Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

im Genuss der Wissenschaften und der Freundschaft findet') und bei der Nachricht von seines Dichterkönigs Tode, im Geräusch der Waffen, Dank und Liebe opfert 2), dessen Leiche in Frankreich nur verstohlen bestattet, dessen Name mit Ehren nicht ausgesprochen wer den durfte 3).

Der Wiener Hof erwarb im Teschener Frieden den zwischen Donau, Jnn und Salza gelegenen Theil von Baiern, welcher zum Rentamte Burghausen gehört hatte, und, obgleich gering an Um fang, doch sehr fruchtbar ist und das Erzherzogthum unmittelbar mit Tyrol verband; — er entsagte dagegen dem Wiener Vertrage vom 3. Januar 1778, wie seinen übrigen Ansprüchen, tritt an Pfalz die Herrschaft Mindelheim, auch seine Rechte auf Glauchau und Waldenburg ab, belehnt den Kurfürsten mit den böhmischen Lehen in der Oberpfalz und verspricht, beim Kaiser wegen Ertheilung der von ihm angesprochenen Reichslehen sich zu verwenden.

Sachsen erhält für seine Ansprüche sechs Millionen Reichsgulden Entschädigung, auch die Lehensrechte auf die, bisher zur Krone Böhmen gehörigen und von Kursachsen eingeschlossenen Schönburgischen Herrschaften Glauchau, Waldenburg und Lichtenstein.

1) Briefwechsel mit d'Alembert in den Oeuvres posth. T. 12 und 15. 2) Im Lager zu Schahlar, wo der König vom 21. Sept. bis 15. Oktober fland, vollendete er die Lobrede auf den, am 30. Mai 1778 verstorbe= nen Voltaire, welche schon den 26. Nov. in einer außerordentlichen Sihung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin vorgelesen und beim Hofbuchdrucker Decker im Verlag erschien.,,Voici cet éloge de Voltaire, schreibt der König an d'Alembert '), moitié minuté dans les camps, moitié corrigé dans les quartiers d'hiver. Je crains bien que l'académie françoise ne critique un peu le langage, mais le moyen de bien parler Welche en Bohème? J'ai fait ce que j'ai pu, l'ouvrage n'est pas digne de celui qu'il doit célébrer; toutefois j'ai profité de la liberté de la plume pour faire déclamer en public à Berlin ce qu'à Paris on ose à peine se dire à l'oreille." Oeuvres posth. T. 12. p. 35. d'Alembert gedenkt dieser Eloge schon den 16. August 1778; Oeuvres posth. T. 15. p. 107.

3) d'Alembert an Friedrich, den 1. Jul 1778, Oeuvres posth. T. 15. p. 96.

1) Diefer Brief ohre Datum ist die Antwort auf d'Alembert's Brief vom 9. Oktober 1778 in den Oeuvres posth. T. 15. p. 109 und hat d'Alemberts Brief vom 3. Januar 1779 zur Antwort gehabt; Supplément aux Oeuvres posth. T. 3. p. 99.

Mecklenburg bekommt für seine Ansprüche das unbeschränkte Privilegium de non appellando.

Der Berliner Hof hatte es auf keine Erwerbung oder Entschädigung abgesehen; aber, da einmal die fränkischen Markgrafschaften in die baiersche Angelegenheit eingemischt waren; so wurde ihm durch den 10. Artikel des Teschener Friedens, der vermuthlich nahe Anheimfall von Anspach und Baireuth im Voraus zuerkannt; auch im 11. Artikel das wechselseitige Lehnsverhältniss aufgehoben, nach welchem die Fürstenthümer bisher verschiedene, von Böhmen zu Lehen gehende Stücke enthielten, während andere, in Österreich, ihnen zu Lehen rührten ').

Zur Befestigung der Monarchie hatte Friedrich schon im Jahre 1752 in dem höchst merkwürdigen Pactum Fridericianum 2) mit seinen Brüdern und Bettern dahin sich vertragen, daß, ohne Rücksicht auf des Kurfürsten Albrecht Achilles Testament vom Jahre 1473), nach welchem, wenn zwei Markgrafen in der Fami lie vorhanden wären, der ältere die Kurlande, der jüngere die fränkischen Fürstenthümer besitzen sollte, dieselben beim Erlöschen des fränkischen Mannsstammes der brandenburgischen Primogenitur zufallen müssten.

1769, nach dem Aussterben der baireuthschen Linie, ließ der König das Fürstenthum Baireuth dem Markgrafen von Anspach durch seinen Gesandten am Württembergischen Hofe, den Grafen v. d. Schulenburg-Wolfsburg übergeben, mit dem Wunsche, daß der Markgraf schon damals zu Gunsten der königlichen Linie und Primogenitur verzichte. Graf Schulenburg leitete, ohne Erfolg, die Frage ein.

