaftliche Seite der Sache ganz aufser acht lassend die nur die Schwierigkeiten, welche es bietet, Schwungmassen von 50 bis 55000 kg und darüber bei verhältnismässig schnell laufenden Maschinen unterzubringen und zu lagern, so erkennt man, dass sie das Haupthindernis für den Ausbau des eincylindrigen Viertakt-Grofsmotors liefern und mehr als alle andern Rücksichten dessen obere Leistungsgrenze bestimmen. Diese Schwierigkeiten sind es auch, welche dem jahrzehntelang vernachlässigten Zweitaktmotor in dem Grofsgasmaschinenbau den thatkräftigsten Förderer geschaffen haben und die Frage der Verminderung der Arbeitstakte von Verbrennungsmotoren fortan nicht mehr ruhen lassen werden.

Die Weltausstellung in Paris 1900.
Die Dampfkessel.1)

Von Prof. M. F. Gutermuth, Darmstadt.

Bevor auf die Beschreibung der ausgestellten Dampfkessel selbst eingegangen wird, dürfte es angebracht sein, einige Bemerkungen über die Rohrleitungsanlage in den Fundamenträumen vorauszuschicken, da sie jenen Teil der

Einige Angaben über die Rohrkanäle enthält bereits der Bericht über die wichtigsten Ausstellungsbauten 1).

Fig. 1 giebt ein Bild von der Ausdehnung dieser in Backsteinmauerwerk haltbar ausgeführten Kanalanlage, deren

Fig. 1.

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Kraftstation der Ausstellung bildete, welcher dem Laien vollständig entging und dem Techniker nicht genügend zur Anschauung gebracht werden konnte.

1) Vergl. Z. 1900 S. 1153.

Wasserleitung für die Kondensation Abwasser der Kondensation -Wasserleitung für mittleren Druck -Dampfleitung

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Avenue

de

Suffren

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Dampf

kaltes

Wasser

Die aus Stahlblech hergestellten Hauptdampfleitungen wurden unabhängig von der Gröfse der anzuschliefsenden Maschinen durchlaufend mit 250 mm 1. W. ausgeführt. Je nach dem Dampfbedarf einer Maschine wurden in dem benachbarten Kanale zwei oder mehr Dampfleitungen verlegt und mit der Maschine durch entsprechend viele Anschlussleitungen verbunden. Fig. 2 zeigt, in welcher Weise 4 Dampfleitungen in einem einzigen Kanalquerschnitt verteilt wurden, um die Zugänglichkeit zu ihnen und den aufserdem vorhandenen Wasserleitungsrohren zu wahren. Im Zusammenhange mit dem unveränderlichen Leitungsdurchmesser konnten alle Passstücke, Stopfbüchsen, Rohrkrümmer, Ventile u. dergl.

Fig. 2.

Die Kesselanlage.

Im Vergleich zu der hervorragenden Beteiligung des Auslandes an der Maschinenausstellung der elektrischen Licht- und Kraftanlage wies die zugehörige Kesselanlage eine verhältnismäfsig geringe Zahl nicht französischer Ausführungen auf; auch hier waren es unter den ausländischen Ausstellern deutsche Firmen, die sich am umfangreichsten beteiligt hatten.

Die zu beiden Seiten des Elektrizitätsgebäudes parallel zu den Maschinensälen gelegenen Kesselbatterien waren ebenfalls in eine französische und eine fremdländische Abteilung getrennt; doch reichte die Beschickung der letzteren für den Dampfmaschinenbetrieb nicht aus, sodass sie nicht

Fig. 3.

250

Dampf

Dampf

warmes Wasser

C

einheitlich ausgeführt werden.

Die einzelnen Teile der Leitung wurden einem Probedruck von 20 at ausgesetzt, während der gröfste Betriebsdruck 12 at betrug.

