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IV. Beilage zu S. 35.

Plan, welcher Gestalt der Cordon im Jahre 1770 wegen der in Polen grassirenden Peft gezogen gewesen.

Der Cordon fing an dem Grånzort Polangen nach Curland zu an und ging längs der Gränze durch das Amt Memel bis gegen das Städtchen Erotingen zu Samogitien gehörig, woselbst der erste Einlassort oder Contumaz - Station war. Bis hieher machten die Bosniaken die Grån¡ Postirung unter Commando eines Rittmeißters und mussten beständig längs der Gränze patrouilliren, damit nichts durchschleichen konnte.

Auf der Contumaz-Station war zur Bedeckung 1 Offizier mit 30 Ger meinen vom Regiment v. Hallmann, so die ganze Zeit nicht abgeldset wer den durfte.

Die auf jeder Contumaz Station angefeßten Officianten bestanden aus einem Inspector, einem Doctor, einem Chirurgus und 2 Contumaz-Knechten, wovon die ersten beide monatlich jeder 30 Thlr., der Chirurgus 20 Thlr. und die Knechte jeder 8 Thlr. monatlich an Tractament erhielten.

Die Gebäude bestanden in einem Wohnhause für die Officianten, einem besondern für die Contumazisten, einem Corps de Garde für das Com. mando, einem Schoppen, um die Waren auszuwittern, einem Stall, einem Brunnen, auch, wo kein fließend Wasser in der Nähe war, wurden Teiche gemacht, um das Vich darin zu schwemmen; ferner waren verschiedene Utensilien, als ein kupferner Kessel, um das Geld zu reinigen und was sonst noch nöthig war.

Diese Station musste alles vassiren, was aus Russland, Carland und dem obern Theil von Samogitien kam; außerdem waren alle Passagen, welche durch Wälder gingen, verhauen, und wo deren keine waren, waren längs der Gränze Graben gezogen, auch alle Viertel - Meile Galgen mit Warnungstafeln aufgerichtet.

Von dieser Contumax - Station ging der Cordon wieder längs der Gränze durch die Ämter Elemmenhoff, Prockuls, Heidekrug, Baubeln und Kafigkehnen bis an den Memelstrom ohnweit dem Dorfe Smallenken, wo der zweite Einlassort war, welchen diejenigen, so aus dem untern Theil von Samogitien auf dem Strom und aus dem obern Theil von PolnischLitthauen kamen, passiren mussten; den Cordon formirte ein Commando vom Regiment von Apenburg unter Commando eines Majors. Die Cons tumaz - Station war, wie die vorige bescht. Von hier ging der Cordon durch die Ämter Absteinen, Schreitlauchen, Grumnowkeiten längs der Gränze bis hinter das Grånzdorf Eidkuhnen im Amte Geritten, woselbst der dritte Einlassort war. Die Postirung machte ein Commando vom Regiment v. Posadowski unter dem Commando eines Capitains. Die Contumaz - Station war, wie die erste, sowohl mit den Officianten, als auch einem Commando Infanterie beseßt und mussten diejenigen, so aus Polnisch - Lithauen kamen, selbige passiren.

Von hier ging der Cordon durch das Amt Goeritten, Bredauen, das Holzfldsamt Nassaunen, Kiauten, Czychen, Ezimochen, Lyck, Drygatten bis gegen das zu leßterm Amte gebdrige Dorf Woytellen, woselbst der vierte Einlassort war.

Die Postirung machte bis durch das Holzfldsamt Nassauen ein Commando vom Regiment von Platen unter Commando eines Majors. Die Station war gleichfalls, wie die erste beseßt, und mussten diejenigen, so aus dem innersten Russland, imgleichen Gr. Pohlen herkamen selbige passiren.

Von hier ging der Cordon durch das Amt Johannisburg, einen grofen Theil der Heide, bis an den zu dem Amte Ortelsburg, Königsbergschen Departements gebdrigen Spalinger Thecrofen, woselbst das Lithausche Departement aufhöret. Das Postirungs-Commando von dem Amte Kiauten ab hatte das Regiment von Lossow unter Commando eines Majors.

Sämmtliche Contumaz - Stations waren auf Polnischen Grund und Boden, das Holz zu den Gebäuden sowohl, als zur Feuerung wurde aus Polnischen Wäldern ohne Umstände genommen; die übrigen Materialien wurden für Geld angeschafft, und als die Pest ein Ende hatte, wurde alles plus licitanti verkauft.

