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seitig, seiner erhabenen Bestimmung gemäß, heran zu bilden suchte. Als derselbe 1748 aus der Aufsicht der Frauen genommen wurde, gab Friedrich (welcher den preußischen Prinzen seit langer Zeit zuerst wieder deutsche Lehrer und Erzieher wälte ')) den Profeffor der Mathematik am Joachimsthalschen Cymnasium Nikolaus Beguelin zum Erzieher und drei Jahre später den Oberstlieutenant v. Borck zum Oberhofmeister.

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In den praktischen Kriegesdienst weihete der König den Prinzen von Preußen in den letzten Jahren des siebenjährigen Krieges noch selbst ein2) und Friedrich freuete sich nicht nur 1767, als sein Neffe dem Unterrichte des Geheimen-Raths de la Haye de Launay "zum Wohle der Nachwelt" Aufmerksamkeit schenkte ); sondern befahl auch noch dem Ersten Präsidenten der Oberrechenkammer, Roden, den 22. Dezember 1774, den Thronerben wöchentlich viermal eine Stunde in allen Zweigen des Finanzwesens zu unterrich ten. Der alte vielerfahrene Meister trug also seinem hohen Schüler in 17 Lekzionen das Kontribuzions- und Domänen-Wesen, die Kolonisten-Etablissements, die Forst., Salz- und Akzisefachen erst der Kurmark und dann auch der übrigen Provinzen des preußischen Stats vor und überreichte ihm am Schlusse diese Nachricht von dem Finanzwesen, in einem schriftlichen Entwurfe zur Erinnerung.

Den 15., 18., 20. und 26. Januar 1768 wohnte der Prinz von Preußen den Sißungen des Kammergerichts und des Tribunales bei*).

Im baierschen Kriege, und auf der Reise nach Petersburg ')

rique sur la dernière année de la vie de Fréderic II, Roi de Prusse. Berlin 1787; deutsch überscht in der Berlinschen Monatsschrift S. 243. 1) v. Bielfeld war Erzieher des Prinzen Ferdinand, jüngsten Bruders des Königs; der ehemalige Legazionssekretär Behnisch, welcher in Militsch geboren und zweimal Chargé d'Affaires in Stockholm. ge wesen war, wurde auf Empfehlung des Kabinetsministers Grafen v. Finckenstein zum Erzieher des jcht regirenden Königs Mai, ange=

nommen.

2) S. oben Bd. 2. S. 321. 278.

3) Urkundenbuch Thl. 3. S. 21. Nr. 25.

4) (Hymmen) Beiträge. 6. Samml. S. 250, 281.

5) Der König bestimmte 30,000 Thlr. für die Reise des Prinzen von Pr. nach Petersburg. Da aber Graf Edrh berechnete, daß hunderttausend.

erregte Friedrich Wilhelm die besten militärischen und diplomatischen Erwartungen, so daß der König ihm selbst in seinen Nachge. lassenen Werken ein Denkmal seßte '); und bei seiner Rückkunft aus Russland ging er ihm auf der Treppe entgegen, umarmte ihn zärtlich und sagte damals zu Jemand: „Ich habe ihn nun im Kriege und im Frieden geprüft; er hat mir in Russland die größ. ten Dienste mit aller möglichen Geschicklichkeit geleistet" "). Den Offizieren der Garnison befahl er, ihm die Aufwartung zu machen, um ihm zu seiner Heimkehr ihren Glückwunsch abzustatten, was allgemein für eine ungewöhnliche und schmeichelhafte Auszeichnung galt). Und, so wie Friedrich es gern sahe, daß sein Neffe sich durch mündlichen und schriftlichen Verkehr mit den trefflichsten Diplomaten, dem Minister v. Herzberg, dem Gesandten Grafen v. Görtz z. B. über die auswärtigen Angelegenheiten im Zusammenhange erhielt, und selbst das Vertrauen auswärtiger Fürsten sich erwarb *); so veranlasste er ihn durch selbstständige Revüereisen,

Thaler, ohne die Geschenke, dazu nöthig sein würden; so musste der
Prinz von Preußen sich durch Anleihen zu helfen suchen. Er versah
fich also mit den nöthigen Kreditbriefen und traf mit dem Juwelier
Baudisson wegen der zu Präsenten ndthigen Pråtiosen eine billige
Übereinkunft.

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Begleiter des Prinzen von Preußen waren der General Major Graf v. Görß (des Ministers Bruder) und der Oberßilieutenant Freiherr v. Vittinghof; f. des Grafen v. Görß Denkwürdigkeiten. Thl. 1. S. 173. 174.

1) S. oben S. 105. Note 3.

2) Joh. v. Müller an Gleim, Berlin den 21. Nov. 1780.