Der bequemen Begehbarkeit halber und zur Sicherung einer laufenden Ueberwachung wurden die Kanäle sowohl elektrisch beleuchtet, als auch beständig durch 4 im Kesselhaus befindliche Ventilationsschächte gelüftet.

Der Umstand, dass die Dampfzuführung für die grofsen Ausstellungsmaschinen auch grofse Leitungsquerschnitte erforderte, bedingte bei dem geringen Durchmesser der Hauptleitungen für je eine Maschine mehrfache Anschlüsse. Zeitraubende und mühevolle Vorarbeiten und Studien erforderten die geeignete Verteilung der Ausstellungsmaschinen, die Ausbildung der Fundamente im Anschluss an die fertigen Leitungskanäle, die Rücksichten auf die Unterstützung der Pfeiler und Umfassungswände der Ausstellungsgebäude, auf die bequeme Benutzung des Montagekranes und die Belassung einer Fahrstrafse für die ein- und ausfahrenden Güterwagen u. dergl.

Für die deutsche Maschinenausstellung Berücksichtihatte wegen der einheitlichen gung aller für die Aufstellung und den späteren Betrieb der Dampfdynamos inbetracht die Maschinenbaukommenden Einzelheiten gesellschaft Nürnberg die Entwürfe und die Bauleitung für Ausführung der Fundamente, Fig. 3 bis 6, und die Festlegung der Rohranschlüsse übernommen. Die hierdurch erleichterte Verständigung zwischen den deutschen Ausstellern und der Ausstellungsbehörde ermöglichte einen befriedigenden Gang der Vorbereitungsarbeiwaren daher auch die deutschen ten, und es Maschinen am frühesten betriebsfähig, noch bevor Dampf zu ihrem Betrieb geliefert werden

konnte.

Α

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23. März 1901.

Gutermuth: Die Dampf kessel auf der Weltausstellung in Paris 1900.

unwesentlich durch Kessel inländischer Firmen auf die erforderliche Gröfse ergänzt werden musste.

Von den 91 Betriebskesseln waren allein 66 französischen Ursprunges, darunter 21 von der Firma J. & A. Ni

417

leitung aus mittels 200 mm weiter Anschlussleitungen gespeist. Die Speisepumpen, welche für die deutschen Aussteller von Klein, Schanzlin & Becker und von Weise & Monski geliefert waren, arbeiteten mit Kondensation und

clausse und 14 von der französischen Gesellschaft Babcock & Wilcox.

Von deutschen Kesselbaufirmen hatten ausgestellt: Ewald Berninghaus, Duisburg, 4 kombinirte Flamm- und Rauchrohrkessel und 1 Flammrohrkessel;

L. & C. Steinmüller, Gummersbach, 5 Wasserröhrenkessel;

A.-G. H. Paucksch, Landsberg a/W., 1 Flammrohrkessel;
Petry-Dereux, Düren
je 1 Wasserröhren-

Fig. 7 bis 9. Doppelröhrenkessel von Ewald Berninghaus.

870

Petzold & Co., Berlin

Simonis & Lanz, Frankfurt a/M.

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2500

11000

Fig. 10.

kessel.

12.150

14 900

6150

Fig. 9.

Fig. 10 und 11. Dreiflammrohrkessel von Ewald Berninghaus.

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England war durch 6 Galloway-Kessel, Belgien durch 4 De Nayer-Kessel und Russland durch 1 Wasserröhrenkessel von Fitzner & Gamper vertreten.

Sämtliche Kessel wurden von der städtischen Wasser

waren an besondere, teils mit Dampf, teils elektrisch betriebene Kondensator-Luftpumpen angeschlossen.

Die mit einem Betriebsdruck von 10 at zu liefernde Dampfmenge betrug von 10 Uhr morgens bis mittags rd. 100 000 kg/st

Fig. 11.

