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Burgund, abtreten, und dem Churfürsten und Herzoge annoch 3 Millionen Gulden zu gefälligem, allenfalls vergnügendem Gebrauch auszahlen, sich aber alle Artillerie und alle National - Truppen, sowohl von den Niederlanden, als von Baiern, und zugleich das Recht, in den Niederlanden nach Gutbefinden negociren zu kön nen, vorbehalten wollten, und sollte ein jeder Theil die auf jedem Lande haftenden Schulden übernehmen; der Tauschhandel sollte geschlossen werden unter der Garantie von Frankreich und Russland, ohne von Preußen und dem Reiche etwas zu erwähnen" 1).

Obgleich dem Herzoge bei diesem Antrage bedeutet wurde, daß man der Einwilligung von Kurpfalz vorläufig sicher sei, daß die Sache auch ohne ihn und wider seinen Willen zu Stande kommen würde, und daß man binnen acht Tagen eine feste Entschließung von ihm erwarte; so erklärte derselbe doch rein heraus, daß er niemals einen so nachtheiligen Handel eingehen werde. Er vertraute sich auch diesmal seinem freundschaftlichen Beschüßer, dem Könige von Preußen (dessen Graf Romanzow gar nicht gedacht hatte) und übermachte demselben eine ausführliche, an die russische Kaiserinn gerichtete Denkschrift, in welcher die Ursache seines Widerspruchs umständlich erörtert und die Bitte ausgesprochen war: Ihre RussischKaiserliche Majestät möchten, als Bürge des Teschener Friedens, von diesem Entwurfe abstehen und auch des Kaisers Majestät davon zurückbringen 2).

Friedrich trug seinem Gesandten, dem Grafen v. Görß in St. Pe tersburg auf, gedachte Denkschrift dem Vizekanzler Grafen v. Ostermann 3) zu übergeben, seine, des Königs, eigene Besorgniss darüber zu eröffnen und das Ansuchen des Herzogs von Zweibrück mit allen zweckdienlichen Vorstellungen zu unterstüßen, worauf die Kaiserinn Katharine durch ihren Gesandten den Fürsten Dolgoruci in Ber lin die Erklärung gab: daß sie diesen Tauschhandel, den sie beiden

1) de Hertzberg Recueil. T. 2. 1789. p. 293. 340.

2) de Hertzberg a. a. D. p. 294.

3) Dieser Sohn des berühmten Grafen Ostermann war Panins Nachfol ger; aber, bei seiner Unfähigkeit besorgte der Geh. Rath Besbos rodko die Geschäfte.

Friedr. d. Gr. IV.

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Theilen zuträglich hielte, dem Herzoge von Zweibrück nur dergestalt hätte thun lassen, daß derselbe von dem freien Willen beider Theile abhange').

In gleicher Art beantwortete das französische Kabinet die von Preußen unterstüßten Vorstellungen des Herzogs Karl von Zweibrück. Ludwigs des 16. Minister hatten insgesammt den Eintausch Baierns dem französischen Interesse, sowie der Freiheit Deutschlands und Italiens zuwider erklärt, als der König jeden Einzelnen um seine Ansicht fragte 2). ..

So viel Widerstand machte den deutschen Kaiser schen; er ließ von dem Ländertausche ab; aber eine schriftliche oder unumwundene Versicherung darüber war von ihm nicht zu bewirken. Läugnen könnte er die Absicht nicht; aber er begnügte sich mit der Versiche rung, daß er an einen erzwungenen Tausch nie gedacht, noch jemals denken würde ').

Bekam Kaiser Joseph Baiern; so war er Herr fast über den ganzen Donaustrom und seßte seine Erblande auch mit Schwaben und Vorderösterreich in Verbindung, d. h. er wurde Gebieter des ganzen südlichen Deutschlands. Ferner, Alles was den burgundi. schen Kreis bildet, Lüttich mitgezählt, betrug 469 Quadratmeilen *); und der angebotene Theil der österreichischen Niederlande nur 290; Baiern dagegen hatte 784 Q.-M. Die sämmtlichen österreichischen Niederlande, Luremburg und Namur mitgerechnet, zälten 1,200,000 Seelen; Baiern hatte 100,000 mehr, und Raum und Mittel für wenigstens 2 Millionen: es trug damals, bei schlechter

1) In dem Rundschreiben an die russischen Minister in Deutschland vom 3. Jul 1) 1785 sagt Graf Ostermann ausdrücklich: „, que le refus de l'heritier presomtif de Bavière a suffi pour faire tomber la propo-, sition d'echange." de Hertzberg Recueil. T. 2. 1789. p. 320.

