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Darauf wandte Friedrich sich zu dem Gräfen Romanzow und sprach:,,Sieger der Ottomanen, sein Sie willkommen! Ich finde viele Ähnlichkeit zwischen Ihnen und meinem Generale Winterfeldt!" ,,Sire, verseßte der russische Marschall, es würde mir sehr schmeichelhaft fein, selbst nur unvollkommen einem Generale zu ähneln, der sich so ruhmvoll in Friedrich's Dienste ausgezeichnet hat.“ „O, erwiderte der König, Sie können vielmehr stolz sein auf die Siege, welche Ihren Namen bis auf die entfernteste Nachwelt bringen werden“ 1).

Die Württembergischen Herrschaften waren schon vor dem Großfürsten in Berlin angekommen3) und schon den 23. wurde die Verlobung gefeiert. Die prachtvollesten Festlichkeiten währten bis zur Rückkehr der Fürstlichkeiten, am 5. August fort; auch Prinz Heinrich empfing den Großfürsten in Rheinsberg sehr glänzend 3). So stellte sich die alte Innigkeit zwischen dem Berliner und dem russischen Hofe wieder her. Die Vermälung des Großfürsten mit der württembergischen Prinzeff aber, welche bei dem Übertritte zur griechischen Kirche den Namen Marie Feodorowne annahm, erfolgte in St. Petersburg den 7. Oktober desselben Jahres noch.

Friedrich nahm, als er das alte polnische Preußen erworben, den Titel eines Königs von Preußen an *), da er, wie seine

1) Vie de Cathérine II. T. 2. p. 108. 109.

2) Die Prinzess Braut war den 25. Okt. 1759 geboren. Ihr Vater, Herjog Friedrich Eugen, dessen oben Bd. 3. S. 184 gedacht ist, war von 1749 bis 1769 Chef des 12. preußischen Dragonerregiments in Greifenberg; f. Stammliste von 1806. S. 246.

3) Beschrieben von Reckert, Berlin in der Winterschen Buchhandlung; und von lrichs in der Spenerschen Buchhandlung u. d. L.,,Ausführliche Beschreibung der Reise des Großfürsten Paul Petrowitsch von Petersburg nach Berlin, nebst den hier vorgefallenen Feierlichkeiten, wie auch Reise der verlobten Braut desselben von Berlin nach Petersburg. Berlin, 1776. gr. 8. 14 Gr.

4) Diese Veränderung ist nach den lehten Erwerbungen förmlich im J. 1797 dem Kaiserlichen Hofe, am deutschen Reichstage und andern Mächten bekannt gemacht worden. Küfter') Beiträge zur Preußischen

1) 1815 den 30. April in den Adelstand erhoben. Es ist das derfelbe Ehrens mann, dessen wir in der Vorrede zum dritten Bande dankbar gedacht haben.

beiden nächsten Vorgänger, bisher nur König in Preußen gewesen. Westpreußen wurde das neue Land den 31. Januar 1773 genannt, im Gegensaße des älteren Preußens, welches seitdem Ostpreußen hieß.

Westpreußen wurde von Friedrich mit derselben liebevollen Sorge verwaltet, wie Schlesien als neue Provinz; aber die Erwerbung von 1740 war der von 1772 weit überlegen durch Kultur des Bodens und der Bewohner. In dem glücklicheren Schlesien folg. ten dem landesväterlichen Bemühen schnelle, reiche Ernten; in Westpreußen musste ein zum Theil stiefmütterlicher Boden für Menschen· wohl erst mühsam vorbereitet werden; die Menschen selber harrten noch ganz der geistigen Belebung: doch widmet Friedrich der unergiebigeren Landschaft sich, wie der üppigen und wenn der Leser sich noch verwundet fühlen sollte durch die Erwerbung von Westpreußen; so wird sein Herz sich über die wohlthätige Verwaltung, welche die schönste Bürgerkrone in Friedrich's graue Locken flicht, nur freuen können.

