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die Heinrichsche Armee, in Schlesien die Bataillone v. Steinmeß '), v. Münster und, v. Polliß. Oberst Bremer brachte das seinige nicht zu Stande. Aber diese leichten Truppen wurden wieder, im Mai 1779, in Berlin und Breslau aufgelöst und ihrem harten Schicksal preisgegeben 2).

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Graf Friedrich Wilhelm von der Schulenburg Kehnert3) erwarb sich während dieses Krieges ganz besondere Gnade. Der Kö nig hatte ihm zu Anfange des Jahres 1778 das Kriegesministerium, die Disposizion über alle Kriegeskaffen während der Dauer des Feldzuges, auch die Intendantur über die Armee des Prinzen Heinrich übertragen und war so zufrieden mit ihm, daß er ihm nach dem Frieden ganz im Geheim und mit dem ausdrücklichen Befehle, Niemand etwas davon zu sagen, eine Schenkung von Seehandlungsobligazionen machte. Schulenburg erbat sich jedoch die Erlaubniss, die Nummern dieser Obligazionen als sein Eigenthum in die Bücher der Administrazion eintragen lassen zu dürfen, damit nicht früh oder spät Zweifel über die Weise, wie er einen so bedeutenden Zuwachs seines Vermögens erhalten hätte, entstehen könnten“ *). Der Generalintendant von der schlesischen Armee des Königs, Oberst v. Görne bekam seinen Abschied in Ungnaden und wurde durch den Obersten v. Colong erseßt.

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Großen Ärger aber fand der König an dem trostlosen Zustande seiner verwundeten und erkrankten Soldaten in den Feldspitälern "),

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1) Sein Freibataillon bekam den 25. Nov. 1778 Major D'Elpons. 2) S. Kab. - Ordres an Gen. v. Tauenßien vom 16. und 24. Mai 1779. 3) Geb. 1742 den 22. Nov., geft. 1815 als General der Kav.・・ 4) Stammtafeln des Schulenburgischen Geschlechts. Herausgeg. v. Friedr. Albr.. Grafen v. d. Schulenburg auf Closterroda. Wien 14821. Folio. Anhang. 1. Abschnitt. S. 46.

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5) (Doktor Frize' in Halberstadt) Das Königlich Preußische Feldlazareth nach seiner Medizinal und dkonomischen Verfassung, der zweiten Armee, im Kriege von 1778 und 1779, und dessen Mångel aus Dokumenten erwiesen. Leipzig 1780. S. 390: Fm lehten Kriege waren bet beiden Armeen 500 Unterwundärzte nöthig. Um die Menge derselben war man damals nicht verlegen; man konnte bei weitem nicht Alles annehmen was zum Lazarethdienst sich meldete. Aber es fehlte diesem Korps der Wundärzte an innerer Güte; wo sollten sie auch die

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Er hatte schon in den ersten Tagen des Februars 1778 die drin gendsten Befehle gegeben, keine Mühe und Kosten zu sparen, die Lazarethanstalten gegen das Frühjahr in einen solchen Stand zu seßen, daß sie seinen väterlichen Wünschen für die Armee entsprächen 1). Aber - das preußische Feldlazareth der zweiten Armee wurde in- und außerhalb Sachsen der allgemeine Gegenstand des Gesprächs. Sowohl der Laie, als der Sachverständige urtheilte mit edler Freimüthigkeit darüber, und ihr Urtheil war größtentheils gegründet. An den rechtschaffenen menschenliebenden preußischen Feldärzten bemerkte man bei solcher Gelegenheit die peinlichste Verlegenheit, wenn man ihnen die vortreffliche medizinische und ökonomische Verpflegung und den geringen Verlust der Krankeu in dem sächsischen Lazarethe entgegenstellte. Der redliche verbrüderte Sachse bezeigte sein theilnehmendes Mitleiden über das Elend und den Tod, den seine Brüder, die Preußen, oft unschuldig litten, und der mit Eifer und Thätigkeit ausgerüstete preußische Arzt stand beschämet da, und konnte nichts darauf antworten, als: ich kann's nicht zwingen" "). Friedrich erfuhr das Alles und empfand darüber noch in den leßten Lebensstunden schmerzensvollen Unmuth. Der sterbende Monarch rief kurz vor seinem Ende den Doktor Friße aus Halberstadt, welcher den großen Jammer selbst mit angesehen und beschrieben, nach Sans Souci ');