2) Flassan Dipl. fr. T. 6. 1809. p. 377. 378.

3) a. a. D. p. 377; de Hertzberg Recueil. T. 2. 1789. p. 396.

4) Crome Beschreibung der dßterr. Niederlande. Dessau 1785.

1) Der 3. Jun ist im 3. Vande S. 66 von v. Doh m's. Denkwürdigkeiten, welche übrigens in der Fürstenbundssache klassisch und unentbehrlich sind, ein Druckfehler.

Verwaltung, jährlich ohne Beschwerde 6 Millionen Gulden, während die Niederlande in gewöhnlichen Jahren kaum die Hälfte brachten und wenig verbesserungsfähig waren, da Baiern überall fruchtbar ist').

So Unbilliges für die künftigen Erben vou Baiern, so Ge. fährliches für das ganze Reich konnte Friedrich, der auch bei den Passauischen Irrungen schon seinen guten Willen für die Ordnung des deutschen Vaterlandes dargelegt, nicht zulassen. Und er erhob seine Stimme nicht unbefugt und ohne rechtliche Beispiele in der Geschichte: Dem Reichstage zu Frankfurt, auf welchem im Mai 1338 das Wohl des Vaterlandes in ernstliche Berathung gekommen war, folgte am 16. Jul der erste Kurverein zn Reuse, die schönste Kraftäußerung der Walfürsten, welche sich durch keine fremde, geistliche oder weltliche Macht beugen ließen. Im Jahre 1410, unter König Jobst, beschloff das Reich zu Frankfurt: wenn ein rö#mischer Kaiser oder König auf irgend eine Art den Reichsgeseßen 1 entgegen handle; so sollen die Kurfürsten, Fürsten, Prälaten, Grafen, Barone, Edelleute und Kommunen, vereint und besonders, das Recht haben, ihm zu widersprechen und ihm sich zu widerseßen. Ähnliches bezweckten der Schmalkaldische Bund 1531'), die evangelischen Vereine zu Auhausen und zu Hall 1608 und 1610, denen Saach Johann Sigismund von Brandenburg (welcher den Marken 1 die westphälischen und die preußischen Lande hinzufügte) beitrat. Der Friede von Münster und Osnabrück, sowie die seit Karl dem 5. 1 von den Kaisern beschworenen Wahlkapitulazionen bestätigten den deutschen Fürsten dasselbe Recht. Ja Kurfürst Moriß von Sach. jen, Prinz Wilhelm von Heffen und Herzog Johann Albert von Mecklenburg schloffen den 5. Oktober 1551 ein geheimes Bündniss gegen Kaiser Karl den 5. mit König Heinrich dem 2. von Frankreich, welches dieser den 15. Januar 1552 unterzeichnete, als das Reichshaupt nun schon ins fünfte Jahr den Landgrafen Philipp

1) de Hertzberg Recueil. T. 2. 1789. p. 341.

2) Michael Ignaz Schmidt erinnert in seiner Geschichte der Deutschen Bd. 5. S. 355, bei Gelegenheit des Schmalkaldischen Bundes, an die oftmals glücklichen Erfolge dieser Ständevereine.

von Heffen, wider gegebenes Wort, gefangen hielt, für dessen Freiheit Kurbrandenburg und Kursachsen sich verbürgt und oft dringend schon verwandt.

Nach diesen und vielen andern Vorgängen '), auch nach der goldenen Bulle, welches erste Reichsgrundgeset, Kapitel 20 und 21, den Kaisern alle Veräußerungen und Vertauschungen der Kurfürstenthümer verbietet, durfte und musste Kurbrandenburg die deutschen Fürsten zur Aufrechthaltung der herkömmlichen Verfassung und Rechte im Reiche vereinigen, gegen den Kaiser selbst, sowie es in der Frankfurter Union vom 22. Mai 1744 mit Frankreich, Kurpfalz und Hessen-Kassel sich zum Besten des Kaisers verbunden 2), wobei Friedrich zuerst auf die Idee eines Fürstenbundes zum Schuße des Reichsoberhauptes gekommen war 3).

