LXVIII. Line Nachricht von dem sel. Obersten Quintus Jcilius findet man in Bucholz Brandenb. Ges schichte (Viten Bande S. 340.) und in Hrn. D. K. R. Buschings wöchentlichen Nachrich= ten, (vom J. 1775. S. 187.) Ich will hier kurz dessen Lebensumstände erzählen, größtentheils, wie ich sie aus seiner eigenen mündlichen Erzäh, lung habe. Ich war sehr genau mit ihm bekannt, bin mehrmals in Potsdam bey ihm gewesen, und wenn er in Berlin war, sah ich ihn sehr oft und mehrmals stundenlang. Er liebte sehr litterarische Unterhaltungen und besonders über mehrere Theile der deutschen Litteratur, worin er ans fänglich etwas fremd war. Diese Erzählung wird theils verschiedene Vorfälle enthalten, die in den obenangeführten Nachrichten nicht befindlich And, theils dieselben hin wieder berichtigen können. Karl Theophilus Guichard ward im Jahre 1725. in Magdeburg geboren. Er studirte zu I 2 Halle, Halle, Marburg, Herborn und Leyden. widmete sich anfänglich der Theologie, legte sich aber nachher, besonders zu Leyden, aus Neigung, mehr auf lateinisch › kritische Kenntnisse, auf die griechische und die`morgenländischen Sprachen. Er ließ auch einen Band lateinischer Gedichte in Holland drucken. In Leyden hielt er sich in den Jahren 1745 und 1746. auf, doch war er auch zuweilen einige Zeit im Haag, wo er in dem Hause des berühmten Greffier Franz Fagel †) Zutritt hatte. Durch denselben lernte er den Sekretår des Prinzen von Oranien, Herrn Winter, genau kennen. Als dieser Prinz im Jahre 1747. bekannts lich nach dem Einfalle der Franzosen in die Nieders lande zum Statthalter aller Sieben vereinigten Provinzen gewählt worden war, that er im May® und Junius Reisen in die Hauptstådte jeder Pros vinz, um von seiner neuen Würde Besitz zu neh men. Im Junius reisete der Statthalter unter andern nach Utrecht, und Guichard erhielt von' Ihm das Versprechen bey dieser Gelegenhett, den Staa 1) Er ließ, als dieser berühmte Staatsmann 1746 im 86ten Jahre farb, ein lateinisches Gedicht auf einem Bogen in 4. im Haag drucken. Staaten von Utrecht zu einer eben vakanten Profess sorstelle auf dieser Universitåt vorgeschlagen zu wers den; welche zu erhalten damals sein grössester Wunsch war. Den Tag als der Prinz abging, war die Menge der Reisenden so groß, daß unser junger Gelehrtér nicht fortkommen konnte; er traf also erst den folgenden Abend in Utrecht ein, voll von der Hoffnung, durch das vielvermögende Vorwort des Fürsten auf dieser Universität ganz firirt zu werden. In Utrecht war alles. so voll, daß er kaum unterkommen konnte. Er hörte in seinem Wirthshause einen fröhlichen Lärm von versammleten Gästen, und auf geschehene Nache frage erfuhr er, daß es ein Gastmal von Profess soren sey. Da er sie alle kannte, so ließ er sich bey ihnen melden, und ward von ihnen sehr jos vialisch mit dem Glase in der Hand empfangen. · Denn sie tranken eben die Gesundheit des neuen Herrn Professors. Er fragte, wer das sey, und hörte zu seinem großen Schrecken, daß die Stelle, auf welche er sich gewisse Hoffnung ges macht hatte, schon einem andern war gegeben wors den. Ihm wollte kein Wein schmecken und er brachte die Nacht schlaflos zu. Den folgenden Morgen erfuhr er von seinem Freunde, dem Ses Fretår: I 3 |