V. Beilage 4. zu S. 57 bis 60.,

(Aus Roden's bandschriftlicher Autobiographie p. 183.) A. Den 9. Mai 1772 Mittags 14 Uhr erhielt ich folgende allergnådigste Kabinetsordre:

„Rath besonders Lieber und Getreuer. Sobald ihr mit eurer Berichtserßtattung an das Generaldirectorium von der im Mindenschen aufgehabten Commission völlig fertig und derselbigen entledigt sein werdet, will ich, daß ihr zu mir anhero nach Potsdam kommen sollet, maßen Ich euch von einem andern Geschäfte chargiren und euch darüber ausführlich Selber anweisen will. Ich bin euer gnädiger König."

Potsdam, den 8. Mai 1772.

Friderich."

Ich reisete den 10. des Nachmittags von hier, kam des Abends in Potsdam, ließ es dem Herrn Geh. Cabinetsrath Galfter sagen, daß ich da wäre. Er ließ mir sagen, er würde mich des andern Morgens abholen, ich möchte gegen 8 Uhr des Morgens parat fein.

Den 11. des Morgens nach 8 Uhr kam der Hr. Geh. Cabinetsrath, bolete mich ab und brachte mich nach Sans Souci.

Sowie sein Vortrag vorbei war, wurde ich zu Sr. Majestät herein gerufen.

Se. K. M. fagten: Er ist in Minden gewesen.

Roden. Ja.

König. Das Generaldirectorium hat mir davon berichtet; ich bin mit euch zufrieden; wie viel Geld will er haben?

Roden. Ohngefähr 15,000 Thlr.

König. Das gehet noch an. Nicht mehr?

Roden. 15 bis 20,000 Thlr., denn die Unterthanen find in Bezahlung der Contribution bei diesen theuren Zeiten sehr zurůď.

König. Ich will die Gelder auf Trinitatis bezahlen. Sage er dem Ministre Schulenburg, er sollte mich auf Trinitatis daran erinnern. Kön net ihr schweigen?

Roden. Ja.

König. Ich werde nächstens das Polnische Preußen in Besiß nchmen, auch einige Stücke an der Nehe. Ich will, daß ihr mir darin die Contribution auf oftpreußischen Fuß einrichten und durch eine Classification festsehen sollet. Aus allen Cammern habe ich die auserlesensen und besten Kriegesråthe notiren lassen, die gebe ich euch mit und eine gute Anzahl Ingenieurs die die Vermessung verrichten sollen. 40 sind schon notis ret, es kommen noch mehrere; ich werde euch sowohl von denen Räthen, als Ingenieurs die namentlichen Listen geben. Ihr müsset eine Instruk zion für die Classifications - Commission und Ingenieurs machen, die ihr mir in Marienwerder, wo ihr den 1. Junii eintreffen müsset, zur Vollzichung vortragen könnet."

Demnächst diktirten S. K. M. mir noch folgende Punkte, so mit in der Instruction zu fassen:

1) Mit dem Bisthum Ermeland soll der Anfang gemachet und zuerst vorgenommen werden. Demnächst das Marienburg- und Culmsche; dann die Stücke an der Neße und zuleht Pomerellen.

2) Die Commission soll sich jedesmal in der Mitte der Provinz versammeln.

3) Cowie eine Provinz fertig ist, soll darin sofort die Contribuzion in troduciret werden.

4) Die Vermessungskarten können von den Edelleuten gefordert und allenfalls rectificiret werden.

5) Die Acterstädte sollen mit zur Contribution gezogen werden, gleich den Dörfern und sollen keine Accise geben.

6) Die Eldster sollen, wie in Schlesien, 50 p. C. geben.

7) Die Handwerker auf dem platten Lande sollen in die Städte zichen.

Alles was sonst noch ist, muss er der Instruktion zufügen.

Ich habe sonsten zu dergleichen Sachen einen Minister gebrauchet, ich habe aber das Vertrauen zu ihm, er wird seine Sachen gut machen und alles nach meiner Idee einrichten. Er soll in Berlin nicht sagen, wo er hingebet. Nun Gott bewahre ihn! —

Beim Weggehen sagten S. K M.: Ich weiß, daß er auf dem Gen.Directorio der fleißigste ist, seye er mir auch in Preußen fleißig und reite er brav berum, so wird er mager werden und gesund wieder nach Hause kommen.