Schon den 11. Mai 1772 ließ der König den Präsidenten Roden nach Sans Souci kommen, und nachdem derselbe über seine Berrichtungen im Mindenschen Bericht erstattet; so leitete der König mit der Frage, ob er schweigen könne, den neuen Auftrag ein: „Ich werde nächstens, fuhr er fort, das Polnische Preußen in Besiß nehmen, auch einige Stücke an der Neße; Ich will, daß Ihr mir darin die Contribution auf ostpreußischen Fuß einrichten und durch eine Classification festseßen sollet. Aus allen Cammern habe Ich die auserlesensten und besten Kriegesräthe notiren lassen, die gebe Ich Euch mit und eine gute Anzahl Ingenieurs, die die Vermessung verrichten sollen. 40 sind schon notiret, es kommen noch mehrere; Ich werde Euch sowohl von denen Räthen, als Ingenieurs die namentlichen Listen geben. Ihr müsset eine Instruction für die Classifications Commission und Ingenieurs machen, die Ihr Mir in Marienwerder, wo Ihr den 1. Junii eintreffen müsset, zur Bollziehung vortragen könnet." Demnächst, sagt Roden weiter,

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Statskunde. 1. Samml. Berlin 1806. S. 19. (in der „Geschichtlichen Darstellung der Erwerbung der Preuß. Königswürde, nach stats- und völkerrechtlichen Beziehungen.)

dictirten Seine K. M. mir noch folgende Punkte, so mit in der Instruction zu fassen:

1) Mit dem Bisthum Ermeland soll der Anfang gemachet und zuerst vorgenommen werden. Demnächst das Marienburgund Culmsche; dann die Stücke an der Neße und zuleßt Pomerellen.

2) Die Commission soll sich jedesmal in der Mitte der Provinz versammeln.

3) Sowie eine Provinz fertig ist, soll darin sofort die Contribution introduciret werden.

4) Die Vermessungskarten können von den Edelleuten gefordert und allenfalls rectificiret werden.

5) Die Ackerstädte sollen mit zur Contribution gezogen werden, gleich den Dörfern und sollen keine Accise geben.

6) Die Klöster sollen, wie in Schlesien, 50 p. C. geben.

7) Die Handwerker auf dem platten Lande sollen in die Städte ziehen."

„Alles was sonst noch ist, muff Er der Instruction zufügen. Ich habe sonsten zu dergleichen Sachen einen Minister gebrauchet, Ich habe aber das Vertrauen zu ihm, Er wird Seine Sachen gut machen und Alles nach Meiner Idee einrichten. Er soll in Berlin nicht sagen, wo Er hingehet. Nun, Gott bewahre Jhu“ ').

Dem Präsidenten Domhardt, welcher sich während des siebenjährigen Krieges das unbedingteste Vertrauen erworben, hatte der König schon im Oktober 1771 eigenhändig vorgeschrieben: 1) die adligen Güter, hinsichtlich der Kontribuzion, den in Preußen auf gleichen Fuß zu behandeln; 2) die Starosteien und geistlichen Güter als Domainen einzuziehen und zu verpachten: die Besizer beider aber zu entschädigen; 3) Ermeland zu Ostpreußen zu legen und für die übrigen Theile, wovon aber die Kabinetsordre vom 2. März 1772 Lauenburg, Bütow und Draheim zu Pommern schlug, eine Kammerdeputazion in Marienwerder, Dirschau oder Kulm, mit einem Direktor und einigen Räthen, abhängig von der Kammer in Kö

1) Roden's handschriftliche Autobiographie (im Besihe des Herrn Hauptmann's im Generalstabe Freiherrn v. Vincke, Enkel des Präsidenten Roden) S. 183.

nigsberg zu stiften; 4) Landräthe anzustellen; 5) ein Justizkolle gium in Marienwerder oder Marienburg zu errichten; 6) in den größeren Städten die Akzise mit Behutsamkeit, ohne Störung des Handels und zur Beförderung der Manufakturen einzuführen; 7) die Kantons für 4 Infanterie-Regimenter und 4 Garnisonbataillone, ein Husarenregiment und die Artillerie mit 6600 Mann und 6000 Artillerieknechten im Kriege einzurichten. Die Unterhaltungskosten dieser Truppen wurde mit 580,000 Thlr. und die Zahl der Kantonisten auf 3 p. C. des männlichen Geschlechts in Friedenszeit veranschlagt. Die Intendantur, welche den Pfandbesitz des Elbingeschen Gebietes seit 1706 ') verwaltete, wurde durch die Kabinetsordre vom 20. Okt. 1771 aufgehoben, weil Elbing nun-unter der Kammer stand.

