Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

,, Le grand homme à la fois soldat et politique,
Qui sur lui de son siècle attire les regards,
Est autant aux dessus du premier des Césars,
Qu'un digne citoyen, dont le zèle héroique
Au sein de la patrie affronte les hazards,
Pour y ressusciter la liberté publique,
Est au-dessus d'un Citoyen pervers,

Qui trahit la patrie, et lui donne des fers."

Den 25. Mai 1769 bedankte sich Friedrich für des Generals Paoli Biographie bei dem Verfasser derselben und fuhr fort an seinen Thaten Theil zu nehmen. Der englische Gesandte Sir Andrew Mitchell schreibt den 17. Jun 1769 aus Berlin an Lord Roch. ford: „Die ersten Nachrichten aus Italien von der tapfern Vertheidigung der Korsikaner und der Niederlage der Franzosen macht im hiesigen Lande allgemeine Freude; selbst der König theilt die sen Jubel, billigt General Paoli's Benehmen und hat bei Tafel öffentlich seine Gesundheit ausgebracht. Ich weiß nicht, ob das aus Liebe für die Korsikanische Sache, oder aus Haff gegen Frankreich geschieht" 1).

--

Den 15. Jul 1769 schreibt Mitchell demselben: „Daß der König mit Theilnahme von Paoli's Schicksale und von den Vortheilen gesprochen, welche Frankreich von dem Besiße von Korsika haben würde"). Grade einen Monat später wurde Napoleon zu Ajaccio geboren; Paoli aber erlag der Übermacht '), fand in England Zuflucht und starb hier auch 1807.

1) Original Letters, illustrative of English History by Henry Ellis. London 1827. 4. Vol. p. 522. (Auf der folgenden Seite erzålt Mitchell Demselben, Berlin, den 15. Jul 1769, wie der Kdnig ihn in Charlottenburg am 13. diefes,, in the circle at the Queen's assembly" recht absichtlich ausgezeichnet, um den französischen Ges sandten zurückzuseßen und zu kränken.“

2) a. a. D. p. 524.

3) Pavli schiffte sich den 3. Jun 1769 in Korsika nach England ein.

XIII. Der deutsche Fürstenbund.

Wir

Dir können den Kaiser Joseph nur bedauern, daß er, bei so vielen großen Eigenschaften, der ruhigen und gerechten Haltung entbehrte, die vor allen dem Regenten so wohlanstehen. Ihn beseelte das edelste Bestreben, nach Friedrich's Muster, die 22 Millionen Unterthanen seines Reichs zu bilden und zu beglücken; aber sei es, daß der Boden, auf welchem der rasche Geist bauen wollte, nicht genug vorbereitet war, oder sei es, daß sein Trachten der nöthigen Umsicht und Ruhe entbehrte; der Kaiser kränkte überall: statt Dankbarkeit erntete er Tadel und er durfte sich's wohl sagen, als er, früh vom Todesengel gerufen, ins Grab stieg '), daß seine wohlgemeinten Sorgen des Zieles verfehlet, weil er die Erfolge seiner Segnungen verfrühen wollen. Friedrich säete - und überließ die Ernte der Zukunft.

-

Joseph's Handlungen nach Außen fehlte ganz das Gepräge der Billigkeit. Schon vor dem baierschen Kriege machte er, 1776, Ansprüche auf die zehn italiänischen Vogteien Bellinzona, Polenze, Lugano, Locarno, Mendrisio und Valmaggia, welche durch Verträge und Friedensschlüsse den Schweizern zugehörten 2). Dann folgte die Unterredung zwischen dem Fürsten Kauniß und dem holländischen Gesandten Grafen v. Wassenaer in Wien, in welcher jener das harte Wort sprach: L'Empereur ne peut plus entendre parler des Barrières. Elles n'existent plus ;" - der holländische Bevollmächtigte erwiderte fruchtlos: „, que jusqu'ici il avoit toujours cru, que les Traités étoient quelque chose"). Joseph zerstörte die Befestigungen der Pläße und die Barriere verschwand.

1) Er ftarb den 20. Febr. 1790 im 49. Lebensjahre und sagte, gegen das Ende seiner Lage: „Ich wünschte, man schriebe auf mein Grab: Hier ruht ein Fürft, dessen Absichten rein waren, der aber das Unglückt hatte, alle seine Entwürfe scheitern zu sehen." Coge a. a. D. S. 502.

