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thm, doch soll er sich einigemal unter der Hand erfundigt haben, was er mache. Er lebte in Potsdam fast ganz einsam in seiner Woh nung, beschäftigte sich mit Gelehrsamkeit und Kunst in seiner vortreflichen Bibliothek und Sammlung von Münzen und Kunstsachen. Ich besuchte ihn damals einigemal. Er sprach fehr freymüthig, aber doch mit Schonung von sets ner Geschichte mit dem Könige, und machte den Zuhörenden gleichsam zum Richter, ob er nicht seln häusliches Glück der Gunst des Königs hätte vorziehen müssen. Er sprach dabey mit großer, Gleichmüthigkeit von seiner Entfernung vom Kös nige. So aufrichtig er dabey seyn mochte; so merkte man doch aus kleinen Zügen, daß ihm diese Entfernung wehe that, und daß es ihn nicht uns glücklicher machen würde, wenn sie geendigt würde.

Die Gelegenheit dazu fand sich unvermuthet. Der König hatte ihm das Jahr vorher den Aufs trag gegeben, einige Statuen von Cavaceppi aus. Rom kommen zu lassen. Sie kamen erst im Früh linge des Jahres 1771. über Hamburg zu Wasser in Potsdam an, und waren an Quintus addressirt, weil er sie bestellet hatte. Er mußte also an den König schreiben, daß diese Bildsäulen in Potse

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dam angekommen wåren, und daß also der König befehlen möchte, was weiter damit vorgenoms men werden sollte. Der König antwortete : ,,Quintus möchte die Bildsäulen nach Sanssouct ,,bringen und auspacken lassen, und es würde Ihm lieb seyn, wenn er Ihm dieselben den ,,folgenden Nachmittag selbst zeigen wollte." Dieß geschah. Der König sagte von dem, was vorgegangen war, kein Wort, auch nachher nicht; sondern er war gegen Quintus gnådigér als vorher, bis an dessen Ende. Dieß ist ein Bes lag zu einem edlen Zuge im Charakter des Königs. Wenn Er erst überzeugt war, daß Er jemand zu viel gethan hatte, so hatte auch vorheriger Widerspruch und Uebereilung im Zorne nicht nachtheilige Wirkung auf Ihn.

Quintus vertrat bey dem Könige sehr die deutsche Litteratur, und machte Ihn, wenn es nur irgend möglich war, mit den Verdiensten deutscher Gelehrten bekannt. Herr Dasdorf hat (im Ilten Theile der von ihm herausgeges benen Winkelmannischen Briefe S. 163 u. f.) erzählt, wie ich durch Quintus den Auftrag erhielt, dem berühmten Winkelmann die Stelle eines Königl. Bibliothekars in Berlin anzutras. Nicolai Anekd, v. Fr. II. 68 H. gen,

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gen, welches durch ein unglückliches Mißvers ständniß nicht zu Stande kam. Denn Quintus bey seiner großen Hochachtung gegen Winkels mann, glaubte, demselben ein stårker Gehalt vers schaffen zu können, als der König geneigt war zu ges ben. Quintus håtte hernach gern anders gehandelt.

Der König bedauerte sehr seinen Tod, Er gabber Wittwe eine Pension, und kaufte ihr, die Bibliothek ihres Gemahls für Zwölftausend Tha; ler ab, welche jeßt der Königl. öffentlichen Bibliot thek in Berlin einverleibet ist. Der Herausger ber der Anekdoten und Charakterzüge Fr. II hat sehr Unrecht (im Iten Hefte S. 62) vorzuz geben, die Bibliothek sey nicht die Hälfte dieser Summa werth. Ich kann dieß am besten wiss sen, denn auf Verlangen der Wittwe und des Herrn Generals von Rohdich, als Vormundes der Kinder, tarirte ich die Bibliothek nach ei nem handschriftlichen Verzeichnisse, und zwar nur so hoch wie ich glaubte daß die Bücher höchftens in einer Auktion weggehen könnten, und ich erinnere mich sehr wohl, daß die Tarek über 10,000 Thaler stieg. Die übrigen Anekdoten, die in jener Sammlung (VIII. Heft S. 90; X. S. 68; XII. . 95; XIV. S. 69.) erzählt worden, find

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alle ungegründet. Besonders die im VIIIten Hefte, die sich darauf gründen soll, daß Quin: tus der Sohn eines Kaufmanns gewesen sey, der eine Fayancefabrik besessen habe, passet sich offenbar nicht; denn sein Vater war Hofs rath und Syndikus der Pfälzerkolonie in Magdeburg, sein Bruder oder Vetter, hat eine solche Fabrik.

LXIX.

Der berühmte Musiker Quanz, Friedrichs II, Lehrer auf der Flöte und beständiger musikalia fcher Gefährte, kam zuerst im May des J. 1728 mit nach Berlin, als der König von Polen den König Friedrich Wilhelm I. besuchte. Er ließ sich vor der Königinn hören, welche eine kleine Kapelle hatte. Der Kronprinz bekam Lust, die Flöte zu lernen, und die Königinn begünstigte' diese Neigung, und schlug daher sogar Quanzen vor, in ihre Dienste mit 800 Rthl. Besoldung zu treten. Dies konnte aber Quanz nicht aunehmen, weil ihn der König von Polen nicht lassen wollte; der ihm aber Erlaubniß gab, jährlich zweymal nach Berlin zu reisen, um den Kronprinzen im Fld, tenspielen zu unterrichten. Schon in den weni

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gen Tagen des damaligen Aufenthalts t) ward *der Anfang mit den Lehrstunden gemacht, und hernach sehte der Kronprinz die Uebungen auf der Flöte eifrig fort. Die Reisen, welche Quanj dieserhalb nach Berlin machte, mußten aber, bes sonders anfänglich, sehr geheim geschehen; denn der König mußte, nichts davon wissen, der das mals seinen jungen Kronprinzen bloß zum Sols daten machen wollte, und, und wie man sehr wohl wußte, ein so sanftes Vergnügen wie die Musik, besonders die Flöte, gewährt, nicht würde gebilligt haben.

Im Sommer des Jahres 1730, kurz vorher ehe der König mit dem Kronprinzen die Reise durchs Reich bis nach Wesel anstellte, von wo der Kronprinz bekanntermaßen insgeheim nach England gehen wollte, worauf hernach die bekannten unglücklichen Umstände erfolgten, war Quanz auch in Berlin, um mit dem Kronprins zen, zuweilen des Morgens früh schon gegen 6 Uhr, gewöhnlich aber alle Nachmittage von 4 bis

†) Der König von Polen kam mit seinem Gefolge im J. 1728. den 29ten May nach Berlin und blieb bis zum 12. Jun.

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