3920

3830

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Der Dreiflammrohrkessel, Fig. 10 und 11, von 2,5 m Dmr. des Kesselmantels und 11 m Länge ist gleichfalls für 12 at Betriebsdruck konstruirt und hat 125 qm wasserbespülte Heizfläche bei 4,45 qm Rostfläche. Der Vorteil dieses Kessels liegt in der grofsen Rostfläche und in der bedeutenden Verdampfungs. oberfläche von 22 bis 23 qm, welche eine Steigerung seiner Leistung bis zu 4000 kg/st gestatten soll.

L. & C. Steinmüller in Gummersbach stellten 5 Wasserröhrenkessel von je 254,4 qm wasserberührter Heizfläche und 5.63 qm Rostfläche für einen Betriebsdruck von 9 at aus. Die normale Gesamtleistung wird zu 18000 kg, also 15 kg auf 1 qm Heizfläche, angegeben.

In den Figuren 12 bis 14 sind die genaueren Konstruktionsverhältnisse der ausgestellten Kessel wiedergegeben. Der beim Zweikammersystem und stark geneigten Rohren vorhandene kräftige natürliche Wasserumlauf und der Vorteil bequemer Dampfführung sind bekannt, ebenso die im Oberkessel eingebauten Einrichtungen zur Dampfentwässerung und die Verwendung grofser Oberkessel überhaupt. Die Wasserröhren werden von Flugasche und Rufs durch Oeffnungen in der Vorder- oder Hinterwand gereinigt, wobei auch neben einander angeordnete Dampfkessel leicht zugänglich sind. Die Firma H. Paucksch A.-G. in Landsberg führte einen ihrer bekannten Flammrohrkessel mit Stufenfeuerrohren vor; s. Fig. 15 bis 18.

Der Kessel besteht aus 2 einzelnen Einflammrohrkesseln mit Innenfeuerung von je 1700 mm Dmr. und 9300 mm lichter Länge mit einem abgestuften Feuerrohr von 900 auf 700 mm Dmr. Die beiden Kessel sind in ein gemeinsames Mauerwerk derart eingebaut, dass sich die Feuergase nach Durchstreichen der Flammrohre in der Mitte beider Kessel vereinigen, nach vorn ziehen und von hier an den Aufsenseiten der Kesselmäntel nach dem Fuchs gelangen.

Die Flammrohre sind so geformt, dass vor der Feuerbrücke gleichweite Schüsse von 611 mm Länge eingebaut sind, während sich der Durchmesser hinter der Feuerbrücke stufenförmig mittels 400 mm langer Schüsse von 900 auf

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2. März 1901.

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3060

Fig. 21.

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Fig. 19 bis 21. Wasserröhrenkessel von Petry-Dereux.
700 mm vermindert und im letzten Teile der Flammrohre ab-
wechselnd um 50 mm im Durchmesser verschiedene Schüsse
angereiht sind. Die Schüsse sind in der Längsnaht ge-
schweifst, hydraulisch nach aufsen gekrempt und mittels
zwischengelegter Versteifungsringe so mit einander hydraulisch
vernietet, dass ihre untere Mantellinie in einer Flucht liegt,
während sich nach oben sichelförmige Vorsprünge bilden. Die
durch die Erfahrung bestätigten Vorzüge dieser seit 17 Jahren
von der Firma durchgeführten Konstruktion bestehen in grofser
Steifigkeit gegen Dampfdruck, guter Längselastizität der Feuer-
rohre und Vermeidung von Nietstellen, die den Feuergasen
ausgesetzt sind.

Die eigenartige Einmauerung soll dem Bedürfnis ent-
sprechen, Kessel mit grofser Leistung auf kleiner Grundfläche
unterbringen zu können, und aufserdem soll ein geringer
Durchmesser der Kesselmäntel und Flammrohre hohen Be-
triebsdruck ermöglichen.

Die Kessel dieser Bauart werden bis 120 qm Heizfläche und 13 at Dampfspannung ausgeführt, Einflammrohrkessel bis zu 60 qm.

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