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und der Strenge, die in unserem Patentamte herrschen, brauchen wir es nicht mehr und wirkt es entschieden schädlich. Es muss also beseitigt werden. Seine Obliegenheiten wird das Nichtigkeitsverfahren, in dem doch die Parteien sich viel freier bewegen können, übernehmen. Sind die Anmeldungen einmal vom Vorprüfer und von der Anmeldeabteilung geprüft, so müsste das Patent erteilt werden. Damit wird die Erfindung der breitesten Oeffentlichkeit preisgegeben. Wer nunmehr glaubt, das Patent anfechten zu sollen, der möge den Weg der Nichtigkeitsklage beschreiten. Die weit überwiegende Masse der Anmeldungen, die überhaupt zum Patente führen können, nämlich über 96 pCt, erhielte dann um viele Monate früher ihre endgültige amtliche Anerkennung.

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Schliesslich sei bemerkt, dass der Gedanke, welcher dem Aufgebot von Erfindungen vor der Patentirung zugrunde liegt, eigentlich recht unlogisch ist. Wir kennen ein Aufgebot zum Zwecke der Todeserklärung eines Verschollenen. Ihm sind Aufgebote zum Zwecke der Kraftloserklärung der schiedensten Urkunden nachgebildet. Auch diese Aufgebote nennt man Mortifikationsverfahren; es handelt sich also dabei um Verfahren, in denen etwas möglicherweise noch Lebendiges juristisch tot gemacht wird. Bei dem Aufgebot der Erfindungen liegt dieser Gedanke ganz fern. Es handelt sich nicht um Mortifikation, wenngleich das Aufgebot und das nachfolgende Einspruchverfahren in manchen Fällen dazu führen, dass eine lebensfähige Erfindung 'thatsächlich tot gemacht wird. Wir kennen andere Aufgebotverfahren, die einen Ausschluss bewirken sollen; jeder, der sich in einem solchen Verfahren nicht meldet, wird in höherem oder geringerem Grade mit seinen Rechten ausgeschlossen. Einen solchen Ausschluss von Widersprüchen bewirkt aber der Fristablauf im Patenterteilungsverfahren nur für dieses. Denn die ausgeschlossenen Einsprüche können ebenso wie die zurückgewiesenen Einsprüche noch zum Gegenstande einer Nichtigkeitsklage gegen das erteilte Patent gemacht werden. Das Aufgebot der Erfindungen befriedigt also weder ein praktisches Bedürfnis, noch hat es eine vernünftige gedankliche Grundlage.

Betriebsicherheit und Wirtschaftlichkeit im Eisenbahnwesen.

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Der über dieses Thema am 9. November v. Js. im Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin von A. Haarmann aus Osnabrück gehaltene Vortrag1) liegt im Sonderabdruck vor. In einer Vorbemerkung spricht sich der Verfasser dahin aus, dass er zu seinen Ausführungen veranlasst sei durch die Wahrnehmung, dass die Kritik, welche die Eisenbahnunfälle des verflossenen Spätsommers hervorgerufen haben, zum nicht unerheblichen Teil verkehrten Richtungen zusteuerte und damit in der öffentlichen Meinung eine den wirklichen Sachverhalt trübende Verwirrung anrichten musste. Im Sinne dieser Auffassung darf allerdings der Haarmannsche Vortrag als eine dankenswerte Arbeit bezeichnet werden. Es ist sicherlich für die weitesten Kreise nicht ohne beruhigende Wirkung, an der Hand zuverlässiger Ermittlungen festgestellt zu sehen, dass die Betriebsicherheit auf den deutschen Bahnen trotz des gewaltig gestiegenen Verkehrs nicht nur zugenommen, sondern auch gegen andere Länder einen beachtenswerten Vorrang aufzuweisen hat. Aus den dem Vortrage beigegebenen Tabellen erhellt beispielsweise, dass auf den deutschen Eisenbahnen die Zusammenstöfse in den letzten 15 Jahren um 64 pCt und die Entgleisungen um 35 pCt abgenommen haben. Allerdings ist die Zahl der auf 1 Million Zugkilometer während der Fahrt unverschuldet verunglückten Reisenden von 0,42 im Jahre 1895/96 in andern Jahren vorübergehend schon kleiner gewesen. Bemerkenswert ist aber, dass, auf die gleiche Summe von Zugkilometern bezogen, die entsprechende Zahl auf den englischen Bahnen im Jahre 1894/95 1,23 betrug, in jenem Mutterlande der Eisenbahnen bislang aber stets viel höher gewesen ist,

1) Z. 1897 S. 1449.

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deutscher Ingenieure.

er

Den Erklärungen, die man der aufregenden Unfallhäufung dieses Sommers in der Tagespresse zu geben versucht hat, wird in dem Vortrage keine grofse Bedeutung beigelegt, und man kann Haarmann nur zustimmen, wenn dem Bestreben, die durch dienstliche Versehen und Nachlässigkeiten verursachten Unfälle vorwiegend der sogenannten »Ueberbürdung« des Betriebspersonals zuzuschreiben, eine ernstliche Rüge zuteil werden lässt, indem er hervorhebt, dass fast in jedem Einzelfalle das Unzutreffende eines solchen Schlusses nachzuweisen sei. Ueberbürdungen vorübergehender Art werden, wie in jedem andern grofsen Betriebe, je nach den wechselnden Geschäftslagen vorübergehend auch im Eisenbahndienst nicht zu vermeiden sein. Es schliefst aber sicherlich ernste Bedenken ein, deshalb den im Betriebe thätigen Beamten die Empfindung einzureden, dass sie in solchen Fällen mehr leisteten, als von ihnen verlangt werden dürfe, ganz davon abgesehen, dass solche vorübergehende Mehrbeanspruchungen durch zeitliche Einstellung neuer, und in solchem Falle meistens ungeschulter Kräfte ohne viel grössere Gefährdung des Betriebes gar nicht wett zu machen sind.