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berbekommen haben? Rohe junge Leute, die kaum erträglich den Bart ruhen und selten ein Pflaster streichen konnten, wollten gern bei Gelegenheit des Krieges, nach ihrer Denkungsart, in die Freiheit; fie verließen ihren Brodherrn, um die Welt zu sehen. Dies war ihr ganzer Beruf.” — „Sieben Thaler sind wirklich zu wenig für einen Unterwundarzt, der etwas mehr als rasiren kann. Und davon muss er fich noch übe dies seine Kleidung und Unterhalt anschaffen.“ „Die Veranstaltung des würdigen Generalchirurgus Schmucker war vortrefflich; er verordnete, daß ein jeder Regimentswundarzt einen geschickten Compagniefeldscheer zum Lazareth abgeben sollte. Leider wurde diese Verordnung im Punkte der Geschicklichkeit nicht immer nach Wunsch befolgt." Gott gebe, daß der für das Vaterland leidende Krieger überall und immer einen so edlen Anwald finde! Für den blutenden Soldaten geschieht noch nirgends in der Welt zuviel.

1) (Dr. Friße) Das vreuß. Feldlazareth S. 20.

2) (Dr. Friße) a. a. D. S. 10. 11 der Vorrede.

3) S. oben Bd. 2. S. 386. 387.

spät. Das Heilwesen der Armee zu heilen blieb der Zukunft überlassen.

Der Akademiedirektor Node hat im Auftrage des Prinzen Heinrich folgende Anekdote aus dem Feldzuge 1778 gemalt: Der König hat sich eine Ader schlagen lassen; Nachmittags fällt eine so starke Kanonade vor, daß Friedrich sich selbst an Ort und Stelle begiebt. Dabei springt ihm die Ader auf; er sißt vom Pferde ab und ein von ohngefähr anwesender Kompagniechirurgus soll den Verband anlegen. Indess fiel eine Kanonenkugel hart neben ihm nieder. Der Chirurgus zitterte vor Schreck; der König aber sagte lächelnd zu den Umstehenden: „Der muss noch nicht viele Kanonenkugeln gesehen haben!"

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III. Die Grafen von Mansfeld sterben aus.

1780 den 31. Mai erlosch mit Joseph Wenzel_Nepomuck Fürsten von Fondi das Geschlecht der Grafen von Mansfeld, welches seinen Stamm bis auf den 985 verstorbenen Meißnischen Markgrafen Riddag zurückführte. Graf Heinrich Franz 1. erhielt 1690 von dem spanischen Könige Karl 2. das Fürstenthum Fondi in Neapel (welches bis 1751 dem Hause Mansfeld angehörte) und in demselben Jahre auch die Reichsfürstenwürde. Schon seit 1466 waren die mansfeldischen Besißungen von Kursachsen, von Magde. 4 burg und von Halberstadt, mit kaiserlicher Genehmhaltung lehns. rührig, und, bei der schlechten Haushaltung der Grafen waren die magdeburgischen und halberstädtischen, wie die kursächsischen Lehen von Mansfeld seit 1570 sequestrirt worden. Also gewann der Kö- 1 nig durch das Heimfallsrecht jezt nur einige Krongüter und Zölle. 1815 den 18. Mai ist auch der sächsische Antheil von Mansfeld an Preußen gefallen.

IV. Preußen tritt der bewaffneten SeeNeutralität bei.

Der

er Teschener Friede sah die großen Mächte von Europa in gespannten. Lagen. Einige hatten sich schon wieder Krieg erklärt, andere suchten, unzufrieden mit den alten, neue Freunde, andere bemüheten sich fruchtlos um die alten; alle aber richteten ihr Verlangen nach St. Petersburg.