Da Friedrich schon im Herbste 1784, als der Generallieutenant Marquis de Bouillé, welcher im amerikanischen Freiheitskriege mit Auszeichnung gedient, in Potsdam war, und den schlesischen

1) Pfeffinger in seinem Vitríarius illustratus T. 3. p. 400 seq. hat alle diese Vorgänge vom Jahre 930 an bis 1646 gesammelt.

2) S. oben Bd. 1. S. 206, 207.

3),, Dans cette paix dont jouissoit la Prusse (nämlich zwischen dem 1. und 2. schlesischen Kriege) deux objets intéressans lui étoient toujours présens, le soutien de l'Empereur, et la paix générale. Pour ce qui regardoit l'Empereur, comme la France l'avoit abandonné, le seul moyen qu'il y eût pour le soutenir, étoit de former, comme nous l'avons dit, une ligue des princes de l'Allemagne, qui levassent l'étendard pour secourir le chef de l'Empire germanique." Oeuvres posth. T. 2. p. 46. 47. Beim Jahre 1744 sagt der König an demselben Orte S. 57:,,Tous ces faits que nous venons de détailler, montrent bien que le Roi de Prusse n'avoit pas parfaitement réussi dans ses intrigues et que ce qu'il put obtenir de la Russie ne répondoit pas entièrement à ses espérances. C'étoit toujours beaucoup que d'avoir assoupi pour un temps la mauvaise volonté d'une puissance aussi dangereuse; et qui gagne du temps a tout gagné. On fit encore un essai pour une association des princes de l'Empire." Daß Friedrich dann den 31. März 1778 seinem Kabinetsministerium befohlen,,de travailler à une association des Cercles," f. oben S. 95 und Beilage 9 die merkwürdige Antwort der Minister vom 3. April.

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Truppenübungen beiwohnte, den (neuen) Fürstenbund vorberei tete '); so hielt er den Wunsch nicht zurück, daß Frankreich beitre ten möchte. Ludwig der 16. aber und sein Minister Graf Bergennes zögerten und konnten sich, wie 1756, nicht entschließen. Darüber nahm Preußen, wie wir wissen, die englischen Anträge abermals günstig auf, und als Marquis de Bouillé im nächsten Sommer wieder nach Berlin kam, da wurde hier Lord Cornwallis mit der Vollmacht, einen Definitivtraktat abzuschließen, stündlich schon erwartet.

Indeff hatte der König seinen Entwurf eines Fürstenbundes seinem Kabinetsministerium mitgetheilt ), gegen v. Herzberg sich in Potsdam noch bestimmter ausgesprochen und durch denselben dann den Gegenstand vollständiger entwickeln und den Nußen einer solchen Berbindung auseinanderseßen lassen). Hierauf wurden die Gesandten im Reich beauftragt, die Gesinnungen mehrerer Höfe über diese Sache zu erforschen. Der Entwurf war, mit v. Herzbergs eigenen Worten folgender: In Erwägung verschiedener seither eingetretener Umstände, welche die Freiheit von Deutschland, mit welcher die von ganz Europa wesentlich verbunden ist, bedrohen, haben die Fürsten, welche diesen Verein eingehen, nöthig gefunden, zu

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1) Projet de ligue entre les Princes d'Allemagne calquée sur le modèle de celle de Smalcalde, dressé par le Roi Frédéric II. de Sa propre main; à Potsdam le 24. Octobre 1784, in de Hertzberg Recueil T. 2, 1789, p. 364 und eben daselbst p. 367 des Königs Brief vom 1. Nov. 1784 als Antwort auf die Erwiderungen seiner Kabinetsminifter.

2) Der erste Kabinetsminister Graf Findenstein war dieser Idee nicht besonders zugethan, was auch folgendes Billet des Königs an Denselben, vom 28. Mai 1785 zu bezeugen scheint: „Je Vous prie de Me mander ce que vous pensez sur ce sujet et n'oubliez pas que Nous pouvons être bons amis et envisager différement la même chose. Adieu Mon cher Comte. Federic." Klaproth und Cosmar Statsrath S. 430.

3) de Hertzberg Recueil. T. 2. 1789. p. 369:

رو

Mémoire contenant

l'idée, les motifs es le plan d'une Conféderation constitutionelle des Princes et Etats de l'Empire Germanique à faire dans les circonstances actuelles; Novembre 1784.

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