Bei der eingehenderen Betrachtung der auf den vollspurigen deutschen Bahnen seit dem Jahre 1880/81 eingetretenen Verkehrsteigerung kommt Haarmann jedoch zu der Ueberzeugung, dass sowohl in der Organisation des Betriebsdienstes als namentlich auch inbezug auf die an das Gleis zu stellenden technischen Anforderungen noch mancherlei zu geschehen habe, wenn die Betriebsicherheit unserer Eisenbahnen Anspruch auf zweifellose Zuverlässigkeit machen solle.

Die Gesamtlänge aller normalspurigen Eisenbahngleise Deutschlands ist von 57 321 km auf 81 939 km 42,95 pCt in den letzten 15 Jahren angewachsen. Die Zahl der Stationen hat sich im gleichen Zeitraum von 5257 auf 8564: 62,9 pCt vermehrt. Die Zahl der Wegeübergänge in Schienenhöhe hat 46 658 eine Vergrösserung von auf 71 987 54,3 pCt erfahren. Dabei sind gegenüber dem Jahre 1880/81 mit 195 404 Personenkilometern und 400 550 tkm im Jahre 1895/96 315 399 Personenkilometer und 592 159 tkm, also 61,4 bezw. 47,8 pCt mehr, auf 1 km Betriebslänge geleistet worden. Das höchste Lokomotivgewicht ist von 49,60 t auf 64,40 t hinaufgegangen, und das auf eine Achse entfallende Gewicht der Güterwagen, das vor 15 Jahren durchschnittlich 7,64 t betrug, beläuft sich jetzt auf 8,90 t, während das Gewicht der Schienen auf 1 km Querschwellengleis von 71,37 ₺ auf 68,47 t zurückgegangen ist. Diese letztere etwas auffallende Thatsache erklärt sich freilich zumteil dadurch, dass sich vor 15 Jahren noch viele Eisenschienen in den Gleisen befanden, die selbst bei schwererem Profil doch nur eine geringere Beanspruchung aushalten konnten, als bei dem inzwischen allgemeiner verwendeten Stahlmaterial gesichert ist. Wenn nun auch der deutschen Stahlindustrie eisenbahnseitig das erfreuliche Zeugnis hat ausgestellt werden können, dass von den sämtlichen erheblicheren Unfällen dieses Jahres nicht ein einziger auf Qualitätsfehler des Materials zurückzuführen war, so erscheint es Haarmann doch bedenklich, sich dabei zu beruhigen, dass die gegenwärtige Stärke des Oberbaues der bisherigen Beanspruchung noch genügt habe. Man rechne beim Eisenbahngleis mit einem zu kleinen Sicherheitskoëffizienten, während man von Bauwerken und stationären Maschinenanlagen eine dreifache oder gar fünffache Sicherheit zu fordern gewohnt sei. Erst wenn unsere Gleise so gebaut und instandgehalten würden, dass ihnen jederzeit, sobald es erforderlich werde, die doppelte und selbst dreifache Betriebsbeanspruchung zugemutet werden könne, sei die Gewähr für unbedingte Sicherheit und nicht minder für wirkliche Sparsamkeit des Betriebes gegeben. Vor allen Dingen müsse die aufserordentliche Verschiedenheit der Beanspruchung, welcher die einzelnen Strecken ausgesetzt seien, auch in der Ausrüstung der Gleise zur Geltung kommen, da der Verkehr auf den Linien Berlin-Köln, Köln-Hamburg und ähnlichen einen viel stärkeren Oberbau bedinge, als der Betrieb auf den Strecken Löhne-Rheine, Niederlahnstein-Gielsen Hier seien wohlüberlegte Abstufungen angebracht.

usw.

Die allgemeinen Forderungen für einen guten Eisenbahnoberbau werden im Vortrage wie folgt kurz zusammengefasst:

22. Januar 1898.

1) Die Schwere und Steifigkeit der Schiene soll in einem höheren Verhältnis zur Beanspruchung stehen, als es seither der Fall war.

2) Die Schienenstöfse müssen beseitigt oder doch so ausgerüstet werden, dass sich das Gestänge an den Stöfsen genau so bewährt wie an den übrigen Stellen der Schienen.

3) Das Material der Schienen soll nicht nur von hoher Biegungsfestigkeit, sondern auch von hoher Verschleifsfestigkeit sein, um die Abnutzung in niedrigeren Grenzen zu halten, als es im letzten Jahrzehnt durchschnittlich der Fall war.

4) Die Verlegung soll im Schotter, und zwar unter Benutzung von grobem Packschotter und feinem Stopfschotter, derart erfolgen, dass das Gleis in seinem fertigen Zustande eine wirkliche Kunststrafse darstellt.

Aufserdem wird empfohlen, 4 Klassen vollspuriger Bahnen zu unterscheiden und ihnen 4 Gleisformen zuzuordnen, die etwa unter Zugrundelegung des Querschwellensystems nach den Schienengewichten so einzuteilen sind, dass

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die Bahnen I. Kl. Schienen von 45 bis 50 kg/m Gewicht » II. » » 40 >> 45 » 35 » 40 » 30 » 35

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III. »

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»

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»

IV. » erhalten, wobei aufserdem verschiedene von Haarmann erörterte Gesichtspunkte betreffend Unterschwellung, Schienenbefestigung und Verlegung entsprechende Beachtung zu finden hätten.

Mit einer Vervollkommnung unserer Eisenbahngleise nach diesen Grundsätzen sollte nicht gezögert werden, da es darauf ankommt, zu verhüten, dass jemals ein Zustand auch nur nahe rückt, bei dem die Grenze der Widerstandsfähigkeit des Gleises überschritten werden könnte, während zugegeben werden muss, dass zur Zeit in sehr vielen Fällen diese Grenze mindestens erreicht ist.