3) Denkwürdigkeiten des Grafen v. Gdrh. Thl. 1. S. 178. 179. 4) S. oben S. 94. Anm. 3. Denkwürdigkeiten des Grafen v. Gdrk Thl. 1. S. 352. Bei dem Allen stellt der Graf Herßberg, in den Zeiten wo sein Ministereinfluss unter K. Fr. Wilh. 2. am glänzendsten war, dieses-Monarchen als Prinzen von Preußen Einfluss auf die preußische Politik, wohl etwas zu schmeichelhaft dar, wenn er sagt: „Der bes rühmte deutsche Fürstenbund ist größtentheils das Werk unsers jeßtregirenden Königs. Er selbst hatte im J. 1784 die erste Idee davon. Unter seiner geheimen Anleitung, und bei dem Vertrauen, das die deutschen Fürsten auf seine Grundsäße hatten, habe ich daran gearbeitet, und Alles bis zu dem Augenblicke dazu vorbereitet, wo die be= kannten Umstände im Monat Julius 1785 den öffentlichen Schluff

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3. B. im Monat Jun 1772') und im August 1780') nach Ostpreußen und Lithauen, welche Provinzen er seit dem siebenjährigen Kriege nicht mehr besuchte, die nähere Bekanntschaft mit der Verwaltung des Landes und der Armee zu erlangen.

Vielleicht wird diese Uebersicht genügen zur Widerlegung derer, welche, unzufrieden mit Friedrich Wilhelms des Zweiten Leben und Regirung, auf den großen König zurückgegangen sind und ihn gern beschuldigt haben, daß er den Erben seiner Krone theils nicht genug herangezogen, theils aus Eifersucht gar entfernt. Auch darf es den Zeitgenossen nicht wiederholt werden, daß Friedrich Wilhelm, der überhaupt sich einer weit planmäßigeren Erziehung und Bildung als sein großer Oheim zu erfreuen hatte, sich in vieler Rücksicht einen Schatz von Kenntnissen und von Erfahrungen erworben hatte, auf welche sich wohl die Thaten einer ehrenvollen Regentengeschichte bauen ließen. Doch scheint der Prinz von Preußen früh schon Unmuth bei dem Könige erregt zu haben. Beguelin und v. Borck wurden 1764 in Ungnaden entlassen; dieser musste auf seine Güter nach Pommern gehen, jener durfte nicht mehr nach Potsdam fommen ').

dieses Bundes veranlassten"). Wer nicht besser unterrichtet wäre und wüsste, daß der große König in dem Fürstenbunde nach vierzigjährigem Suchen endlich den Stein der Weisen" gefunden; der würde nach solchen Worten fast vermuthen, Friedrich habe hier endlich doch einmal bloß seine Namensunterschrift beigefügt, nachdem sein Thronerbe und — sein zweiter Kabinetsminister, d. h. v. Herkberg voriäufig das nöthige besorgt.

1) S. Beilage 4 b.

2) K. D. an die weßtyr. Kammer vom 3. August 1780.

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3) Eine aus guter Quelle geflossene Lebensskizze des 1788 den 17. April in Stargard verstörbenen (Grafen) v. Bord findet man in (Königs) Mil. Pantheon. Thl. 4. S. 343-347, wo auch Friedrich's nachheriges sehr gnädiges Benehmen gegen denselben berührt wird 2); auch wie Fr. W. 2. seinen ehemaligen Erzieher in den Grafenstand erhoben und durch den Schwarzen Adlerorden ausgezeichnet. Auch Beguelin wurde 1786 in den Adelsstand erhoben, zum Direktor der philofophi

1) Historische Nachricht von dem ersten Regirungsjahre Fr. Wilhelms des 2. und wiederholt in der Abhandlung über äußere, innere und religiöse Stats: revoluzionen, vorgelesen in der Ak. d. W. 1791 den 6. Okt.

2) S. oben Bd. 1. S. 394.

Im folgenden Jahre vermälte sich dann Friedrich Wilhelm, den 14. Jul '), mit der noch jezt in Stettin lebenden Frau Prinzeff Elisabeth), vierten Tochter des Herzogs Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel, welche den 8. Nov. 1746 geboren ist. Die Verbindung (aus welcher nur eine Tochter geboren wurde *)) war nicht glücklich und der König, welchen dieses traurige Ereignisss auch in Rücksicht auf das braunschweigische, ihm so vielfach verwandte und befreundete Haus, sehr schmerzlich traf, übertrug, 1769, die Ehescheidung den sämmtlichen Ministern des auswärtigen und des Justiz Departements ), welche noch zwei Geheime Obertribunals. räthe und die beiden geistlichen Oberkonsistorialräthe, den Hofprediger Sack und den Probst Spalding zuzogen; den beiden betheiligten hohen Personen wurden zum Rechtsbeistande der Geh. Rath Lamprecht und der Geh. Kriegesrath v. Steck gegeben. Alle Mitglieder dieser Behörde wurden durch eine förmliche Eidesleistung verpflichtet, das, was weiter und in dem Innern dieser Verhandlung vorkommen würde, ohne die mindeste Entdeckung davon an irgend einen Menschen, mit ins Grab zu nehmen '). Am Schlusse der

schen Klasse der Ak. d. W. ernannt und mit dem Rittergute Lichterfelde beschenkt.

