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in Potsdam und nach einigen Jahren Geh. Kabinetsrath. 1760 jog er sich aus dem Kabinette zurück, wurde im Mai dieses Jahres Krieges- und Domånenrath bei der Kammer in Halberstadt; 1770 Geh. Rath und Kammerdirektor daselbst und den 1. Jun 1787 Präsident und Chef dieses Kollegiums. Wasserschleben feierte den 3. April 1790 sein 50jähriges Amtsjubileum, bei welcher Gelegenheit ihm zu Ehren eine Medaille geprägt wor den. Er zog sich 1795 in den Ruhestand zurück und starb 1797 den 31. Januar in Halberstadt; s. Halberflädtische Neue gemeinnüßige Blätter. 8. Jahr, gang. Erster Bd. 1798. S. 235 ff.

9. S. 381. Zur Ministre-Revue musste ein Kabinetsrath (Stellter zu seiner Zeit, nachher Beyer) dem Könige aus allen eingegangenen Specialkassenabschlüssen ein General-Tableau vorlegen. Dieses enthielt vom ganzen Preußischen State alle Einnahmen, Ausgaben und die Summen, welche, nach Abzug der für das nächste Etatsjahr angewiesenen Gelder für Feftungs-, Civil - Bauten, Meliorationen ze. zur Dispositions - Kasse flossen. Dieses ganze General - Tableau, mit spezieller Benennung der Provinzen und Gegenstände, durfte höchstens eine Seite des sogenannten Bischofpapiers ausfüllen.

10. S. 463. Im Jahre 1739 hat Friedrich, Nisus und Euryalus als Tragödie zu bearbeiten versucht. Aber, wir kennen über dieses Gedicht nur das Wenige, was in der Korrespondenz mit Voltaire darüber vorkommt; f. Oeuvres complètes de Voltaire. A Basle 1792. T. 75. p. 33. 43.51. 54. 65.

11. S. 480. Instruction für die Infanterie- Regimenter, vollzogen von König Friedrich 2., Breslau, den 24. August 1785; abgedruckt im Militärwochenblatt. Berlin 1833. Nr. 903. S. 5019.

Fm Archive des Generalflabes der Armee befindet sich noch eine handschriftliche Instruction für die Inspecteurs der Infanterie-Regimenter" vom 6. April 1780.

12. Instruksion Friedrichs II. an seine Artillerie Oberften v. Dies. kau und Müller '); vollzogen im Lager bei Prostniß vor Olmüß, den 30. Jun 1758; abgedruckt in C. v. Decker, F. v. Ciriacy und L. Blesson Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges. 12, Bandes 1. Heft. Berlin 1828. S. 78 .

1) Oberst Müller forderte 1778 seinen Abschied.

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1. S. 158. Noch Einiges über die Provinz Preußen im siebenjähri gen Kriege.

1757 kam die durch die K.-D. vom 15. Januar erforderte Anleihe mit 577,942 Thlr. in Vreußen, gegen die verpfändeten Ritterdienßgelder von 15,918 Thir. zu Stande 1), sowie eine Landmiliz von 2214 Mann und ein Aufgebot gegen die Verheerungen der irregulåren Truppen und vorzüglich der Marodeurs; F. - M. v. Lehwaldt, welcher 1745 bei der Vertreibung der Euerreicher aus Schlesien muthvelle und erfolgreiche Geistesgegenwart bewiesen und dafür ein schönes Denkmal in Friedrich's Werken gefunden 2), båtte gern auch an der russischen Gränze auf eine Breite von 8 bis 9 Meilen den Landsturm ausgeführt gesehen; allein solcher musste nach dem Siege der Russen bei Groß- Jägersdorf aufgegeben werden, obgleich Apraxin sich bis Ende September gänzlich wieder nach Memel zurückzog. Der Feind verleitete bei dieser Umkehr 702 Familien zur Auswanderung 3) und hinterließ schreckliche Verwüßungen in Ragnit und in den umliegenden Dörfern. Am erßteren Orte dauerte die Plünderung drei Tage, vom 24. bis 27. September; 72 Häuser brannten ab, 17 Menschen wurden getödtet.

