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sonderheit aber in der Conservation des Kirchengutes protegiren und solche Maßregeln vorkehren würden, wodurch denen Ständen und dem armen Lande Hülfe und Erleichterung geschafft werden könnten." In einem Briefe an den Kaiser, vom 24. Jul 1765, wirft der König dem Herzoge vor:,, d'avoir, contre l'esprit des Reversaux, qu'il a signé d'après ses ancêtres, et les constitutions du pays, voulu, en se prêtant à de mauvais conseils, regner arbitrairement"). An den Grafen Schulenburg, den 26. Jul 1766: „Mon plan est toujours le même, savoir: que je souhaite de voir finir les troubles du Württemberg, et rétablir l'ancienne heureuse constitution de ce pays. Les voies me sont égales, que ce soient celles de la justice et d'un accommodement, pourvu que cela se fasse d'une manière durable et permanente." An denselben ein andermal in einer Nach, schrift: Si Vous rencontrez la moindre difficulté, parlez du haut ton et montrez de grosses dents." Endlich unterschrieb Herzog Karl den 27. Februar 1770 den ihm vorgelegten sogenann ten Erbvergleich, welcher die evangelische Kirche in ihren Rechten sicherte und den Tübinger Vertrag vom Jahre 1514 erneuerte und befestigte. Die Landschaft, "d. h. die aus 14 Prälaten und 70 Abgeordneten der Städte und des Landes bestehenden Stände vollzogen diesen ihren Freibrief den 2. März 1770; die drei vermitteln den Mächte verbürgten ihn und „der ewige Dank Württembergs, der Beifall jedes Biedermannes ist ihr Lohn, vor Allem der Lohn des großen Friedrich's, der am festesten gewollt, am eifrigsten ge. sorgt, am kräftigsten gehandelt hatte" ).

1) Der berühmte Publizist J. J. Moser war seit 1751 Konsulent der Württembergischen Landschaft. Er wurde durch Herzog Karl ohne Urthel und Recht eingekerkert und erst nach sechs Jahren, den 25. Sept. 1764, auf Betrieb der Unterthanen, erlöst.

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XI. Preußen kann die
die Wahl des Erzherzogs
Maximilian zum Koadjutor von Köln und
Münster nicht verhindern.

Marie Theresie wünschte ihrem jüngsten Sohne Maximilian'), der schon 1769 zum Koadjutor seines Oheims des Herzogs Karl von Lothringen als Hoch- und Deutschmeisters gewält war, einst auch das Erzstift Köln und das Hochstift Münster zuzuwenden, welche beide damals Marimilian Friedrich 2) (Reichsgraf v. Königseck-Rothenfels) regirte. Die Sache wurde sehr im Stillen betrieben und Fürst Kaunis schmeichelte sich, durch schlaues Unterhandeln zum Ziele zu gelangen, ehe Friedrich etwas davon erführe, der dann wohl keinen kräftigen Widerstand machen würde. Wirklich versicherte auch noch im Frühjahr 1780 der preußische Gesandte in Köln, v. Emminghaus, der Kurfürst sei, nach eigener wiederholter Erklärung dessel. ben, durchaus abgeneigt, sich einen Koadjutor beizuordnen. Doch meldete unmittelbar darauf General v. Wolfersdorf aus Hamm, im April, die von Wien aus ganz veränderte Lage der Dinge, welcher der Geheime und Kreisdirektorial - Nath v. Emminghaus nun ent. gegen wirken sollte; auch der Kriegesrath (v.) Dohm, welcher eben eine Urlaubsreise in sein Vaterland Lippe machte, bekam Aufträge; vor dessen Ankunft in Münster des Generals v. Wolfersdorf Adju, tant v. Schenkendorf bereits thätig gewesen. Der vortreffliche Dom. herr und Statsminister Franz Freiherr v. Fürstenberg) gewährte

1) Geb. 1756.

2) Geb. 1708.