Auf die technischen Einzelheiten des Vortrages hier näher einzugehen, können wir uns versagen. Dass Haarmann die Ausgestaltung unserer Eisenbahngleise nicht nur durch einfache Verstärkung der Profile, sondern namentlich auch

zu

durch konstruktive Verbesserungen herbeigeführt wissen will, braucht bei seinen in allen Fachkreisen bekannten Bestrebungen zur Beseitigung der Stofswirkungen im Gleis hier kaum besonders hervorgehoben zu werden. Sehr beachtenswert ist der Hinweis, dass es auch mit der besten Konstruktion nicht gethan sei, wenn inbezug auf die zweckmäfsige Einbettung des Gestänges, besonders in Hinsicht auf das zu wählende Schottermaterial, nicht mit der nötigen Sorgfalt. verfahren werde. Auch die bereits früher einigemale behandelte Frage wird wieder aufgeworfen, ob es bei dem unaufhaltsamen Wachsen der Verkehrsbewegung dauernd umgehen sein werde, die Gleise für die Personenbeförderung von denen für den Gütertransport zu trennen. In der dieser Angelegenheit gewidmeten Betrachtung wird auch der Erweiterung des deutschen Kanalnetzes das Wort geredet, weil in absehbarer Zeit die vorhandenen Bahnlinien eine Entlastung erfordern würden, wenn die Bedürfnisse des Verkehrs allerwärts volle Befriedigung finden sollen. Haarmann verkennt nicht, dass gerade die preufsische Staatsbahnverwaltung bemüht gewesen sei, inbezug auf die Erhöhung der Tüchtigkeit ihrer technischen Anlagen den Anforderungen und Fortschritten der Zeit entgegenzukommen. Nur scheint es, als wenn einem energischeren Vorgehen der leider fiskalische Charakter unseres grofsen Verkehrsinstituts sich hier und da hemmend in den Weg stelle. Als sehr wünschenswert wird bezeichnet, dass der vom Minister niedergesetzte Ausschuss zur Prüfung der Betriebsicherheit unserer Bahnen zu einer dauernden Einrichtung gemacht werde, ähnlich wie es für unser Kriegswesen die Artillerie-Prüfungskommission ist, die durch das unausgesetzte Studium der auftauchenden Verbesserungen und der sich aus der Praxis ergebenden Erfahrungen sehr verdienstlich wirkt.

Schliesslich wird der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, dass die Eisenbahn, je vollkommener und sicherer sie die ihr doch wohl in erster Linie vorgeschriebenen volkswirtschaftlichen Zwecke erfülle, auch desto zuverlässiger in der Lage sein werde, reichliche und regelmässige Erträge an den Staatsschatz abzuführen. Nur dürfe niemals die verderbliche Verwechslung der Begriffe Platz greifen, als ob die Füllung der Staatskasse das Endziel unserer Eisenbahnverwaltung sein könnte.

Sitzungsberichte der Bezirksvereine. Eingegangen 16. November 1897.

Aachener Bezirksverein.
Sitzung vom 6. Oktober 1897.

Vorsitzender: Hr. Kintzlé. Schriftführer: Hr. Reintgen.
Anwesend 70 Mitglieder und Gäste.

Hr. Kaufmann spricht über neue Verwendungsarten von Druckluft.

Es wird darauf der Vortrag des Hrn. Ulrici über Wasserrohrkessel') erörtert.

Hr. Brauser bemerkt, dass der Redner einen Vorteil der Wasserrohrkessel anzuführen vergessen habe: den Umlauf des Speisewassers im Kessel, durch den der ganze Wasserinhalt gleichmässig erwärmt und die Verdampfung vorteilhaft beeinflusst wird. In dieser Beziehung sei aber auch der Fortschritt in der Bauart der übrigen Kessel aufserordentlich grofs, und es stehen namentlich die Flammrohrkessel von bester Ausführung den Umlaufkesseln nicht mehr nach. Was die Wirtschaftlichkeit anbetreffe, so sei zu bemerken, dass unter gleichen Betriebsverhältnissen mit gut ausgeführten Flammrohr- und Heizrohrkesseln dasselbe wie mit Wasserrohrkesseln erreicht wird. Ein Umstand sei aber zum Vorteil der einfacheren Bauart anzuführen, nämlich die Reinigung der Kessel. Für Siederohrkessel sei in der Regel die vorherige Reinigung des Wassers notwendig, während Kessel einfacherer Bauart in dieser Beziehung bedeutend weniger Umstände und Kosten verursachen; auch stellen sich bei der besten Wasserreinigung oft Mängel und Nachteile heraus, die zur Wahl eines möglichst einfachen Kessels Anlass geben.

Hr. Hengstenberg berichtet, dass auf dem Walzwerk »Pümpchen<< eine grofse Anzahl Röhrenkessel teils Dürrscher, teils MacNicolscher Bauart hinter Schweifs- und Puddelöfen in Betrieb seien und gute Ergebnisse aufweisen. Wegen des beschränkten Raumes war man vornehmlich auf kurz gebaute Röhrenkessel angewiesen.

1) Z. 1897 S. 1231.

Wo aber Platz genug vorhanden war, hat man Einflammrohrkessel vorgezogen, und zwar Kessel mit seitlichem Wellrohr für 9 Atm Ueberdruck. Die Explosionsgefahr dieses Kessels ist sehr gering. Ein von der starken Flamme eines mit Unterwind betriebenen Schweifsofens geheizter Kessel wurde fahrlässig bedient, sodass grofser Wassermangel eintrat. Infolgedessen klappte das Wellrohr auf eine Länge von 8 m zusammen; doch zerriss es nur ganz wenig an zwei Stellen, und Dampf und Wasser traten nur langsam ins Freie. Es war somit möglich, den Kessel durch verstärktes Speisen gefüllt zu halten und langsam abzukühlen.

Bei einem Flammrohrkessel berühren die Heizgase im Zustande der höchsten Hitze zunächst die Kesselwandungen und kommen mit dem Mauerwerk nur stark abgekühlt in Berührung; dagegen berühren bei den Röhrenkesseln die Heizgase das Mauerwerk gleich zu Anfang, wodurch bedeutende Wärmeverluste entstehen. Die Reparaturen an gut gearbeiteten Flammrohrkesseln sind gering, während die Röhrenkessel nach Verlauf von fünf und mehr Jahren vielerlei Ausbesserungen verursachen.

