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welcher in Frankreich ihm verweigert war; und Friedrich ließ darüber durch Thiébault einen Aufsaß in die Berliner, und auch in die da. mals gelesensten europäischen Zeitungen einrücken. Die Berliner Bibliothek aber bekam eine schöne Gipsbüste des verewigten Voltaire von dem berühmten Pariser Bildhauer Houdon'), bei welchem der König auch noch Voltaire's Marmorbüste für den Versamm lungssal der Akademie der Wissenschaften bestellte. Einen Kupferstich, Voltaire's Apotheose" ließ er für seine Freunde in Paris arbeiten 2).

Indem wir eine große Zahl von Friedrich's Freunden, Verwandten, Gesellschaftern, Briefstellern und Dienern an ihre Gruft begleitet, oder auf andere Weise aus des Königs Nähe scheiden gesehen; so haben wir zugleich den unerseßlichen Verlust angedeutet, . welchen er in seinem geselligen, reinmenschlichen Leben dadurch empfinden musste. Dazu machten die zitternden Hände und der Verlust der Vorderzähne zur Zeit des baierschen Krieges ihn auch am den Genuss des Flötenblasens ärmer, welches schon weniger Werth hatte, seitdem Quanz nicht mehr da war.

1768 wurde zwar der Abbé Cornelius de Pauw aus Xanten im Kleveschen zur Unterhaltung berufen, welcher, 1739 in Amsterdam geboren, durch seine philosophischen Untersuchungen über die Griechen und durch ein ähnliches Werk über die Amerikaner, Ägypter und Chinesen Ruf hatte ); aber -er möchte nur als Gast ein halbes Jahr in Potsdam bleiben.

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Nur zwei Italiäner waren, von den eigentlichen Gesellschaf tern, bis an Friedrich's Ende, seine treuen Freunde: der Marchese Girolamo Lucchesini *) genoff, seit 1780, ungetrübte Gunst in

1) Houdon (1741 in Versailles geboren, geftorben den 16. Jul 1828) ftellte Voltaire'n in der Tracht griechischer Philosophen dar; Pigal= le's Statue giebt den magern Greis ganz nacht. Die Berliner Gipsbüste ist ein Abguss der bekleideten Büste von Houdon, welche 1778 gearbeitet und im Foyer des Théatre français, Molière's Büßte, von demselben Houdon, gegenüber aufgestellt ist..

2) Formey Souvenirs d'un Citoyen. T. 1. p. 272.

3) Recherchés philosophiques sur les Grecs; Recherches philosophiques sur les Américains, les Egyptiens et les Chinois.

4) Lucchesini, 1752 aus einer Patrizierfamilie' in Lucca geboren, wurde

täglichem Umgange und Abt Bastiani's angenehme Unterhaltung hob ihn höher und höher in des Königs Augen, über dessen Tod der redliche Mann sich sehr härmte, welcher bisweilen auf mehrere Wochen von Breslau nach Sans-Souci kam ').

Zu den willkommenen Erscheinungen gehörten auch in den leßten Lebensjahren, namentlich noch 1780, 1784 und 1785, die Be suche des alten treuen Ritters v. Chazot), des leßten Jugendfreundes, welcher auch seine Söhne wieder in den preußischen Dienst gab, obgleich er selbst Kommandant in Lübeck blieb; doch wurde die schriftliche Unterhaltung bis an Friedrichs Ende fortgesezt.

General v. Gaudi, den der König seit der Schlacht von Rossbach nicht mehr in seiner näheren Umgebung gehabt, wurde 1780 eingeladen und reich beschenkt.

Eben so sprachen bisweilen gastlich in Sans-Souci ein der Fürstbischof vom Ermelande Graf Ignaz Krasicki, der ehemalige Minister Freiherr v. der Horst 3) und der sonstige Generaladjutant Gen. v. Anhalt *), welcher noch bis vier Tage vor des Königs Tode bei ihm war.

den 9. Mai 1780 preuß. Kammerherr, wurde nach Friedrich's Tode im Gesandtschaftsfache, erst in Warschau, dann von 1802 bis 1806 am französischen Hofe gebraucht und starb den 19. Oktober 1825 in Florenz. 1) Woltmann's Zeitschrift, Geschichte und Politik" Berlin 1800. Bb. 1. S. 208-211. Der französische G.-L. v. Bouillé, welcher 1784 in Potsdam war, sagt: „Je quittai la Prusse pour aller en Bohème: à mon départ, le roi ent la bonté de m'engager à revenir l'année suivante; il me le fit dire par l'abbé Bastiani, son intime ami; car ce prince avoit des amis, et il est peut-être un des seuls rois qui en avoient eu de véritables. Cet Abbé, qui m'avoit temoigné beaucoup de confiance, m'avoit parlé du projet de former une ligue germanique; il m'avoit assuré que ce prince desiroit que la France y entrât: il m'engagea à en parler à Mr. de Vergennes; ce que je lui promis“ 1).