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Die Kaiserinn von Russland, welche den baierschen Prozess durch ihr Gewicht entscheiden und verbürgen helfen, fand sich eben auf der schmeichelhaftesten Höhe ihrer Macht. Die Theilung Polens und der Friede zu Kainardsché vermehrten ihr Reich und die neue Eintheilung desselben in Gouvernements (vom Jahre 1776) lich der absoluten Herrschaft neue Kräfte. In dieser Stellung musste Katharine der Große, wie Prinz von Ligne das Oberhaupt des russischen Kolosses nannte, es nicht unmöglich finden, die Türken ganz zu vernichten und Griechenland unter einem Prinzen ihres Hauses ') zu erneuern 1). Münnich mag den ersten Gedanken dieser überschwänglichen Entwürfe seiner Gebieterinn empfohlen haben; aber Fürst Potemkin vor allen, der unwillkürlich an Marquise Pompadour erinnert, ward die Seele dieses griechischen Projektes. Er hatte, seit er nicht mehr Liebling war, die einflussreichste Stimme in der russischen Politik und in dem neuen Königreiche glänzte ihm die größte Ehre hoffnungsvoll entgegen *).

1) Die Kaiserinn gab ihren beiden ältesten Enkeln bedeutungsvolle Namen, Alegander und Konstantin; dieser, den 8. Mai 1779 geborene Großfürft hieß der Stern des Morgenlandes und über dem Thore der von Katharine in Laurien an der Mündung des Dnepr neu gegründeten Stadt Cherson las man in griechischer Sprache die Aufschrift: „Hier geht der Weg nach Byzanz.“ 2) Zimmermanns Verhältniss zur Kaiserinn Katharine, von Markard. 1803. Lettre 26; — v. Dohm Denkwürdigkeiten. Bd. 2. S. 3-54. 3) Potemkin der Taurier in v. Archenholz Minerva. April 1797 bis Dejember 1800; Potemkin, ein interessanter Beitrag zur Regirungs

Die Schmeichelei'), das Christenthum, Kunst und Wissenschaft erhoben die Zertrümmerung der hohen Pforte und die Herstellung jener alten Wiege europäischer Kultur in Athen zur Gewissenssache. Der russische Reichskanzler und Premierminister Graf Panin, sammt einigen Fürsten, namentlich der große König dachten, in ihrer ruhigen Berechnung anders. Diese verschiedene Politik am Hofe von St. Petersburg bestimmte auch die Wahl der Bundesgenossen.

Kaiser Joseph, unzufrieden mit dem Benehmen Frankreichs während des baierschen Krieges, klagte über treulosen Bruch des Versailles'er Bundes und schien sich nach der alten Verbindung mit ` den Seemächten wieder umzuthun2). Seine Mutter fand sich eben so verwundet, aber, durch die Bande des Blutes wieder ausgeföhnt; und Fürst Kauniß wollte doch sein Werk erhalten, wie sehr er sich von Herzen auch zu Großbritannien und Russland neigte und, um dieses zu gewinnen, jenem schmeichelte 2), indess Friedrich und der Graf Panin zwischen Russen und Franzosen Einklang suchten.

England fühlte sich, seit dem hubertsburger Frieden, eben so wie Preußen, in seiner abgesonderten Stellung, neuer Schußverträge sehr bedürftig. Der entscheidende Krieg gegen die eigenen Kolonien in Amerika, gegen Frankreich und Spanien mehrte das Bedürfnisf. Die Höfe von Wien und von St. Petersburg schienen am nüßlich. sten; günstige Verhandlungen mit denselben aber waren nur zu er warten, wenn Frankreich sich von Österreich, Russland sich von Preußen lösten. Ritter James Harris, nachher Lord Malmesbury, ein vortrefflicher Diplomat, der noch unlängst in Berlin als britischer Sekretär gewesen, sollte als Gesandter in St. Petersburg auf diese Zwecke hinarbeiten. Er sollte sich, wie auch Kaiser Joseph that, dem orientalischen Projekte fügsam zeigen, aber er gewahrte bald, daß Graf Panin seinem Vaterlande, nach dem erschöpfenden Türkenkriege und bei den leeren Kassen Ruhe gönnte und fest an Preußen hielt. Doch entmuthigte ihn das so wenig, daß er viel

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geschichte Katharinens 2. (o. D.) 1804. 8.; - Russische Günßlinge. Tübingen 1810.

1) Voltaire Tocsin des Rois; auch seine Bricfe an die Kaiserinn. 2) Coge Geschichte des Hauses fßtreich. Deutsch von Dipvold und Wagner. Leipzig bei Brockhaus 1817. Bd. 4. S. 398-401.

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