1),,De son côté le Roi de Prusse renonçoit à ses prétentions sur Juliers et Bergue en faveur de la branche de Sulzbach, moyennant le renouvellement de la garantie que la France lui avoit donnée de la Silésie par le traité de 1741; Oeuvres posth. T. 5. p. 289. 2) S. oben Bd. 1. S. 406.

3) S. Betrachtungen über die Successionsordnung in den Brandenburgischen Fürstenthümern. 1778. Anhang.

4) Stammtafeln des Schulenburgischen Geschlechts. Herausg. von Friedrich Albr. Grafen v. d. Schulenburg auf Closterroda. Wien 1821. Fol. Anbang 1. Abschnitt 1. S. 16.

[merged small][ocr errors]

In Wien hatte man diese reine Familiensache als Angelegen heit des Reichs behandeln wollen; darum wurde sie in Teschen von jedem Zweifel frei gemacht. Da aber Anspach und Baireuth dem Kerne der Monarchie zu abgelegen waren; so trug der König im Laufe der baierschen Erbfolgesache dem Kurfürsten von Sachsen eine Bertauschung der beiden Lausiße gegen die beiden fränkischen Fürftenthümer an; auch wollte Kaiser Joseph schon in seinem ersten Briefe diesen Tauschvertrag anerkennen, wenn er dagegen in der baierschen Erwerbung nicht gehindert würde '). Ja, Friedrich be dung sich in den ergänzenden Friedensvorschlägen vom 17. Jul 1778 bei Marie Theresie selbst die Eventualhuldigung in der Laufiß aus, wogegen dem Kurfürsten von Sachsen die Markgrafschaften Anspach und Baireuth huldigen sollten 2). Auch in späteren Verhandlungen kommt dieser Tausch noch vor; doch kam er nicht zu Stande, weil Sachsen ihn nicht angemessen fand; obgleich der junge Kurfürst den König sonst besonders hochzuschäßen, vielfach sich bewogen fühlte. In der jezt immer noch umschleierten verrätherischen Unternehmung gegen Friedrich August, im April 1777, als deren Eingeweiheter der sächsische Leibgarde - Oberst Marquis von Agdallo, Henrici - OrdensRitter, nach dreiundzwanzigjährigem Gefängniss auf dem Königstein gestorben ist, rettete der große König ihm den Thron freundnachbar. lich durch schleunige Anzeige, welche das schändliche Unternehmen ver eitelte 3). In demselben Jahre fand der Dresdener Hof in Berlin

1) S. den eigenhändigen Brief des Kaisers vom 13. April 1778 und den dazu gehörigen Konvenzionsentwurf; Oeuvres posth. T. 5. p. 297. Artifel 3.4.

2) a. a. D. p. 320. Pilih sagt in seiner Regirung König Friedrich Aug. v. Sachsen. Tbl. 1. Leipz. 1830. S. 198-201, Friedrich babe von Kursachsen den 22. Jun 1778 eine völlig abschlägige Antwort bekommen, während der König sich die Huldigung (nach Oeuvres posth. T. 5. p. 320) noch den 17. Jul ausbedingt und in dem neuen allgemeinen Vergleichsentwurfe vom 28. Jul fagt:,, Si S. M. le Roi de Prusse et l'Electeur de Saxe pouvoient convenir de faire un échange des pays d'Anspach et Bareuth contre les margraviats de haute et basse Lusace, et de quelques autres districts selon leur convenance" etc.; a. a. D. p. 328. Art. 6.

3) v. Agdallo farb den 27. August 1800 auf Königstein, wo er 23 J. 5 m. verhaftet gewesen; s., Hasche Diplomatische Geschichte Dres=

Friedr. d. Gr. IV.

Verwendung gegen Marie Theresie, welche über das freundschaftliche Verhältniss zwischen Sachsen und Preußen empfindlich war und sich die Landes- und Oberlehensherrlichkeit über die genannten drei, in der Markgrafschaft Meißen gelegenen Schönburgischen Herrschaften anmaßte. Graf Ernst v. Schönburg wollte sich nämlich der Landeshoheit Kursachsens, dessen Vasall er war, entziehen und fand in Wien Gehör. Sachsen lässt Truppen in Glauchau einrücken, um den ungetreuen Vasallen zu seiner Pflicht zu nöthigen. Gleich kam ein österreichisches Bataillon, sammt 150 Mann Husaren und vier Kanonen aus Böhmen (ohne vorherige Anzeige durchs Erzgebirge) in Glauchau an und verdrängte die Sachsen. Eine mitfolgende kaiserliche Kommission verbot allen Unterthanen des Grafen v. Schönburg, den sächsischen Gesezen Folge zu leisten. Aber Preußen schlug sich in's Mittel und Graf Ernst blieb unter sächsischer Hoheit ').