2) Joh. v. Müller Brief an Bonsietten vom 2. August 1776.

3) Die ganze Unterredung vom 16. März 1782 ist in einer Haager Zeitschrift sogleich gedruckt worden u. d. T.,,Réflexions sur une conver

1783 zeigte der Kaiser sich bei dem Tode des Kardinalbischofs von Passau aus dem Hause der Grafen Firmian gewaltthätig gegen die Diözesanrechte dieses Hochstifts; 1784 schmälerte er die Rechte des Erzstiftes Salzburg, verlegte den schwäbischen Kreis und seine Kriegeskommissarien betrugen sich sehr ungebührlich in verschiedenen Kreisen des Reichs bei dem Durchzuge der österreichischen Truppen nach den Niederlanden zu der höchst beschämenden Scheldefehde').

Auch Friedrich den Großen fing der Kaiser an zu necken. Es hatten vormals, wie die französischen Könige, so auch die deutschen Kaiser das Recht ausgeübt, einem Weltlichen durch einen sogenannten Panis - (oder Brod-) Brief in ein Kloster zu schicken und daselbst bis an sein Lebensende ernähren und kleiden zu lassen. In den Kaiserstaten hatte man diese Wohlthat besonders alten kaiserli chen Lakaien als Invalidenversorgung zugewendet 2). Die ganze Sache war dann aber außer Übung gekommen. Nun erschienen im Jahre 1783 auf einmal in vielen reichsständischen Landen zahlreiche Panisbriefe, durch welche das Reichsoberhaupt österreichische Bediente, namentlich vom Soldatenstande, in Stiftern versorgen wollte, auf welche solche Anweisungen zu geben es aber das Recht nicht hatte. Ja, die schwäbischen Reichsprälaten sollten selbst ansehnliche Absenzgelder bezahlen, weil in ihren Stiftern seit Jahrhunderten Brodbrüder (Panisten) möglich gewesen wären, welche die Kaiser zu er nennen indeff unterlassen hätten. Kurz, auch in dem Zisterzienser.

Cote a. a. D. Bd. 4.

sation ministerielle entre le Prince de Kaunitz et le Comte de Wassenaer. Deutsch zu finden in v. Dohm's Denkwürdigkeiten Bd. 2. S. 485-488; Bd. 3. S. 239. 240; S. 437. 1) Dieser Streit, der fast Europens Frieden geftdrt hätte, endete mit einer Geldabfindung, wie Friedrich 2. im Verlaufe der Unterhandlung voraussah. Sie sollen sehen," sagte er zum Marquis Bouillé, "Vergennes zwingt am Ende die durchlauchtigste Republik, sich bei meinem Bruder Joseph mit einem Trinkgeld abzufinden."" Coge a. a. D. S. 442.

2) Fünf Schriften über das Kaiserliche Recht Panisbriefe zu ertheilen, hat Dohm beurtheilt in der Allgemeinen Deutschen Bibliothek. Berlin und Stettin bei Nicolai. 66. Bandes 2. Stück. 1785. S. 312-337.

Nonnenkloster Adersleben und in dem Benediktiner- Mönchenkloster Huysburg '), beide im Halberstädtischen gelegen, wurden dergleichen kaiserliche Brodbriefe aufgewiesen. Darauf erließ aber der König, den 3. Mai 1783, ein Reskript an die Halberstädtische Regirung, in welchem es heißt: „Die Anmaßung des Kaisers, dergleichen Panisbriefe auf Klöster Unserer Reichsländer und in denselben soge. nannte Laien und Herrenpfründen zu ertheilen, ist so unerhört, als befremdend und ungegründet. Nur in Reich's- und unmittelbaren Gotteshäusern und Klöstern befindet sich der Kaiser, und doch nicht durchgängig im Besiße, solche Panisbriefe zu geben und solche Pfründen anzuweisen; allein in Ansehung mittelbarer, unter der Landeshoheit der Kur- und Fürsten stehender Klöster kann und wird ihm dieses Recht niemals zugestanden werden. Die Versuche, es hier und da auszuüben, find immer misslungen. Selbst der Bischof Melchior von Würzburg erklärte schon im Jahre 1548 diese Anmaßungen für eine unleidliche Neuerung und für eine unzugebliche Beschwerung der Klöster, verbot auch allen Gotteshäusern seiner Stiftsländer, kaiserliche Panisbriefe anzunehmen, und den Präsentirten den Genuss der angewiesenen Landespfründen zu bewilligen. Wir gestatten dem Kaiser das Recht der ersten Bitte nicht in Un sern Ländern, auch nicht in Unsern säcularisirten Stiftern, als auf welche Art. V. I. Pacis Westphalicae. §. 18. 28. gar keine Anwendung hat; vielweniger werden Wir kaiserliche Panisbriefe zuge ben, welche ohnedies nichts als Herkommen und Besiß hier und da in unmittelbaren Reichsstiftungen und Klöstern für sich haben. Un. ser Fürstenthum Halberstadt ist kein Stift mehr, wie es in der Aufschrift des kaiserlichen Reskripts unschicklich genannt wird, und eben

