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fen ohne Lust am Kriege im hohen Alter nochmals uneigennütig auf, und was Baiern ist') und sein wird, bleibt auch seine Ehre.

Als der König alle Diplomatenkünfte vergeblich angewandt *); als er in Frankreich und in Russland volle Zustimmung gefunden seßt er sein Heer in Marsch und ordnet, da er die friedlichen Geschäfte des Landesvaters unterbrechen muss, das Nöthigste in den Finanzen) und in der Rechtsverwaltung besonders an.

1) Schon damals bekannte des (den 1. April 1795 verstorbenen) Herzogs Karl jüngerer Bruder, der Prinz Maximilian '), welcher in dieser Zeit französischer Offizier war, was Friedrich für Baiern that, in einem Briefe an den König; de Goertz Mémoire. p. 127.

2) Die diplomatischen Urkunden über die Baiersche Erbfolge, in sofern Preußen dabei betheiligt ist, findet man in der wünschenswerthesten Vollständigkeit beisammen in de Hertzberg Recueil des Déductions etc. Vol. 2. 1789. p. 1-291; auch ist de Flassan Diplomatie française. T. 6. 1809. p. 177-246 in dieser Sache sehr wichtig. Den unmittelbaren, zum Theil eigenhändigen Schriftwechsel zwischen Fricdrich, Marie Theresie und Joseph, als die Feindseligkeiten schon angefangen hatten, findet man in den Oeuvres posth. T. 5. p. 293-334 und Briefe von Joseph dem Zweiten." Leipzig bei Brockhaus 1821. S. 23. 26, 30. 33. 36. 38. Nur gestehen wir, den in dieser Samm= lung S. 23 abgedruckten Brief des Kaisers Joseph an Friedrich, Jaromirs, im Jul 1778, aus allerlei innern Gründen, namentlich auch des ganz ungemessenen Tones wegen, für unåcht erklären zu müssen. Alle von den streitenden Höfen bekannt gemachte öffentliche Schriften 2); findet man beisammen 1) in Prof. Hausen zu Frankf. a. d. D. Abbandlungen und Materialien zum neuesten deutschen Statsrecht. Berlin 1778; 2) in Prof. Arndt zu Leipzig Vollständige Sammlung von Statsschriften zum Behuf der baierschen Geschichte. Frankfurt und Leipzig 1778.

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3) S. oben Bd. 3. S. 21; Urkundenbuch. Thl. 3. S. 46 ff.

1) Geboren 1756, folgte feinem Oheim Karl Theodor 1799 als Kurfürft nach
und wurde 1805 König.

2) Die Sächsische, vom Baron Gutschmid, heißt: Ihro Churf. Durchl. zu
Sachsen rechtsbegründete Ansprüche an die bayersche Allodialverlassenschaft.
Dresden 1778. 4, mit 33 Beilagen. Des Österr. Publizisten v. Schrö,
ter Unparteiische Gedanken über verschiedene Fragen bei Gelegenheit der
Succession Maximilian Joseph's
- und Ihro K. K. U. M. Gerechtsame
Bachmann's

und Maßregeln in Absicht auf die bayersche Erbfolge,
Vorlegung.

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An das Kammergericht schreibt er, Berlin, den 5. April 1778: „Da Wir im Begriff stehen von hier abzugehen, und die gegenwärtige Conjuncturen Uns nöthigen dürften, eine Zeitlang abwe send zu bleiben, während dieser Abwesenheit aber Wir uns nicht, wie sonst, mit den Landesangelegenheiten beschäftigen können; so ha ben Wir befohlen: daß mit Berichten, Anfragen und Vorstellungen Unsere höchste Person während dieser Zeit weder von Collegiis, noch von sonst jemanden, behelliget werden solle, es sey denn, daß Wir in einem oder andern Fall ausdrücklich einen an Uns höchst. selbst abzustattenden Bericht erforderten."

„Ihr habt Euch demnach nicht allein selbst darnach zu achten, und alle etwa sonst an Unsere höchste Person abzustattende Berichte an Unser Etats- Ministerium, unter der Adresse des Departements, zu welchem die Sache gehöret, zu richten, sondern auch sämmt. liche unter Euch stehende Collegia und Gerichte gleichmäßig zu instruiren.“

„In Ansehung der Criminalsachen haben Wir verordnet, daß, wenn Todesstrafen erkannt werden sollten, deren Vollziehung wäh rend Unserer Abwesenheit ausgeseßet, und die dazu coudemnirte indessen zur sicheren Verwahrung, bis zu Unserer Zurückkunft, in die Festungen gebracht werden sollen; welches Euch gleichfalls hiermit zur Nachricht und Achtung bekannt gemacht wird“ 1).