Nach diesen vorläufigen Anordnungen aus der Ferne traf der König den 4. Jun 1772 Mittags 11 Uhr in Marienwerder selbst ein, fragte Domhardt beim Überseßen über die Weichsel, ob Roden da sei; stieg zu Pferde und ritt durch die Stadt ins Lager, um über die daselbst versammelten Regimenter 2) Spezialrevüe zu halten. Neben den Truppenübungen wurden die fünf Tage bis zum 8. der gesammten innern Verwaltung der neuen Provinz gewidmet. Den 6. wurde v. Domhardt 3), welchem der König eine Hauptrolle in West

1) Deklarazion vom 16. Januar 1706.

2) Infanterie: Alt-Stutterheim, Thadden, Lettenborn, Graf Anhalt, Borck; die Garnisonregimenter v. Sydow, v. Ingersleben und v. Hallmann; Grenadierbataillon v. Hardt. Kavallerie: Platen, Findenstein, Meyer, Pomeiske, Apenburg Dragoner; Malachowski, Lossow Husaren; die Bosniaken. Das Regiment v. Tettenborn verlor am 5. Jun beim Mandvre den Grenadiermarsch und bekam denselben bei dem Manovre den 12. Jun 1773 wieder.

3) Joh. Friedrich v. Domhardt, geboren zu Allerode im Herzogthum Braunschweig den 18. Sept. 1712, kam 1724 mit seinen Eltern nach Preußen, wo sein Vater eine Meierei pachtete; er selbst pachtete 1732 das Domainenamt Ragnit; 1740 Kriegesrath bei der Kammer in Königsberg; bald darauf in Gumbinnen, mit der besonderen Aufficht über das Gestüt in Trakehnen; 1755 zweiter Direktor der Lith. Kammer; 1756 Präkiden: derselben; 1763 Präsident bei den in der Proving Preußen befindlichen Kammern; den 19. Jul 1771 in den Adelstand erhoben; 1772 den 6. Jun Oberpräsident, um bei 4 Kam

preußen zugedacht hatte, zum Oberpräsidenten über sämmtliche vier preußische Kammern ernannt'). Er und Roden wurden umständlicher beschieden, und da ein Courier aus Russland die Besißnahme noch auf länger als 6 Wochen hinausschob: so sollte Roden sich zuvor mit dem ostpreußischen Contribuzionswesen völlig vertraut machen und dann zu seinen Aufträgen im Ermelande 6 Wochen, in Marienburg 2 Wochen, im Kulmschen 6 Wochen, in den Stücken an der Neße 3 Wochen und in Pomerellen 6 Wochen Zeit haben. „Sowie Er mit einer Provinz fertig ist, sagte der König, muss sofort das Catastrum an die Kammer gehen und die Contribution introduciret werden und sowie die Besißnehmung geschehen, schreitet Er- zum Werke."

Friedrich fuhr den 8. Jun vom Manöverplaße über Kulm nach Potsdam zurück; und da er, wie wir wissen, nicht mehr selbst nach Königsberg ging; so ließ er den Prinzen von Preußen in diesem Jahre Ostpreußen und Lithauen bereisen.

Als endlich die Besißnahme von Westpreußen und dem Nezdistrikte erfolgt war, wurde der ostpreußische oder königsbergische Kammerbezirk Marienwerder jenem zugelegt; das dreimal soviel zählende Bisthum Ermeland dagegen abgetheilt und zu Ostpreußen geschlagen. Die in Marienwerder errichtete Krieges- und Domänenkammer 2) umfasste den Kulm- und Michelauischen, den Riesenburgund Marienwerderschen, den Conißischen und den Dirschau- und Stargardschen Kreis; die 1775 in Bromberg errichtete, von Ma

mern das Präsidium zu führen; starb 1780 den 20. Nov., nach seinem Willen ohne allen Pomp auf seinem Landgute Worienen im Kirchdorfe Eichhorn in aller Stille zur Erde bestattet, in einem prunklofen Gewölbe. Wie er dem Könige geholfen, für Ackerbau, Urbarmachun= gen, Verschönerung der Städte (Kulm, Graudenz, Meewe, Bromberg), Schulen zc. in Westpreußen und im Ermelandė mit Erfolg zu forgen, siche v. Domhardt's Leben vom Oberforßtmeister Jester in den Beiträgen zur Kunde Preußens. Königsberg 1817. Bd. 1. Heft 1. S. 18 ff.

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1) An demselben Tage wurde der Elbingsche Intendant v. Below zum Präsidenten und der Kriegsrath Vorhoff zum Direktor der neuen Westpreußischen Kammer ernannt.

2) Kammerinstruksion vom 7. Jun 1772.

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