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3) Friedrich Wilhelm Franz Freih. v. Fürstenberg, für welchen sich der große König bei der Koadjutorwahlangelegenheit am meisten verwendete, war ein Mann von dem seltensten Werthe als Mensch und als Minister und man verweilt mit Vergnügen bei der dankbaren Verberrlichung seiner Verdienste 1), in welchen er dem Münsterlande un1) umgestaltung des Münsterschen Gymnasiums durch den Minister Franz Freih. v. Fürstenberg, von Bernhard Sökeland, Oberlehrer des königl. Gymna. siums zu Münster. Münster 1828. 8. 8 r. Hier lernt man Fürstenbergs Verdienste kennen.

die zuverlässigste Auskunft. Fürst Kaunis hatte nämlich den kurkölnischen Statsminister Freiherrn v. Belderbusch, der, bei Marimilian Friedrichs Unthätigkeit, in Köln so einflussreich regirte, wie Fürstenberg in Münster, gewonnen, dem alten Kurfürsten vorzuspie geln, Preußen wolle ihm den Prinzen Joseph v. Hohenlohe-Bartenstein') zum Koadjutor beigesellen, wobei an des Generals v. Wol. fersdorf vielfach eigenmächtiges Benehmen erinnert wurde. So brachte man verschmißt genug den Kurfürsten von seiner Abneigung gegen einen Koadjutor zu dem Entschlusse, sich einen wälen zu lassen. Wirklich hätte Friedrich gern den Prinzen von Hohenlohe als regi renden geistlichen Herrn in seiner Nachbarschaft gehabt; aber, seine diplomatischen Geschäfte scheinen diesmal theils von ungeübten, theils von zu militärischen Agenten nicht gewandt genug betrieben zu sein 2). Auch fanden seine Briefe ') keine günstige Aufnahme, so sehr er sich auch (nach seinem Berufe eines Chur- und Reichsfürsten, wie auch Mitvorstehers des Niederrheinisch - Westphälischen Kreises) darin bemühete: „den tiefen und erleuchteten Einsichten" des Kurfürsten ins Licht zu stellen,,,welche bedenkliche Folgen die Bereinigung zweier Churwürden in dem Erzhause und mehrerer Erz- und Hochstifter in der Person eines seiner Prinzen für das Wohl des teutschen Reichs, für dessen Freiheit und für die Leitung seiner Angelegenheiten nach sich ziehen, und in welche Abhängigkeit diese Stister dadurch gerathen müssten“ *).

fterblich ist. Er war den 7. August 1729 zu Herdingen im Herzogth. Westphalen geboren, wurde 30 Jahre alt Domherr von Paderborn und Münster, führte seit 1762 als Minister die Leitung der Münsterschen Landesangelegenheiten, legte 1780 das Ministerium nieder; fuhr aber fort für das Schulwesen zu sorgen und starb den 16. Sept. 1810.

1) Geb. 1740; in der Folge Fürftbischof von Breslau, wo er den 21. Januar 1817 gestorben ist.

2) v. Dohm Denkwürdigkeiten. Bd. 1, S. 295-378, wo die Koadjutors= wahl ausführlich beschrieben ist.

3) Den Briefwechsel des Königs mit dem Erzbischofe von Köln und mit den Kapiteln von Köln und von Münster, im Ganzen sechs Briefe vom Jun, Jul und August 1780, findet man in de Hertzberg Recueil des Deductions etc. T. 2. 1789. p. 377-393.

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Der kaiserliche Gesandte Graf v. Metternich - Winneburg fand bei dem Hofe in Bonn für den Erzherzog Marimilian zum Koadjutor für Köln und Münster erfolgreicheren Eingang und wusste hier in eigener Person, wie in Münster durch seinen Sekretär die Wahlherrn einzunehmen."