1) 1790 ertheilte Fr. W. 11. auf des Ministers v. Zedlit Vorschlag dem blinden Ludw. v. Baczko zu Königsberg in Pr. einen Panisbrief auf das Kloster Huysburg im Halberstädtischen — der 1. Panisbrief, den ein König von Preußen ertheilte. — Das Kloster aber erklärte: der westphälische Friede habe das Kloßer dem Hause Brandenburg unterworfen, nicht aber dem Könige zugleich das Kaiserrecht der Panisbriefe ertheilt. Der hierüber entstandene Rechtsstreit wurde durch ein Gutachten des Statsministeriums zum Vortheile des Klosters entschieden; f. Ludw. v. Baczko's Geschichte meines Lebens. Königsberg 1824. Bd. 2. S. 143.

deswegen paffen jene Stellen des Friedensschlusses nicht darauf, die ohnedies nicht von dergleichen Laienpfründen reden."

Es wurde darauf der Regirung anbefohlen, der Äbtissiun von Adersleben den kaiserlichen Panisbrief nebst dem kaiserlichen Reskripte mit dem Befehle wieder zuzustellen, solche unverzüglich an den Agenten Merk, von welchem sie solche erhalten, zurückzusenden, mit dem Bedeuten, sie mit dergleichen Anmaßungen zu verschonen.

Kaum war dieser Anstoß beseitigt; so fasste der Kaiser Baiern wiederum in's Auge.

Russland und Frankreich, welche in Teschen den zum Schuße der deutschen Freiheit von Preußen geschlossenen Frieden verbürgt, zeigten sich dann doch gegen Joseph gefällig, als er aufs Neue Kurbaiern gegen Belgien eintauschen wollte. Ludwig der 16. hätte seiner jungen Gemalinn Marie Antoinette zu gefallen, und Katharine das griechische Projekt zu fördern nachgegeben, wenn der große König nicht noch in seinen lezten Lebenstagen als Wächter dagestanden und noch durch einen zweiten Akt uneigennüßiger Vaterlandsliebe das Reich geschirmt und bei der alten Konstituzion ungetheilt erhalten hätte.

Friedrich erfuhr nämlich Anfangs Januar 1785 durch den Herzog von Zweibrücken, daß der K.-K. Hof diesem Fürsten durch den Russisch- Kaiserlichen Gesandten am oberrheinischen Kreise in Frankfurt, Grafen Nikolaus Romanzow '), den vorher bereits zu München durch den Gesandten v. Lehrbach gegangenen sonderbaren Antrag thun lassen: „daß das Haus Pfalz- Baiern dem Hause Österreich ganz Ober- und Nieder- Baiern, die Ober-Pfalz, die Landgrafschaft Leuchtenberg und die Herzogthümer Neuburg und Sulzbach gänzlich abtreten möchte; dagegen des Kaisers Majestät dem Hause Pfalz Ihre Niederlande, mit denen von der Republik Holland zu erwar. tenden Vortheilen, jedoch mit Ausschluss des Herzogthums Lurem burg und der Grafschaft Namur2) unter dem Titel des Königreich's

1

1) Sohn des Türkenbesiegers.

2) Flassan sagt nichts davon, daß Kaiser Joseph Luxemburg und Namur für Frankreichs Zustimmung habe opfern wollen.

1

« ZurückWeiter »