Ein grofser Vorteil der Röhrenkessel ist nicht zu leugnen: bei Wassermangel leidet der Teil des Kessels, welcher der heifsesten Flamme ausgesetzt ist, am letzten; beim Flammrohrkessel wird dagegen der Scheitel des Feuerrohres am stärksten erhitzt und am ersten vom Wasser entblöfst.

Hr. Geilenkirchen hat in der Eschweiler A.-G. für Drahtfabrikation mit Dürrschen Röhrenkesseln dieselben Erfahrungen gemacht wie Hr. Hengstenberg. Man habe dort auch 2 Flammrohrkessel im Betriebe gehabt. Bei einem derselben sei infolge von Wassermangel ein Flammrohr geplatzt. Der gröfseren Betriebsicherheit wegen wählte man dann Steinmüller-Kessel. Auch hier trat infolge von Wassermangel ein Unfall ein. Der Wasserstand war derartig gesunken, dass die unteren Rohrreihen rotglühend geworden waren. Als nun Wasser hineingepumpt wurde, wurde zwar ein Teil der Rohre aus der vorderen Wasserkammer herausgerissen, doch wurde niemand verletzt, auch der dicht vor dem Kessel stehende Heizer nicht. Das Mauerwerk wurde ebenfalls nicht beschädigt

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Für Röhrenkessel sei indessen gutes Speisewasser nötig. In der Drahtfabrik reinige man das Wasser vor dem Speisen, doch kommen geringe Schlammablagerungen immer noch vor, die alle 5 bis 6 Monate mittels einer Drahtbürste entfernt werden. Um einen Kessel mit gröfserem Dampf- und Wasserinhalt zu besitzen, habe man vor etwa 212 Jahren einen Mac-Nicol-Kessel von 300 qm Heizfläche aufgestellt. Ausbesserungen seien an diesem Kessel bis jetzt nicht vorgekommen, und die Schlammablagerungen in den Röhren seien geringer als bei den andern Wasserrohrkesseln.

Hr. Mehler weist darauf hin, dass in dem bedeutenden Wasserinhalt der Grofswasserraum kessel eine Reserve liege, die für viele Betriebe, bei denen die Gröfse des Dampfverbrauches schwankt, den Ausschlag für diese Kessel gebe.

Hr. Ulrici betont, dass man den Wasserinhalt von Wasserrohrkesseln beliebig grofs machen und den jeweiligen Verhältnissen anpassen könne, während man bei Grofswasserraum kesseln stets gezwungen sei, mit sehr grofsen Wassermengen zu rechnen, auch wenn diese keineswegs Vorteile bieten.

Hr. Kaufmann macht einige Mitteilungen über eine Reise durch die Schweiz, nach Marseille, Grenoble, Mont Cenis, Lyon und Vichy. Besonders fielen ihm die zahlreichen Neubauten für die Ausnutzung von Wasserkräften auf. Es sind dort gegenwärtig etwa 10 grofse Anlagen bis zu 14000 PS im Bau. Unter anderm soll in Turgi (Glarus) Natrium- und Kaliumchlorat hergestellt werden, ferner in Mouthey am Oberlauf der Rhone Natron nach dem Verfahren von Correns. Unterhalb Genfs ist eine Anlage im Bau, die Aetznatron nach dem Verfahren von OutheninGulandre herstellen will. Weiter besuchte der Redner die Anlagen in der Nähe der Bauxitlager bei Gardanne und Aix en Provence. Der grofse Bedarf an Aluminium, für das Bauxit gegenwärtig fast der einzige Rohstoff ist, hat in der genannten Gegend rasch neue Fabriken entstehen lassen, zu denen in nächster Zeit noch einige hinzukommen sollen.

In La Praz wird gegenwärtig der Bau einer grofsen Wasserkraftanlage beendet. Man leitet das Wasser durch einen Tunnel von 6 qm Querschnitt und rd. 1800 m Länge quer durch einen Berg, von da in einer Rohrleitung von 2,5 m Dmr. 80 m tief zu Thal und 1500 m weit zur Fabrik.

Die Zuleitung kreuzt einen Fluss von 22 m Breite. Um nun die teure Brücke für rd. 150 000 kg Last zu vermeiden, hat man das Rohr nach oben durchgebogen. Der äufsere Mantel des dadurch gebildeten Segmentes hat eine gröfsere Fläche als der innere, und durch den Drucküberschuss nach oben werden die Auflager entlastet. Das leere Rohr trägt sich selbst.

Auf den genannten Werken sind Kaufmannsche Laugen-Konzentrationsanlagen in Betrieb, die die Firma Neuman & Esser in Aachen geliefert hat.

Eingegangen 3. und 22. Dezember 1897.
Bayerischer Bezirksverein.
Sitzung vom 5. November 1897.

Vorsitzender: Hr. Scholler. Schriftführer: Hr. Weber.
Anwesend 31 Mitglieder und Gäste.

Nachdem über die 38. Hauptversammlung in Cassel1) Bericht erstattet ist, spricht Hr. E. v. Böhmer über Standesinteressen der deutschen Ingenieure, Sicherung ihrer Existenz, Fürsorge für ihre Familien.

Behufs Einleitung weiterer Schritte in der besprochenen Angelegenheit wird nach eingehenden Erörterungen ein aus 5 Mitgliedern bestehender Ausschuss ernannt.

Es wird beschlossen, Mitteilungsabende zu veranstalten, an denen den Mitgliedern Gelegenheit geboten ist, über Vorkommnisse aus ihrer Erfahrung in ungezwungener Form zu sprechen und zu gegenseitigem Meinungsaustausch anzuregen.

Sitzung vom 19. November 1897.

Vorsitzender: Hr. Scholler. Schriftführer: Hr. Weber.
Anwesend 25 Mitglieder und Gäste.