2) Chazot's letter männlicher Erbe ist 1812 als russischer Oberst geftorben, nachdem er den 6. Jul 1798 als preußischer Graf anerkannt worden war.

3) v. d. Horft lebte zurückgezogen auf seinem Gute Halden in Weftphalen. 4) Heinrich Wilh. v. Anhalt wurde 1770 G.-M., fiel während des

1) Mémoires de M. de Bouillé. T. 1. p. 34;
Beilage 12.

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vergl. oben S. 164 und dazu

Immer blieben interessante Männer, nahe und ferne, des Königs Freude und sein Name zog deren stets viele an. Darum sagt Ancillon in seiner Lobschrift auf Merian: „Dans un temps, où l'eclat de la gloire et du génie de Fréderic attiroit à Berlin une foule d'hommes avides de le voir et de l'entendre, la maison de Mr. Merian étoit une galérie animée et vivante de toutes les nations, de tous les rangs, de tous les états" 1).

In den späteren Lebensjahren sind besonders folgende Reisende, des Königs wegen, in Berlin und Potsdam eingetroffen:

Der geschmackvolle, deutschgesinnte Grimm, welcher den Musen, meist in Paris lebte. Als er im September 1769 über Berlin nach Frankreich reiste, machte Friedrich seine Bekanntschaft, welcher in der Briefe an d'Alembert vom 15. November über ihn spricht und sagt: „Es ist mir ungemein angenehm, daß ich die Bekanntschaft des Herrn Grimm gemacht habe. Dieser junge Mann besißt viel Verstand, hat einen philosophischen Kopf und sein Gedächtniss ist mit schönen 'Kenntnissen geschmückt“ 2). Grimm kam auch im April 1773 in Begleitung des Erbprinzen von Darmfladt, nach Berlin'). Er war 1723 in Regensburg von armen und unscheinbaren Eltern geboren, hatte sich aber, soviel er auch, und fast ausschließlich, mit den Großen der Erde umging, eine edle, selbstständige Freimüthigkeit erhalten; und, wie d'Alembert auf eine bescheidene Weise dem Könige über die Theilung Polens schrieb, so er über die Schrift von der deutschen Literatur.

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Im März 1771 traf Mylord Algernon Percy, des Herzogs von Northumberland Sohn, von Dutens begleitet, auf seiner großen Reise durch Europa hier ein *).

baierschen Krieges in kurze Ungnade; blieb bis 1781 Gen. - Adjut., bekam dann das Falkenheimsche Regiment in Schlesien und wurde 1783 Gouverndr von Königsberg und Gen. -Inspektör der oftpreußischen Infanterie.

1) Eloge historique de Jean Bernard Merian, Sécrétaire perpetuel de l'Académie des Sciences de Prusse p. Fréderio Ancillon. Berlin 1810. 152 S. 8. p. 64.

2) Oeuvres posth. T. 11. p. 56. 55.
3) Oeuvres posth. T. 11. p. 175.
4) S. oben Bd. 1. S. 359.

Den 1. Mai 1771 schreibt Friedrich an Voltaire: „J'ai donc vu ce roi de Suède, qui est un Prince très instruit, d'une douceur charmante et très aimable dans la societé“ 1). In demselben Briefe meldet der König, daß der Graf Aleris Orlow auf seiner Rückkehr von Petersburg nach Livorno in Berlin gewe. sen 2) und daß, nach dessen Abreise, der Graf Hodiß zum Besuche gekommen, der ihm, auf der Reise zum Kaiser nach Mähren, „die galantesten Feten von der Welt" gegeben 3).

1772 sahe die Königinn von Schweden, nach dem Tode ih. res Gemals, den König ihren Bruder nach 28jähriger Trennung wieder *). Unter den mancherlei Festen') war eine öffentliche Sigung der Akademie der Wissenschaften, in welcher Friedrich seine Abhandlung über den Nußen der Künste und Wissenschaften in einem State vorlesen ließ ").