(Aus Roden's handschriftlicher Autobiographie p. 188.) B. Den 4. Junii 1772 Mittags 11 Uhr trafen S. K. M. auch in Marienwerder ein. Schon beim Übersehen über die Weichsel an der rothen Bude hatten Sie den Präsidenten v. Domhardt, der dahin entgegen ging, schon gefragt, ob ich da wäre. S. K. M. seßten sich, sowie Sie über die Weichsel kamen, zu Pferde, ritten durch Marienwerder ins Lager und hielten Specialrevůe über die daselbst versammleten Regimenter, als

Infanterie

Alt-Stutterheim,

Thadden,
Lettenborn,
Graf Anhalt,

Bord

und die Garnisonregimenter von Sydow, von Ingersleben und'

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Den 5. des Morgens wär Mandvre. Das Regiment von Tettenborn verlor den Grenadiermarsch. Ich überreichte die Instructions zur Voll

ziehung.

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Den 6. war wieder Mandvre. Der v. Domhardt wurde zum Oberpräsidenten, der Geh. Rath und Elbingsche Intendant v. Below zum Pråfidenten und der Kriegsrath Vorhoff zum Direktor der neuen Westpreuß. Kammer ernannt.

Den 7. aber wegen des Wetters nicht. S. K. M. fuhren nach der Montauer Spike. Nach der Tafel musste ich mit dem Oberpräsidenten v. Domhardt zu S. M. kommen. Höchstdieselben wiederholeten, was Sie mir in Potsdam gesaget hatten, waren von der entworfenen Instruction sowohl vor die Commission als Ingenieurs zufrieden, gaben mir solche vollzogen zurück, sagten dabei, über meine schriftlichen Anfragen würde ich noch heute beschieden werden, und da wir noch wohl 6 auch mehrere, Wochen noch würden dableiben müssen, ehe die Besißnehmung vor sich ginge, (des Mittags war ein Courier aus Russland gekommen, wie es hieße, so hatte der die Nachricht mitgebracht), so sollte ich mich von der oftpreußischen Contributionsverfassung völlig au fait sehen. Zu dem Ende befahlen Sie dem gegenwärtigen Oberpråsidenten v. Domhardt, mir glle

Friedr. d. Gr. IV.

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Acten, so ich nöthig hätte, verabfolgen zu lassen, ich stellete S. M. vor, daß da ich nun nichts versäumete, so wollte ich nach Königsberg geben und mir die nöthigen Acten aus der Registratur selbst aussuchen, welches allgleich genehmiget wurde; sonsten sagten Se. Maj. zu mir: Womit hat Er sich so dick gefressen?"

Roden. Es kommt vom vielen Sißen.

König. Was hat Er vor Füße? Hat er die Wassersucht?

Roden. Nein, Jhro Maj. Sie sind mich von der Reise angelaufen. König. Herr, er muss, wie ich ihm in Potsdam schon gesagt, reiten. Ich gebe ihm jest Gelegenheit dazu. Reite er brav und visitire er seine Commissarien.

Wie bald gedenkt er fertig zu sein?

Roden. Ein halb Jahr wird wenigstens dazu erfordert.
König. Nun, das ist gut. Ich gebe ihm Zeit

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und sowie er mit einer Provinz fertig ist, muss sofort das Catastrum an die Cammer gegeben und die Contribution introduciret werden und sowie die Besißnehmung geschehen, schreitet Er zum Werke. Ich verlasse mich auf ihm, daß Er Alles gut und geschwind zu Ende bringet.

Roden. Ich werde Alles thun, was in meinen Kräften ist.

Darauf sagten S. M. „Mein Herr, ich bin sein Diener — darauf ging ich ab.

Den 8. war wieder Mandore und S. K. M. fuhren vom Plah weg über Culm zu Fordon über die Weichsel nach Bromberg, wo Sie des Nachts blieben und so weiter bis Potsdam.

Des Prinzen von Preußen Königl. Hoheiten bereiseten Preußen und Lithauen, nach deren Vollendung und da Sie den 18. Junii wieder bei Marienwerder passiret waren, sagte mir der Oberpråsident v. Domhardt :c.

(Roden a. a. D. p. 201.)

Ich wurde den 3. Junii 1773 fertig, ging den 4. bis Graudenz und den 5. nach Marienwerder, wo ich des Mittags ankam. Des 7. Mittags trafen S. K. M. von Elbing über Marienburg zu Marienwerder ein. Nach der Tafel musste der Geh. Finanzrath v. Brenkenhoff, ich und der Oberpräsident v. Domhardt bei Ihro Maj. kommen; nun wurde der Etat zur Einnahme formiret. Zuerßt frugen S. K. M. mich: Wie viel Geld hat er?

Ich antwortete 509,915 Thlr. 7 Gr. 8 Pf., außerdem noch 61,019 Thlr. 16 Gr. 6 Pf. so aus den geistlichen Gütern zu den Domainen fließen und die der Herr v. Domhardt unter sein Domainenquantum mithabe. Dieses wurde vom Geh. Cabinetsrath Galfter notiret und so wurde der Herr

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