Hr. Haberfellner spricht über neuere Bauten der Maschinenbau-A.-G. Nürnberg im Bereiche der Filiale München. An der Hand von Zeichnungen, Photographien und Skizzen erörtert er die Kuppel des Justizpalastes in München, die Pichhalle der Staatsbrauerei in Weihenstephan, die Hallen des Bürgerlichen Brauhauses in München, die Dachstühle des Kaim-Saales und des Hofbräuhauses und eine Reihe weiterer Ausführungen.

Der Vorsitzende berichtet dann über technische Reiseeindrücke, unter anderem über die Kraftgasanlage der Firma Gebr. Körting in Hannover, die elektrische Bahnhofsbeleuchtung in Harburg, den Betrieb elektrischer Bahnen in Frankfürt a, M., Hannover und Berlin-Charlottenburg.

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deutscher Ingenieure,

Sitzung vom 2. Dezember 1897.
Vorsitzender: Hr. Scholler. Schriftführer: Hr. Weber.
Anwesend 121 Mitglieder und Gäste.

Die Versammlung findet in Gemeinschaft mit dem Münchener (Oberbayerischen) Architekten- und Ingenieurverein statt. Hr. A. Rieppel, Direktor der Maschinenbau-A.-G. Nürnberg (Gast), spricht über die Thalbrücke bei Müngsten ').

Der Vorsitzende des Architekten- und Ingenieurvereines, Hr. Kreisbaurat Reverdy, begrüfst in warmen Worten das Zusammengehen der in München heimischen technischen Kreise behufs gemeinsamer Veranstaltung technisch-wissenschaftlicher Vorträge.

Generalversammlung vom 18. Dezember 1897.
Vorsitzender: Hr. Scholler. Schriftführer: Hr. Weber.
Anwesend 37 Mitglieder.

Am Nachmittage vor der Sitzung fanden technische Ausflüge statt. Zunächst wurden die neuen Sudhausanlagen des kgl. Hofbräuhauses unter der Führung des Direktors Hrn. Regierungsrates Staubwasser besichtigt. Dann besuchte man das städtische Elektrizitätswerk am Muffatwehre), wo Hr. Oberingenieur Uppenborn die Führung übernahm und die Entstehung und den Betrieb der Werke sowie die für den beabsichtigten Ausbau ausgearbeiteten Pläne erläuterte.

In der Sitzung werden der Bericht des Vorsitzenden über die Vereinsthätigkeit im verflossenen Jahre und die Kassenberichte erstattet und darauf die Wahl des Vorstandes und der Mitglieder des Vorstandsrates vorgenommen.

Eingegangen 6. Januar 1898.

Berliner Bezirksverein.

Sitzung vom 1. Dezember 1897.

Vorsitzender: Hr. Rietschel. Schriftführer: Hr. Veith.
Anwesend etwa 150 Mitglieder und Gäste.

Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit der Mitteilung, dass der Bezirksverein das Mitglied Hrn. Niederschulte durch den Tod verloren hat. Die Anwesenden erheben sich zur Ehrung des Andenkens des Verstorbenen von den Plätzen.

Hr. Pfeifer spricht über die physikalischen Grundlagen und die technische Ausbildung moderner Trockenanlagen.

Es werden zur Zeit ganz erstaunlich hohe Aufwendungen für künstliche Trockenanlagen gemacht, und ständig steigert sich die Nachfrage nach guten Einrichtungen zum Trocknen der verschiedensten Stoffe. Fast in allen Industriezweigen liegen in dieser Beziehung Aufgaben vor, die bisher mehr oder weniger glücklich gelöst worden sind. So kommen die Zementfabriken schon seit vielen Jahren nicht mehr mit der Trocknung ihrer Rohstoffe und der Rohzementsteine in freier Luft aus und haben künstliche Trockeneinrichtungen im gröfsten Mafsstabe angelegt. Von Alters her spielt ferner das Trocknen der plastisch geformten Waren in der Thonwarenindustrie eine bedeutende Rolle und hat von jeher den erfinderischen Geist zu Verbesserungen angespornt. Die Landwirtschaft verlangt immer mehr Trockeneinrichtungen; sie will Körnerfrüchte und andere Früchte trocknen, sie verlangt trockene künstliche Düngemittel, trockene Futtermittel, Rübenschnitzel, Treber und ist mit den angebotenen Einrichtungen noch lange nicht zufrieden gestellt. Mit welcher Energie ist ferner schon an der Lösung der Fäkalientrocknung und an der Trocknung von Filterrückständen der Klärbehälter gearbeitet worden, und welche Mühe ist darauf verwandt, die in den grofsen Torfmooren ruhenden Schätze durch künstliches Trocknen schneller zu heben! Endlich verlangt die chemische Industrie an allen Ecken und Enden nach künstlichen Trockenanlagen und behilft sich oft mit recht schwerfälligen Einrichtungen. Kurz, wohin man blickt, überall eine Menge ausgeführter Anlagen und eine ebenso grofse Fülle noch schwebender ungelöster Fragen.

Mit rastlosem Fleifse wird an der Ausbildung der Trockeneinrichtungen gearbeitet, und die Erfahrung, die beste Lehrmeisterin der Technik, hat viel Vorzügliches zuwege gebracht. Erstaunlich ist es, dass bei dieser regen Thätigkeit die wissenschaftliche Bearbeitung der Vorgänge beim Trocknen sehr in den Hintergrund trat und wenig gepflegt wurde. Man findet wohl einige gediegene Arbeiten für besondere Fälle (Seger), welche weiter hätten anregend wirken müssen, aber im allgemeinen ist dieses Gebiet nicht genügend aufgeschlossen. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte lehren uns jedoch, dass der freie Meinungsaustausch und die klare wissenschaftliche Erörterung allein eine gedeihliche Entwicklung der Technik ermöglichen.

1) Z. 1897 S. 1321. 2) Z. 1896 S. 1005.