Langsam und ungchindert marschirte das Lehwaldtsche Korps nach Pommern_ab *),"nahm alle Kassenbestånde mit und vasfîrte, bis auf die zurückbleibenden zwei Bataillons des v. Puttkammerschen Regiments und 80 Husaren, bei Marienwerder, vom 4. bis 28. November die Weichsel, Den 5. Februar 1758 folgten jene beiden Bataillone der Armee und die 80 Husaren deckten den Geldtransport von 7 Wagen nach Danzig.

1) Von den Städten forderte der König eine Veisteuer von 130,000 Thlr., von den Cölmern 75,000 Thlr.

2) Oeuvres posth. T. 2. p. 146. 147 ff.

3) Die dagegen vom F. M. v. Lehwaldt im Lager bei Welau, den 3. August 1757 erlañene Kundmachung findet man in den Berlinischen Nachrichten von Etats : und Gelehrten Sachen. 1757. Nr. 99.

4) Der General Freih, v. Ruefch, Chef des Schwarzen : Husarenregiments, hatte gleich zu Anfange gerathen, in Polen einzureiten und die vereinzelten russischen Kolonnen zu vernichten; SF. - M. v. Lehwaldt aber scheute eine solche volitische Verlegung des neutralen Gebietes; er war überhaupt, bei seiner Gutmüthigkeit und bei seinem vorgerückten Alter nicht fahig, besonders im Gewühl der Schlacht, kräftige Eins heit und innern Zusammenhang zu schaffen. Der talentvolle Oberstwach)tm. v. Gol;, welchen der König aus seinem Gefolge ihm als Verstand zugesendet, kannte die dortigen Landesverhaltniße nicht; er suchte und fand den Tod, als der Sieg bei Gr. Jagersdorf unmöglich war, obgleich im Einzelnen so tapfer gefochten wurde, daß z. B. eine Komvagnie des 4. Inf. Reg, welche 170 Mann stark in die Schlacht gegangen war, nur mit 32 Mann wieder heraus kam. - Die Schuld des uns glücks bei Gr. - Jägersdorf ist häufig dem G.; L. v. Schorlemmer zugeschrieben worden. (Königs) Pantheon Bd. 3. S. 423; Mein Leben, wie Ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Königsb, 1821. Thl. 1. S. 65, 69.

Mittlerweile rettete der Kammerdirektor Domhardt``in Gumbinnen das Landgestüt in Trakehnen und lenkte geschickt den russischen Gouvernör v. Korff 1) und Kammerdirektor v. Klingstådt davon ab, solches in Augenschein zu nehmen, indem jener mit einem herrlichen Zuge Rappen abzufin den, dieser durch Zerßtreuungen zu gewinnen gewesen.

1758 im Januar brach die ruffische Armee, nach dem Patent vom 31. Dez. 1757, von Memel anderweit auf, um Preußen in Besiß zu nehmen. Fermor, ein evangelischer Liefländer 2), war den 16. Dezember an Apragins Stelle getreten. Er schloss mit Königsberg eine förmliche Kapitulazion ab, welche die Kaiserinn den 18. Februar bestätigte. Danach erlitt die Landesverfassung keine weitere Veränderung, als daß man eidlich, ohne Anerkennung der Unterthanenpflicht, gelobte, nichts gegen das Interesse Russlands, weder heimlich noch öffentlich zu unternehmen. Die mit ihrem Diensteinkommen beibehaltenen preußischen Offizianten wurden russischen Kommissarien untergeordnet. Eingaben bei den Landeskollegien mussten an die Kaiserinn gerichtet, die Statseinkünfte zur Kronkasse abgeliefert, Dank. und Siegesfeste gefeiert, die Kriegeslieferungen aufgebracht, der doppelte russische Adler statt des preußischen aufgestellt, kein Getraide, außer mit Erlaubnis, nach neutralen Häfen, ausgeführt, Geflüchtete zur Rückkehr unter angedroheter Sequestrazion ihres Vermögens aufgefordert und nur offene Briefe mit der Post befördert werden.