Nachdem der König so das Innere berathen, mustert er die Truppen bei Berlin und spricht zu den versammelten Generalen: „Meine Herrn, die meisten unter uns haben von ihren frühesten Jahren an zusammen gedient, und sind im Dienste des Vaterlandes grau geworden: wir kennen einander also vollkommen wohl. Wir haben die Unruhen und Beschwerlichkeiten des Krieges schon redlich mit einander getheilt, und ich bin überzeugt, daß Sie eben so ungern Blut vergießen, als ich. Aber mein Reich ist jest in Gefahr. Mir liegt als König die Pflicht ob, meine Unterthanen zu beschüßen, auch die kräftigsten und schleunigsten Mittel anzuwenden, um das über ihnen schwebende Ungewitter, wo möglich, zu zerstreuen. Diesen wichtigen Vorsaß zu bewerkstelligen, rechne ich auf ihren Diensteifer und Ihre Neigung zu meiner Person, welche Sie

1) Mylius N. C. C. M. Bd. 6. Nr. 11. p. 1247. Friedr. d. Gr. IV.

noch allemal gezeigt haben, und die auch bisher nie ohne Wirkung war. Übrigens können Sie versichert sein, daß ich die Dienste, die Sie ihrem Könige und Baterlande leisten werden, stets mit warmem Herzen und wahrer Dankbarkeit erkennen werde. Nur darum will ich Sie bitten, daß Sie die Menschlichkeit nicht aus den Augen sezer, wenn auch der Feind in Ihrer Gewalt ist, und daß Sie die unter ihren Befehlen stehenden Truppen die strengste Mannszucht. beobachten lassen. Ich reise jest ab; aber ich verlange nicht als. König zu reisen; reiche und schöne Equipagen haben keinen Reiz für mich doch erlaubt mir mein schwächliches Alter nicht, so zu reisen, wie ich in der feurigen Jugend that. Ich werde mich einer Postkutsche bedienen müssen, und Sie haben die Freiheit, eben der. gleichen zu thun; aber am Tage einer Schlacht werden Sie mich zu Pferde sehen, und da hoffe ich, werden meine Generale meinem Beispiele folgen" ').

So geht der König zum hundertjährigen Jubelfeste des Zuges, welchen der große Kurfürst gegen die unter Horn in Preußen eingefallenen Schweden einst so ruhmvoll ausgeführt, den 6. April nach Breslau ab; die Brandenburgschen Regimenter folgten nach, um mit den Pommerschen und Preußischen zur Schlesischen Armee zu stoßen, welche Friedrich selber führte, indess sein Bruder Heinrich, mit 18,000 Sachsen unter dem Grafen v. Solms vereinigt, über Dresden nach Böhmen zog.

Dagegen verschanzten sich 100,000 Österreicher, unter den Augen des Kaisers selbst, welchem Feldmarschall Lacy zur Seite stand, von Arnau bis Königinngräß; Marschall Loudon führte ein anderes großes Heer der Lausiß zu. Beide Theile waren ungewöhnlich reich mit schwerem Geschütz versehen, und Alles drohete einen fürchterlichen Kampf. Die Erwartung täuschte. Friedrich, der keine Eroberungen wollte, ging zwar angriffsweise auch auf die. sem Zuge, sein Heer war musterhaft wie je, die erprobten Führer heldenmüthig: aber er selber fühlte sich eben damals mehr, als in späteren Jahren hinfällig und mochte die alten Lorberen gern unbe

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1) (Mursinna) Die Regirung Friedrichs des Gr. Ein Lesebuch für
Jedermann. Halle 1790. S. Bändchen. S. 88; Knuppeln Der
Geißt Friedrichs des Einzigen. Berlin 1788. S. 112.

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fleckt bewahren. Das kaiserliche Heer schien ganz von einem zwei= ten Daun_auf_unangreiflichen Gebirgen zurückgehalten; selbst Loudon wagte sich nicht hervor und Joseph, welcher in der Ferne sein · Borbild, Friedrich, leicht zu verdunkeln glaubte, scheuete sich in der || Nähe, zum ersten Male es gegen den viel bewährten zu versuchen. = Er war zufrieden, seine Höhen in Böhmen vor Prag zu bewahren. Bielleicht fand er sich gelähmt, als seine feste Zuversicht auf eine Hülfsarmee von 24,000 Mann Franzosen sich vereitelt sah.