Der Zweck jedes Trockenprozesses im engeren Sinne ist, das Wasser, welches sich in einem feuchten Körper oder an dessen Oberfläche befindet, ganz oder teilweise durch Verdunstung oder Verdampfung zu entfernen.

Es ist bekannt, dass zur Umwandlung von 1 kg Wasser von 00 in Dampf von 100o 637 W.-E. erforderlich sind, von denen 100 W.-E. auf die Erwärmung des Wassers von 0 auf 100o und 537 W.-E. auf die Aenderung des Aggregatzustandes entfallen. Bei Trockeneinrichtungen wird bisher selten von dieser reinen Verdampfung des Wassers bei 100° Gebrauch gemacht, vielmehr wird fast allgemein unter Zuhülfenahme der Luft als Trägers des Dampfes eine Verdunstung des Wassers bei Temperaturen unter 1000 angestrebt. Die Wärmemenge, die zur Verdunstung von 1 kg Wasser von 00 bei Temperaturen unter 1000 aufgewendet werden muss, ist aber wenig verschieden von derjenigen, welche bei der Verdampfung erforderlich ist. Sie beträgt nach Zeuner:

bei 50o.

» 150
00

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621 W.-E.

611 > 606

Diese sorgfältig ermittelten unabänderlichen Beziehungen zwischen dem verdunsteten Wasser und der dafür aufgewandten Wärme bildet die Grundlage für den Trockenprozess.

Während nun aber die reine Verdampfung bei 100° unter atmosphärischem Druck der fortgesetzten Wärmezufuhr entsprechend ohne weiteres vor sich geht, erfordert die Verdunstung bei niedrigen Temperaturen unter normalem Druck eine ständige Erneuerung der die Verdunstungsfläche berührenden atmosphärischen Luft; denn nur diese allein vermag den Wasserdampf fortzuführen. Um die durch die Lufterneuerung bedingten Erscheinungen weiter zu verfolgen, ist es nötig, näher auf die physikalischen Eigenschaften der atmosphärischen Luft einzugehen.

Bei konstantem Druck kann die Luft um so mehr Wasserdampf aufnehmen, je höher sie erwärmt wird. Die gröfsten Wassermengen, welche 1 cbm Luft bei normalem Barometerstande von 760 mm Quecksilbersäule aufnehmen kann, sind in der graphischen Darstellung Fig. 1 für die verschiedenen je um 10° steigenden Temperaturen aufgetragen. Die Gewichte dieser Wassermengen sind in Gramm an

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10

20 30 40 50 60 70

80 90 100°C gegeben und einer Tabelle aus Rietschels »Lüftungs- und Heizungsanlagen<< entnommen. Man erkennt sofort, dass die Wasseraufnahmefähigkeit der Luft nicht proportional, sondern in stark steigendem Grade mit der Temperatur zunimmt.

Wenn man für die Wasserverdunstung vollkommen trockene Luft zur Verfügung hätte und diese trockene Luft derart an den feuchten Verdunstungsflächen vorbeiführen könnte, dass sie sich vollständig mit Wasser sättigte, so würde man aus der Temperatur der abziehenden gesättigten Luft mit Hülfe der in dem Diagramm aufgetragenen Werte unmittelbar die zur Fortführung einer bestimmten Wassermenge erforderliche Luftmenge berechnen können. In Wirklichkeit ist dies aber niemals der Fall, denn die atmosphärische Luft enthält immer eine gewisse Menge Feuchtigkeit, die bei der Berechnung mit zu berücksichtigen ist.

Am einflussreichsten ist der Feuchtigkeitsgehalt der Luft beim Trocknen im Freien und allgemein bei Benutzung niedriger Temperaturen. Man bestimmt ihn durch Hygrometer oder Psychrometer, ermittelt gewöhnlich den >>relativen Feuchtigkeitsgehalt<< der Luft, das ist das Verhältnis der in der Luft enthaltenen Wassermenge zu der gröfsten Wassermenge, welche die gesättigte Luft bei der Bestimmungstemperatur aufnehmen kann, und drückt dieses Verhältnis meist in Prozenten aus. Wenn z. B. die Luft bei 150 nur 8,8 g Wasserdampf pro cbm enthält, während sie im gesättigten Zustande 12,8 g aufnehmen kann, so ist der relative 8,8 Feuchtigkeitsgehalt 0,69 oder 69 pCt. Wenn man diese 12,8 Luft von 15° abkühlt, so wird etwa bei 9o der Wasserdampf an

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fangen, sich niederzuschlagen; denn bei 90 kann 1 cbm Luft höchstens 8,8 g Wasserdampf aufnehmen. Diese Niederschlagtemperatur ist der Taupunkt der Luft.

Der relative Feuchtigkeitsgehalt wechselt mit der Witterung und beträgt für die Sommermonate bei uns durchschnittlich 66 pCt, in den Wintermonaten 87 pCt. Es kann also die atmosphärische Luft im Durchschnitt nur noch 1/3 bis 1/8 der in dem Diagramm angegebenen Wassermengen aufnehmen.

Bei der Berechnung der zum Trocknen nötigen Luftmengen muss weiter berücksichtigt werden, dass die Luft während der Berührung mit den feuchten Flächen in der Regel diejenige Wärmemenge abgeben muss, die bei der Verdunstung des Wassers gebunden wird. Durch diese Wärmeabgabe sinkt aber die Tempe ratur der Luft und gleichzeitig ihre Aufnahmefähigkeit für Wasserdampf, und es ist sofort zu übersehen, dass man mit einer bestimmten Luftmenge niemals diejenige Dampfmenge verdunsten kann, welche die Luft bei der Anfangstemperatur noch aufzunehmen imstande war, sondern ganz erheblich weniger.

Die durch die Luft fortgeführten verdunsteten Wassermengen stehen daher in einem ganz bestimmten unabänderlichen Verhältnis zu dem Temperaturgefälle, das die Luft bei der Aufnahme der Wasserdämpfe erleidet.