Apollon Graf Guibert wurde als ein sehr liebenswürdiger Mann und als Verfasser des Essai général de Tactique, 1773, ungemein gnädig aufgenommen 7), gewann sich auch den nä. heren Umgang von Quintus Jcilius, le Catt, Bastiani und Ande. ren in der engeren Umgebung des Hofes, welche ihm für seine mei

1) Oeuvres posth. T. 9. p. 141. (In den Oeuvres complètes de Voltaire, Basel 1792. T. 76. p. 260 ist dieser Brief unrichtig den 28. März“ überschrieben). An d'Alembert schreibt Friedrich über den König von Schweden den 7. Mai 1771 in den Oeuvres posth, T. 11. p. 120. Auch den Prinzen Heinrich in Rheinsberg besuchte der König Gustav.

2) Oeuvres posth. T. 9. p. 142; T, 11. p. 121,

3) Oeuvres posth, T. 9. p. 143.

4) Epître à la Reine Douairière de Suède in den Oeuvres posth, T. 7. P. 36.

5) Friedrich an d'Alembert den 30. Jun 1772:,,J'aurai dans peu de jours grande compagnie. La Reine de Suède vient ici avec une partie de la famille, Je lui donne Phèdre et Mahomet, Les acteurs qui joueront ces pièces ne font que d'arriver." Oeuvres posth, T. 11. p. 147; a. a. D. p. 141.

6) S. oben Bd. 3. S. 560. Nr. 7.

7) S. Friedrich's Brief an Voltaire vom 21. Nov. 1773 auf dessen Brief vom 28. Okt.

sterhafte Lobschrift ') auf den König Thatsachen liefern konnten. Guibert war damals erst 30 Jahre alt 2); aber er war schon im 13. Jahre seinem Vater in den fiebenjährigen Krieg gefolgt und bis zum Hauptmann emporgestiegen; 24 Jahre alt diente er als Oberst im Korsischen Kriege. Nun wünschte er aufs Neue, durch den Anblick des seltensten Monarchen der ganzen Weltgeschichte, begeistert und belehrt zu werden 3).

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1) Eloge du Roi de Prusse, par l'auteur de l'Essai général de Tactique. A Londres (Paris) 1787 '); — 1789 in Berlin nachgedruckt und zweimal, vom Probft 381lner in Berlin und von Bischoff in's Deutsche überseßt. Endlich ist diese treffliche Schrift in unsern Tagen aufs Neue wirksam geworden; denn in demselben Augenblicke, wo Lord Dover und Camille-Paganel den Englåndern und den Franzosen Friedrich's Leben in wohlgemeinten Werken näher brachten, erschien,, Elogio di Federigo II., Re di Prussia. Scritto in Francese dal Signor Guibert, et liberamente recato in Italiano da Monsignor Capece - Latro, arcivescovo di Taranto. Berlino. Appresso Leopoldo Guglielmo Krause. 1831. XXIV und 186 S. gr. 8. 1 Thlr. 10 Sgr. Der Herr Hofrath Dr. Dorow brachte die italidnische Handschrift des ehrwürdigen 80jährigen Erzbischofs von Tarent, welcher auch in weltlichen Dingen, als Neapolitanischer Statsminister unter Murat ausgezeichnet ist, nach Berlin mit und besorgte den Druck des Buches, welches den Italiånern nur einen höchft vortheilhaften Begriff von den großen Eigenschaften des Preußenkönigs gewähren kann. Der ausgezeichnete Prålat nennt mit Recht sein,, Elogio" liberamente recato; denn er hat hie und da fein franzdfisches Vorbild berichtigt und verbessert und, namentlich die (erfte) Theilung Polens in dem Lichte dargestellt, aus welchem diefelbe nothwendig angesehen werden muss. Die Beschreibung, welche Guibert von seinen Reisen durch Deutschland, die auch Berlin, Potsdam und den übrigen preußischen Stat berühren, in Druck gegeben, enthalten weder über den König, noch über dessen Volk etwas Wichtiges.

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2) Geb. 1743 zu Montauban; gest. 1790 den 6. Mai.

3) d'Alembert empfahl den Oberst Guibert den 1. Jun 1772 (Oeuvres posth. T. 14. p. 178) und den 17. Mai 1773 (a. a. D. p. 212) und

1) Auf dem Titel stehn als Motto aus Plinius' Vriefen (Buch 3, Brlef 18) die zu Trajan's Lobe geschriebenen Worte: „, Praecipere qualis esse debeat princeps, pulchrum quidem, sed onerosum, ac prope superbum est: laudare vero optimum principem, ac per hoc posteris, velut e specula, lumen quod sequantur ostendere, idem utilitatis habet, arrogantiae nihil.“

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