Bis auf den blinden Minister und Ritter des ruffifchen St. Annenordens v. Lesgewang, hatten die übrigen Preußischen Minister, gleich dem Kammerpräsidenten v. Marwih, Königsberg verlassen und dem Oberickretar Hofrath Nicolovius wurde die Stellvertretung der erstern anvertraut. Dieser bot denn auch, in Verbindung mit dem Kammerdirektor Domhardt3) in Gumbinnen und mit Kriegesrath Bruno in Königsberg Alles auf, wodurch der K.-O. des Königs, Breslau, den 2. Februar 1758 an v. Lesgewang genügt werden konnte: Es hat mir sehr leid gethan sagt der Kdnig aus Eurem Bericht vom 22. v. M. zu erschen, daß das dennoch geschehen ist, was Ich durch Meine an den Kammerpräsidenten v. Marwih ergangene Ordre verhütet wissen wollte. Da indessen einmal die Thorheit begangen ist; so bleibt nunmehr nichts anders übrig, als daß Ihr Eures

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1) Nach Korff ist G.; L. W. v. Suvorow, dann Panin, endlich G. - L. v. Woye iko w russischer Gouvernör von Königsberg gewesen.

2) Der sehr religiose Mann ließ sich den Kandidaten Täge aus Marienwerder eben in dieser Stadt durch den Erzpriester Stürmer in der Kirche daselbst zum Felds prediger prüfen und ordiniren. Täge, aus desen Autobiographie dies zu erschen ist und welcher 1762 Prediger zu Pobethen bei Königberg in Pr. wurde, hielt seine Antrittsyredigt in dem großen 130 Fuß langen grünseidenen Zelte, welches die Stadt Königsberg, nebst 3000 Dukaten, dem Gen. Fermor verehrt hatte und in welchem der hintere Grund zur Sakristei abgeschlagen war, vor derselben ein Tisch mit rothem Sammet bedeckt, in welchem das kaiserliche Wappen in'Gold ges stickt war.

3) Domhardt wurde noch gegen Ende des Jahres 1757 Präsident der Kammer in Gumbinnen.

Orts Euch angelegen sein lasset, das Land zu conserviren, soviel es nur immer möglich sein wird.“

Inzwischen wurde die Königsbergsche Kapitulazion auf ganz Preußen ausgedehnt: Marienwerder wurde den 10. Februar ohne Widerstand eingenommen, Elbing wurde nach der Kapitulazion vom 4. März bescht, Thorn den 13. Nur Danzig blieb neutral nach der Unterhandlung in Marienwerder mit den Deputirten Weichmann und Gralath vom 13. April, obgleich seit dem Monat Jul zwischen der Insel Seeland und der Schwedischen Küßte eine vereinte Russische und Schwedische Flotte von 34 Schiffen mit 1675 Kanonen und 14,000 Mann kreuzte, um die Deckung der preußischen Küsie durch eine englische Flotte zu verhindern.

Domhardt, welcher mit Friedrich in ununterbrochenem schriftlichen Verkehr stand, verheelte den Russen einen Theil der öffentlichen Einkünfte und sparte fie für seinen König auf 1) oder verwendete sie zu dessen Bestem; auch kaufte er Getraide im Lande auf und schickte es zur preußischen Armee nach Colberg. Als die Kaiserinn Elisabeth gestorben war, reiste Dombardt in Friedrich's Lager und brachte dem Könige 300,000 Dukaten als Opfer der Provinz Preußen mit.

Von den jungen Männern, welche sich aus der Provinz Preußen durch die rusfischen Armeen zum Könige hindurch zu bringen wussten, sind der nach15 berige Gen. der Kav. v. L'Estocq, welcher die Preußen bei Eilau ehrenvoll führte, David Neumann, der nachherige Kriegesrath Scheffner und der vor wenigen Jahren erst verstorbene Oberfilieutenant Wilde ganz besonders nennenswerth.

David Neumann war den 29. August 1737 bei Welau in Ostpreu= ßen auf dem kleinen våterlichen Gute geboren, widmete fich in Königsberg den Rechten, folgte aber 1760 seiner Neigung für den Kriegesstand. Der König nahm ihn sehr gnädig auf. Neumann ward Unteroffizier, bald Of Afizier und Adjutant in dem v. Kleißtschen Freikorps. Nach dem Frieden fiellte der König ihn bei dem Inf. Reg. v. Leftwiß in Neiße (Nr.32) an. Den baierschen Erbfolgekrieg machte er in demselben Regimente als General-Adjutant des G.-M. v. Rothkirch mit, wurde den 10. Jun 1779 in * den Adelstand erhoben und im Februar 1784 zur Kompagnie befördert; im Rheinfeldzuge Major und Ritter des Ordens pour le Mérite; 1797 Kommandör des zu Bartenstein in Ostpreußen neuerrichteten Inf.-Reg. v. Courbiere; nach einigen Jahren Obrist-Lieut. und den 11. Sept. 1802 Kommandant von Cosel; bald darauf Oberst. Im Kriege von 1806 vertheidigte v. Neumann seinen Plak, mit einer höchst unzuverlässigen Garnison unter den schwierigsten Umständen so erfolgreich, daß der König ihn den 11. April