Die spezifische Wärme der Luft ist 0,237, das Gewicht von 1 cbm trockener Luft von 15o beträgt 1,22 kg. Beim Fallen der Temperatur um je 10 kann daher 1 cbm Luft von 15° an Wärmeeinheiten abgeben:

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Wenn sich also Luft von 150 durch Verdunsten von Wasser um 1o abkühlt, so führt 1 cbm Luft 0,483 g Wasserdampf mit sich fort.

Mit Hülfe dieser wichtigen Beziehungen, die man für alle Temperaturen berechnen kann, lassen sich nun alle weiteren Aufschlüsse des Trockenprozesses rechnerisch klar legen.

Von Interesse wird es sein, zu wissen, wieviel Luft von 150 mit 69 pCt Feuchtigkeit erforderlich ist, um 1 kg Wasser zu ver69 dunsten. 1 cbm Luft enthält bereits 12,8 8,83 g Wasser100 dampf. Nach inniger Berührung mit den feuchten Oberflächen wird sich die Luft um etwa 30 abkühlen, also von 15° auf 12o. Sie nimmt dabei nach unserer obigen Rechnung 0,483.3 Wasserdampf auf, enthält alsdann zusammen 8,83 +1,45 und ist fast gesättigt, denn bei 120 kann sie höchstens 10,6 g aufnehmen. Um 1 kg Wasser zu verdampfen, sind also mindestens 1000 =rd. 670 cbm Luft von 150 und 69 pCt relativer Feuchtig1,45 keit erforderlich.

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1,45 g

10.28 g

Bei allen Trockenprozessen ist aber zu berücksichtigen, dass die Luft um so schwerer Wasserdampf. aufnimmt, je näher der Feuchtigkeitsgehalt dem Taupunkte rückt. Man wird also für die Praxis immer reichlich rechnen müssen und im obigen Falle für die Verdunstung von 1 kg Wasser etwa 1000 cbm Luft annehmen. Diese 1000 cbm wiegen aber etwa 1240 kg.

Dass eine künstliche Bewegung so gewaltiger Luftgewichte nicht wirtschaftlich ist, dürfte sich aus dieser Rechnung ohne weiteres ergeben. Man erkennt weiter hieraus, wie wichtig es ist, Trockenplätze, Trockengerüste und Schuppen so anzulegen, dass ein guter und lebhafter Luftumlauf unter Benutzung der vorherrschenden Windrichtungen gesichert ist.

Wenn auch die Trocknung im Freien unter Benutzung der uns von der Sonne in reichstem Mafse gespendeten Wärmemenge an sich kostenlos erscheint, so ist sie es in der Praxis doch niemals. Sie erfordert gewöhnlich lange un bestimmte Trockenzeiten und daher ausgedehnte Trockenflächen oder grofse kostspielige Gerüste und Schuppen, in denen der zu trocknende Stoff in genügender Menge gelagert werden kann. Die ausgedehnten Anlagen bedingen hohe Anlagekosten, weite Materialtransporte und viel Arbeitlöhne. Dazu kommt, dass sich manche Stoffe überhaupt nicht im Freien trocknen lassen und dass in vielen Fällen Platzmangel und der ununterbrochene Fabrikbetrieb künstliche Trockeneinrichtungen erfordern, die ganz oder wenigstens möglichst unabhängig von den Witterungsverhältnissen sind.

Die Vorgänge bei dem künstlichen Trocknen sind genau dieselben wie die beim Trocknen in freier Luft. Durch künstliche Erwärmung der Luft werden nur die Anfangs- und die Endtemperaturen höher gelegt, und in den meisten Fällen wird auch das zu trocknende Material während des Trocknens angewärmt.

Bei allen künstlichen Trockeneinrichtungen ist neben den erforderlichen Luftmengen, die bewegt werden müssen, und neben

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den feuchten Luftmengen angeführt, unter der Voraussetzung, dass się durch die Berührung mit den Verdunstungsflächen vollständig mit Wasserdampf gesättigt sind, eine Voraussetzung, die ja aus schon angeführten Gründen in der Praxis niemals ganz innegehalten wird. Man erkennt sofort, dass diese Luftmengen sehr schnell abnehmen, wenn die Luft mit höheren Temperaturen abzieht, und dass die künstliche Bewegung der Luftmengen durch Ventilatoren alsdann wirtschaftlich gut durchführbar ist.

Die der Trockeneinrichtung zugeführte Luft muss diejenige Wärmemenge abgeben, welche zur Verdunstung des mitgeführten Wassers nötig ist. Das hierdurch entstehende Temperaturgefälle lässt sich aus dem Gewichte der abgeführten Luft abzüglich des aufgenommenen Dampfgewichtes und aus der spezifischen Wärme der Luft berechnen. Die Endtemperatur, vermehrt um das berechnete Temperaturgefälle, ergiebt aber die Anfangstemperatur, welche erreicht werden muss, damit dem Trockenraume die zur Verdunstung erforderliche Wärme durch die Luft zugeführt wird.

Aus diesen höchsten Temperaturen lassen sich bereits wichtige Schlüsse ziehen:

1) Muss die eintretende erhitzte Trockenluft irgend welche eisernen Konstruktionsteile berühren, so wird man die Temperatur zweckmäfsig nicht höher als 200 bis 3000 wählen und kann dann im günstigsten Falle die abziehende Luft mit etwa 50o vollständig gesättigt erhalten.

2) Selbst wenn man die höchsten Hitzegrade der Feuergase als Anfangstemperatur verwendet, kann man doch nie gesättigte Luft von über 80" aus der Trockenanlage abführen. Wohl kann man die Luft bei den berechneten Anfangstemperaturen mit höheren Endtemperaturen abziehen, aber dann ist das vorhandene Temperaturgefälle nicht ausgenutzt, die abziehende Luft nicht mit Wasser gesättigt und die aufgewendete Wärme nicht genügend für Zwecke der Verdunstung nutzbar gemacht.