1),, La succession ne rouloit que sur quatre têtes, le Prince de Prusse, le Prince Henri, qui fut enlevé par la petite vérole peu de temps après, le Prince Henri, frère du Roi, et le Prince Ferdinand, qui n'avoit alors aucun successeur mâle." Oeuvres posth.T. 5. p. 26. 2) Oeuvres posth. T, 8. p. 87.

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3) Friederike Charlotte Ulrike Katharine, geb. den 7. Mai 1767, vermålt den 29. Sept. 1791 mit dem Herzog Friedrich von York und Albany, zweitem Sohne K. Georgs 3. von Großbritannien und Irland, starb den 6. August 1820.

4) Die Kabinetsminister waren Graf v. Finckenstein und v. Herzberg; die vier Justizminister: 1) der Großkanzler v. Jariges, 2) der Minifter vom Lehnsdepartement Freih. v. Fürst und Kupferberg, 3) der Minister vom reformirten geißtlichen Departement v. Dorville, 4) der Minister vom lutherischen geistlichen Departement, der zugleich Kriminalminister war, v. Münchhausen.

5) Spalding's Leben. Auf dieselbe Weise wurde den 28. Oft. 1694 die unglückliche Ehe des Erbprinzen von Hannover (nachherigen Kurfürsten und Königs von England) Georg Ludwig von der Braunschweig - Lüneburg - Zelleschen Prinzeff Sophie Dorothee getrennt (f. oben

Verhandlungen versiegelte der König die Akten (welche des jeßigen Königs Majestät eingesehen und wiederum versiegelt zurückgegeben haben). Den auswärtigen Souveränen wurde von dem Hergange der Sache Nachricht zugefertigt.

Den 19. Jul 1769 schon wurde die neue Ehe des Prinzen von Preußen mit Friederike Luise, Ludwigs des 9. Landgrafen von Hessen - Darmstadt und seiner großartigen Gemalinn Henriette Karoline Tochter eingesegnet, welche in der väterlichen Garnison Prenzlau 1751 den 16. Oktober geboren war. Wenn man erwägt, daß aus dieser neuen Verbindung der gegenwärtige Landesvater (der Begründer eines, in allgemeiner Freiheit frischen und frohen Daseins) stammt; so dürfte man das Unglück der früheren, der heilsamen Folgen wegen, leicht zu segnen sich versucht fühlen.

Der Prinz von Preußen war damals längst mit der nachheri. gen Gräfinn Lichtenau') bekannt; er hatte sie seit dem Jahre

Bd. 1. S. 8), welche sich, bei der Abneigung ihres Gemals, an den schwedischen Grafen Königsmark, den Bruder von Aurore Gråfinn von Königsmark, ihren Jugendbekannten angeschlossen, 1) Geb. 1752; ihr Vater Elias Enke stammte aus Hildburgshausen und war Waldhornist in Friedrichs Kapelle. Wilhelmine Enke wurde dem Namen nach mit dem Geheimen - Kämmerier Riez ehelich verbunden, lebte aber nie mit demselben unter Einem Dache. Den 28. April 1794 wurde sie zur Gråfinn Lichtenau erklärt; auch nun bei Hofe vorgestellt. Die Kinder des Königs Fr. Wilh. 2. von der Gräfinn Lichtenau sind 1) Mariane Dicterike Gräfinn von der Mark 1), geb. den 29. Febr. 1770, gest. den 11. Jun 1814; 2) Friedrich Wilhelm Morih Alexander Graf von der Mark, geb. den 4. Januar 1779, geft. den 1. August 1787. Für diese Kinder, welche den 20. Januar 1787 u. d. N. „von der Mark in den Grafenstand erhoben wurden, kaufte König Friedrich Wilhelm der 2. gleich nach seiner Thronbesteigung die Brenkenhoffschen Güter Lichtenau, Breitenwerder und Rosswiese in der Neumark für 130- oder 136,000 Thlr.; f. Apologie Thl. 1. S. 66. — 1802 den 3. Mai hat sich die Gr. Lichtenau mit dem Theaterdichter v. Holbein verheirathet, der sie 1806 verließ. Sie starb in Berlin den 9. Jun 1820 im 68. Jahre.

1) Sie ist vermält gewesen 1) mit Friedr. Karl Aug. Aler. Heinr. Grafen v. Stolberg Stolberg den 17. März 1797, geschieden 1799; 2) mit Kası var v. Miaskowski den 14. Nov. 1801; 3) mit dem französischen Obersten Thierry. Aus allen drei Ehen find Kinder geboren worden: aus der ersten die Gemalinn des jezt regirenden Grafen Joseph von Stolberg, Stolberg.

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