1) Während des Krieges bediente Domhardt sich des Strumpfwirkers Kaveller, einen Transport von 100,000 Thalern zum Könige hindurch zu bringen. Über den Strumpfvirker Kapeller, welcher 1732 nebst andern Salzburgern, 12 Jahr alt, elternlos nach Gumbinnen einwanderte; f. oben Bd. 3. S. 578 und Intelli: genzblatt für Lithauen 1812. Nr. 7.

1807 „für sein kluges und standhaftes Benehmen“ zum Generalmajor beförderte. Der Gen. v. Neumann slarb leider schon den 16. Avril 1807; sein Gedächtniss aber ist verherrlicht durch ein Denkmal von Gusseisen in der Festung Cosel, mit der Inschrift: Friedrich Wilhelm der Dritte dem heldenmüthigen Bertheidiger Cofels."

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2. S. 174. v. Wulffen, Licuteuant im Infanterie- Reg. v. Wedell (Nr. 26) erzält in seinem Tagebuche der Feldzüge des siebenjährigen Krieges:

„Dieser Überfall (bei Hochkirch) geschah den 14. Oct. früh morgens um 5 Uhr, nachdem der Feind einige Tage vorher, um die nehmliche Zeit, unsere Vorpoßen durch seine leichten Truppen hatte beunruhigen lassen. Das Dorf Hochkirchen, und der an dieses ansioßende rechte Flügel der Armee wurde überfallen und über den Haufen geworfen, che man im Centro der Armee, und der König selvß den Angriff für ernstlich hielten. Denn als lchterer zu unserm Regiment geritten kam, welches in der Mitte der Linie campirte, und die Leute zum Gewehre laufen sahe, rief er: Was macht ihr, Bursche? Es ist nichts. Es sind nur die Schurken, die Croaten. Da er endlich vom Gegentheil überzeugt wurde, indem die feindlichen Kanonenkugeln bereits ins Lager geflogen kamen, so musste ein Regis ment nach dem andern zur Untersüßung des rechten Flügels vorrücken. Weil aber der Feind schon zu stark Posio gefasst und sich aller Batterien des rechten Flügels bemeinert hatte, so wurde nichts ausgerichtet und musste der König auf den Rückzug_bedacht sein.“

Ich wurde nach der Schlacht zur Ordonnance beim König commandirt, war also ein Augenzeuge von der Kaltblütigkeit und Geißtesgegenwart, mit welcher er den Rückzug der Armee bewerkstelligte. Er ließ bei der Parole befehlen: Es wird denen Regimentern frisch Pulver ausgegeben; die Leute bleiben die Nacht durch angezogen:“a Dies war Alles“ 1).

3. S. 191. 1745 (nach dem großen Hungerjahre) erhielt Colberg aus Friedrichs vorsorgender Güte, einen großen Frachtwagen voll Kartof feln zum Geschenke. Alle Gartenbesizer wurden versammelt, die neue Frucht in Empfang zu nehmen und die Anweisung zur Benuhung derselben sich vorlesen zu lassen. — Man hatte zu der empfohlenen Gabe kein Vertrauen und zum weiteren Anbau kein Geschick. Das Jahr darauf erneuerte der König sein Geschenk. Diesmal wurde ein fachkundiger Aufseher, der von seinem Vaterlande Schwaben den Kartoffelbau genau kannte, den Leuten bei der Ausvflanzung zu Hülfe gegeben. So kam diese neue Frucht dort zuerst ins Land, aber erst volle 40 Jahre später (1785) sahe Nettelbeck, der dies in seiner Lebensgeschichte umständlicher erzählt, bei

1) Handschriftliche Mittheilung des Herrn 17. v. Wulffen, Obersten und Adjutanten Er. K. H. des Prinzen Karl von Preußen.

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