Die unteren Schaulinien geben Aufschluss über diejenige Wärmemenge, welche für die Verdunstung von 1 kg Wasser erforderlich ist. És sind getrennt aufgetragen die Wärmemengen, welche zur Verdunstung von 1 kg Wasser, und die, welche zur Erwärmung der Trockenluft von der Aufsentemperatur von 100 bis zur Endtemperatur beim Verlassen des Trockenraumes aufgewendet

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werden. Die in der dritten Linie angegebenen Summen stellen die theoretisch geringsten Wärmemengen dar, welche für die Verdunstung von 1kg Wasser bei künstlicher Erwärmung der Luft aufgewendet werden müssen. Diese Werte müssen nun noch vermehrt werden um diejenigen Wärmemengen, die zur Erwärmung des Trockengutes von der Anfangs- bis zur Endtemperatur aufgewendet werden, und um diejenigen Wärmemengen, welche dadurch verloren gehen, dass die Luft niemals ganz gesättigt, sondern immer noch wasseraufnahmefähig abzieht.

Lässt man diese letzten sehr schwankenden Werte vorläufig aufseracht, so würde man z. B. mit 1 kg Steinkohle mit 7200 W.-E. theoretisch je nach den Temperaturen 7,5 bis 11 kg Wasser verdunsten können.

Je höher man im allgemeinen die Temperaturen steigert, desto günstiger wird die Verdunstungsziffer und desto geringer der Kraftverbrauch, der zur Bewegung der Luft erforderlich ist. Man söll daher geringe Erwärmungen nur dann anwenden, wenn die zu trocknenden Stoffe keine hohen Temperaturen vertragen können, oder wenn vorhandene Wärmequellen eine kostenlose Erwärmung ermöglichen.

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und

Legt man eine besondere Heizvorrichtung an, so soll man die Trockenluft immer so hoch als irgend möglich erhitzen für eine derartig innige Berührung mit dem Trockengut sorgen, dass sie möglichst gesättigt aus dem Trockenraume entweicht.

Benutzt man statt der erhitzten Luft unmittelbar die Heizgase einer Feuerstelle, so gelten nahezu dieselben Beziehungen. Die veränderte Zusammensetzung der Trockenluft bedingt nur geringe Aenderungen der berechneten Werte, und es ist nötig, die schon bei der Verbrennung erzeugten Wasserdämpfe mit zu berücksichtigen.

Der Vortragende führt die Zeichnung eines Trockenkanales vor, durch den das Trockengut (Ziegelsteine, Zementsteine usw.) auf Wagen von einem Ende nach dem andern hindurchgeschoben wird. In entgegengesetzter Richtung werden die Heizgase einer Feuerstelle durch den Kanal hindurchbewegt, gewöhnlich unter Benutzung eines Ventilators oder eines Schornsteines. Die Feuergase treten durch Sohlenöffnungen in den Kanal ein, verlieren den gröfsten Teil ihrer Wärme durch Berührung mit den feuchten Flächen und ziehen mit dem verdunsteten Wasser am andern Ende des Kanales ab. Die Temperaturen müssen bei derartigen nach dem Gegenstromprinzip gebauten Anlagen so niedrig gehalten werden, dass ein Erglühen der eisernen Wagen ausgeschlossen ist und ein Niederschlag des verdunsteten Wassers an dem kalten neu eintretenden Material vermieden wird.

Genau dasselbe Gegenstromprinzip ist bei einer Reihe von Trommeltrockenapparaten für Rohstoffe, Holz, Thon, Düngemittel usw. ausgebildet.

Bei allen diesen Einrichtungen lehrt auch die Erfahrung, dass die Trocknung um so schneller vor sich geht und die Verdampfungsziffer um so günstiger wird, je höher man die Eintrittstemperatur wählt, je mehr Wasserdampf also in 1 cbm abziehender Luft enthalten ist.

Für alle diese Einrichtungen, welche Form sie auch haben mögen, gelten die entwickelten Beziehungen, und überall müssen für die Verdunstung des Wassers mindestens die berechneten geringsten Wärmemengen zugeführt werden. Verdampfungsziffern für Steinkohle von 16 bis 7 sind darnach als durchaus gute anzusehen, und die ausgeführten Anlagen erreichen selten diese Werte und dürften sie nur vereinzelt überschreiten. Mittlere Verdampfungsziffern von 1/12 bis 1/16, wie sie in den Anpreisungen von amerikanischen Trockeneinrichtungen zu finden sind, giebt es nicht.

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Innerhalb der durch die Berechnung gegebenen bescheidenen Grenzen lassen sich aber die Wärmemengen, die zur Verdunstung des Wassers erforderlich sind, unter Umständen verringern. So führt der Vortragende eine Kanalanlage vor, bei der irgend eine Oberflächenheizung als Wärmequelle dient. Die zwischen den Heizregistern erwärmte Luft wird durch einen Exhaustor in den Trockenkanal getrieben und umspült im Gegenstrom das Trockengut. Ein geringer Teil der durch die Verdunstung abgekühlten Luft entweicht am Ende des Kanales durch einen Schlot, während der gröfsere Teil zurückgeführt wird und beim wiederholten Durchgang durch die Heizregister angewärmt und von neuem befähigt wird, Wasserdampf aufzunehmen. Es wird immer nur so viel frische Luft in die Heizregister eingeführt, als am Ende des Kanales entweicht. Durch den Luftumlauf wird eine Erhöhung der Temperatur im Trockenraume, eine starke Luftbewegung und wiederholte innige Berührung der einzelnen Luftteilchen mit den feuchten Oberflächen des Trockengutes bewirkt. Die Trockenluft tritt mit höherer Temperatur und mit Wasserdampf stärker gesättigt aus dem Trockenraum aus, als bei einmaligem Durchgang durch den Kanal. Die Folge ist, wie sich rechnerisch ja ergiebt, infolge der höheren Temperaturen eine bessere Ausnutzung der aufgewendeten Wärme für Trockenzwecke.

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