Als dies nach Berlin gemeldet wurde, ließ der König gegen einen Koadjutor aus so mächtigem Hause nachdrücklich protestiren durch ein Abmahnungsschreiben an den Kurfürsten und durch mündliche Vorstellungen seines Gesandten v. Emminghaus im versammelten Domkapitel. Da Friedrich aber, bei dem Übergewichte der kaiserlichen Partei, die patriotische, namentlich für den Freiherrn v. Für stenberg in Münster (aus Friedensliebe allein, oder aus Nebenrück, sicht auf die Kaiserinn von Russland')) nicht mit Nachdruck unterstüßen wollte; so ließ sich auch auf keine erwünschtere Folgen rechnen, obwohl auch Holland durch seinen Gesandten van Lans, berg und Hannover durch einen angesehenen Osnabrückischen Bafallen, den Landdrosten und Domdech anten in Preußisch - Minden v. Vince gegen Erzherzog Maximilian einsprachen, dessen einhellige Wahl am 7. August 1780 in Köln, am 16. in Münster, zu Marie Theresiens großer Freude noch, erfolgte ').

Hatte Friedrich auch diesmal sein Bemühen nicht zu. Erfolgen bringen können; so fand sein patriotisches Streben für die Unab. hängigkeit des Reichs und seine friedliche Ergebung bei dieser nicht

1) Coge sagt, aber ohne Gewährsmann: Die russische Kaiserinn erwiderte alle Anträge des Berliner Hofes wegen der Koadjutorwahl mit bestimmter Weigerung. Sie erklärte, sie habe beschlossen, die Kaiserinn-Königinn mit ihrer ganzen Macht zu unterstützen und gab Befehl, allen ihren Minißtern an den deutschen Höfen zu melden, daß sie die Erwählung Magimilians fördern möchten." Gefch. des Hauses Österreich. Leipzig bei Brockhaus. 1817. Bd. 4. S. 409.

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2) Erzherzog Maximilian kam, als Kurfürft Maximilian Friedrich den 15. April 1784 gestorben war, zur Regirung, die er sehr weise und glücklich führte. Kaiser Joseph sagt in dem vortrefflichen Glückwünschungsschreiben an seinen Bruder vom 29. April 1784: Die Bemühungen der Kaiserinn, unserer verstorbenen Mutter, die Zuneigung des Kurfürsten von Köln und der Eifer des Grafen von Metternich haben Sie zum regirenden Herrn gemacht." Der Erzherzog Maximilian war der lehte Fürß in Köln und Münßter und starb 1801.

überwiegend entscheidenden Sache neuen Beifall. Um jedoch dem österreichischen Einflusse in den beiden andern, Preußen näher angehenden Hochstiftern, Paderborn und Hildesheim in Zeiten zu begegnen; wurden alle Maßregeln sofort mit dem glücklichsten Erfolg getroffen 1).

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Korsika, welches lange mit dem genuesischen Joche unzufrieden

war, und schon 1736 bis 1743 den preußischen Baron Theodor von Neuhof aus der Grafschaft Mark in Westphalen zum Könige hatte2), warf 1764 die verhafste Barbarei aufs Neue von sich. Pascal Paoli wurde der Korfische Gustav Wasa und Tell; er trug Rousseau auf, ihm eine Verfassung für den neuen Freistat zu entwerfen: aber, die Franzosen kaufen die Insel den 5. Januar 1768 für 40 Millionen Livres durch einen förmlichen Vertrag von den Genuesen - und bringen ihr Krieg. Paoli leistet muthigen Widerstand und bittet den großen König um Offiziere. Friedrich ant wortet ihm,,, er habe deren nicht nöthig; jede Disziplin würde die Korsen außer ihrer Sphäre seßen: es komme nicht darauf an anzugreifen, sondern sich wohl zu vertheidigen und in diesem leßtern Punkte wüssten die Korsen mehr, als irgend eine andere Macht der Welt." Diesem Briefe war Paoli's Bild, in Berlin gestochen, beigelegt, mit folgenden Versen:

1) v. Dohm Denkwürdigkeiten. Bd. 1. S. 376. 377.

2) König Theodor von Corsica, von Varnhagen v. Ense im erften Bande der Biographischen Denkmale. Berlin, 1824, S. 285 bis 408, wo die einnehmende Darstellung mit der Bemerkung endet: „daß, nachdem früher ein Weftyhale sich zum Könige von Corsika erhoben, nun auch ein Corse für einige Zeit König von Westphalen wurde."

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