Der Kaiser trat, als solcher und als Mitregent der österreichtschen Staten dem Teschener Frieden bei 2), Frankreich und Russland verbürgten ihn ), und das deutsche Reich erkannte ihn 1780 mit der besorglichsten Vorsicht an*). Russland aber betrachtete sich seitdem

dens. Dresden 1820. Thl. 5. S. 26: über sein Verbrechen, sagt Hasche, schwebt noch politisches Dunkel; was Graf Mirabeau darů, ber wissen will, kann man in feiner Monarchie Prussienne. London 1788. T. 1. p. 128 lesen." Mirabeau fagt: Des Kurfürßten Mutter habe aus Rache, daß er ihr keinen Antheil an der Regirung verstattet, ihren Sohn von der Regirung entfernen wollen, zu Gunsten ihres zweiten gebrechlichen Sohnes Karl, indem sie Friedrich August für einen, im Ehebruche mit v. Bißthum gebornen Bastart am Reichstage in Regensburg erklären wollte. Agdallo sollte die Beschuldigung dahin überbringen, wurde aber kurz vor der Abreise, auf die Nachricht von Berlin verhaftet; f. Böttiger Geschichte des Kurstates und Königreiches Sachsen. Bd. 2. Hamburg 1831. S. 398 401.8liß hat in der Regirungs- Gefchichte Friedrich Augusts diese Angelegenheit, aus Mangel beglaubigter Nachrichten, übergangen. 1) Pilih Die Regirung Fr. Augusts. Thl. 1. S. 189.

2) Den 16. Mai 1779; f. Comte de Hertzberg Recueil, Vol. 2. 1789. p. 286.

3) Acte de Garantie des Puissances Médiatrices, Teschen den 13. Mai; a. a. . p. 288.

4) Ant. Faber (Leucht) Neue Europäische Statskanzlei. Thl. 53. ́ (Ulm 1781) S. 449 und Thl. 54. S. 56.

(weil die Friedensschlüsse von Münster und Osnabrück, wie die von Breslau und Berlin, von Dresden, Hubertsburg in Teschen Wort für Wort bestätigt worden waren 1)) als Bürgen des westphälischen Friedens und hat als solcher mehrfach in der Folge seinen Einfluss auf die deutschen Angelegenheiten geltend machen wollen 2).

Als Alerander Trippel, Bildhauer aus Schaffhausen, dem Kö mige ein Exemplar seines, Allegorischen Basreliefs auf den Teschener Frieden“) zuschickte, schenkte Friedrich dasselbe seinem Minister v. Herzberg;,, denn der, sagte er, hat den Frieden gemacht“ *).

Der baiersche Erbfolgekrieg, von den Österreichern,,der Zwetsch. kenrummel," von den Preußen der Kartoffelkrieg," von den kampfbegierigen Offizieren „der baiersche Prozess“ genannt, hatte dem Könige 29 Millionen Thaler) und 20,000 Mann gekostet ).

Auch zu diesem vierten Kriege ließ der König wieder Freikorps werben: durch den Gen. Lieut. Grafen Hård in Oranienburg für

1) Comté de Hertzberg Recueil, T. 2. 1789. p. 272. Article 12.

2) Koch-Schoell Hist. abrégée des traités de Paix. T. 3. Paris 1817. P. 331:

3) Eine Beschreibung von Trippel's Basrelief findet man in Meusel's Miscellaneen artistischen Inhalts. Heft 6. Erfurt 1781. S. 126: Der Kaiser und der König fehn in römischer Kleidung vor einem Altar, über welchen fie sich einander die Hände reichen; hinter ihnen Altar, über welchen sie sich einer die Göttinn des Ruhms, die jedem einen Lorbeerkranz auf das Haupt seßt 2c. — Füßli Allgem. Künstlerlexikon. Thl. 2. S. 1943.

4) de Hertzberg Recueil T. 2. 1789. p. 266; Ew. Friedr. Gr. v. Herzberg, von Dr. Boffelt. Tübingen 1798. S. 29; Weddigen Fragmente ju dem Leben des Gr.v.Herzberg. Bremen 1796. S. 69.

5) In einem Briefe vom 1. Dez. 1779 giebt Friedrich 17 Millionen Thaler an; f. Beilage 11.

6) Vu que le Roi est à peine sorti d'une guerre onéreuse, Sa Majesté ne sauroit à la vérité pas fixer et déterminer encore, le mois et le jour, où l'arrangement de ses finances permettront, de payer la livraison des livres que le libraire Pitra, à Berlin, a entreprise; mais ce surquoi ce libraire peut faire fonds, et ses créanciers avec lui, c'est que dans le cours de cette année-ci, ce payement aura sûrement lieu, assurance que S. M. veut bien lui donner, sous Sa propre Signature, en réponse à sa requête du 17. Potsdam, ce 19. Février 1780. Nouvelles lettres inédites de Fr. II. à Son libraire Pitra. A Berlin, 1823 p. 10.

« ZurückWeiter »