Es hatte sich der Wiener Hof geschmeichelt, Ludwig der 16, werde, als Schwiegersohn der Kaiserinn um so eher das Versailleser Bündniss als verbindlich anerkennen '). Graf v. Vergennes aber erwog die sehr eigene Lage Frankreich's. Er musste, in der Ab. ficht England zu bekriegen, jeden Kraftaufwand zu Lande meiden und den König von Preußen schonen, welcher sonst leicht einen protestantischen, für Großbritannien günstigen Bund stiften würde?), dem dann auch Russland beitreten dürfte, da der Kaiserinn Katharine das Umschgreifen Österreich's sehr unlieb sei.

Nach dieser Kabinetsberathung in Paris, wurde dem französi. schen Gesandten Baron v. Breteuil in Wien, am 10. März aufge. geben, dem Fürsten Kauniß zu erklären: „Die Umstände erlaubten Sr. Majestät nicht, eine andere Entschließung, als jene der Neutra lität, bei einem etwa möglichen Kriege in Deutschland zu nehmen“ 3). Kaunis war empört; Marie Theresie grollte dem Gesandten öffentlich; Joseph bewies ihm ein erkünfteltes Wohlwollen, vielleicht, um Frankreich wenigstens als Mittel zum Frieden sich zu bewahren *).

1) Flassan Diplom. fr. T. 6. 1809.p. 178; — oben unser Werk Bd. 1.E. 437. 2) Vielleicht hat Friedrich auch, eben weil er schon sehr früh an einen deutschen Fürstenbund dachte, den deutschen Fürsten es so übel genommen, daß sie im J. 1776 ihre Truppen nach Amerika verhandelten. Die Anspacher, welche bei Maynbernheim in Franken auf dem Main eingeschifft wurden (wobei sie rebellirten), mussten oberhalb Wesel ausgeschifft werden, weil der Gouvernör der Festung Kanonen gegen sie aufgefahren. Unterhalb des preußischen Gebietes wurden fie wieder eingeschifft. Wie Friedrich den Landgrafen von Hessen wegen feines Vertrages mit England behandelt, haben wir oben Bd. 3. . 183.472 geschen.

3) Flassan a. a. D. p. 185.

4) a. a. D. p. 190.

Wenn man diese hemmenden Rücksichten beiderseits bedenkt; so wundert man sich nicht, daß 400,000 Mann kampfgerüstet in Böhmen sich gegenüber stehen und den Federn der Diplomaten die Entscheidung überlassen, wie der Berliner Hof sie wollte ').

Die Erzählung des Einzelnen ist unerheblich. Friedrichs schlesisches Heer, 30,000 Mann, stand vor der Mitte des April zwischen Glah, Silberberg, Reichenbach, Frankenstein und Neiße versammelt; die Preußen, Pommern, Brandenburger rückten nach. Der König nahm sein Hauptquartier in Schönwalde 2), am Fuße der Festung Silberberg, und blieb in diesem Dorfe bei der Unterhandlung 3). Als die erfolglos war, sette er sich den 3. Jul mit 20 Eskadrons Husaren und. Dragonern in Marsch, um sich mit einem Korps Infanterie zu vereinigen, welches seit acht Tagen im Lager bei Wiese stand und nahm zu Pischkowitz in der Grafschaft Glaß sein Hauptquartier. Den 5. rückte er mit der Avantgarde in Böhmen ein. Der Zug war höchst beschwerlich; auf eine Meile brachten die Soldaten 18 Stunden hin und langten, nach einem Marsche von vier Tagen und zwei Nächten auf der Höhe von Nachod an. Der Feind zog sich, ohne alle Gegenwehr, eiligst in seine Verschanzungen bei Königinngräß zurück; aber die Berge und Wälder, und Wassermangel, und die Theurung der Lebensmittel erschöpften das Heer durch unermessliche Qual. Der König ist, wie ein junger Offizier, überall `vorauf und setzt sich der größten Gefahr aus, selbst bei den Bedeckungen der Fouragirenden ). Den 7. war ein kleines glückliches Vorpostengefecht bei Skaliz an der Aupa, wobei 25 Mann Österreicher sammt zwei Offizieren im Angesicht des Kaisers gefangen wurden; Tages darauf Lager bei Welsdorf in der Nähe der Elbe, ohne diesen Strom zu überschreiten und das noch zerstreute kaiserliche Heer zu überraschen.

1) Flassan Diplomatie française. T. 6. 1809. p. 217:,, Le Roi de Prusse donna dans les premiers jours de Février l'ultimatum suivant, lequel est important, puisqu'il servit de base à la paix.“ 2) Vom 18. April bis 2. Jul 1778.

3) Oeuvres posth. T. 5. p. 233. 293–313.

4) Brief des Gardelieutenants v. Winanko, aus dem Lager bei Welsdorf, den 22. Jul 1778, an einen Freund in der Heimath, in „Blick auf Gesinnung und Streben c."

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